Bei Penny beginnt der Orient in Bosnien

…zumindest im neuesten Werbeprospekt, wo es eine Doppelseite gibt mit dem Titel „Orientalische Genüsse bei Penny“

Dort finde ich dann Rindfleischschnitzel mit „Österreich Bauernhof Garantie“ und frage mich, was daran orientalisch ist. Vielleicht kommen ja die Fleischhauer, die das Rind zerlegen, aus dem Orient.

Besonders fein ist das Angebot „Bosnischer Sudzuk“ (sieht ein bisschen aus wie Blutwurst).

Für die Marketingabteilung von Penny dürfte Bosnien jedenfalls zum Orient gehören. Gehört Geografie eigentlich zur Marketingausbildung?

Hauptsache authentisch, so wie die angebotene „Türkische Pizza“ – das erinnert mich an Schwedische Oliven und ist nicht so meins.

Komplett vergeht mir der Appetit bei „36 Tavuk Köfte“, denn auf der Packung steht geschrieben „36 original holländischer Geflügelfleischbratlinge – Hähnchenseparatorenfleisch (70%) brühwurstartig feinzerkleinert mit max. 9% Paniermehl.“

Mahlzeit!

Bauernfängerei bei SPAR

wobei – es sollen gar keine Bauern, sondern möglichst viele Kunden gefangen werden.
Wie SPAR das macht?
Ganz einfach: Man stelle nebeneinander mehrere Paletten auf, gut gefüllt mit Süßwaren. Dann platziere man große Schilder darüber. Auf eines schreibt man „Aktion“ und weist damit auf verbilligte Ware hin.
Die großen Paletten signalisieren einen Überschuss, den man loswerden will. Psychologisch heißt das: „Wir haben davon so viel, dass wir euch das jetzt ganz billig geben.“
Das stimmt zwar nicht, aber die Ware ist gegenüber dem „Normalpreis“ meist tatsächlich etwas billiger.

Jetzt kommt der Trick: Daneben platziert man eine andere, in diesem Fall ähnliche Ware. Diese ist überhaupt nicht verbilligt und das steht auch nirgends geschrieben. Es steht aber – optisch in der gleichen Aufmachung wie die Aktion – einfach „Tipp“ darüber geschrieben.

Was heißt das nun schon wieder? Ganz einfach: SPAR gibt uns den Tipp, diese Ware zu kaufen. Warum? Das wird nicht bekannt gegeben. Ich tippe auf gute Margen bei SPAR.

Am Bild wird ersichtlich, wie das funktioniert:

spar.jpg

Bild: Werbetafeln bei SPAR

Das ist übrigens relativ neu und zieht sich durch mehrere Gänge hindurch.

Betrug ist das nicht, für mich aber als Irreführung einzustufen.

Kerl, was machst Du auf meinem Basilikum?

Mangels Garten gibt es bei mir am Fensterbrett eine stattliche Sammlung an Basilikumstauden. Sie gedeihen prächtig, werden regelmäßig gegossen und sind mein ganzer Minigärtnerstolz.

Heute morgen beim Gießen hab ich es entdeckt, komische kleine schwarze Kügelchen. Also genauer hinschauen, und plötzlich: – Löcher! Zuerst nur eines, dann mehrere, schließlich ein bis aufs Gerippe abgenagtes Blatt. Auf den Blättern darunter eben schwarze Kügelchen.

Trotz großem Schreck machte ich mich sofort auf die Suche nach dem gierigen Übeltäter, leider erfolglos, trotz genauer Inspektion war nichts zu entdecken.

Also schütteln. Und siehe da, nach einiger Zeit konnte sich die dicke, fette, grüne Raupe nicht mehr halten und stürzte unter markerschütterndem Schrei in die Tiefe, sprich: Auf meinen Parkettboden.
Dort versuchte sie sich unsichtbar zu machen, was ihr auf dem grünen Basilikum gut gelang, am braunen Parkettboden nicht mehr ganz so gut.

Erwischt, Kerl! An deiner Scheiße gefunden (die schwarzen Kügelchen).

Letzlich konnte ich mich der Raupe gegenüber großzügig zeigen und spendierte einen Freiflug in Nachbars Garten (auf die Paradeiserstauden).

Irgendwann wird sie mir als Schmetterling am Nerv gehen.

Niedermeyer hat nichts gelernt!

Über diese Unsitte (und das ist noch harmlos ausgedrückt) hab ich schon vor einiger Zeit gepostet. Niedermeyer macht einfach weiter und offeriert: „Jetzt kaufen und erst nach Weihnachten bezahlen“ (Quelle: aktueller Niedermeyer-Werbeprospekt 8b-2009).

Haben die überhaupt nichts aus der Kredit-Blase gelernt? Hat jemand, der jetzt schon kein Geld hat und sich die versprochenen Luxusgüter nicht leisten kann, automatisch nach Weihnachten Geld? Sind die dumm bei Niedermeyer oder spielen sie verantwortungslos mit der Gier der Konsumenten?

Ich halte es für grob unverantwortlich, die Menschen auf diese Art und Weise zu ködern. Ich halte es generell für zerstörerisch, Menschen Kredit zu geben für Dinge, die sie nicht brauchen und sich nicht leisten können.
Und was passiert, wenn das viele Kunden in Anspruch nehmen und nach Weihnachten nicht zahlen können? Wer muss dann bezahlen, wenn der Niedermeyer (was natürlich nicht zu hoffen ist) auf einmal kracht und hunderte MitarbeiterInnen auf der Straße stehen? Das Management wird dann unschuldig tun und meinen, das hätten sie nie ahnen können und man hätte auch keine Fehler begangen und könne sich das überhaupt nicht erklären…
Da muss ich nicht lange raten, da wird dann der Steuerzahler zur Kasse gebeten. Ups, das bin ja ich!

Sorry, ich bin entschieden dagegen und werde die Firma in Zukunft boykottieren. Zumindest bis nach Weihnachten.

Aufgrund vieler Antworten auf dieses Posting im BörseExpress 24 hier ein paar Ergänzungen:

Es ist de facto so, dass die Kunden ihre Kredite nicht direkt bei Niedermeyer aufnehmen, sondern über eine Bank. Diese ist dann auch für das Inkasso verantwortlich und Niedermeyer kann sich raushalten.
Ich wurde gefragt, wie ich als Unternehmensberater so kritisch einem „Wirtschaftsbetrieb am freien Markt“ gegenüberstehen kann. Sehr einfach: Ich bin nicht McKinsey oder Roland Berger, ich berate keine Betriebe wie sie besser GEGEN ihre Kunden agieren können, ich berate nur wie sie besser MIT ihren Kunden gemeinsam Erfolg haben können.

Angesprochen wurde auch der „mündige Konsument“, der ja frei entscheiden könne, ob er so ein fragwürdiges Angebot annimmt oder nicht. Gemeint ist genau derjenige mündige Konsument, der sich in all seiner Freiheit immer freiwillig anschnallt, der das Kleingedruckte sorgfältig liest, für den man im Straßenverkehr auch keine Ampeln, Stopschilder, Verkehrszeichen generell oder sonstige Regeln bräuchte, weil er ja mündig ist und stets richtig und gut entscheidet. Er raucht nicht im Auto und würde auch nie telefonieren.
Bullshit! Ich will hier keine philosophische Diskussion über Freiheit und Ordnung beginnen, hoffe aber, dass meine LeserInnen so mündig sind, sich über dieses Thema schon Gedanken gemacht zu haben.

Todesurteil für Anlagebetrug in China

Ich zitiere die Kleine Zeitung vom 6. August 2009:
„Wegen Anlagebetrugs in Millionenhöhe sind zwei Geschäftsleute in der Volksrepublik China zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Die beiden hatten laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua hunderte Anleger insgesamt um umgerechnet rund 90 Millionen Euro betrogen. Der Betrug habe nach Erkenntnis der Justiz die „soziale Stabilität“ des Landes schwer beeinträchtigt, hieß es in der Pekinger Agenturmeldung vom Donnerstag. Die Urteile seien am Mittwoch vollstreckt worden.“

Darunter gibt es einige Leser-Kommentare, die von „traurig“ bis „bei uns wird so ein Gesindel noch mit einer fetten Abfertigung belohnt“ reichen.

Übrig bleibt die Frage, was bei uns in der „westlichen“ Welt tatsächlich bestraft wird und auch wie. Diese Diskussion wird es wahrscheinlich noch bis zum so genannten „St. Nimmerleinstag“ geben.

Einen Vorschlag hätte ich: Statt Tötung wäre „soziale Tötung“ eine Möglichkeit. Damit meine ich, dass diejenigen, die uns aus Gier und Arroganz das Geld aus der Tasche ziehen und nachher auch noch behaupten, sie hätten nichts gewusst und auch nichts geahnt und sich auch nichts dabei gedacht, zumindest nicht noch gefeiert und belohnt werden. Lasst sie den Schaden wieder gutmachen, auf irgend eine Art abarbeiten, aber gebt ihnen bitte keine Möglichkeit mehr, auf unser Geld zuzugreifen, in keinster Weise!

Ich bin auch dafür, die Namen derer zu nennen, die aus unserem Steuergeld den Herren Huber, Ötsch (stellvertretend genannt für viele andere) die Millionen zuschaufeln (tun die das immer noch? Ich vermute – warum sollten sie auch aufhören damit?) Wo sitzen die, in welchem Ministerium, in welcher Gesellschaft? Dort liegt die eigentliche Fahrlässigkeit. Die Gier derer, die nehmen, was sie bekommen können, kann ich noch eher verstehen als die vollständige Verantwortungslosigkeit dieser Herren.

Wie würden die dreinschauen, wenn sie sich einmal dem Volkszorn der Geschädigten aussetzen müssten, und sei es nur „modern-zivilisiert-human“ (warum schreibe ich das nur so ungern?) auf mediale Art und Weise?