10 Tage Optimismus: Tag 2 – Community Supporting Agriculture

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 2: Von einer durchschnittlichen Erdäpfelernte werden ca. 50 % nicht verwendet: Sie sind zu klein, zu groß, haben Dellen oder sonst einen Makel, der angeblich die KonsumentInnen vom Kauf abhält. „Wer das nicht weiß, glaubt, dass wir unsere Felder noch gar nicht abgeerntet haben“ meint der Landwirt Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf (Deutschland). Er ist noch ein Landwirt vom alten Schlag und froh, wenn Menschen kommen und die übrig gebliebenen Erdäpfel aufsammeln. Gute Lebensmittel wegzuwerfen missfällt ihm: „Einem alten Bauern tut das weh, denn das ist nicht nur Geld. Das ist auch nicht richtig.“

Der Handel jedoch kauft nicht nach Essbarkeit, sondern nach Optik. Aufgrund logistischer Fragen soll die Ware normiert sein, d. h. jedes Stück muss dem anderen gleichen, sonst kauft es der Handel den Bauern nicht ab. Das geht so weit, dass Paradeiser mit einem Farbscanner gemessen werden – ein bisschen zu dunkel oder zu hell das Rot – weg damit!

Hier zeigt sich eine Perversion in Reinkultur, die der Handel so perfektioniert hat, dass der Konsument gar keine Wahl mehr hat. Der Handel jedoch hat eine perfekte Ausrede – die Kunden würden Ware jenseits der Norm nicht kaufen. Wie krank ist das eigentlich? Welche tiefe Verachtung vor der Natur und vor den Lebensmitteln steckt in den Hirnen der Manager dieser Konzerne? Es ist höchst an der Zeit hier entsprechenden Widerstand aufzubauen und die seltsamen Praktiken öffentlich zu machen.

In den USA – wie wir spätestens seit Obama wissen, jederzeit für eine Überraschung gut – gibt es diesen Widerstand bereits. Die Menschen haben sich dort zu (insgesamt über 2.500) Kommunen zusammengeschlossen und stellen Farmer an, die für sie Gemüse und Obst anbauen. Damit schalten sie den Handel zur Gänze aus: „CSA“ nennen sich diese Initiativen, was für „Community Supporting Agriculture“ steht. Sie ersparen sich damit teure und nicht gerade umweltfreundliche Logistik, Lagerung und noch viele andere Dinge. Die Teilnehmer an diesen Communities zahlen im Schnitt 50 US-Cent pro Tag und bekommen dafür so viel Gemüse wie sie essen können. Der maximale Transportradius beträgt 300 km und das System hat einen interessanten Nebeneffekt: Die Menschen essen mehr Gemüse und sind insgesamt gesünder.

10 Tage Optimismus – Tag 1: Twitter und Facebook

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 1: Es wird viel über die Oberflächlichkeit und Beschränktheit der neuen Medienformen wie Twitter und Facebook gesprochen und geschrieben. Dabei wird leicht übersehen, dass diese „Social Networks“ auch sehr positiv verwendet werden können.

Twitter etwa wurde verwendet, um quasi in Sofortzeit wichtige kurze Informationen zu verbreiten. Durch die Technik von Twitter, das (angeblich) ohnehin von der Grundidee genau für solche Fälle entwickelt wurde, können Infos einerseits gezielt und andererseits breit gestreut verteilt werden.
Ein Beispiel dafür ist die Flut in Brisbane, Australien. Viele Menschen haben sich nicht rechtzeitig darauf vorbereitet (über die Gründe habe ich mit Freunden schon diskutiert, ohne die Wahrheit zu finden) und so gerieten sie in Bedrängnis: wo steigt das Wasser? Wo gibt es noch Straßen, die offen sind? Wann kommt Hilfe genau in meine Gegend?
Antworten auf diese und andere Fragen konnten über Twitter schnell verbreitet werden. Hier gilt der alte Spruch: wer schnell hilft, hilft doppelt – und das gilt auch für die Information. Es geht hier gar nicht darum, wie viel und wie ausführlich ich die Info bekomme, es geht tatsächlich um die Zeit. Wenn ich unter Stress gerate oder gar an der Grenze zur Panik bin und dann, genau dann kommt die ersehnte Nachricht, dann habe ich wertvolle Zeit gewonnen, weil sich der Stress (ob grundlos oder nicht ist dem Stress egal) nicht mehr weiter aufbaut. „Jemand denkt an mich“ ist der erste und wichtigste Gedanke, auch wenn man gar nicht persönlich angesprochen ist, das ist in dieser Situation gar nicht notwendig, es reicht das Gefühl, dass man an einer Art virtuellem Rettungsseil hängt. Mit jeder kurzen Nachricht auf das Handy erhält man die Bestätigung, dass das Seil noch hält und am anderen Ende jemand da ist, für mich da ist.
Das ist vor allem deswegen besonders hilfreich, weil es gleich eine große Menge Menschen betrifft, quasi die Masse. Es macht dabei einen großen Unterschied, ob ich es über das Fernsehen erfahre, oder eine Nachricht auf das Handy bekomme. Letzteres simuliert etwas Persönliches. Über Fernsehen und Radio wären spezifische Meldungen und Informationen für kleine Gebiete nicht sinnvoll verbreitbar, aber durch die Technik von Twitter geht das.

Auch Facebook darf hier positiv erwähnt werden. Hier ist quasi die nächst höhere Informations- und Kommunikationsstufe in Verwendung. Menschen aus dem Flutgebiet konnten Bilder einstellen, die sie mit dem Handy aufgenommen hatten und so ihre Verwandtschaft schnell und gut über ihr Wohlergehen informieren. Sie konnten aber auch Unterstützungsaufrufe losschicken und diese durchaus gezielt (weil im eigenen Facebook-Freundeskreis) verbreiten. Auch Hilfskoordinationen wurden über Facebook initiiert, gestartet und durchgeführt. Das Medium hat sich als brauchbar erwiesen.

Ein Land tut was es tut

Ja, die Pause war lang – aber jetzt ist es wieder Zeit ein wenig Analyse zu liefern.

Es gab einmal ein Land in Afrika, in dem die Menschen hart arbeiten mussten, weil das Land nicht sehr fruchtbar war und man daher den wichtigsten natürlichen Reichtum nützen musste: das Meer. Also waren viele Menschen Fischer und brachten oft reiche Beute. Dann kam der Krieg in das Land und es gab für lange Zeit keine funktionierende Regierung. Das hätte den Fischern noch nichts ausgemacht, denn sie hätten ja weiterhin mit ihren Booten hinausfahren können. Dummerweise sprach es sich in der ganzen Welt herum, dass es in dem Land keine Regierung mehr gab sondern nur einander bekriegende Interessensgruppen, und so schickten viele Länder und viele große Firmen ihre Fischfangflotten aus, um die Küste vor dem afrikanischen Land zu befischen, da ihnen dort niemand die Küstenfischerei verbieten konnte, es gab ja niemand, der international offiziell Einspruch hätte erheben können.
Nach einiger Zeit gab es vor der Küste fast keine Fische mehr und die Fischer mussten zusehen, wie die großen industriellen Fangflotten ihr Meer ausraubten. Dafür bekamen die Amerikaner, Japaner und Europäer billigen Thunfisch, was die Menschen dort sehr schön fanden.
Doch die großen, mächtigen Staaten taten noch etwas anderes: Sie schickten andere Schiffe, die nicht etwas aus dem Meer holten, sondern etwas ins Meer hineinwarfen, nämlich jede Menge Giftmüll, viel davon radioaktiv. Auch das war straffrei möglich, da es ja keine Regierung gab, die sich wehren hätte können. Die Küste wurde so zu einer beliebten Gratismüllhalde.
Beim großen Tsunami spülten die Wellen jede Menge Fässer und andere Reste des versenkten Giftmülls an Land und die Menschen wussten jetzt, woher die vielen Krankheiten (Hautgeschwüre, Krebs) kamen, die vor allem ihre Kinder plötzlich hatten, die gerne am Strand spielten.

Zu dieser Zeit und schon in den Jahren davor hatten die Amerikaner wieder einmal ein bisschen Krieg führen müssen und da das Land strategisch günstig lag und es dort auch einige wohlhabende Menschen gab, die gerne etwas Krieg führen wollten, stopfte man das Land mit Waffen voll und machte mit dem armen Land noch weitere fette Gewinne.

Dann entdeckten die Menschen an der Küste, dass sie sich wehren konnten. Erstens gab es Waffen in Hülle und Fülle und zweitens hatte man ja noch Boote, mit denen man fahren konnte. Also fuhren sie hinaus und verjagten die großen Fischereiflotten. Diese waren für lange Zeit wehrlos und verließen dann langsam die Gewässer vor der Küste des Landes, weil es ihnen zu gefährlich wurde und man konnte in vielen anderen Gebieten dieser Erde auch problemlos Profit machen.

So entdeckten sie, dass sie mit ihren Waffen Geld verdienen konnten. Da sie auch clevere Leute waren, weiteten sie diese Einnahmequelle aus und überfielen auch das eine oder andere Handelsschiff und holten sich fette Beute. Die beste Beute jedoch, das entdeckten sie recht schnell, waren die Schiffe selbst, denn die Ware darauf war erstens viel wert und wurde zweitens dringend benötigt. Da sich vor ihrer Küste etwa zwanzig Prozent des weltweiten Schiffshandelsverkehrs bewegte, gab es Schiffe in Hülle und Fülle und sie transportieren jede Art von Ware (wenn der Suezkanal für 48 Stunden gesperrt wird, gehen viele europäischen Spitälern etwa die Spritzen aus).

Nun professionalisierten die Küstenbewohner ihre Einnahmequelle und überfielen immer mehr Schiffe und nahmen die Besatzung als Geiseln. Bis auf wenige Unfälle kamen auch nicht viele Menschen zu Schaden und die Leute und Firmen, die an der Ware interessiert waren, zahlten brav Lösegelder.

Mit der Zeit tat sich ein weiteres Problem auf: An der Küsten hatten die neuen Unternehmer jetzt viel Geld und so stiegen die Preise für alle Art von Waren schnell an. Alle, die nicht bei dem lukrativen Geschäft dabei waren, etwa weil sie diese Tätigkeit verachteten oder aus sonst einem Grund nicht mitmachen wollten, kamen in die Zwickmühle, da sie sich ihre Leben nicht mehr leisten konnten. Für die jungen Männer gab es nur die Alternative ein karges muslimisches Glaubensleben vorzuziehen und das war nicht sehr verlockend. Also machten sie mit.

Mit der Zeit begannen sich die internationalen Großkonzerne zu wehren, da das neue Business für sie zu teuer wurde, obwohl es sehr gut kalkulierbar war. Die Preise stiegen zwar schnell an, aber man wusste inzwischen, was man für welche Menge an Ladung und Schiffsgröße zu zahlen hatte und plante das in die Kosten mit ein. Das Geld wurde in wasserfesten Behältern von Flugzeugen abgeworfen und die Küstenbewohner holten es sich – dann durfte das Schiff mitsamt seiner Fracht weiterfahren. Die Küstenbewohner kalkulierten das Lösegeld letztlich nach marktwirtschaftlichen Kriterien, die in jeder Betriebswirtschaftsvorlesung als Beispiel gelten könnten: Sie wussten ungefähr, was die Liegezeiten bzw. die Verzögerungen den Reedereien an Geld kosten und auch, was die Umwegroute um das Kap der guten Hoffnung (Afrikas Südspitze) kostete – nämlich eine Menge Diesel, Mannschaftslohn und drei Wochen an Zeit. So berechneten sie das Geld gerade so hoch, dass es sich für die Reeder nicht auszahlte, eine Alternative zu wählen.

Noch ein interessanter Nebeneffekt trat auf: Vor der Küste des armen afrikanischen Landes erholten sich die Fischbestände, da die großen Raubflotten sich jetzt endgültig nicht mehr hintrauten. Das war schließlich der einzige Ort auf der Welt, an dem sich die Bestände erholen konnten.

Nach ein paar Jahren war die neue Einnahmequelle der wichtigste Wirtschaftszweig des afrikanischen Landes geworden. Die eingesetzten Militärkräfte waren wegen der Größe des Gebiets und der zunehmend besseren Organisation und Ausrüstung der Küstenbewohner nicht in der Lage, die Schiffe ausreichend zu schützen und festgenommene Piraten konnten vor kein ordentliches Gericht gestellt werden – denn wo sollte dieses sein? Außerdem hatte man das Problem, dass es sehr schwierig war, anständige Fischer von den Küstenbewohnern mit dem neuen Geschäftsmodell zu unterscheiden. Außerdem haben die Küstenbewohner wenig zu verlieren: in ihrer Hauptstadt ist die Gefahr erschossen zu werden noch viel höher als auf See. Daher ist es auch sehr schwer, Geiseln ohne Verluste aus ihren Händen zu befreien.

Viele der Küstenbewohner sind sehr jung und haben Zugang zu Drogen. Sie sind unberechenbar und glauben nur an den Krieg und an Allah und man kann mit ihnen nicht gut verhandeln.

Wer ist Schuld an der Situation dieser Situation und was ist zu tun? Es wäre an der Zeit, dass das Land in Afrika wieder zur Ruhe kommt und die Küstenbewohner wieder Fische fangen, so wie früher, denn diese Geschichte spielt heute und das Land in Afrika gibt es wirklich.