Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 15

Tag 15: Kalinzu-Forest und Rückfahrt bis Jinja

Wieder ein Tag, an dem wir im Morgengrauen aufstehen und alles zusammenpacken. Die Fahrt Richtung Süden dauert nur 35 Minuten und führt über einen Pass. Wieder einmal fällt auf, wie viele Kinder es in Uganda gibt. Die gehen nämlich zur gleichen Zeit in die Schule wie unsere Kinder, nämlich um 07.30. Die Betonung liegt auf „gehen“, denn sie werden nicht im SUV bis vor die Schule geführt. Interessanterweise geht es auch ohne Auto, was vielen ÖsterreicherInnen inzwischen völlig undenkbar ist: Viel zu gefährlich wäre das und überhaupt unmöglich, daran darf man nicht einmal denken!

Dort gehen die Kinder in die Schule und auch wieder nach Hause. Und zwar eine riesige Menge, schön bunt in ihren Schuluniformen.

Im Kalinzu-Forest gibt es Schimpansen. So viel steht fest. Ob man diese auch zu Gesicht bekommt, steht nicht fest. Laut der Firma, die dort Schimpansen-Tracking anbietet, ist die Wahrscheinlichkeit bei 80%, dass man welche sieht.

Thomy und ich haben den Verdacht, dass die meisten Touristen, die brav ihre 50 Dollar pro Person hinlegen, zu den 20 % gehören, die keine Schimpansen sehen. Wir trafen an diesem Tag nur eine Japanerin im Wald, die ebenfalls keine Schimpansen gesehen hat. Und auch keine gehört. So wie wir.

Aber der Reihe nach: Der Empfang war nett, alles wirkt ein wenig improvisiert. Es gibt auch nur ein ganz kurzes Briefing von Rachel, unserer jungen Führerin. Sie sagt ihren Standardspruch auf und dann geht es auch schon los. Die Tracker, die angeblich schon am Vorabend herausfinden, wo die Schimpansen sind und uns daher direkt hinführen können, gehen gemeinsam mit uns los, was uns ein wenig stutzig macht. Im Gegensatz zum Kibale-Park gibt es keine ausführliche Einführung, keine Verhaltensregeln, nichts.

Der Wald selbst ist sensationell, noch wesentlich schöner als der Kibale-Park. Urwaldriesen, Hügel, Bäche, traumhaft! Auch die Pfade sind gut angelegt und wir rennen wieder einmal durch den Wald. Auf die Frage, ob die Tracker schon irgendwas gesichtet hätten, greift Rachel zum Handy und macht einen Anruf. Auch das ist ganz anders als in Kibale. Es wirkt nicht so, als hätte sie auch nur die geringste Ahnung, wo hier Schimpansen sein könnten. Wie wir später erfahren, wurden die Schimpansen dieses Waldes von einem japanischen Forscherteam untersucht. Ob sie aber habituiert sind, ist eine andere Frage. Wenn das nämlich nicht der Fall ist, kann man ewig suchen und wird keine finden.
Auch der ständige, etwas hilflos wirkende Blick in die Bäume wirkt nicht sehr kompetent und vertrauenswürdig. Uns beschleicht nach ca. einer Stunde der Verdacht, dass wir heute keine Schimpansen sehen werden. Immerhin wurde uns versprochen, dass wir spätestens nach vier Stunden wieder am Ausgangspunkt zurück wären.

Nach drei Stunden wird klar, dass das heute nichts mehr wird. Rachel wirkt so, als ob sie sich das einerseits nicht zu sagen traut, andererseits wirkt sie ein wenig teilnahmslos – ich habe den Verdacht, dass das meistens so ist. Thomy hofft bis zur letzten Minute und würde lieber noch ein paar Stunden hier bleiben – vielleicht geschieht ja ein Wunder. Ich habe mehr die noch bevorstehende sehr lange Fahrt im Kopf und dränge darauf zurück zu gehen.

Unser Fazit: Ein toller Waldspaziergang um 50 Dollar. Schimpansen würde ich eher woanders suchen.

Dann geht es wieder auf große Fahrt. Obwohl wir nicht schlecht vorankommen und nur wenige Pausen machen (eigentlich gar keine), verrinnt die Zeit und es beginnt schon zu dämmern, als wir uns Kampala nähern. Der Verkehr am Northern Bypass ist jedoch nicht schlimm und wir hoffen, doch noch bis Jinja zu kommen. Dann könnten wir es am nächsten Tag bis Nairobi schaffen.
Als wir auf die Hauptstraße Richtung Jinja kommen, ist es mit dieser Hoffnung vorerst vorbei. Wir stehen in einem Freitag-Abend-Stau der Sonderklasse. Überall fahren links und rechts Matatus vorbei, drängen sich hinein und trotz unserer martialischen Stoßstangen am Toyota fahre ich eher defensiv – jetzt ein Unfall wäre äußerst unpraktisch.

Irgendwann nach einer Ewigkeit bemerken wir die Ursache des Staus: Unsere Straße trifft mit der aus dem Süden zusammen – und diese Kreuzung ist gänzlich unorganisiert. Immerhin geht es danach halbwegs gut weiter, aber es ist inzwischen stockfinster und der Verkehr ist dicht.

Wir schaffen es bis ca. 21.30 Uhr nach Jinja und ich bin sehr müde und gereizt. Wir finden auch noch das Adrift Nile Camp, das von einer Australierin verwaltet wird. Sie kassiert 5 Dollar pro Person und zeigt uns einen Platz für den Toyota. Es gibt Duschen und eine Bar, jedoch nichts mehr zu essen. Das stört uns nicht, Thomy übernimmt die Zubereitung des Abendessens und wir verputzen die letzten Reste vom Speck. Danach gönnen wir uns noch ein Bier an der Bar, die von einer Horde junger AbenteurerInnen bevölkert wird, die mit einer Art Rotel-Mobil unterwegs sind.

Der Blick auf den Nil ist großartig und die von dort organisierten Rafting-Touren sind wahrscheinlich auch ganz toll. Wir fallen todmüde auf unsere Matratzen, nachdem ich mir noch eine Dusche im Dunklen gegönnt habe. Auf das Licht in der Dusche haben sie vergessen, wahrscheinlich duschen die meisten Leute am Tag, wo es nicht auffällt. Und wieder einmal: keine Haken.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert