BMW i3 – und Du fährst nie wieder einen Verbrennungsmotor

Ich tu das natürlich trotzdem, aber in einer alten Vespa und wenn ich mir ein Auto ausborge.
Aber zur Sache: Ich durfte den BMW i3 probefahren, ein reines Elektroauto. Es gibt zwar einen Range Extender für die Leute mit „Range Anxiety“, dann hat das Ding aber fast überhaupt keinen Kofferraum mehr und außerdem braucht das wirklich fast niemand.

Die Größe entspricht etwa einem VW Golf und BMW hat sich bemüht so viel wie möglich ein wenig anders zu machen, sozusagen als Zeichen, dass man da auch wirklich in einem anderen Auto sitzt. Die hinteren Türen gehen z. B. nach hinten auf, wie beim alten Puch 500, wo sie als „Selbstmördertüren“ bekannt waren.

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Hinten ist beim BMW ausreichend Platz, vorne natürlich auch. Ein zerklüftetes Armaturenbrett, bei dem sich die Konstrukteure vorgenommen haben, möglichst viel Besonderheiten einzubauen, etwa bei den verwendeten Materialien. Da sieht ein Teil aus wie Holz, aber nicht lackiert, sondern irgendwie anders behandelt. Die Kunststoffe wirken auch anders, bleiben aber Plastik, letztlich.

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Leider leider könnte man mir das Auto nicht verkaufen, erstens brauch ich kein eigenes Auto und zweitens hat er ein „Keyless Go“ System, d.h. man kann den Schlüssel eingesteckt lassen oder irgendwo ins Auto legen. Damit habe ich extrem schlechte Erfahrungen gemacht und so etwas wäre für mich ein Ausschließungsgrund, egal was die Kiste sonst noch kann.

Der BMW kann einiges, etwa sehr flott fahren. Damit sind wir auch schon beim eigentlichen Punkt. Der Wagen hat eine unfassbar brutale Beschleunigung. Die meisten wirklich kräftigen Autos dürfen sich hier hinten anstellen, unter 200 PS braucht man es gar nicht versuchen. Du steigst auf das „Gas“pedal und er reisst ohne irgend ein erkennbares Loch an, es drückt dich in den Sitz wie bei einem Flugzeug, Überholmanöver sind eine Sache von wenigen Augenblicken.

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Natürlich sind bei so einem modernen Auto auch Fahrwerk und Bremsen entsprechend gut, man kann den i3 wirklich schnell bewegen. Die schweineteuren und speziell für dieses Auto gefertigten Reifen zeigten zumindest bei meiner Probefahrt keine Schwächen, trotzdem hat die Physik hier ihre Grenzen. Echte Asphaltschneider sind es nicht, aber ein Satz neuer Reifen verpasst dir beim Blick auf das Konto einen Satz heiße Ohren.

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Ein sehr nettes Instrument ist die Verbrauchsanzeige. Da gibt es so eine blaues Band in Form eines Halbkreises und ein weißer Strich, der eigentlich kein Strich ist, sondern nur eine Weißfärbung der blauen Dioden, zeigt dir den Verbrauch an. Linke Hälfte Rekuperation, rechte Hälfte Verbrauch. Je nach Fahrweise und Topographie wandert bzw. hüpft der weiße Strich hin und her, mal auf die linke Seite und mal auf die rechte. Er ist dezent gemacht, so dass man hinschauen kann, aber nicht muss. Trotzdem befindet er sich in der Mitte der Anzeige, das ist nun einmal so bei Elektroautos. Es ist erstaunlich wie viel er rekuperiert, beim Bremsen, aber oft auch einfach beim Dahinfahren leicht bergab, manchmal sogar in der Ebene. Das bewirkt, dass man in bergigem Gelände nicht mehr verbraucht als in der Ebene. In die Berge fahren verkürzt sozusagen nicht die Reichweite.

Das ist natürlich eine elende Sache, die meisten Menschen achten bei so einem Fahrzeug nur auf die Reichweite, selbst wenn sie 100 km beträgt und man ohnehin nur 10 km fahren möchte. Das hat die Industrie den Leuten sehr gut eingeschärft: die Angst vor dem Stehenbleiben. BMW nimmt das eher locker und spendiert dem i3 ein Navi, das die Elektrotankstellen und deren Entfernung anzeigt. Wenn man dann in einen Sparmodus schaltet, hat man gute Karten.

Trotzdem bleibt die Tatsache, dass einem der Energieverbrauch der Mobilität wieder bewusst wird. Beim derzeit immer noch unglaublich billigen Verbrennungskraftstoff interessiert das die meisten Menschen schlicht und einfach gar nicht. Beim Elektroauto denkt man daran und das ist vielleicht gar kein Nachteil.

Der Startschlüssel ist ein Knopf, das ist derzeit sehr modern. Schalten tut man mit einer Wippe und wenn man die Kiste abstellt, schaltet er automatisch in den Parkmodus.

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Dann kann man noch eine Handbremse per Knopfdruck aktivieren. Anfahren tut er mit viel Drehmoment, also im Zweifelsfall ruckartig. Und er hat einen sehr guten Einschlag. Interessant ist das Geräusch, es unterscheidet sich beim Fahren nämlich nicht wirklich von einem modernen PKW. Bei dem sind die Motorgeräusche auch schon fast zur Gänze weggedämmt. Innen merkt man fast keinen Unterschied, außen natürlich schon, da ist er fast lautlos.

Das Design ist modern, vorne unter der Abdeckklappe, die man gerne „Motorhaube“ nennen möchte, befindet sich die Ladeeinheit. Hinten ein Kofferraum, der allerdings wirklich sehr bescheidene Ausmaße hat, ca. wie der Einser-Golf, vielleicht sogar noch kleiner.

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Man kann den BMW daheim an die ganz normale Steckdose anschließen oder mit einer Schnelllade-Einheit bei einer entsprechenden Stromtankstelle.

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Fazit: Ein gutes Auto, brauchbar für Menschen mit dem Ladebedürfnis eines VW Polo (also für die meisten) und normalen Fahrten von unter 100 km (auch das betrifft die meisten Fahrten). Ungelöste Probleme sind sicher der Ressourcenverbrauch bei der Herstellung (v.a. von der Batterie) und dass bis auf den Schadstoffausstoß keinerlei Mobilitätsmodernität zu erkennen ist.

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