„Ich bin eine Northern Soul Schlampe“ hat der Ronny manchmal gesagt. Und gegrinst. Und einen Schluck von seinem Bier genommen und einen tiefen, genussvollen Zug von seiner Zigarette.
Montag Abend hat er sich in den Northern Soul-Vespa-Lambretta-Mod-Himmel abgeseilt – oder eigentlich eher aufgeseilt, denn sein Blick ging die letzten Stunden seines Lebens nach oben.
Irgendwann vor ca. zehn Jahren hat mir mein lieber Freund Schubi im Vespa-Gespräch geraten: geh doch zum Ronny! Er hätte eine Werkstatt in der Heiligenstädter Straße und würde mir sicher bei meinen Vespa-Problemen helfen. Damals konnte ich noch nicht zangeln. Ich kannte ja den Ronny noch nicht, oder zumindest fast nicht, wie sich bald herausstellen sollte.
Also rief ich ihn an und er meinte, ich solle doch einfach am Abend vorbei kommen, er wäre eh da. „Servas, i bin der Ronny. Schieb einfach deine Vespa herein.“ Als ich die Sprint das erste Mal über die Schwelle der Galeria hievte, wusste ich noch nicht, welch gute Freundschaft in den nächsten Jahren mein Leben bereichern würde.
„Pfau, da schau i oba“ waren Ronnys Worte, als er die Sprint in ihrem Mod-Style sah.
Dann war es eine Sache von Minuten bis wir wussten, dass Ronny ein Jugendfreund meines Bruders war und ich ihn damals natürlich auch kannte, wenngleich so flüchtig, dass die Erinnerungen nur sehr vage waren oder überhaupt dem Wunschdenken entsprangen.
Ronny war Mod. Ronny war Vespa-Fahrer. Und ein außergewöhnlicher Mensch. Außerdem war er noch Bilanzbuchhalter, liebevoller Vater, einer der besten Zangler auf Lambretta und Vespa, und auch starker Raucher. Leider.
Fröhlich und ernst, launisch und beruhigend, sanft und brutal – Ronny war ein Mensch mit breitem Spektrum, den nicht nur seine Roller, sondern auch das Leben schon ordentlich durchgebeutelt hatten. Vor etwas mehr als zehn Jahren musste er mit dem Tod seines Vaters zurecht kommen. Diese Breitseite hat er irgendwie nie ganz verkraftet, vielleicht begann damals sein Liebäugeln mit dem Tod.
Er war auch ein Suchender – lange Jahre nach der richtigen Frau, selbstverständlich ständig nach guten, raren Lambretta-Teilen, dem nächsten kühlen Bier, der nächsten Tschik und nach so etwas wie dem Sinn des Lebens. In den letzten Jahren nahm seine Spiritualität beständig zu, an langen Abenden zu zweit in der Galeria durfte ich hin und wieder in der ersten Reihe vor der Bühne von Ronnys Leben Platz nehmen.
Die Suche bringt Sucht, zumindest manchen Menschen. Er war einer von diesen und sein Bruder Bobby meinte gestern: „Der Ronny hat sein Leben viele Jahre mit Vollgas gelebt.“ Wir konnten uns dann einigen, dass er „in echt“ ca. 70 Jahre alt wurde.
Trotzdem sind uns die 46, die es dann doch waren, deutlich zu wenig. Er ist zu früh gegangen, zumindest aus der Sicht der Zurückbleibenden. Es wäre nicht fair, meinte Bobby, dass Ronny gehen musste und nicht er. Das Schicksal kennt aber keine Fairness.
Vor einem halben Jahr erfuhr ich, dass mein lieber Freund Christian schwer an Krebs erkrankt war. Noch am selben Tag rief mich Ronny an und meinte, er müsse mir leider mitteilen, dass er Speiseröhrenkrebs hätte.
Ronny war der beste Bäcker der Straße.
Christian war der beste Zuckerbäcker der Straße und hatte viel von Ronny gelernt.
Und ich habe viel von beiden gelernt, Tipps und Tricks – eigentlich das meiste, was ich heute kann, wenn ich an Vespas herumzangle. Durch ihn kam ich überhaupt erst auf den Geschmack, durch die zahllosen Abende in der Galeria, wo wir bei einem guten Bier Motoren zusammen bauten und Elektrik-Probleme diskutierten, bis die Köpfe rauchten. Im folgenden Bild sehen wir Ronny beim Nacht-Lackieren des Lamy-Lenkerkopfs, im Scheinwerferkegel meiner Honda.
Ohne seine Anleitungen und Tricks, für die er nie einen Cent verlangte, wäre in mir vielleicht nie die Leidenschaft entstanden. Wie oft habe ich ihn angerufen und er hat mir erklärt, wie ich etwas richtig einbauen oder Kabel korrekt anstecken kann. Er wusste eigentlich immer was zu tun war, konnte ein Problem gut analysieren, eingrenzen und hatte jede Menge spezielle Möglichkeiten. Seine Schweißnähte waren nie schön – aber immerhin, er konnte schweißen:
Notfalls funktionierte immer das Universalwerkzeug, wie auf dem folgenden Bild:
Martina wurde die Mutter seiner Tochter Ani, die jetzt gute drei Jahre alt ist. Ein zuckersüßes Dirndl, dessen Erwachsenwerden Ronny gerne miterlebt hätte. Sehr gerne, daher hat er auch nicht aufgegeben, als ihn die Ärzte – genauer gesagt: die Schulmediziner – aufgegeben hatten.
Jammerschade, dass er den anderen Weg nicht mehr rechtzeitig einschlagen konnte. Erst nachdem sie ihn aufgeschnitten hatten, fing der Krebs in seinem Dünndarm zu wuchern an, was schließlich seinen Körper so zerstörte, dass auch die alternativen Versuche nichts mehr nützten. Binnen weniger Wochen ging es zu Ende.
Ronny ist einer der zahlreichen Fälle, die den Göttern in weiß zeigen, wo ihre Grenzen sind und dass sie bei manchen Erkrankungen besser die Finger davon lassen sollten.
Wir wissen nicht, ob Ronny noch leben würde, wäre er an dem Tag nicht ins Krankenhaus gefahren. Er war kräftig, voller Tatendrang und hatte noch schnell mit Christian Bosich seine Lambretta fertig gebaut – oder zumindest fast fertig, aber sie lief schon. Das ist ein Bild davon, mit diesem Roller wollte er nach seiner Genesung den Jakobsweg fahren, wie er mir vor einiger Zeit sehr emotionsgeladen erzählt hatte:
Nach der Operation hatte er eine riesige Wunde im Bauch, einen Krankenhauskeim (lange Zeit unentdeckt) und erholte sich nie wieder. Ich möchte an dieser Stelle nicht all das erzählen, was ich im AKH alles mit ihm erlebt habe, es macht nur wütend und traurig. Über den Zynismus, mit dem sie Menschen sterben schicken, nur weil sie selbst mit ihren Methoden am Ende sind, werde ich ein andermal hier in diesem Weblog schreiben.
Ronny war auch wütend und enttäuscht, er fühlte sich allein gelassen und mies behandelt. Als er dann ins St. Elisabeth Spital auf die Palliativstation kam, wurde das anders. Dort behandelten sie ihn menschlich und mit der Wärme, die schwer kranken Menschen zusteht. Vor seinem Fenster stand ein großer Maulbeerbaum und die Schwestern kümmerten sich rührend um ihn.
Wir hatten die Hoffnung noch lange nicht aufgegeben und ich schmiedete mit ihm gemeinsam Pläne, wie wir die Lamy durchs Pickerl bekommen und danach anmelden könnten.
Ronny war Mod. Nicht einfach nur irgend ein Mod, sondern einer der zentralen Figuren in der Szene der 1980er, rund um den Donnerbrunnen. Kaum einer, der Ronny nicht kannte. Er lebte „Modernist“ sein durchgehend, mit feinen Anzügen aus den Sixties, Parka und Motorroller.
Das folgende Foto zeigt ihn vor der Galeria bei einem Fototermin für einen Kurier-Artikel:
Er fuhr zu zahllosen Scooterruns bis nach Schottland und sonstwohin. Er schlief im Straßengraben, eingewickelt in seinen Parka und achtete darauf, dass der feine Anzug nicht verknitterte. Er hasste Skinheads und Neonazis und hatte in seiner Jugend so manche Prügelei überstehen müssen, einsteckend und austeilend. Mod sein ist eine Stilfrage und Ronny hatte Stil, zweifellos. Selbst ein Trainingsanzug hatte bei ihm etwas stilvolles, wie auch immer er das anstellte. Hier ein Foto vom Donnerbrunnen, als sich die „Alt-Mods“ zu einem kleinen Stelldichein versammelten:
Nicht vergessen dürfen wir auf die Musik, die spielt im Leben der Mods eine große Rolle. Neben den Klassikern der Mod-Szene der 1980er (The Who, Madness etc.) ist das vor allem die Northern Soul Musik. Die Soul-Musik war in den Urzeiten der Modbewegung, also in den 1950ern, die eigentlich stilprägende Musik, die später dann von modernerer Musik abgelöst wurde. Nur im Norden von England sprach sich das nicht so schnell herum und dort wurde weiterhin die Soul-Musik in der Frühvariante gespielt, daher nannte man sie dann eben „Northern Soul“.
Hier zwei von Ronnys Lieblingsnummern:
Die Wiener Northern Soul Szene (ja, die gibt es!) wird ihn fast genauso vermissen wie die Rollerszene. Die Galeria war einer der Geheimtipps, wo man an Dienstag Abenden vorbei schauen konnte und mindestens einen guten Tipp bekam, oft wurde spontan einfach der eine oder andere Roller repariert. Wenn ein Ersatzteil nötig war, dann hatte Ronny es wahrscheinlich in einer der zahllosen Kisten, die so ungeordnet aussahen, aber das Genie beherrscht das Chaos. Alle anderen brauchen Ordnung. Auch Ronny wollte zum Schluss Ordnung haben und so heiratete er wenige Tage vor seinem Tod noch Martina. Im St. Elisabeth Spital ist das eine der leichteren Übungen, da es sich um ein Ordensspital handelt. Ronny behielt auch mit der Magensonde, durch die er einen Schlauch aus der Nase hängen hatte, die notwendige Würde. Der Schlauch wurde für solche Fälle ganz einfach hinter das Ohr geklemmt, so what!
Im österreichischen Recht ist das eine wichtige Sache, damit seine Frau und die Tochter ordentlich versorgt sind. Ronny kämpfte in den letzten Jahren mit wechselnden Arbeitgebern und auch einer Phase der Arbeitslosigkeit, die er jedoch durch einen guten und nicht unspannenden neuen Job überwinden konnte. Er war ein Bilanzbuchhalter der besonderen Sorte und hängte sich immer ordentlich ins Zeug. Er war ein sehr wertvoller, weil ungewöhnlicher Buchhalter, nicht nur vom Aussehen, auch von der Art der eigenen Auffassung seiner Tätigkeit. Er schaffte es meistens erfolgreich mit der Steuer zu verhandeln, was ihm Anerkennung einbrachte.
Seine Familie war ihm wichtig, vor allem sein Bruder Bobby, auf den er auch noch in der Zeit seiner Erkrankung aufpasste und mit strenger Miene meinte, ich solle ein ernstes Wörtchen mit seinem Arbeitgeber reden, auf dass ihn dieser auch ordentlich und pünktlich bezahle.
Seine Tochter Ani ist ein entzückendes kleines Ding mit einem Lächeln, das Eisberge verdampfen kann.
Ihr galt auch seine Aufmerksamkeit und gemeinsam wohnten sie mit Martina im zweiten Bezirk, mit all den Höhen und Tiefen, die so ein Familienleben zu bieten hat.
Das Bild hab ich beim Holländer aufgenommen, sozusagen Ronnys Stammbeisl:
We watched our friends grow up together
and we saw them as they fell.
Some of them fell into heaven
and some of them fell into hell.
Ronnys dunkle Seite gehörte auch zu seinem Leben. Bier bis Oberkante Unterlippe, manchmal an der Grenze des Erträglichen. Und natürlich die Zigaretten. Es waren viele, sehr viele und das über sehr viele Jahre. Bis die schwächste Stelle nicht mehr konnte, und das war die Speiseröhre. Und dann der Dünndarm. Jeder von uns lebt sein Leben und niemand weiß, welche Faktoren mehr wirken und welche weniger. Manche werden hundert Jahre und andere reisst es noch vor der Hälfte von uns weg.
Ob Ronny noch leben könnte, wenn er rechtzeitig mit dem Rauchen aufgehört hätte? Was ist rechtzeitig? Diese Fragen werden wir nie beantworten können und manchmal ist das auch gut so, denn niemand sollte seinen Todeszeitpunkt kennen. Martina hat gestern gemeint, hier stirbt ein Mensch am Krebs und in Palästina werden gerade junge, gesunde Menschen dem politischen Wahnsinn geopfert und in den Tod geschickt.
Was hat Ronny hinübergezogen, bis sein Körper nicht mehr konnte?
Als ich Montag Mittag zu ihm ins Spital fuhr, ging es ihm schon recht mies. Trotzdem plauderten wir und ich fuhr mit gemischten Gefühlen wieder weg. Würde er es schaffen? Die nächste Zeit wird kritisch, so viel war klar.
Am Abend rief mich dann Martina an und fragte, ob ich zu ihm fahren könnte und wollte. Es stünde sehr schlecht um ihn und so machte ich mich auf einen schweren Weg. Um 22 Uhr kam dann Bobby und gemeinsam wachten wir über unseren Gefährten, der langsam immer schwerer atmete. Ich besprach mit Bobby noch die Idee ihm ein wenig Musik zu gönnen, weil er schon ziemlich weggetreten war.
„Love Reign O´er Me“ aus Quadrophenia schien mir passend und mit diesen Klängen in den Ohren verstarb Ronny am Montag, 14. Juli 2014 um 22.20 Uhr. Er ist sehr sanft und friedlich hinüber geglitten, wohin auch immer.
Mit seiner Lamy, ein paar Northern Soul Platten und seinem Parka macht er sich jetzt auf die lange Reise, die uns allen irgendwann bevorsteht. Bei ihm führt sie auf jeden Fall dorthin, wo alle guten Menschen ein großes Ganzes bilden, wie auch immer das gestaltet sein mag und das wir nur sehr unzureichend mit dem Wort „Himmel“ beschreiben.
Der Ronny ist ein Teil davon. Auch wenn er „Hope I´ll die before I get old“ wohl ein bisschen zu wörtlich genommen hat.
Ronnys Begräbnis
Er wurde am 25. Juli am Stammersdorfer Zentralfriedhof bestattet. Irgendwie war allen klar, dass es sich hier nicht um irgend ein Begräbnis handelt. Es wurde bewusst inszeniert und ich glaube, es hätte ihm gefallen. Vielleicht hat es das ja, wer weiß schon, ob und wie er uns zugesehen hat.
In der Früh fuhr ich nach Langenzersdorf zu unserem lieben Freund Sempal, denn mit ihm hatte ich am Vortag die Lammy in den Bus eingeladen.
Gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach Stammersdorf und trafen dort Bobby. Gemeinsam luden wir die Lambretta aus und die ausgesprochen netten Pompfuneberer erlaubten uns sie neben den Sarg in die kleine Kapelle zu stellen, gleich neben das Bild von Ronny, im Anzug tanzend, bei irgend einem Northern-Soul-Fest.
Das folgende Bild zeigt dieses Tanzfoto, auf dem auch Christian drauf ist, dessen Begräbnis erst vor zwei Wochen war.
Dann ging es zum Schachtelwirt auf die Brünner Straße, wo sich die Rollerfahrer für den Korso treffen sollten. Zehn waren schon da, bald waren es zwanzig. Irgendwann dreißig, vierzig, bei der Abfahrt waren es gute 50 Roller, eine stattliche Anzahl, wenn man bedenkt, wie viele wegen Urlaub oder anderen Verpflichtungen nicht mitfahren konnten.
Jeder Roller bekam ein schwarzes Band und wir machten uns auf den kurzen Weg zum Friedhof. Bei der Kreuzung zur Stammersdorfer Straße versagte plötzlich die Schaltung meiner Sprint. Ein wenig schwammig war sie in den Tagen davor schon gewesen, aber ich dachte mir: nachstellen ist nach dem neuen Einbau des Motors eine Kleinigkeit, die ich irgendwann erledigen könnte.
Jetzt ging gar nichts mehr und ich war gerade im 4. Gang. Also ordentlich am Gas bleiben, ein wenig mit der Kupplung arbeiten, vor allem wegen des Schleichers im Auto vor mir. Parkplatz erreicht, passt!
Erst am späten Nachmittag konnte ich den Schaden finden: Das Gangseil war im Lenkerkopf abgerissen, nur mehr das Nipperl war da – so etwas passiert eigentlich nie. Eigentlich.
Vor der Kapelle waren schon viele Leute, jetzt noch mehr als 50 RollerfahrerInnen – glücklicherweise hatte Ronny gutes Wetter bestellt und so konnten etwa die Hälfte der Trauergäste die Feier vor der Kapelle mitverfolgen und wurden über Lautsprecher zumindest akustisch gut versorgt.
Louis Armstrong: We have all the time in the world – eine alte Lieblingsnummer von Ronny, bei der die ersten seiner Freunde, die nah am Wasser gebaut sind, bereits frühzeitig ausschieden.
Ein Kranz in Form eines Mod-Targets von Nivin und Jürgen, auch das hätte Ronny mit „coool“ kommentiert. Einen besonderen Platz hatte seine alte Kutte, mit der er zahllose Scooterruns erlebt hatte. Bei jedem kam ein Aufnäher drauf – Ronny hatte so viele, dass er sie auf der Innenseite anbringen musste. Diese Kutte zierte auf seinem letzten Weg seinen Sarg. Fast konnte man sein breites Grinsen sehen.
Der Priester war der gleiche wie bei seiner Hochzeit, die nur zwei Wochen zurück lag. Vor seiner Predigt hatte ich die Ehre im Namen seiner Freunde ein paar Worte zu sprechen.
Bobby schob die Lammy vor dem Sarg den ganzen Weg bis zum Grab – sicher nicht das schwerste auf diesem Weg. Eine stattliche Anzahl von ca. 120 Personen folgte ihm. Mods mit Anzügen und Parkas, Scooterboys, die Crazy Ducks, jede Menge alte Freunde aus Lockenhaus, aus seiner Jugend, die Galleria-Freunde und noch viele mehr. Insgesamt eine vielfältige, große Schar an Freunden, die einander oft seit Jahrzehnten nicht gesehen hatten und durchwegs meinten, eine andere Gelegenheit wäre ihnen deutlich lieber gewesen.
Seine kleine Familie ging hinter dem Sarg, Martina mit ihren beiden Kindern und natürlich die Tante Wanda.
Wie bei Rollerfahrerbegräbnissen üblich landeten auch diesmal wieder einige seltsame Gegenstände im Grab: Gasgriffe, Zündkerzen und noch einiges mehr. Wenn in ein paar tausend Jahren hier einmal Ausgrabungen stattfinden, wird man sich sehr wundern, welche Rituale die Menschen damals hatten.
Als alle Trauergäste sich von Ronny verabschiedet hatten, stand die Lammy einsam an seinem Grab, als ob sie ihn bewachen würde.
Danach durfte sich Ani noch auf den Roller setzen. Wer weiß, vielleicht wird sie irgendwann eine kesse Modette mit einer feschen Lambretta.
Ein Heurigenbesuch in Stammersdorf – dort gab es auch Bier, was Ronny gut gefallen hätte. Der Leichenschmaus samt einem guten Schluck dient seit ewigen Zeiten dazu wieder ins Leben zurück zu finden. In ein Leben, das der Ronny sehr viele Jahre in vollen Zügen genießen konnte, mit Höhen und Tiefen, Schicksalsschlägen und großartigen Ereignissen.
Da und dort tauchte die erste Anekdote aus Ronnys Leben auf, gefolgt von noch einer und noch einer. So viele Freunde hatten so viele Erlebnisse in ihren Erinnerungen, da hätten zehn Heurigenbesuche nicht ausgereicht. Im Laufe des Nachmittags löste sich die Trauergemeinschaft dann auf, die Vespas und Lambrettas wurden gestartet und alle gingen ihrer Wege.
Vielleicht nimmt ja jeder ein Stück von Ronny mit, in seinen/ihren Erinnerungen und auch in den Rollern, die in gar nicht geringer Zahl irgendwann durch Ronnys Hände gingen. Er bleibt uns aber nicht nur als Zangler in Erinnerung, sondern als guter Freund und Kamerad, als lustiger Geselle, als außergewöhnlicher Mensch, den zu kennen niemandem je zur Schande gereicht hat.