Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 12

Tag 12 – Nyabitaba-Hut bis Bush Lodge, Queen Elizabeth National Park

Einer der weniger stressigen und auch weniger abenteuerlichen Tage. Nach unserem letzten Frühstück am Berg, bei dem Ambrose bereits damit zu kämpfen hat, dass nicht mehr allzuviel zu Essen vorhanden ist, machen wir uns an den Abstieg. Es ist wieder trocken und sonnig und es geht gut voran. Nach knapp drei Stunden sind wir wieder beim Rwenzori Mountaineering Service und nehmen Abschied von Stephen, unserem Führer, Ambrose, dem Koch und den Trägern.

Durch unsere Eindrücke der frierenden Träger wollten wir unseren Helferlein nicht nur ein klassisches Schmattes zukommen lassen, sondern auch noch alle Kleidung schenken, die wir entbehren konnten: Einen Rucksack, Sweater, eine Funktionsjacke, für jeden ein T-Shirt, zwei Kopftaschenlampen etc.
Thomy meinte: Ich hätte noch so viel daheim gehabt – Sachen, die ich nie brauche und wahrscheinlich nie wieder anziehen werde…

Daher auch unsere Kritik am RMS: Sagt den Leuten bei der Buchung, sie sollen altes Gewand etc. mitnehmen. Damit könnten sie allen eine Riesenfreude machen. Mit jahrelanger Wirkung!

Und es entstand die Idee der riesigen Kiste, die wir hinunter schicken werden.

Die letzten Ausläufer des Ruwenzori erledigten wir wieder mit dem Toyota. Dann ging es in die kleine Stadt Kasese zum Einkauf. Auch hier funktionierte das Internet nicht wirklich, aber wir bekamen alle Lebensmittel, die wir für die nächsten Tage brauchen würden. Die Fahrt zum Queen Elizabeth National Park (ab hier QENP) ist einfach und geht schnell, in einer halben Stunde waren wir in der Savannenlandschaft und sahen die ersten Paviane und Gazellen. Die Hauptstraße nach Mbarara führt direkt durch den Park und über eine Brücke auch über den Kazinga-Kanal, der die nördliche von der südlichen Hälfte des Parks trennt. Gleich hinter der Brücke ging es über einen staubigen Weg zur Bush Lodge, die wir uns im Internet herausgesucht hatten.

Bald wurde klar: ein Glücksgriff. Die Lodge ist eigentlich ein Camp und besteht nur aus ein paar Zelten. Wobei das so natürlich nicht stimmt. Ähnlich wie in vielen Lodges und Camps in Kenia muss man hier auf Luxus nicht verzichten. Jedes Zelt hat hinten einen Steinbau, in dem sich Bad und WC befinden. Es gibt Strom aus dem Generator, jedoch keinen Swimming-Pool. Auf diesen Blödsinn hat man glücklicherweise verzichtet. Auch der Speisesaal ist ein riesiges Zelt, ebenso die Bar etc.
Die Lodge liegt dezent zwischen dichtem Buschwerk und direkt am Kanal. Man kann von dort Büffel und Nilpferde beobachten bzw. hören.

Und sie haben einen Campingplatz (10 Dollar pro Person und Nacht, Auto gratis), auf dem wir wegen der Nachsaison ganz alleine waren. Eine tolle Dusche und einen Pavillon, in dem wir unsere Sachen ausbreiten, trocknen und wo wir auch kochen und essen konnten. Es war noch Trockenzeit, trotzdem gab es den einen oder anderen kurzen Schauer.

Spaghetti mit Tomatensauce, von mir mit gerösteten Zwiebel, frischen Paradeisern und grünen Paprika verfeinert. Letztere scharf, wie sich herausstellte. Dazu kühles Bier von Emmanuel, einem Angestellten der Lodge, der sich rührend um uns kümmerte, fast wie ein Butler. Er tauschte unsere warmen Biere gegen kalte aus der Bar. Von uns bekam er dafür eine Menge leerer Plastikflaschen (v.a. 5 Liter), über die er sich riesig freute – er brachte sie seinen Kindern mit, die jetzt Flaschen haben, in denen sie Wasser für den Schulweg mitnehmen können. Wir erfuhren: Darüber freuen sich die Menschen, besonders die Kinder – allerdings nur am Land. In der Stadt interessiert das niemanden.

Als es Abend wurde, kam Emmanuel mit einer eigenen Petroleum-Lampe und er organisierte uns Vincent, einen lokalen Guide mit Auto. Der QENP kostet nämlich 35 Dollar pro Person und Tag Eintritt – das ist günstig. Aber für das eigene Auto zahlt man 150 Dollar pro Tag. Das waren für die veranschlagten mindestens zwei Tage stolze 300 Dollar. Vincent war bereit, uns zwei Tage durch den Park zu führen, und wir handelten den Preis auf 250 Dollar herunter. Die Bootsfahrt durch den Kazinga-Kanal ist ein Muss und kostet pro Person 25 Dollar.

Ein feiner Deal: Wir ersparten uns das Fahren mit dem eigenen Auto samt den dadurch entstehenden Spritkosten (immerhin 300 km in zwei Tagen, das entspricht 39 Liter Diesel oder umgerechnet mindestens 60 Dollar!
Außerdem kannten wir uns im Park nicht aus – Vincent schon. Als offizieller Guide ist er mit anderen Guides bzw. Fahrern in Verbindung und erfährt per SMS, wo z.B. gerade Löwen zu sehen sind. Wir hätten ohne ihn nicht einmal die Hälfte dessen gesehen, was wir so entdecken konnten.
Und wir mussten nicht ständig den Weg suchen bzw. überprüfen. Der QENP ist kein komplizierter Park und man kann sich eigentlich gar nicht verirren. Aber wir hätten trotzdem ständig die Tracks auf der Karte suchen bzw. vergleichen müssen. So konnten wir uns zurücklehnen und Vincent arbeiten lassen. Wir filmten und fotografierten.

Vor allem Thomy hatte große Erwartungen an den versprochenen Tierreichtum im Park und freute sich schon auf die kommenden Tage. Nach einem gepflegten Gute-Nacht-Bierchen in der Bar beendeten wir diesen Tag.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert