Geplante Obsoleszenz

Inzwischen wissen die meisten was dieser Begriff bedeutet und das nicht von ungefähr. Ein Freund hat mir erzählt, dass er in den 1980ern auf der HTL war und dass damals der Lehrgegenstand neu eingeführt wurde: Wie kann man Dinge so produzieren, dass sie nach einer bestimmten, möglichst genau bestimmbaren Zeit oder Benutzungsdauer kaputt gehen? Er berichtete mir, dass dies damals ein kompliziertes Fach war, da die Materialtechnik für dieses Problem noch nicht ausgereift war.
Inzwischen hat die Industrie dies perfektioniert und in vielen großen Unternehmen gibt es eigene Abteilungen, die dafür zuständig sind. Ich möchte hier nur von Beispielen berichten, die ich selbst erlebt habe bzw. solche aus erster Hand.

Das beste stammt von meinem Bruder Peter. Er hat einen Kühlschrank, der eines Tages nicht mehr funktionierte. Der Ärger war groß, da das Gerät noch nicht alt war und ihm dämmerte, dass eine Reparatur – sofern überhaupt möglich – wahrscheinlich teuer kommen würde.
Dann suchte er im Internet nach Leidensgenossen und fand ein Forum, in dem der Fehler genau seines Kühlschranks exakt beschrieben wurde. Und auch wie man ihn selbst günstig beheben konnte. Der Hersteller baut dort nämlich einen Kondensator ein, der unterdimensioniert ist. Ein Kondensator ist ein Verschleißteil, das normalerweise sehr lange hält. Wenn er jedoch zu schwach ist, steht er dauernd unter Stress und die Lebensdauer verringert sich drastisch. Das lässt sich übrigens ganz gut berechnen.
Mittels einer genauen Anleitung plus Bildern in dem Forum konnte mein Bruder den Kondensator gegen einen stärkeren (Kosten ca. 20 Cent) austauschen. Seitdem funktioniert der Kühlschrank wieder wie am ersten Tag.

Ein zweites Beispiel ist noch interessanter: Ein Freund von mir hat einen Fernseher, dessen Bild plötzlich nicht mehr stabil war. Die Garantie war noch nicht lange abgelaufen und er ärgerte sich dementsprechend. Als er beim RUSZ (Reparatur- und Servicezentrum) anruft meint der Chef „Sie haben Glück, ich habe gerade einen Fachmann für genau diese Marke hier“ und übergab den Hörer. Der Fachmann kannte das Gerät in- und auswendig und erklärte ihm am Telefon wie er einen bestimmten zylinderförmigen Teil finden konnte. „Das Ding nennt sich Bildstabilisator und sie müssen es entfernen und gegen einen Draht austauschen, also quasi überbrücken.“ Es stellte sich heraus, dass der Bildstabilisator eigentlich ein Bild-Destabilisator ist, der nach einiger Zeit in Funktion tritt und das Bild destabilisiert. Wenn man ihn entfernt, funktioniert der Fernseher ab dann einwandfrei.

Das klingt wie aus einem schlechten Film, ist aber nur konsequentes Marketing der Industrie. Nun zu meinen Teilen. Es sind drei Stück, die innerhalb eines Jahres kaputt gingen.

3 Geräte

1.) Scanner
Der Epson 1250 Perfection war seinerzeit ein günstiger, aber nicht sehr günstiger Scanner der bekannten Marke Epson. Er hat ein paar Jahre (4 oder 5) gut funktioniert, ich habe ihn allerdings nur ca. 1x pro Monat verwendet. Er hat also weniger als 100 x funktioniert. Dann eines Tages stand er still. Einfach so. Ich hatte ihn weder auf den Boden geworfen noch sonst wie beschädigt. Also anrufen bei der Epson-Hotline. Ein freundlicher Herr meinte, dass ich jetzt ein „Ticket“ hätte und versuchte mir zu helfen. Nach ca. einer Stunde Telefonat kam das Fazit: Scanner aus unbekannten Gründen kaputt. Ich solle mir einen neuen kaufen. Das „Perfection“ in der Produktbezeichnung des Scanners bezieht sich also auf die perfekte Geschäftsidee der geplanten Obsoleszenz. Außer das war alles Zufall, so wie beim Kühlschrank- und Fernseherbeispiel. Leider glaube ich nicht an diese Form der Zufälle, die sich zufällig ein bisschen häufen.
Jetzt habe ich einen Canon und bin schon gespannt, wie lange der hält.

Epson

2.) Switch
Ein Ethernet-Switch der Marke BenQ. Das ist kein sehr aufwändig konstruiertes Gerät und auch nicht rasend teuer, so um die 30 Euro. Er hat ein paar Jahre funktioniert und dann plötzlich seinen Geist aufgegeben. Das ist übrigens schon der zweite, sie halten immer etwa gleich lang. Übrigens von einem anderen Hersteller oder zumindest von einer anderen Marke. Ein Schelm, wer hier Absicht vermutet.

Switch

3.) Festplatte
Ein deutsches Qualitätsprodukt der Marke „Formac“. Sieht elegant aus und hat auch elegante 11 Monate gehalten. Kein Problem, weil da habe ich noch Garantie drauf? Theoretisch ja, praktisch nein, weil die Firma angeblich vor der Insolvenz stand und auf Anfragen nicht mehr reagierte. Außerdem ist das problematisch mit Festplatten, denn da befinden sich meine Daten drauf und die gebe ich lieber nicht in fremde Hände (einschicken zwecks Reparatur oder Tausch). Ich müsste die Daten vorher löschen und daher ebenfalls vorher auf eine andere Festplatte überspielen. Die auf meinem Rechner ist aber nur halb so groß. Ich müsste daher eine neue große kaufen…

Formac

Für mich ist es an der Zeit einen Gegentrend zur geplanten Obsoleszenz einzuleiten. Gibt es noch andere Konsumenten, denen das auf die Nerven geht und die nicht ständig was Neues kaufen wollen, weil das Alte eigentlich alles kann, was man braucht?

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