Clean Tech – ein Zukunftsmodell?

In einer spannenden Folge des Zukunftsmagazins über:morgen ging es um „Clean Tech“ als Modell der Zukunft. Auf den ersten Blick sah das etwas abgedroschen aus. Saubere Technologie ist ja gut und schön, aber ersten teuer und zweitens ein Luxus-Nebenprodukt, das nicht massenmarkttauglich ist.

Die Erläuterungen waren jedoch spannend, weil sie bis auf die soziologische Ebene reichten. Es geht etwa darum, dass das Wohl der Gemeinschaft höher als das Wohl des Einzelnen anzusiedeln ist, damit die Menschheit in Zukunft existieren kann.
Das deckt sich mit meinen bisherigen Erkenntnissen, dass der Wohlstand einiger weniger Menschen nicht den Wohlstand aller garantiert. Reiche sind nicht sozial, sondern geben maximal Überschüsse ab, die wie Reste von einem übervollen Tisch zu den Armen hinunterfallen. Manchmal fällt mehr runter, dann wieder weniger, ganz nach Belieben derjenigen, die sich oben vollfressen.
Die Menschen unten wollen paradoxerweise nicht, dass die oben runterkommen, sondern sie wollen selbst hinauf. Die „five minutes of fame“ sind ein gutes Beispiel dafür. Die meisten Menschen wollen einmal im Licht stehen, sich nach oben abheben von Ihresgleichen, etwas Besonderes sein. Deswegen himmeln sie den Adel an und beten Gott an.
Immer dann wenn viele nach oben kommen, führt das zum Kollaps, weil oben nur Platz für ganz wenige ist – zumindest wenn man die Welt stark nach oben und unten streckt, sie sozusagen nicht breiter sondern höher macht. Das passiert, wenn eine Gesellschaft sich dehnt und auseinanderklafft wie die sich öffnende Schere. Ein „hoch oben“ (Menschen, die Abermilliarden an Geld zur freien Verfügung haben) gibt es nur, wenn es auch ein „ganz unten“ (Menschen, die ums Überleben kämpfen, hungern, frieren etc.) gibt. Ein „hoch oben für alle“ ist nicht denkbar, zumindest nicht mit den Ressourcen einer Erde.

Jetzt kommen die Chinesen ins Spiel. Seit Jahren haben wir Angst vor ihnen: Es gibt weit über eine Milliarde und wenn die dort so eine Dichte an privaten PKW haben wie wir, so vermuten selbst hartgesottene Verweigerer jeglicher Umweltproblematik dass es doch Probleme geben könnte – selbstverständlich global, allein schon wegen des Klimas.

Daher – und das ist eines der interessanten Ergebnisse der ORF-Sendung – werden die Chinesen die Clean Tech in die Welt tragen müssen. Europa oder die USA werden hier keine große Rolle spielen. Auch das zentral organisierte Staatsmodell Chinas lässt dies zu, da es geballte Kräfte mobilisieren kann und somit die Möglichkeit hat, die (übertriebenen?) Individualbedürfnisse besser abzudämpfen als das bei uns möglich ist.
Hier treffen sich zwei Weltanschauungen:
1.) Wenn es mir gut geht, dann geht es allen gut – oder anders: Wenn es der Wirtschaft gut geht, dann geht es allen gut.
2.) Wenn es allen gut geht, dann geht es mir gut – wenn es allen gut geht, dann geht es auch der Wirtschaft gut.

Das ist nicht mehr der Kampf links gegen rechts oder Kapitalismus gegen Kommunismus. Es geht um weitaus mehr, nämlich um das grundlegende Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, um einen der zentralen vier Widersprüche des menschlichen Lebens: Eines vs. Vieles.

Wenn etwa ein 3D-Printer ganze Häuser ausdrucken kann und das noch mit Rohstoffen, die der Boden hergibt, auf dem die Häuser dann stehen werden, so verschiebt sich das Machtverhältnis von einigen wenigen Steuernden zu vielen autarken und somit auch autonomen Menschen.
Eine niederländische Firma hat hier die Konsequenzen gezogen und ihre (sonst eigentlich immer geheim gehaltene) Technologie einfach mit den Chinesen geteilt. Sie meinen, dass sie so das eigentliche Ziel (Verbreitung der Technologie möglichst weit und schnell) viel besser wenn nicht überhaupt erst erreichen können. Ihre erste Sorge gilt nicht der Erhaltung des Wissensmonopols (in Zeiten des World Wide Web möglicherweise sowieso eine Illusion, darüber werden Google und Facebook stolpern) oder dem eigenen Gewinn, sondern dem übergeordneten Ziel der maximalen Verbreitung notwendiger Technologien. Sie haben durchschaut, dass ihr Wissensvorsprung in einer kaputten Welt nichts mehr wert ist.

In Ländern wie China oder Indien hat man schon durchschaut, dass nicht jeder Mensch immer alles und das sofort haben kann. Dieses Denken fehlt uns noch.

Wo die Sendung aufhört zu denken, fange ich an: Noch einen Schritt weiter in der Entwicklung kommen wir nach Clean Tech nur mit dem, was Afrika zu bieten hat, nämlich den Schritt in die Postwachstumsökonomie. Dort ist gutes Leben nicht von Wachstum abhängig oder zumindest nicht von dem, was bei uns unter Wirtschaftswachstum verstanden wird. Unsere Genügsamkeit wird wachsen müssen, unser Sozialempfinden braucht dringend Wachstum. Unsere Autos hingegen brauchen kein Wachstum mehr und unsere Anzahl an Baguettesorten auch nicht.
Der „Konsument“ ist übersetzt der „Verbraucher“. Ich kann aber nur Dinge verbrauchen, die für mich verbrauchbar sind – und die Anzahl derer ist endlich. Unser vielfach beschworenes und als Allheilmittel bejubeltes Wirtschaftswachstum benötigt jedoch KonsumentInnen, die nicht nur verbrauchen, sondern auch in steigender Zahl Dinge kaufen, die sie gar nicht verbrauchen können. Wir alle haben hunderte oder sogar tausende dieser Dinge zuhause liegen. Hin und wieder gebrauchen wir eines davon und manchmal verbrauchen wir auch, aber in Summe haben die meisten von uns zu viel. Wir horten die Dinge und wenn wir keinen Platz mehr haben, schmeißen wir sie weg.
Wir entsorgen sie dorthin, wo wir sie nicht mehr sehen. Sie sind dann jedoch nicht weg, sondern nur woanders. Sie werden manchmal einer Wiederverwertung zugeführt, meist jedoch deponiert oder verbrannt oder in die dritte Welt verschifft.

Irgendwo hat jedoch jeder Mensch genug. Dann ist alles so vollgeräumt und das ständige Wegwerfen erfüllt uns auch zunehmend nicht mehr mit Freude, weil die stattdessen gekauften neuen Dinge meist von schlechterer Qualität sind als ihre Vorgänger. Sie sind meist auch teurer und ihre Funktionen brauchen wir nicht oder nur einen Teil davon. Wir kaufen zunehmend Müll, den wir möglichst schnell wieder entsorgen um neuen Müll zu kaufen. Irgendwann fühlen wir uns selbst wie Müll, in den ganzen Müllbergen, die uns umgeben und die wir nicht einmal alle sehen oder spüren – siehe Plastikstrudel in den Weltmeeren. Wir machen langsam das kaputt was uns ernährt und einige von uns haben dabei auch kein gutes Gefühl mehr. Sie spüren die Verkrampfung, die sich immer schwerer lösen lässt. Sie spüren das noch leise aber doch hörbar Ächzen unserer Erde, die vielen sterbenden Tier- und Pflanzenarten und die Menschen, die mit zunehmend leeren Augen durch die immer buntere Plastikwelt staksen.

Ganz langsam beschleicht diese Menschen der Verdacht, dass ein Ende mit Schrecken vielleicht sogar einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen ist. Den Preis müssen wir sowieso zahlen – warum nicht bald und dann mit neuer Perspektive starten?
Wir haben aber auch aus gutem Grund Angst unsere Entwicklung mit einem scharfen Schnitt zu beenden. Zu lange leben wir schon in dieser bunten Konsumwelt, als dass wir sie aufzugeben bereit sind. Zu gut schmecken die Schnitzel und zu bequem ist die Couch vor dem Breitbild-Flachfernseher (oder so ähnlich).

Hoffen wir, dass diese Entwicklung gut für uns endet.

Meine Wünsche an den neuen Papst

Ich wurde vor langer Zeit zwangsverpflichtet, konnte mich aber dann daraus befreien. Nun habe ich keine Ansprüche oder Forderungen an die größte Organisation der Welt zu stellen, weil ich nicht mehr Mitglied bin.
Aber ich erlaube mir ein paar Wünsche an den neuen Chef.

Die erste Kategorie sind einfache Wünsche. De facto wird das schon überall gelebt, es sollte endlich offiziell klargestellt werden:
a.) Priester dürfen heiraten und Kinder bekommen. Ihre Frauen müssen nicht länger „Pfarrersköchin“ heißen.
b.) Die Pille plus andere Verhütungsmittel sind okay.
c.) Homosexualität unter Priestern ist gestattet.
d.) Geschiedene dürfen wieder kirchlich heiraten.
e.) Die Erde ist älter als 10.000 Jahre und es gibt eine Evolutionsgeschichte.
f.) Ministrantinnen dürfen offiziell existieren und nicht nur geheim.

Die zweite Kategorie zeigt schon weit größere Herausforderungen, da es hier um echte Neuentwicklungen ginge:
a.) Frauen dürfen alle Ämter in der kath. Kirche ausüben.
b.) Giordano Bruno wird rehabilitiert.
c.) Die Heilige römische Inquisition wird abgeschafft (heißt heute irreführend „Katholische Glaubenskongregation“).
d.) Die Taufe wird freiwillig.

Ich glaube, ich wäre schon zufrieden, wenn wenigstens EINER dieser Punkte unter Franzi dem Ersten in Erfüllung ginge.