Indirekter Kannibalismus – wir essen afrikanische Kinder

Ha, was für eine schreierische Überschrift!

Und doch steckt was dahinter. In seiner Doku „schmutzige Schokolade“ beschreibt Miki Mistrati wie speziell im westafrikanischen Staat Mali Kinder gekidnapped werden, um sie auf den Kakaoplantagen der Elfenbeinküste Kinder-Sklavenarbeit verrichten zu lassen.

Die großen Schokoladehersteller und Kakaoimporteure bestreiten natürlich, davon zu wissen und haben 2001 eine Alibi-Resolution unterschrieben, wo sie sich dazu bekennen, bis 2007 ein Ende dieser traurigen Entwicklung herbeizuführen.

6 bittere Jahre für viele Kinder, aber das ist noch nicht alles: Es hat sich nämlich nichts geändert, die Kinder arbeiten weiterhin auf den Plantagen und die Konzerne wie Nestlé streichen fette Gewinne ein. Für die Manager ist das eine tolle Sache: die wenigsten Konsumenten interessiert das, die europäischen Gesetzgebungen biegt man mit teurem Lobbying hin (das Geld dazu hat man ja) und dem dritten und vierten Mercedes steht nichts mehr im Wege!

Ich gehe in meiner Interpretation noch einen Schritt weiter und bin der Meinung, dass wir indirekten Kannibalismus betreiben. Man kann einen Menschen direkt aufessen oder man kann durch bestimmte Entwicklungen, die man fördert oder zumindest nicht behindert, dafür sorgen, dass andere Menschen bei der Erzeugung unserer Genussmittel leiden, hungern, krank werden oder sterben.

Das Resultat ist nicht so viel anders: wir haben mehr im Bauch und dort (weit weg und die Medien berichten nicht darüber und wenn sie es tun, dann so, dass man nicht hinsehen muss) stirbt jemand. Dass es sich dabei um Kinder handelt, sollte in einer Gesellschaft, die liebend gerne das zarte Spanferkel isst und erst dann das Fleisch einer alten Sau, niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken.

Selbstverständlich haben die Verantwortlichen jede Menge gute Ausreden parat:
„Wir handeln gesetzeskonform.“
„Wir wissen von nichts.“
„Wir haben ohnehin alles getan was möglich ist.“
„Wenn wir das nicht tun, machen es die anderen.“
„Das ist der freie Markt.“
„Dazu kann ich leider gar nichts sagen.“
„Unsere Presseabteilung wird sich mit ihnen in Verbindung setzen.“
„Kein Kommentar.“

Ach ja: Im Supermarkt ums Eck ist gerade eine Aktion: Minus 25 Prozent auf alle Schokoladewaren bis Ende der Woche. Mahlzeit!

Wie viel Schulden erträgt Afrika?

Ein zugegeben langer Weblog-Beitrag, aber durchaus angemessen für unseren Nationalfeiertag – für mich ein Anlass, über Nationalität und darüber hinaus nachzudenken.

Eine Analyse nach einem Film von Jean-Pierre Carlon

Rund 50 % der Weltbevölkerung lebt in Armut.

Wir beherrschen Afrika politisch und ökonomisch über Weltbank und Weltwährungsfonds (beide 1944 gegründet, in den 1950er Jahren fingen sie an, Drittweltländern Kredite zu geben.).

Jean Ziegler findet in dem Film klare Worte: Wir erdrücken die Länder mit Schuldenbergen. Wir erlassen ihnen die Schulden und kassieren dafür ihre Rohstoffe. So wirkt das Geld als politisches Machtmittel, um die Länder Afrikas zu unterdrücken.
Das funktioniert so:
1.) Die Weltbank und der Weltwährungsfonds suchen ein Land, in dem es was zu holen gibt
2.) Man gewährt einen riesigen Kredit
3.) Das Geld fließt zum Teil an korrupte Politiker und zum Teil an die westlichen Firmen, die das Projekt dort abwickeln.
4.) Als Rückzahlung der Schulden nimmt man die Rohstoffe des Landes und exportiert sie.

Beispiel: Die Inga-Staudämme („weiße Elefanten“) in der demokratischen Republik Kongo, das größte Wasserkraftwerkprojekt in ganz Afrika. Verdienen tun die Firmen, die die Dämme gebaut haben sowie die Kupferminen, die den Strom bekommen und westlichen Konzernen gehören. Die Bevölkerung hat überhaupt nichts von den Projekten, außer die Schulden.

In Afrika zeigt sich ganz besonders gut, dass Energie das wichtigste Thema der Zukunft ist. Durch fehlende Energie werden große Landstriche zerstört. Neben dem Wahnsinn des Dreischluchten-Dammes in China findet man fast überall im wasserreichen Afrika riesige Staudammprojekte. Psychoanalytisch hat bereits vor längerer Zeit Klaus Theweleit (vgl. sein Buch „Männerphantasien“) gezeigt, dass das Verlangen Dämme zu bauen, um das (weibliche) Zerfließen zu verhindern, eine Eigenschaft des faschistoiden Mannes ist: Dämme, Panzer – das braucht er um den eigenen Körper und sucht und erschafft dafür Konstruktionen in der Natur.

Diese Art von Mann dürfte sich vor allem in den Management-Etagen der multinationalen Konzerne finden, schließlich gehen von dort die Initiativen für die Staudammprojekte aus.

Ein weiteres Element ist die Gier nach unendlicher Energie – auch das eine prinzipiell männliche Eigenschaft, die jedoch pervertierte Ausprägungen zeigt. Unendliche Energie steht für unendliche Potenz. Diejenigen Herren der Schöpfung, die an den Machtpositionen sitzen, sind vielleicht nicht ganz zufällig ältere Männer, deren Manneskraft abzunehmen beginnt. Sie versuchen das mit der Gier nach Geld zu kompensieren und diese ist meist ebenfalls unendlich – daher können sie auch mit noch so großen Honoraren oder Bonuszahlungen nie genug bekommen.

Doch nicht nur ganze Landstriche leiden unter den Megaprojekten, durch die korrupte und teilweise hirnlose Politik profitiert die Bevölkerung nicht oder nur marginal von den großen Energieprojekten. Sie muss weiterhin die afrikanischen Wälder abholzen, um ihren wachsenden Energiebedarf zu befriedigen.

Noch ein Beispiel: Das Stahlwerk Maluku im Kongo. Es wäre gut geeignet, um die reichen Erzvorkommen des Landes zu verarbeiten. Statt dessen werden diese zur Abdeckung der Kredite viele tausend Kilometer nach Europa verschifft, um dort zu hochwertigen Produkten verarbeitet zu werden. Diese werden dann, wenn sie schrottreif sind, gepresst und wieder nach Afrika geschickt. Dort werden sie den Kongo hinauftransportiert und landen im Stahlwerk Maluku, das dadurch niemals rentabel funktionieren kann. Den Nutzen haben die Konzerne, niemals jedoch die Kongolesen.

Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Mit freier Marktwirtschaft hat das nicht das Geringste zu tun, das ist zu 100 % Politik, und zwar die westliche Variante. Diese kann man ohne besondere Phantasie gebrauchen zu müssen problemlos „moderner Kolonialismus“ nennen. Würde man die normalen Wettbewerbsregeln des Marktes gelten lassen, wären die Afrikaner auf einem ähnlichen wirtschaftlichen Stand wie die Europäer oder US-Amerikaner.

Die westlichen Industriestaaten leben ganz ausgezeichnet mit der Abhängigkeitspolitik, die sie den Afrikanern diktieren. Der Modus ist sehr einfach: Man gibt einem Land einen so großen Kredit, dass es ihn unmöglich jemals zurückzahlen kann. Die verantwortlichen Politiker besticht man, lässt ihre Söhne auf tolle westliche Universitäten gehen und stopft sie in teure Luxuslimousinen. Diejenigen, die auf das Spiel nicht eingehen, erleiden ganz zufällig einen tödlichen Unfall.
Dann saugt man das Land aus: Weil die Staaten die Schulden nicht bezahlen können, nimmt man ihnen die Rohstoffe weg und zwingt sie, bestimmte Produkte wie Baumwolle oder Kakao anzubauen und diese zu exportieren. Dies passiert übrigens auch in Mittel- und Südamerika.
Die Folge ist, dass sie keine eigenen Lebensmittel mehr haben und auch diese teuer einkaufen müssen – in Afrika ist das weitverbreitetste Grundnahrungsmittel inzwischen Reis, der großteils importiert wird. 80 % aller Hungertoten sind Bauern! Der Kongo importiert jährlich 140 Mio. Tonnen Huhn und Hühnerinnereien, da man selbst keine Viehwirtschaft mehr betreiben darf und somit auch nicht mehr kann.
Da all das nicht bezahlt werden kann, gibt man neue Kredite und baut so eine Abwärtsspirale auf, die so lange funktioniert, bis alles Wertvolle aus einem Land herausgepresst wurde.

Was danach ist, interessiert niemanden.

Um das System noch besser kontrollieren zu können, verwendet man verschiedene Werkzeuge:

1.) Budgethilfe. Das sind Gelder, die direkt an die korrupten Regierungen gezahlt werden und daher direkt in die Taschen der Präsidenten und ihrer Familien fließen. Kenia ist dafür ein gutes Beispiel, Daniel Arap Moi galt am Ende seiner Amtszeit als einer der reichsten Männer der Welt mit üppig gefüllten Milliardenkonten in der Schweiz.
Österreich ist übrigens so ein Land, das Budgethilfe gibt.

2.) Militärbasen. Sie werden den Ländern aufgezwungen und an strategisch wichtigen Punkten errichtet. Im kalten Krieg dienten sie dazu, diese Länder auf die westliche Seite zu holen. Die angenehme Nebenwirkung: Man kann diese Basen dazu verwenden, eventuelle Putschversuche gegen die korrupten Regierungen zu stoppen. Das ist z. B. vor etlichen Jahren in Kenia passiert. In der Stadt Nanyuki am Fuße des Mt. Kenia, gleich beim großen Rift Valley und nicht weit von der Hauptstadt Nairobi gibt es (oder gab es) eine Fallschirmjägerbasis der Engländer. Wer mit offenen Augen durch Nanyuki fährt, der sieht englische Soldaten in englischen Land Rovern zum Einkaufen fahren. Wo die wohl herkommen und was die dort wohl zu suchen haben?
Als ein Putsch stattfand, tauchten plötzlich wie aus dem Nichts ein paar Hubschrauber auf, massakrierten die Putschisten und sicherten dem Präsident die Macht. Dann verschwanden sie wieder.

3.) Strukturanpassungen („HIPC-Programs“). Hinter diesem beliebigen Wort verbirgt sich das stärkste Instrument: „The king said to the priest: You keep them stupid, I keep them poor.“ Nur wenn die Menschen ohne Geld und ohne Bildung belassen werden, durchschauen sie das System nicht und kommen nicht auf dumme Gedanken, wen man da eigentlich zur Rechenschaft ziehen sollte. Wenn sie arm sind, können sie sich auch nicht wehren, selbst wenn sie auf dumme Gedanken kommen. Sie fangen maximal einen Bürgerkrieg an und massakrieren sich selbst (siehe Ruanda 1994). Wenn beherzte UNO-Generäle (z. B. Romeo Dallaire in Ruanda) eingreifen wollen, bekommen sie vom Generalsekretär den Befehl, sich zurückzuziehen und nur die Weißen zu evakuieren bzw. weiße Unternehmen zu bewachen oder auch die Regierung. Das ist übrigens die größte Schande der UNO, von der ich weiß, der Preis waren eine Million Tote in 90 Tagen. Dallaire hat danach seinen Dienst quittiert und ein erschütterndes Buch geschrieben („Handschlag mit dem Teufel“).
„Strukturanpassung“ bedeutet etwa, dass man das Gesundheitssystem so privatisiert, dass es sich der Großteil der Bevölkerung nicht mehr leisten kann. So kann man erstens den Gesundheitsstatus beliebig steuern und hat ein Machtmittel, um die Bevölkerung dort zu halten, wo man sie haben will.
Das Gleiche kann man mit der Bildung machen, mit der Energie, mit den Lebensmitteln, mit dem Transportwesen etc.
Besonders effizient ist es, wenn man die Wasserressourcen beschneidet. Es gibt in allen Ländern südlich der Sahara genügend Wasser, nur lässt man die Menschen nicht an die Fördertechnologien heran. Ruanda ist dafür ein sehr gutes Beispiel, es ist das niederschlagsreichste Land Afrikas. Wenn man durchfährt, sieht man überall Menschen mit gelben Plastikkanistern herumgehen. Das sind Wasserkanister, die sie kilometerweit bis zu einer Wasserleitung und wieder zurück schleppen. Damit geht nicht nur ein guter Teil wertvoller Arbeitskraft bzw. Energie verloren, sondern man hält die Menschen auch gezielt davon ab, mittels der richtigen Technologien eine ordentliche Wasserwirtschaft zu betreiben, etwa durch Leitungsbau etc.
Um diese Misere noch zu verschärfen, zwingt man sie Eukalyptus anzubauen. Diese Bäume wachsen enorm schnell und verschaffen dann unseren Taschentüchern einen angenehmen Duft. Sie sind aus gutem Grund nicht in Afrika heimisch, denn sie sind leider extreme Wasserräuber und verhindern, dass rund um eine Eukalyptusplantage andere Pflanzen wachsen. So können die Menschen fast überhaupt keine Nahrung mehr selbst anbauen und der Wasserhaushalt der Natur gerät in Gefahr.

Sobald es ein Land oder mehrere Länder schaffen, gut zu wirtschaften und sich langsam aus der Schuldenfalle zu befreien, zieht man die Daumenschrauben fester an. Das geht so: Die Weltbank schreibt den Ländern vor, was sie anbauen und erzeugen dürfen. Diese Strukturanpassungsprogramme werden so angelegt, dass viele Länder das Gleiche produzieren. Dann gehen aufgrund des Überangebots die Preise in den Keller und man hat die Staaten wieder dort, wo man sie haben will: in der Schuldenfalle.

Da dieser Mechanismus doch da und dort auf der Welt Unmut auslöste, täuschte man eine Entschuldung vor, die rund um das Jahr 2000 passierte. Das befriedigte die Kritiker und man konnte genau so weitermachen wie zuvor. Die tatsächliche Reduktion betrug von 2000 bis 2006 satte 1,4 %, also de facto nichts.
Um es den afrikanischen Ländern noch schwerer zu machen, hat man an den Schuldenerlass gewisse Gesetze geknüpft, die ihnen die Schuldenschrauben noch einmal fester anziehen: die letzten staatlichen Betriebe, die für die Eigenversorgung notwendig sind, wurden gezwungen für die Welt zu erzeugen und zu exportieren oder an große westliche Konzerne verkauft – angeblich, weil sie dann rentabler arbeiten könnten. Das stimmt: rentabler für die Besitzer, aber zum massiven Nachteil der Afrikaner und vor allem ihrer Natur, die so noch gründlicher ausgebeutet werden kann.

Besonders schlimm wird die Situation durch den Verkauf der afrikanischen Betriebe und Rohstoffe aus zwei Gründen:

1.) Die neuen Eigentümer sind meist ausländische Konzerne oder Hedgefonds, die sofort mit den Rohstoffen zu spekulieren anfangen. Damit geht jede Preissicherheit der Produkte oder Rohstoffe verloren und nichts kann mehr geplant werden.

2.) Sogenannte „Geierfonds“ fallen über die Reste her. Jean Merckaert (Koordinator CCFD Terre Solidaire) beschreibt das so: „Die Dynamik eines Geierfonds ist eigentlich sehr simpel. Er kauft zu einem Zehntel oder einem Hundertstel des eigentlichen Wertes einen Kredit, der einem Land vor zehn oder zwanzig Jahren gewährt wurde und von dem alle denken, dass er nie zurückgezahlt wird. Dann ziehen die Investoren vor Gericht und erzwingen die vollständige Begleichung des Kredits plus Überziehungszinsen. So entstehen groteske Situationen. Z. B. hat Kensington, ein Fonds mit Sitz auf den Cayman-Inseln einen Kredit der Republik Kongo über zwei Millionen übernommen. Dann erwirken sie eine Rückzahlung von 120 Millionen, also den 60fachen Betrag. Was machen die Gerichte? Sie sagen: ihr habt Recht! Die Gläubiger haben immer Recht und so trägt der Vertrag den Sieg über die Zwangslage des Landes davon.“

Seit einiger Zeit hat die Weltbank in ihrem Unterentwicklungsprogramm Konkurrenz bekommen: China ist allein im Kongo mit 6 Milliarden Euro an Krediten investiert. Die Unterschiede zur westlichen Politik sind gegeben (siehe dazu eine andere Abhandlung), aber auch den Chinesen geht es um die möglichst vollständige Ausbeutung der Ressourcen sowie um die Gewinnung neuer Absatzmärkte mit niedrigen Qualitätsansprüchen.

Warum tun die Menschen im „Westen“ nichts dagegen?
Ich orte mehrere Gründe:
1.) Wir haben unsere eigenen Probleme. Je mehr Krise bei uns, desto egal ist uns das Schicksal der Afrikaner.

2.) Wir profitieren davon. Ob das billiges Menthol in den Taschentüchern ist oder billiges Erz für unsere Autos – jeder von uns partizipiert an der Ausbeutung der Afrikaner, ob er/sie will oder nicht. Und für unseren unbeschränkten Konsum sind wir bereit einiges zu tun und noch viel mehr zu lassen.

3.) Wir wissen nicht allzu viel davon. Die Medien berichten nur über Hungerkatastrophen, Bürgerkriege und andere Grauslichkeiten. Das ruft einen wohligen Schauer hervor, den Eugen Roth so beschreibt:

„Ein Mensch liest, warm am Ofen hockend –
Indem das Wetter nicht verlockend –
Dass gestern, im Gebirg verloren,
Elendiglich ein Mann erfroren.
Der Mann tut zwar dem Menschen leid –
Doch steigerts die Behaglichkeit.“
(Eugen Roth: Von Mensch zu Mensch)

Afrika ist weit weg und wir sehen die Fernsehberichte mit den gleichen Augen wie die Fernsehserien, in denen Menschen Probleme spielen, die sie selbst nicht haben, um uns von denen abzulenken, denen wir uns nicht stellen wollen.

Mein Programm für die Rettung Afrikas:

1.) Vollständiger Schuldenerlass. Wir haben so unverschämt viel von Afrika profitiert, dass wir ohnehin jeden geliehenen Cent mit Zins und Zinseszins zurück bekommen haben. Die schulden uns in Wahrheit gar nichts.

2.) Rückgabe des geraubten Landes an die Afrikaner. Diese bekommen es unter lokale Eigenverwaltung, schließlich gehört es ihnen.

3.) Ein weltweites Verbot mit Lebensmitteln sowie Ressourcen der Grundbedürfnisse (Wasser, Energie, Holz etc.) zu spekulieren. Die Strafe: sofortige Verstaatlichung eines privaten Unternehmens, wenn es dieses Verbot missachtet.

4.) Ein sofortiges und gänzliches Verbot des Schulden-Sekundärmarktes, der ausschließlich der Spekulation dient und somit die Armutsspirale anheizt.

5.) Entwicklungshilfe geht ausschließlich an Organisationen, die keinen Profit anstreben. Verteilt wird nach Vielfalt, so dass beim Scheitern eines Projektes die anderen den Gesamterfolg trotzdem garantieren.

6.) Frauen werden stärker gefördert als Männer. Sie sind ökonomisch klüger, das reicht als Grund vollkommen aus.

Beim Kudlicka, Teil 3

Nicht immer entspricht die Qualität der Teile, die man beim Kudlicka bekommt, den teilweise hohen Anforderungen mancher Zangler. Sie kommen von sehr unterschiedlichen Lieferanten und man weiß erst mit der Zeit und mit einiger Erfahrung, was man besser beim Kura und was man besser woanders kauft.
Letztlich bleibt das Angebot jedoch einzigartig und man kann sogar hin und wieder ein echtes Schnäppchen machen.

Ich kaufte neulich eine elektronische Zündung für die PX meines Nachbarn. Leider war die Zündgrundplatte von Anfang an defekt, was wir jedoch erst nach einigen Versuchen und satten Flüchen bemerkten, da die Messung von Sergio anfänglich keinen Fehler ergab („muss jetzt gehen“ – „geht aber nicht“). Ich konnte die Platte aber anstandslos zurück geben und Sergio versprach, mir eine neue zu bestellen.
Das mit den Bestellzeiten ist so eine Sache beim Kudlicka, denn die Teile kommen von überall aus der ganzen Welt und wenn sie aus Italien kommen, dann kann man ganz besonders schlecht vorhersagen, wann sie da sind.

Also rief ich alle paar Tage an und erreichte eines schönen Tages Herrn Kudlicka persönlich am Telefon. Nach einiger Zeit kennt man schon seine Stimme und ich erkundigte mich höflich, ob die Zündgrundplatte schon da wäre. Er bedauerte, es wäre die falsche (eine mit 5 Kabeln, ich brauche eine mit 7) geliefert worden, aber die richtige wäre schon bestellt und käme vielleicht noch heute oder vielleicht auch morgen.

Am nächsten Tag rief ich noch einmal an und als ich meinen Namen sagte, kam als Antwort einfach nur „Nein“. Sonst nichts, Stille in der Leitung. Das dürfte dem alten Kudlicka punkto Kommunikationsökonomie einen weltweiten Spitzenplatz einbringen.
Ich jedenfalls wusste Bescheid und wünschte noch ein schönes Wochenende.

Nachwahlanalyse

Erstens: Es kommt Rot-Schwarz
Die Gründe dafür sind einfach und einleuchtend: Häupl möchte mit dem geringsten Widerstand koalieren und nimmt eine schwache Marek lieber als eine selbstbewusste, störrische Vassilakou, die noch dazu wegen jeder Kleinigkeit zur Basis rennen und sich dort ihr o.k. holen muss. Er wird den Grünen ein dermaßen peinliches Angebot machen, dass sie ablehnen müssen und das war es. Das kann übrigens das gleiche Angebot wie an die ÖVP sein – nur der wird es egal sein.

Zweitens: Die Grünen sind die großen VerliererInnen
Durch die ständige Prolongierung der Zerstrittenheit und einem Mangel an klaren Aussagen zu wichtigen Themen (Wirtschaft, Integration, Gesundheit, Bildung) haben die Grünen ein schlechtes Wahlergebnis erreicht. Was nützt ihnen die verlorene Absolute der SPÖ, wenn jetzt die Teufelskoalition (rot-schwarz) kommt?

Drittens: Strache ist lachender Dritter
Eigentlich ist er ja schon fetter Zweiter und kann jetzt auf Bundesebene gestärkt gegen Ausländer schimpfen. Die Kleinbürger werden es ihm nachtun und sich dabei gut fühlen – schließlich erspart ihnen das die lästige Auseinandersetzung mit eigener Unfähigkeit oder notwendigen, nicht immer angenehmen Schritten.

Viertens: Die extreme Rechte gewinnt weiter
Die große Koalition wird die wichtigen Themen (Bildung – Aufbruch der 50 min. Unterrichtseinheit; Verwaltungsreform – Eindämmung des Föderalismus; Gesundheit – echte Vorsorge etablieren; Integration – ein echtes Konzept entwickeln; Ökologie – radikale Förderung lokaler, alternativer Energiestrukturen etc.) schlicht und einfach nicht anpacken und schon bei der nächsten Nationalratswahl dafür die Rechnung bekommen.

Aktuell: die miese Wahlbeteiligung bei der Gemeinderatswahl in Wien

Woher ich das jetzt schon weiß? Leider sind hier keine besonderen Hellseherfähigkeiten vonnöten.

Bisher war es so: Die Wahlbeteiligung war den meisten Politikern egal, vielen sogar scheißegal. Der Grund dafür ist einfach: Es kann ihnen komplett wurscht sein, denn es beeinflusst ihren Job nicht. Selbst wenn in Wien nur mehr 100 Leute wählen gehen würden, kein Politiker hätte deswegen weniger Macht oder Geld.
Wieso sollen die auf eine höhere Wahlbeteiligung hinarbeiten? Offiziell bittet man die WählerInnen höflich zu den Urnen, inoffiziell gibt es nicht einmal ein Bedauern, ganz abgesehen davon, dass es manchen von diesen ehrenwerten Damen und Herren sogar nützt.

Was wäre zu tun?
Es ändert sich erst etwas, wenn sie für die PolitikerInnen was ändert. Daher habe ich Vorschläge und Ideen gesammelt und möchte diese zur Diskussion stellen und auch um weitere Vorschläge bitten.

Bisher haben wir folgende Ideen:

1.) Politikergehalt angleichen an die Prozentzahlen der Wahlbeteiligung. Für 65 % gibt es dann für die nächste Legislaturperiode auch nur 65 % vom üblichen Salär. Dagegen wird argumentiert: Die Politiker verdienen ohnehin in Österreich nicht so viel und gehen dann in die Privatwirtschaft. Ich meine: das könnte man nach unten deckeln oder auch progressiv ansetzen: Je mehr ein Politiker verdient, desto wichtiger sollte ihm dann die Wahlbeteiligung sein.

2.) Bonus-Stimmen (Idee von Volker Plass): Wer drei Mal zur Gemeinderatswahl geht, bekommt beim vierten Mal eine zweite Stimme. Wenn er/sie dann nicht hingeht, verliert er/sie diese Stimme wieder.

3.) Weniger Wähler – weniger Mandatare (Idee von Peter Bachmann): Wenn nur 50 % zur Wahl gehen bzw. gültig wählen, dann sitzen ab da auch nur mehr die Hälfte der Gemeinderäte im Gemeinderat.

Da könnte dann so mancher Schweinsgalopp beobachtet werden, wenn sie sich wieder ein wenig mehr bemühen um WählerInnenstimmen.

Also, wer hat Idee Nr. 4?