Soldaten töten – mein Gott, wie entsetzlich!

Die Scheinheiligkeit taucht immer widerwärtiger auf und dass das bei den US-Amerikanern passiert, liegt in diesem Fall nur daran, dass die halt in der halben Welt ihr Militär im Einsatz haben, mehr als andere Staaten zumindest.

Empörung (gespielt oder echt, das ist egal) macht sich breit: In Afghanistan gibt es ein „zweites Abu Ghraib“, wie der ARD gestern in einer Tagesschau spät in der Nacht berichtet. Eine Einheit von 12 Soldaten hätte sich willkürlich afghanische Männer gesucht, diese gefangen genommen, gefoltert und getötet. Dann habe man ihnen die Finger als Trophäen abgeschnitten und sich mit der „Jagdbeute“ fotografieren und filmen lassen (der ORF-Teletext schweigt dazu verschämt, obwohl die sonst Nachrichten schnell übernehmen).

Einer von vier jetzt angeklagten Soldaten bekennt sich „schuldig“, aber das ist meiner Ansicht nach der uninteressante Teil der Geschichte.
Zuerst werden junge Männer aus oft eher bildungsfernen Schichten angeworben. Dann werden sie ausgebildet, gedrillt und man ist stolz („Land of the brave“) aus ihnen perfekte „Killermaschinen“ zu machen. Alle Augen leuchten, wenn die „Marines“ oder irgendwelche „Spezialeinheiten“ eingesetzt werden können. Endlich! Ich wüsste gerne, wie viele junge Männer weltweit Rambo toll finden.

Das bedeutet aber auch, dass man sowohl ihren Willen wie auch ihre Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, zunichte machen muss. Maschinen unterscheiden sich von Menschen dadurch, dass sie keinen eigenen Willen haben. Soldaten müssen gehorchen, nicht denken, das war immer so und ist immer noch so. Alles andere ist aus meiner Sicht Verschleierungsromantik oder -taktik.

Sie werden bis an die Zähne bewaffnet und in ein Land geschickt, dessen Sprache und Kultur sie nicht verstehen und das am anderen Ende der Welt liegt. Ihr dortiger Auftrag ist keine humanitäre Mission, sie sind dort, um Menschen zu töten. Wäre das anders, würde man Polizei hinschicken.

Was glauben die Empörten, was die dort machen? Gänseblümchen pflücken? Wie naiv muss man sein, um zu verleugnen, dass Killermaschinen killen? Dass sie nett und lieb zu denen sind, die sie als schlimme, unberechenbare Feinde vorgestellt bekommen? Es ist eher erstaunlich, dass dort so wenig passiert, vielleicht wird aber auch nur wenig bekannt.

Ich selbst bekam beim Bundesheer die österreichische Variante der Killer-Ausbildung (Klobesen statt Sturmgewehr) und bin eher eine perfekt ausgebildete Häusl-Putzmaschine und ob dieser Tatsache aus heutiger Sicht aber gar nicht so unglücklich.

Dass Soldaten Trophäen sammeln, ist auch ein alter Hut und seit Jahrzehntausenden so, wenn man junge Männer gemeinsam auf die Jagd schickt. Wenn eine Katze mit einer Maus im Maul stolz nach Hause kommt, sollte man sie auch nicht schimpfen, sondern loben, denn sie hat das getan, was ihr entspricht. Wenn man junge Männer so lange drillt, bis ihnen das Töten entspricht, sollte man sich nicht wundern, wenn sie das dann tun.

Hypothese: Diejenigen, die ihre Katze schimpfen, empören sich jetzt auch über tötende Soldaten.
Insofern ist es wieder okay, wenn der ORF nichts darüber bringt. Es ist normal und der Aufregung nicht wert.

Ein Gedanke zu „Soldaten töten – mein Gott, wie entsetzlich!

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