Mein Dutzend Gründe für politisches Engagement: 3 – Würdevolles Leben für alle

Politik ist die Kunst der Gesellschaft. Menschen leben nur dann friedlich in Gemeinschaften, wenn ihre unterschiedlichen Interessen ausbalanciert werden. Diese Vermittlungstätigkeit nennt man meinem Verständnis nach „Politik“. Sie regelt das Zusammenleben der Menschen.
Ich habe ein Dutzend Gründe gefunden um mich politisch zu engagieren. Heute ist der dritte Grund an der Reihe, es geht ums Geld.

Ich beschäftige mich seit ca. fünf Jahren intensiv mit dem Thema Geld und seiner Bedeutung. Das Ergebnis ist nicht spektakulär, dafür aber recht komplex. Jetzt greife ich nur einen Aspekt heraus, nämlich das Glück.
Forschungen haben es gezeigt und meine Beobachtungen bestätigen: Zu wenig Geld macht genauso unglücklich wie zu viel. Da Geld das Symbol für Lebenserhaltung ist, kommen wir schwer bis gar nicht ohne aus. Bis zu einer gewissen Menge macht es glücklich, weil es Sorgen nimmt und gesellschaftlichen Status ermöglicht. Wer so viel hat, dass er sich ein anständiges Heim, genügend zu Essen, da und dort etwas Besonderes plus den einen oder anderen Urlaub leisten kann und zusätzlich noch Ersparnisse anlegen kann, etwa um für schwere Zeiten eine Reserve zu haben, lebt stressfreier als jemand, der das nicht hat. Hier gibt es Ausnahmen, aber ich glaube, dass das für den Großteil der Menschen in unserer Kultur zutrifft.
Manche kommen mit weniger aus, andere brauchen etwas mehr. Aber irgendwann kommt eine Grenze, ab der beginnt die Zufriedenheit zu sinken und auch das Glück nimmt ab. Dann hat man an der dritten Rolex nicht mehr so viel Freude wie an der zweiten und auch die Breitling wird bald zu wenig. Okay, dann halt ein neues Auto, das mich glücklicher machen wird als das alte.

Ich kürze das jetzt ab. Viele Menschen lassen sich in den Konsumrausch hinein ziehen bzw. einreden, dass mehr Geld glücklicher macht als weniger und zwar mit einer nach oben unendlich steigenden Kurve.
Damit wird eine Spirale gestartet, die zugleich nach oben und nach unten geht. Die Gier als das Gegenteil des Glücks ist per se unendlich, ganz im Gegensatz zum Bedürfnis, das nach seiner Befriedigung weg ist, wächst die Gier nach ihrer Befriedigung.
Das erklärt die ins Unendliche wachsenden Geldmengen und auch, warum Menschen keine Grenze in ihrer Gier nach Geld kennen. Das betrifft natürlich nicht alle Menschen, sondern interessanterweise vor allem ältere und alte Männer. Was unterscheidet diese von allen anderen Menschen? Es ist in erster Linie die nachlassende Potenz („Kennen Sie schon die zwei Tragödien im Leben eines Mannes? Die erste erlebt er, wenn es beim zweiten Mal nicht mehr geht. Die zweite erlebt er, wenn es beim ersten Mal nicht mehr geht.“), die ihr Älterwerden bestimmt. Das bringt sie dazu nach Ersatzpotenz zu gieren. Geld bietet sich hier an und eignet sich hervorragend. Man kann es unendlich wollen und es macht einen alten Mann zwar nicht jünger, aber es lässt ihn jünger erscheinen. Er kann sich mit jungen, attraktiven Frauen umgeben und so tun, als ob diese ihn wegen seiner scheinbar immer noch vorhandenen Potenz mögen. Er kann Sportlichkeit simulieren und sich einen Sportwagen kaufen („Einst drückte ihn der forsche Pimmel – heut hat er einen Porschefimmel“) und sich bei teuren Chirurgen das Äußere auf jüngere Optik operieren lassen.
Mein Stiefgroßvater hat sich seinerzeit eine vierzig Jahre jüngere Frau geangelt und mit ihr ein Kind gezeugt. Als gut situierter Zahnarzt konnte er sich das leisten und hat tatsächlich mit 80 Jahren noch ausgesehen wie 65.

Für mich ist es höchst an der Zeit über einen anderen Umgang mit Geld nachzudenken bzw. dem Geld eine neue Bedeutung zu geben. Die Finanzmärkte haben längst schon abgehoben und auf gefährliche Weise zugleich viel und nichts mehr mit der wirtschaftlichen Realität der Gesellschaft zu tun. Einige Reiche werden zu Superreichen (in Ö gehört den reichsten 5% der Bevölkerung ca. 50% des Besitzes und wir sind in diesem Punkt noch kein extremes Land. Die reichsten 85 Menschen dieser Erde haben so viel Geld wie die ärmsten 3,5 Milliarden) und viele werden ärmer.

Derzeit ist ein Ende dieser Vermögensschere nicht in Sicht. Nicht einmal die Grünen reden von Gerechtigkeit, die für mich darin besteht, dass alle Menschen am Vermögen der Gesellschaft (und auch an den Reichtümern der Natur) zumindest so weit teilhaben, dass ihnen ein würdevolles Leben möglich ist.
Daher meine politische Forderung Nr. 3: Kein Mensch soll Hunger leiden, dürsten oder frieren. Und niemand soll vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sein.

Ich finde, das ist nicht zu viel verlangt. Allerdings gibt es in Österreich massive Kräfte, die da entschieden was dagegen haben. (z.B. diejenigen, die Wasser und Energie in den Besitz einiger weniger Milliardäre geben wollen).
Die gehören bekämpft, denn es ist für mich evident, dass Menschen mit zu viel Macht und Geld sich einen absoluten Scheißdreck darum kümmern, wie es anderen geht. Warum sollten sie auch? Sie können es manchmal nicht verhindern, dass ein bisschen was vom überreichlich gedeckten Tisch zu Boden fällt und von den Armen aufgesammelt wird. Daraus aber abzuleiten, dass es den Armen besser geht, wenn die Reichen noch reicher werden, halte ich für einen großen Irrtum. Die Entwicklung in der Welt beweist eindrucksvoll das Gegenteil.
Natürlich gibt es Ausnahmen – gütige und großzügige Industrielle im alten Stil, aber sie sind eben die Ausnahme. Und das reicht mir bei weitem nicht.

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