Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 14

Tag 14 – Queen Elizabeth National Park – Ishasha

Regen in der Früh, die Abfahrt zur angenehmen Uhrzeit 0800. Schon wenige Minuten nach der Abzweigung verändert sich die Landschaft total – der Bereich des QENP nördlich das Kanals ist gänzlich anders als der im Süden: fast keine Wolfsmilchbäume, grüner, mehr Akazien, ein bisschen wie in Kenia.

Wir fahren über eine gute Schotterstraße, die zugleich auch eine Hauptroute in den Kongo ist. Die Brücken (fünf an der Zahl) werden gerade erneuert und an einer Stelle sehen wir einen Rest alten Asphalts. Zu Zeiten Idi Amins war der Handel wesentlich ausgeprägter und die gesamte Straße war asphaltiert. Vincente meint, wenn die politische Lage wieder besser wird, dann wird man die Straße wieder asphaltieren.

Mehr als 40 km/h sind nicht drin und so erreichen wir nach ca. zwei Stunden Ishasha. Der erste Anblick ist ernüchternd: der Großteil ist abgebrannt. Niemand kann genau sagen, ob da Brandstiftung war oder „nur“ eine achtsam weggeworfene Zigarette.
Nun ist das mit dem Abbrennen der Savanne so eine Sache. Es gibt Befürworter, die darin eine Erneuerung sehen: Frisches Gras kann wachsen, die Asche düngt und insgesamt hat es Vorteile. Die Gegner meinen: es sterben unzählige Kleintiere und auch die Großtiere müssen flüchten.

Ich kann nicht sagen, was wirklich gut ist, aber das, was wir gesehen haben, ist nicht gut. Es mag schon sein, dass ein Steppenbrand da und dort auf natürliche Weise vorkommt, aber das, was derzeit in Uganda abgebrannt wird, ist nicht normal und auch nicht mehr gut.

Und für uns bedeutete es, dass wir fast keine Tiere sahen. Ein paar Elefanten, viele Impalas und einige Wasserböcke, das war es auch schon. Wir umkreisten jeden einzelnen der legendären Feigenbäume, auf denen gerne die Löwen liegen. Wir sahen am Gesicht von Vincent recht deutlich und schon ganz zu Beginn, dass es mit Löwen heute wohl nichts werden würde. Er führte uns brav durch den gesamten Park, den man übrigens in einem halben Tag schon recht gut abgeklappert hat. Wer die Fülle der Nationalparks in Kenia kennt, wird hier ziemlich enttäuscht sein.

Nur zwei Minuten von einer Ranger-Station entfernt machten wir Mittagspause und bekamen ein vorbestelltes Essen. Gleich daneben verläuft ein Fluss, der die Grenze zum Kongo darstellt. Auf der anderen Seite geht der Park in den Virunga-Nationalpark über, der für Touristen nicht oder sehr eingeschränkt zugänglich ist. Auch hier wird man sehen, was die politische Lage der nächsten Jahre bringt.

Direkt am Fluss befindet sich ein wirklich wunderschöner Campingplatz, der 5 Euro pro Nacht kostet. Unter großen Bäumen mit viel Wiese und den üblichen WC- und Duschanlagen. In der Hochsaison wahrscheinlich nicht zu empfehlen, jetzt war er komplett leer.

Ich fand dort eine interessante Schote, die von einem Baum runtergefallen war: groß, flach, sehr hart und mit einem braunen, samtigen Überzug, wie ein Fell. Ich musste sie natürlich mitnehmen und beschloss, mich in Wien schlau zu machen, was denn das wohl sein könnte.
Ein kleiner Vorgriff: Eine Woche später sitze ich in Wien auf meiner Couch und lese gerade, als ich einen lauten Knall höre. Es klang als würde man ein aufgeblasenes Papiersackerl zerplatzen. Zugleich sah ich ein paar Dinge durch mein Wohnzimmer fliegen.
Die Schote war explodiert und hatte sich – ehemals komplett flach – total verformt. Die beiden Hälften waren auseinander gesprungen und hatten sich wie ein Korkenzieher eingerollt. Die herumfliegenden Gegenstände waren die Samen, zwei fand ich, eine ist bis jetzt verschollen.

Ich bin froh, dass mir die Schote nicht im Flugzeug im Handgepäck explodiert ist. Das hätte zu spannenden Szenen führen können. Nun weiß ich, wie der dazu gehörige Baum seine Samen verbreitet. Ich habe noch nicht herausfinden können, um was für einen Baum es sich handelt, aber das wird noch.

Ein wenig enttäuscht fuhren wir zurück und überredeten Vincent noch zu einer Runde über die nördlichen Krater. Es war späterer Nachmittag, es war heiß und der Weg über die Krater ist steinig. Vincent war nicht sehr glücklich, dass er den Toyota Lite-Ace seines Bruders dort hinauf jagen musste, aber es hat sich für uns ausgezahlt. Das ist eine urige und wunderschöne Landschaft, nur sehr schwer zu beschreiben. Einer der Orte, an die ich mich immer gerne zurück erinnern werde. Eine sanfte, ruhige Landschaft mit Wiesen, die sich im Wind bewegen, die grünen Hügel Afrikas. Entstanden durch Eruptionskrater, die auch noch gut erhalten sind, einige davon haben in der Mitte einen See, andere sind mit Wald gefüllt. Die Landschaft erscheint abgehoben, menschen- und tierleer, aber irgendwie mystisch-beruhigend.

Zum Abschied schenkten wir Vincent unseren kaputten Kühlschrank und gönnten uns an der Bar ein kühles Bierchen. Wir beschlossen, am nächsten Vormittag noch einmal Schimpansen-Tracking zu machen und dann zu versuchen, bis Jinja zu kommen. Der Lohn könnte ein zusätzlicher Sicherheitstag sein, den wir ohne Stress in Nairobi verbringen könnten. So ging ein langer Tag zu Ende.

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