Neues vom Häusl

Ich bin so stolz: Gestern durfte ich eine Flasche „Cif-24 h Gel extra dickflüssig Lemon fresh“ erwerben, zwecks Reinigung meines WCs.
Und wieder einmal beging ich den fatalen Fehler, einen einzigen Blick auf die Packung bzw. aufs Etikett zu werfen. So was darf man nicht tun, ich weiß, so was geht den Konsumenten nichts an, auch nicht den mündigen. Die Firmen werden schon wissen, was sie tun, die sind schließlich groß, ganz besonders die Unilever, die hinter der Marke Cif steckt.

Auf dem Etikett finde ich ein Siegel, eine wunderschöne blaue Weltkugel mit Sternchen, darunter steht „www.sustainable-cleaning.com“. Was das wohl heißen mag?
Auf der Website blinken Sternchen und man verweist auf die Website von A.I.S.E, deren Initiative das sei. Es handelt sich um eine „Charter für nachhaltiges Waschen und Reinigen“. Man werde, so heißt es, von unabhängiger Seite überprüft, ob man bei der Herstellung der Produkte auch brav die „Nachhaltigkeit“ berücksichtige. „Sicher und umweltschonend“ würde man erzeugen, da man die Rohstoffe „sorgfältig“ auswähle und sie sicher und effizient in der Erzeugung einsetze. Dann bekenne man sich noch zu „leicht verständlichen Informationen“ auf den Verpackungen, die einen „sicheren und umweltverträglichen Gebrauch“ gewährleisten würden.
Zu guter Letzt stellen die Firmen, die der Charter angehören, noch Daten zur Verfügung, „mit denen die wirtschaftliche, soziale und ökologische Gesamtleistung“ gemessen werden kann, und daraus entstünde dann ein jährlicher Nachhaltigkeitsbericht.

Wer genaueres wissen will, kann sich bei einer Telefonnummer erkundigen, die am Produkt drauf steht. Stimmt, in meinem Fall ist das eine kostenlose Nummer: 0800 206044, Unilever Austria. Oder man klickt einen Link an, dann kommt man zu den Daten des WKO-Fachverbandes der Chemischen Industrie, immerhin mit Ansprechpartner (Christian Gründling) und Telefonnummer 0590900 DW 3348.

Bleiben wir noch kurz bei der Seite. Wenn man im Menü die „Sicherheitsratschläge“ anklickt, dann kommen ein paar allgemeine Ratschläge à la „Reinigungsmittel nicht trinken“ oder „nachher gut lüften“ sowie der Hinweis „Den Inhalt dieser Nachfüllpackung vollständig in den Originalbehälter nachfüllen.“
Häh? Das ist eine Website, keine Nachfüllpackung. Waren die Programmierer besoffen? Hat sich das niemand angsehen, nachdem es online ging? Irgendwie erscheint mir das nicht besonders nachhaltig. (Glauben Sie nicht? So blöd kann niemand sein? Nachsehen: http://www.sustainable-cleaning.com/DE_safebehaviour.html)

Leider gibt es dann außer dem bisherigen Wischi-Waschi (eigentlich eh okay für eine Website über Reinigungsmittel) keine brauchbaren Informationen, nur Verweise auf verschiedene Initiativen, die dort wiederum sich selbst erklären. Wenn man auf die „Charter“ klickt, kommt der Hinweis auf die Website (auf der man sich ja schon befindet) und wenn man auf die Website geht, kommt der Hinweis auf die Charter.
Immerhin, ein wenig Kreislaufdenken dürfte da ja schon enthalten sein.
Was ich nicht finde:
1.) Den Nachhaltigkeitsbericht, der ja groß angepriesen wird.
2.) Informationen, was denn nun wirklich getan wird, um nachhaltig zu sein. Woher kommen die Rohstoffe, welche werden verwendet, ist die Verpackung umweltfreundlich, wie soll ich sie entsorgen? Nichts in der Art.

Also gehe ich auf die Cif-Website, schließlich habe ich ja meinen lemonfrischen Reiniger vor mir.
Dort wird es leicht bizarr, denn ein Werbespot beginnt unaufgefordert mich zu beschallen. Gott sei Dank kann ich ihn abschalten. Auch sonst wird hier geworben und man könnte auch selbst „loben oder tadeln“. Wenn man das allerdings versucht, landet man im Kontakt-Nirwana des Internets. Die aufpoppende Kontaktseite ist leer, sie bleibt so weiß wie die Wäsche, die man mit Unilever-Produkten waschen kann. Sie bleibt übrigens nachhaltig leer, und zwar egal mit welchem Browser man es probiert (Safari, Firefox…) und wahrscheinlich bis in alle Ewigkeit.

Ob das der einzige Fehler ist? Okay, Umlaute werden nur bei jedem zweiten Aufruf der Seite dargestellt, das rechne ich als Kleinigkeit. Sehr nett ist die Beschreibung über die Anwendung, die für mich den ersten Preis für Verständlichkeit und innere Logik bekommt. Hier im Original:

cif.jpg

Bild: Cif

Haben die vor dem Programmieren vielleicht doch einen klitzekleinen Schluck vom WC-Reiniger genommen, so zum Testen?
Die einzig brauchbare Information ist der Verweis auf die Seite www.cleanright.eu, wo sich tatsächlich genauere Informationen über die Nachhaltigkeitsprogramme finden lassen.

Griff zum Telefon. Eine sehr nette Dame meldet sich (und zwar sofort, ohne Warteschleife) und nimmt meine Wünsche entgegen, etwa die Frage, woraus die Flasche meines Cif-Reinigers besteht und wie man sie entsorgen soll. Ich brauche auch nicht lange warten, das schüttelt sie aus dem Ärmel: „Die Flasche ist aus Plastik und gehört in den Plastikmüll.“ Kurze Sprachlosigkeit meinerseits, darauf wäre ich von alleine nicht gekommen.
Meine Nachfrage, aus welcher Art Plastik denn die Flasche bestehe, kann sie leider nicht mehr beantworten, verspricht aber, mir das zu schicken. Ich wünsche mir noch den oben erwähnten Nachhaltigkeitsbericht und bin, sagen wir mal, mittelmäßig zufrieden. Ich erwähne noch die leere, blütenweiße Kontaktseite von Cif und sie verspricht, nachzusehen.

Und ich? Ich werde berichten, was dabei rauskommt. Nachdem ich mein Häusl geputzt habe.

4 Stunden später: Die Antwort von Unilever ist da. Die Flasche besteht aus folgenden Bestandteilen:
Flasche:
– High density Polyethylen (HDPE)
– Polyethylen (PE)
Verschluss:
– Polypropylen (PP)

Wikipedia sagt dazu folgendes:

„Polyethylen ist durch seine hohe Beständigkeit gegen Säuren, Laugen und Chemikalien sehr langlebig und nicht natürlich abbaubar. Durch Sonneneinstrahlung kann PE verspröden und zerfällt dann in immer kleinere Teile, wird jedoch nicht von Bakterien, Tieren oder Pflanzen in den natürlichen Kreislauf integriert. Verpackungen aus PE überdauern die verpackten Produkte, wie Lebensmittel, um Jahrhunderte. Als sogenannter Plastikmüll verschmutzt PE ohne fachgerechte Entsorgung die Umwelt. Das bekannteste Beispiel ist der Müllstrudel im Pazifik. Hier hat sich im Nordpazifikwirbel (englisch „North Pacific Gyre“) ein gigantischer Müllteppich angesammelt.“

Soviel zum Thema Nachhaltigkeit, bei Unilever heißt das scheinbar: Schadstoffe halten sich besonders lange in der Umwelt!

Den Nachhaltigkeitsreport haben sie mir auch geschickt, leider ist das nicht der – möglicherweise spannende – Bericht unabhängiger Fachleute, sondern eine Art Werbeprospekt der Unilever, bunt mit Jubelbotschaften, was man nicht alles tut und wie sehr man Schadstoffe reduziert. Alles ist grün und bunt und viele Blumen und lachende Modells wohin man schaut.

Weshalb erzeugt man nicht umweltfreundliche Flaschen, idealerweise wiederverwertbar? Oder nachfüllbare Flaschen, das würde sich bei so stabilen Flaschen wie der meines WC-Gels auszahlen, die könnte man Jahre lang benützen! Unilever könnte sogar Marktanteile halten, weil die KonsumentInnen eher das gleiche Produkt in die Flasche einfüllen und diese auch eine ständige Markenerinnerung wäre.

Freikaufen – der neue Ablasshandel?

Korruption, Bruch der Verschwiegenheit, Kartellabsprachen, Veruntreuung von Steuergeldern – alles kein Problem, solange man genügend Geld besitzt, um sich freizukaufen.

Die aktuellen Beispiele machen gerade die Runde in den Nachrichten (der Graf mit dem Faible für Schießeisen, div. Banken in USA) und ich frage mich, ob wir einen modernen Ablasshandel erleben.

Der klassische Ablasshandel fand in Glaubensangelegenheiten statt. Wikipedia: Der Codex Iuris Canonici von 1983, das Gesetzbuch des katholischen Kirchenrechts, definiert den Ablass in Canon 992 wie folgt:

„Ablaß ist der Nachlaß zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld schon getilgt ist; ihn erlangt der entsprechend disponierte Gläubige unter bestimmten festgelegten Voraussetzungen durch die Hilfe der Kirche, die im Dienst an der Erlösung den Schatz der Sühneleistungen Christi und der Heiligen autoritativ verwaltet und zuwendet.“

Übersetzt ins Deutsche: Wenn Du nur genug brennst, interessiert keine Sau, was Du vorher für Verbrechen begangen hast.

In der modernen Version wird das derzeit in USA gespielt: Es ist egal, wie viel Geld man mit der Schweinerei verdient hat, wenn man einen Teil davon an den Staat zahlt, darf man den Rest straffrei behalten.

Ob das in Österreich bzw. der EU – zumindest inoffizell – auch schon so ist, wird sich demnächst herausstellen, wenn klar wird, ob der Rüstungsgraf belangt wird oder nicht.

Die Banken werden ihre Gepflogenheiten weiter ausüben – wieso auch nicht? Und die Rechnungen bezahlen sie auch nicht selbst. Wer zahlt das dann eigentlich? Ach soo, eh der Staat, na, das geht mich nichts an…

Straches Freunde und der Ziegelstein

Schön langsam wird es Zeit, über die Sinnhaftigkeit von Facebook und ähnlicher Plattformen nachzudenken.

Derzeit gibt es eine Gruppe mit dem Namen „Kann dieser seelenlose Ziegelstein mehr Freunde haben als H.C. Strache?“

In der Internetplattform „Facebook“ sammelt man Personen als „Freunde“ und kann auch – je nach Einstellung – „Fans“ haben.

Zum Zeitpunkt der Gründung obiger Gruppe (5. oder 6. Februar) hatte Herr Strache ca. 18.000 Fans und ca. 3.900 Freunde. Der Aufruf, der obigen Gruppe beizutreten, hat gestern (10. Februar) die Marke von 65.000 Fans überschritten.

Was hat das zu bedeuten? Ist das eine neue Form politischer Meinungsmache oder schlicht und einfach belanglos – etwa weil die Menschen aus Jux und Gaudi dieser Gruppe beitreten, dann aber bei der nächsten Wahl trotzdem für Strache stimmen?

Die Gründer der Gruppe bleiben auf Facebook im Verborgenen, es gibt lediglich eine nichtssagende email-Adresse, es „steht“ quasi niemand zur Gründung und Verantwortung dieser Gruppe. Aber: Ist das notwendig?

Der Standard und Die Presse berichteten jedenfalls bereits darüber und als demokratische Meinungsbildungsplattform ist Facebook sicher ein modernes Medium.

Die Frage nach der Wirkung wird jedoch bis zu entsprechenden wissenschaftlichen Forschungen ungeklärt bleiben müssen. Worin unterscheidet sich diese Form der Meinungsäußerung von der einer Demonstration auf der Ringstraße? Die Mobilisierung von Menschenmassen funktioniert im Internet erwiesenermaßen, wie der Sportartikelhersteller Jack Wolfskin schmerzlich zu spüren bekam, als er nachlässig auf Reklamationen reagierte und in sinnloser Weise auf seine Markenrechte pochte. Verärgerte Kunden riefen im Internet zum Boykott auf und der Umsatz von Jack Wolfskin sank erschreckend deutlich und erstaunlich schnell, so dass die Firma zu einer Änderung ihrer Geschäftspolitik gezwungen war.

Das Beispiel von Flashmobs (spontane Kundgebungen vieler Menschen auf öffentlichen Plätzen) zeigt, wie schnell und direkt die Verbindung zwischen Internet und „Realwelt“ geknüpft werden kann.

Die Diskussion bleibt spannend!

Wenn der Mitarbeiter auf Urlaub ist!

Ich bin seit heute ein Fan vom SAMSUNG-Handy-Kundendienst: Vor 4 Tagen eine Anfrage gestellt (dringend!), heute kam der Rückruf. Auf die Frage, warum so spät, kam die Antwort: Ich war leider in Urlaub! Ja ja, wenn man den einzigen Mitarbeiter, der noch nicht gekündigt wurde, in den Urlaub schickt, steht die Hütte still. Das ist Service, das ist Kundenfreundlichkeit!
Was ist das für eine Bude? Ein Ein-Personen-Unternehmen? Haben die überhaupt noch nicht vestanden, dass die Konsumenten wieder mündiger werden? Haben die noch nichts vom Jack-Wolfskin-Fall gehört? Mein Bruder wartet seit über einem halben Jahr auf eine Antwort von Samsung wegen seines kaputten Handys!
Seit letzter Woche bin ich wieder bei Nokia!