10 Tage Optimismus – Tag 9: Viele kleine Fortschritte

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 9: Es muss nicht immer der große Knaller sein, viele positive Fortschritte bringen in Summe auch eine erhebliche Entwicklung, die einige Vorteile beinhaltet:

1.) Lokal – die kleinen Initiativen sind meist lokal motiviert und initiiert, daher auch lokal wahrgenommen. Partizipative Systeme sind leicht aufsetzbar, die Miteinbeziehung der Stakeholder ist eine Selbstverständlichkeit, die Wirkung ist lokal und idealerweise auch der Gewinn.

2.) Vorbild – die Erfolge machen Lust auf mehr. Neue Initiativen werden gegründet, weil man direkten Blick auf bereits funktionierende Projekte hat. Die Erfolge sind spürbar und motivieren für neue Versuche. Langsam entsteht ein entsprechendes Selbstbewusstsein und in Folge ein neues Gemeinschaftsgefühl.

3.) Werte – allerorts wird gerufen und gejammert: die alten Werte gehen verloren, nein: sie sind schon verloren, und woher bekommen wir neue? Die vielen kleinen positiven Initiativen zeigen einen guten Weg in neue Formen der Gemeinschaften. Das wird auch das Ende der klassischen Bürgerinitiativen sein, denn die braucht man nur gegen einen übermächtigen Gegner. In der Zukunft wird die Souveränität in der Gemeinschaft liegen und übermächtige Gegner sind abgemeldet.

Jetzt ist es Zeit für ein paar Beispiele dieser kleinen Initiativen, quasi Strömungen:

a.) Grüne Energie aus Meeresströmung

Eigentlich sollte man besser von „blauer Energie“ sprechen, aber egal: es funktioniert und entspricht dem Prinzip der lokalen Stromerzeugung nach den jeweils am besten vorhandenen Ressourcen.
Reggio Calabria (Quelle: Pressetext pte/03.02.2011/13:30) – Das auf Umwelttechnologien spezialisierte Firmenkonsortium SintEnergy Ltd. http://www.sintenergy.it hat in Zusammenarbeit mit der Università di Calabria http://www.unica.it ein neuartiges Meeresströmungskraftwerk entwickelt. Mithilfe der auf der Punta Pezzo (Meerenge von Messina) geplanten Stazione Sperimentale Permanente sollen die im Labor und im Windkanal simulierten Parameter auf ihre Alltagstauglichkeit untersucht werden.

Projektleiter Antonio Cutupri erklärt Bauprinzip und Funktionsweise: „Auf dem beweglichen Tragarm der am Festland montierten Anlage sind eine oder mehrere Turbinen untergebracht, welche die Meerwasserströmung zur Umwandlung in elektrische Energie nutzen. Ihre Größe kann den jeweiligen Strömungsverhältnissen angepasst werden. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Anlagen gibt es keine negativen Auswirkungen auf die umliegende Fauna und Flora. Der erzeugte Strom wird ohne am Meeresgrund verlegte Kabel und ohne die Entstehung von Magnetfeldern an Land geleitet.“

Enorm robuste Konstruktion: Ein weiterer Vorteil ist die strukturelle Widerstandsfähigkeit des an einem großen Scharnier befestigten bis zu 100 Meter langen Tragarmes, der selbst Durchsatzgeschwindigkeiten von 14,5 Knoten aushält. Damit sei die Anlage auch für Strömungsverhältnisse geeignet, wie sie vor Schottland üblich sind.
„Angestrebt sind Wirkungsgrade bis 46 Prozent“, so Cutupri weiter. Trotz deutlich niedrigerer Baukosten sei die Anlage damit jedem Windpark überlegen. „Während beim Meeresströmungskraftwerk bei einem Durchsatz von drei Metern pro Sekunde zur Erzeugung von 5,4 Kilowattstunden ein Quadratmeter Rotorfläche ausreicht, werden bei der Windturbine dazu zehn Meter pro Sekunde und 48 Quadratmeter benötigt“, meint der italienische Ingenieur.
Wettbewerbstauglich:
Der von der Firma Develpack in Campo Calabro gebaute, durch internationale Patente geschützte Prototyp ist bei dem britischen Ideenwettbewerb „Saltire Prize“ zugelassen worden. Dieser hat die Errichtung eines Meeresströmungskraftwerkes vor der schottischen Küste mit einer Jahresleistung von 60 Mio. Kilowattstunden zum Ziel.
Entstanden war das Konzept der innovativen Kraftwerkstechnik vor drei Jahren, als Antonio Cutupri mit Unterstützung des Enterprise Europe Network als Spin-off des staatlich geförderten Universitäts-Inkubators „Technest“ das lokale Firmenkonsortium SintErnergy gründete. Die Inhaber hoffen, schon bald auf einen Jahresumsatz von mehr als 100 Mio. Euro zu kommen.

b.) Druckluftbremse bremst Spritverbrauch

Es sind sicher die neuen Technologien, die den größten Öffentlichkeitseffekt haben. So lange sie auf andere Bereiche befruchtend wirken, ist dagegen nichts einzuwenden.

Die Forscher glauben, Einsparungen von 60 Prozent im Stadtverkehr sind durchaus möglich. Lund (Quelle: pressetext, pte/07.02.2011/13:30) – Das Bremsen eines Autos erzeugt viel Energie, die bei reinen Verbrennungsmotoren bislang ungenutzt verpufft. Das kann sich dank pneumatischer Hybridantriebe ändern. Im Prinzip handelt es sich um „regenerative Bremsen für Fahrzeuge mit reinem Verbrennungsmotor“, meint Per Tunestål, Professor für Verbrennungsmotoren an der Universität Lund http://www.lunduniversity.lu.se, gegenüber pressetext. Sie eröffnen wie regenerative Bremsen bei Elektro- und Hybridfahrzeugen ein gewaltiges Energiesparpotenzial. „Meine Simulationen zeigen, dass Busse in Städten ihren Treibstoffverbrauch um 60 Prozent reduzieren könnten“, so der Doktorand Sasa Trajkovic. Dabei sind die Systeme deutlich günstiger Unzusetzen als Elektro-Hybridantriebe.
Druckluft-Energiespeicher

Beim pneumatischen Hybridantrieb wird mithilfe von Bremsenergie Luft verdichtet und in einem Tank zwischengespeichert. Die Druckluft wird bei Bedarf zum Beschleunigen in den Motor eingeblasen. Dieser unterscheidet sich kaum von einem herkömmlichen Verbrennungsmotor, sodass ein pneumatischer Hybridantrieb einfach und günstig herzustellen ist. Nach Berechnungen von Trajkovic lassen sich dabei 48 Prozent der Bremsenergie zwischenspeichern. Das entspräche dem Rückgewinnungsgrad, der bei heutigen Elektro-Hybriden möglich ist. Besonders attraktiv ist die Technologie demnach bei langsamem, ruckeligem Fahren wie eben Bussen in der Stadt.

Tunestål geht davon aus, dass die Technologie einfach kommerziell umzusetzen ist. Denn der pneumatische Hybridantrieb braucht deutlich weniger Platz als ein Elektro-Hybridmotor. Als Treibstoff kommt neben fossilen Brennstoffen auch Biodiesel in Frage. Zudem ist der für Kunden fällige Aufpreis vergleichsweise gering. „Ich schätze, dass die Mehrkosten 1.000 Euro oder weniger betragen sollten“, meint der Wissenschaftler. Demnach hat bereits ein indischer Fahrzeughersteller Interesse an der Technologie bekundet.
chritt in die Praxis

Die Idee eines penumatischen Hybridantriebs an sich ist nicht neu. Dem Team aus Lund zufolge hatte Ford die Idee bereits in den 90ern aufgegriffen, aber wieder verworfen. Wissenschaftler an der ETH Zürich haben mit dem Ansatz bereits einen Motor entwickelt, der immerhin 30 Prozent Energieersparnis verspricht. Wie auch andere aktuelle Arbeiten handelt es sich dabei aber um reine Simulationen, so die Schweden. „Dies ist das erste Mal, dass jemand an einem echten Motor experimentiert hat“, betont Trajkovic. Dazu hat das Team mit dem Unternehmen Cargine http://www.cargine.com zusammengearbeitet. Als nächster Schritt sollen die Ergebnisse von einem Zylinder auf einen vollwertigen Mehrzylinder-Motor umgesetzt werden.

c.) Das Ende des Kaffeehaussterbens

Auch hier wurde lange gejammert, aber das gehört der Vergangenheit an. Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um eine globale Entwicklung, die man mit großem Tamtam feiern muss, aber die Wirkung im kleinen Bereich ist sicher gegeben.
Viele alte Kaffeehäuser haben sich gehalten, was gerade in der traditionsreiche Stadt Wien eine kulturbewahrende Wirkung hat. Die Menschen nehmen sich wieder die Zeit um eine Stunde bei einem kleinen Braunen plus Zeitung zu verweilen, und das nicht nur weil sie gerade arbeitslos sind.
Das ist noch nicht das Ende der chronisch-pathologischen Beschleunigungsorgie, die in den letzten Jahren überrollende Ausmaße angenommen hat, aber ein erster Schritt in den Gegentrend, der uns sehr gut tun wird. Volle Heurige wären übrigens das nächste Beispiel, dass Menschen gerne in guter Gesellschaft beisammen sitzen, ganz ohne Brüstchen an Schäumchen und Wein mit Schäumchen.

Vielleicht stirbt die Hoffnung nicht zuletzt, sondern gar nicht – zumindest hoffe ich das.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert