Beim Penny-Markt einkaufen. Warum eigentlich nicht?

Die Penny-Märkte gehören zur Rewe-Gruppe und der kann man in Österreich nur schwer entkommen, außer man ist autarker Bio-Bauer im Waldviertel oder so. In der Stadt sind sie Teil der Supermarktkettenlandschaft, die von den beiden Big Playern (SPAR, Rewe-Group) plus Hofer beherrscht wird.
Penny gilt als Unterschichtsupermarkt und in gewisser Weise mag das sogar stimmen. Ich gehe trotzdem manchmal dort einkaufen, weil sie genauso freundlich oder unfreundlich sind wie sonst überall und weil man dort jede Menge Markenprodukte bekommt.

Am Samstag war mir nach einem ordentlichen Rindsgulasch. Ich koche das gern in einer größeren Menge und friere Portionen ein. Und genau an diesem Samstag hatte der Penny-Markt eine Aktion: Rindsgulaschfleisch um ca. 50% billiger als sonst.
Also marschiere ich dorthin und beschließe fünf Kilo Fleisch einzukaufen. Ich besitze seit einiger Zeit einen wirklich großen Kochtopf und das würde sich ausgehen.
In der Fleischecke treffe ich eine Verkäuferin und sie meint, ich müsse den Fleischhauer suchen, der könnte mir das Gulaschfleisch aus der Aktion geben.

Ich werde fündig und er meint: Uijeeh, das ist zu viel, so viel kann er mir nicht geben.
Ich wusste gar nicht, dass ich so enttäuscht dreinschauen kann, auf jeden Fall deutet er mir mit einem verschwörerischen Blick, ich solle doch mitkommen. Gesagt – getan, er führt mich zur Fleischhauerei.
Ich wusste gar nicht, dass jeder Penny-Markt eine eigene Fleischhauerei hat, sondern dachte eher, das käme alles irgendwo aus einer Zentrale und würde verkaufsfertig angeliefert.
Doch dem ist nicht so und ich betrete den Ort der Fleischzerteilung. Es riecht nach gar nichts und sieht auch ausgesprochen sauber aus. Der Fleischhauer verschwindet in einem Kühlraum und kommt mit einem riesigen Stück Rind zurück. Dann legt er es auf den Tisch, wetzt das Messer und meint, ich solle doch das nächste Mal ein bis zwei Tage vorher bestellen, dann könne er mir das entsprechend herrichten.
Da ich ihm nicht zu viel Arbeit machen möchte, erkläre ich ihm, dass er mir das Fleisch ruhig in einem Stück geben könne, ich würde es mir dann selbst schneiden.

„Sind 6,5 kg zu viel?“ fragt er nachdem er ein Stück dieses Gewichts herunter gesäbelt hat. Ich sinniere kurz über die Größe meines Topfes und beschließe, den Rest notfalls als Fleisch einzufrieren. Er packt mir das Stück ein und betont noch einmal, dass es ihm leid tue, aber die bestellte Großlieferung wäre in eine andere Penny-Filiale geliefert worden.
Dann druckt er mir den Beleg aus und bringt ihn selbst zur Kasse, damit ich nach meinem Einkauf dort keine Probleme hätte.
Alles funktioniert bestens und daheim sehe ich mir das Etikett näher an:

penny

Das Fleisch ist etikettiert mit „Ich bin 100% Österreich.“ Hoffentlich heißt das, dass das Rind hier geboren wurde und aufgewachsen ist. Laut Etikett stimmt das, und zwar stammt es aus „A 3842 Thaya, Eggmanns 9“ vom Bauernhof der „Altschach GmbH“ und es wurde in Österreich geschlachtet und zerlegt.

Ich beschließe die Firma im Internet zu suchen und komme auf die Website www.altschach.com
Hier ein Auszug aus der Firmenphilosophie:

„Die Kernpunkte der Tätigkeit sind die optimale Vermarktung von Schlachtvieh aller Kategorien, Beschaffung von Nutztieren sowie eine beratende Funktion bei Betriebsoptimierungen und -umstellungen.
Die langjährige Erfahrung in Sortierung und Logistik der Schlachttiere ermöglicht in Verbindung mit den umgesetzten Mengen einen optimalen Verkaufserlös für die Landwirtschaft.
Lohn- und Notschlachtungen führen wir im eigenen Schlachtbetrieb durch.
Aufgrund der gestiegenen Mengen im Bio-Bereich sind wir seit 2006 auch Bio-zertifiziert.
Langjähriges Vertrauen unserer Landwirte und Zahlungssicherheit machen uns zu einem starken Partner der waldviertler Landwirtschaft.“

Es stellt sich heraus, dass es sich hier um einen echten Familienbetrieb handelt, der 1945 gegründet wurde. Man erfährt auch, dass sie sehr bemüht sind Transport und Schlachtung der Tiere sorgfältig durchzuführen. Die Nachvollziehbarkeit der Fleischherkunft ist gut, wenngleich noch nicht klar ist, wo die Tiere tatsächlich gehalten wurden: der angegebene Ort Thaya ist auf jeden Fall ganz in der Nähe von Windigsteig, der Heimat der Altschach GmbH.
Der Gesamteindruck ist zumindest bei mir ein guter und das Fleisch hat hervorragend geschmeckt. Ob der niedrige Preis auf eine ungesunde Tierhaltung hinweist, kann ich hier schwer beurteilen, möglich wäre es. Um das herauszufinden, müsste man dorthin fahren und „investigieren“.

Fazit: Wer Fleisch isst, wird nie verhindern können, dass Tiere gemästet und geschlachtet werden. In den „nobleren“ Supermärkten bekomme ich auch kein besseres Fleisch und der Penny-Markt wird mich wieder als Kunden begrüßen dürfen.