Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 13

Tag 13 – Queen Elizabeth National Park

Schon um 7 Uhr ging es los, Vincent war pünktlich und wir starteten in den kühlen Morgen. Zuerst war der Nordteil östlich der Hauptstraße dran. Und wen treffen wir beim Parkeingang? Unsere Freunde die Italiener! Sie hatten unsere Anregung umgesetzt und da sie einen Tag früher vom Ruwenzori runter gekommen waren, hatten sie einen Tag für Safari.

Dann ging es los: Telefonieren, SMS – die Fahrer der verschiedenen Touristenbusse und -Landrover sprechen sich ab und suchen verschiedene Routen ab. Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir sahen nicht allzu viel. Elefanten gibt es genug, Nilpferde auch, dazu noch Impala-Gazellen, alle miteinander nicht sehr scheu und gut zu filmen. Der Park ist sehr flach, klassische Grassavanne mit einzelnen Bäumen und Buschgruppen. Vor allem die Wolfsmilchbäume sind extrem häufig und kennzeichnen stark diesen Teil des Parks.

Einmal wurde ein Löwe gesichtet, war aber schon weg, als wir angebraust kamen. Der Park hat eine überschaubare Größe und sehr schöne, gepflegte Tracks, für die man nur in der Regenzeit 4WD braucht.
Leider gibt es viele der klassischen Savannentiere hier nicht: Keine Geparde, Giraffen, Rhinos, Strauße, Zebras oder Gnus. Löwen gibt es, weil wir sie in der Nacht deutlich hörten, Hyänen auch – beide bekamen wir jedoch nie zu Gesicht.

Dafür gibt es das „Giant Forest Hog“, eine Art überdimensionales Warzenschwein, schwarz und mächtig, dem möchte ich nicht außerhalb des Autos begegnen.

Mit Herumkurven verging der Vormittag und Vincent unterhielt uns mit interessanten Infos über den Park. Wir besuchten ein Fischerdorf am Lake George und sahen zu, wie kleine Buben die dort im Wasser dösenden Nilpferde mit Steinen bewarfen, was diese jedoch überhaupt nicht störte. Sie zuckten nicht einmal mit einem Ohrwaschl. Die Steine waren auch nicht groß, eher größere Kiesel.

In diesem Teil des Parks bekommen die Einheimischen, die hier mitten im Park ihre 2-3 Dörfer haben, angeblich 25% der Parkeintritte zugesprochen und kümmern sich daher um die Straßen und den Park. Und vor allem wildern sie nicht. Daher gibt es ganz in der Nähe der Dörfer auch Wildbestand. Es ist aber auch hier so wie fast überall: Wo Menschen und Wildtiere aufeinander treffen, geht das nicht lange gut, wenn die Menschen ein modernes Leben haben wollen. Dazu gehört Viehzucht und zwar Rinder und Ziegen. Diese wiederum sind für hungrige Löwen leichte Beute und so kommt es zum Konflikt. Da es streng verboten ist Löwen zu töten, die Fischer es sich aber nicht leisten können oder wollen ihre Nutztiere zu verlieren, werden die Löwen vergiftet.

Die Lösung wäre eine Entschädigung für gerissene Haustiere, aber die wird offensichtlich nur versprochen, aber nicht bezahlt. Leider.

Am frühen Nachmittag fuhren wir dann in den zentralen Teil des Parks, der nördlich des Kazinga-Kanals liegt und bis zu dessen Ende reicht, wo sich der Lake Edward befindet – zugleich die Grenze zum Kongo.
Dieser Teil des Parks ist waldiger, schön, aber man sieht die Tiere nicht so leicht. Außerdem war gerade die Mittagshitze und es gab ohnehin nicht viel zu sehen. Also fuhren wir zur zentralen und wichtigsten Lodge im Park (Mweya Safari Lodge). Diese liegt malerisch auf einem Hügel auf einer Halbinsel. Sie ist äußerst luxuriös und entsprechend teuer (170 Dollar pro Nacht inkl. Frühstück für zwei Personen, www.mweyalodge.com). Ältere britische Ladies trinken Tee und auch wir suchten uns ein nettes Plätzchen auf der Terrasse, mit famosem Ausblick auf Kanal und See.

Wir fuhren auch noch zu einem Pavillon um ein kleines Mittagspicknick zu veranstalten. Die Sachen (all unsere Sachen, wirklich alle bis auf Essen und Wasserflasche) ließen wir bei Vincent im Auto. Und dann musste Vincent urplötzlich ins benachbarte Dorf fahren und meinte, er wäre eh gleich wieder da, zumindest bis wir fertig gegessen hätten.
Ein seltsames Gefühl, als er weg war, mit allem, was wir hatten: Geld, Pässe…
Aber er kam wieder. Am Abend vermisste Thomy 50 Euro und konnte sie trotz Durchsuchaktion nirgends finden. Erst zwei Wochen später in Wien fand er sie hinten in seinem Führerscheintaschl, das er in Nairobi gelassen hatte, mit dem 50er als eiserner Reserve.

Wir können somit Vincent als kundigen, günstigen, netten und ehrlichen Fahrer und Führer weiterempfehlen.

Dann ging es zur Bootsfahrt. Und wen trafen wir dort? Natürlich die Italiener! Gleich zu beginn stellte sich uns Robert vor, der Guide für die nächsten zwei Stunden. Dann stellte Robert die Crew vor: Ein wahrhaft furchterregender Typ begab sich zum Steuerstand am Bug: Grünes Barett, Stiernacken, rote Augen, kurz: Idi Amin am Steuer!
Dann zeigte Robert auf einen baumlangen jungen Typen im Heck, schwarz wie die Nacht, und meinte: „This is Adolf!“

Nicht dass uns ein Grinsen ausgekommen wäre, aber das ist die späte Rache der Afrikaner!

So ging es los, hinüber zum anderen Ufer. Reichlich Elefanten, Nilpferde und Büffel, alle leicht und sehr schön zu filmen und fotografieren. Und dann waren da noch die Ornithologen. Für Thomy eine besonders eigenartige Erfahrung, weil er im Flugzeug beim Hinflug eine Komödie mit Steve Martin und Owen Wilson über verrückte Vogelkundler gesehen hatte (ein witziger Film, ich hab ihn mir beim Rückflug angeschaut). Und genau diese Typen waren an Bord, gleich eine ganze Handvoll. Sie hatten große Fotoapparate und knipsten wie die Wilden. Dann zückten sie fette Schwarten mit dem Titel „Birds of East Africa“ und verwickelten Robert in lange, ernste Gespräche. Und Robert gehorchte und ließ Idi Amin jeden kleinen Scheiß-Vogel ansteuern. Wir wollten Elefanten und Nilpferde sehen, aber die mussten warten, bis der graue Regenschwanzpfeifer (oder war es der pfeifende Grauregenschwänzling?) genau besichtigt worden war.

Aber auch das ging vorbei und die Bootsfahrt ist wirklich zu empfehlen.
Bei der Rückfahrt zum Bush Camp sahen wir nichts Besonderes mehr und auch der Rest des Abends verlief unspektakulär. Am nächsten Tag sollte es nach Ishasa gehen, dem südlichsten Teil des Parks, mit den legendären Baumlöwen.

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