Bei den Afrika-Tagen

Neulich, auf Einladung meiner Schwester besuche ich die Afrika-Tage auf der Donauinsel.
Als alter Afrika-Fan lasse ich mir das nicht entgehen und bin schon gespannt, was mich dort erwartet.
Zuerst einmal 5,- Euro Eintritt. Das Festival (oder wie auch immer man es bezeichnen mag) findet dort statt, wo beim Donauinselfest die größte Bühne steht. Auch jetzt ist eine Bühne dort und es erklingt Trommelmusik (warum erstaunt mich das nicht…).

Standln links und Standln rechts und mich beschleicht der Verdacht, dass dies nicht viel mehr als ein Markt ist, nur dass man dafür Eintritt bezahlt, quasi als Erlaubnis, drinnen Geld ausgeben zu dürfen.
Ich fasse zusammen: Fetzen, Schmuck, Gewürze und Trommeln – das kann man käuflich erwerben. Dann gibt es noch ein sehr großes Zelt, in dem Trommelkurse stattfinden und eine Fressmeile, wo man sich mit Ottakringer Bier und großteils afrikanischen Gerichten eindecken kann.
Das Publikum ist sehr gemischt, hervorstechen tut der Typ BesucherIn, die auch gerne ins Waldviertel auf einen Trommelkurs fahren und sich in weite Gewänder hüllen und irrsinnig berne barfuß herumlaufen, da und dort ein wenig Blech im Gesicht.
Dann gibt es noch die Aussteiger, die einmal in Afrika gelebt haben, zumindest ein paar Wochen lang und jetzt mit einer Afrikanerin zusammen sind oder einmal waren. Alle schlendern herum und da und dort wird eine Kette aus Plastikperlen begutachtet – vielleicht passt sie ja zu den zwölf anderen, die man schon um den Hals trägt.

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Bild: Trommelstand

Nicht zu vergessen die Charity-Zelte, wo diverse Non-Profit-wir-sammeln-für-das-arme-Afrika-Organisationen auf Geldfang sind („Fundraising“ heißt das heute offiziell). Die Ehrenamtlichen geben sich hier ein Stelldichein, lobenswert, sehr lobenswert.

Ansonsten weiß ich, dass Afrika mehr zu bieten hat als Fetzenfolklore und Trommelkurse. Leider finde ich das nicht hier bei den Afrika-Tagen: keinerlei Info über die Kultur, über die tollen Fortschritte, die Afrika an vielen Orten bereits schafft. Ich finde auch keine Identität jenseits der Perlenketten und des Ramschs, der mir aus den Standln entgegenquillt. Wenn wir Europäer so ein Bild von Afrika haben, dann darf die Afrikaner nicht wundern, dass wir sie nicht verstehen. Hier wird der Ramsch verkauft, den man schon in Afrika den Touristen an jeder Ecke andrehen will.
An einem Stand verkaufen sie Reggae-Musik, die meines Wissens soviel mit Afrika zu tun hat wie Eisfischen.

Die Afrika-Tage stellen sich mir als kommerzielle Folklore-Veranstaltung dar und ich bin ein wenig enttäuscht. Und das Trommeln hat mich auch nicht wirklich reizen können.