Wie wir Afrika plündern – Teil 1: Die Geschichte mit der Holzkohle

„Reiss´ ma am Wochenende a Grillerei an?“

Wer freut sich da nicht? In den letzten Jahren ist das europaweit immer mehr in Mode gekommen. Schnell ein paar Koteletts und Käsekrainer gekauft und von der Tankstelle noch einen Sack Holzkohle – schon kann es losgehen.

Ganz ehrlich: Wer schaut da auf die Herkunft der Holzkohle? Fast niemand, und diejenigen, die es doch tun, scheitern kläglich, weil die Herkunft nicht ausgewiesen werden muss.
In Deutschland wurde daraufhin die Holzkohle untersucht und dabei ein Tropenholzanteil von 40% festgestellt. Das ist eine europaweit unvorstellbare Menge an Holz, das zu einem guten Teil überhaupt nicht geschlägert werden dürfte, weil es auf der Liste der gefährdeten Holzarten steht.

Dafür ist es billig und das ist auch das Kriterium, das die meisten von uns an der Tankstelle beim Holzkohlekauf haben. Und dabei ist es egal, wieso es so billig ist, denn wir haben auf den ersten Blick daraus ja nur Vorteile und keine Nachteile.

Um es kurz zu machen: die meiste Kohle stammt aus den Tropen Afrikas. Dort z.B. aus Nigeria, wo wild und illegal Wälder geschlägert werden. 10 Tonnen Holz braucht man um 1 Tonne Holzkohle zu erzeugen. Das Land ist danach zur Erosion freigegeben, die nicht mehr vorhandenen Bäume erzeugen keinen Sauerstoff mehr und die Verkohlung des Holzes lässt CO2 in die Atmosphäre. Die dadurch sich verstärkende Klimakrise treibt in den nächsten Jahren Millionen Menschen in die Flucht.

Das ist ungefähr das letzte, was wir an einem lauschigen Sommerabend mit einem Bier in der Hand wissen wollen. Auch nicht die Bedingungen, unter denen die Menschen arbeiten, die diese Kohle erzeugen. Wir wollen auch nicht wissen, wie viel sie verdienen oder nicht verdienen (Ein Sack Holzkohle bringt 3 Dollar) und die Umweltverschmutzung durch die mit Schweröl betriebenen Containerfrachter ist uns auch herzlich egal, wenn wir in unser Steak beissen.

Vielleicht noch ein gutes Schnapserl zur Verdauung? Das schmeckt besser als die Gewissheit, dass die Menschen in Nigeria mit dem abgeholzten, kaputten Land nichts mehr anfangen können und früher oder später gezwungen sind von dort wegzugehen. Der Weg führt sie in die Städte und von dort nach Europa. Und wir suhlen uns dann in der gespielten Verwunderung, wieso diese Menschen nicht dort bleiben, wo sie herkommen – Nigeria ist übrigens das afrikanische Land, aus dem die meisten Menschen zu uns kommen.

WIR haben daran auf keinen Fall Schuld. Wir kaufen ja nur Holzkohle, weil wir sie für unser Freizeitvergnügen brauchen – was kann daran schlecht sein?
Und wir wollen möglichst wenig für unser Freizeitvergnügen zahlen, damit wir uns mehr Freizeitvergnügen leisten können. Zwei Grillsommerabende sind schließlich besser als einer.

Daher wählen wir auch gerne Parteien, die den billigen Import von Tropenholzkohle fördern, indem sie entsprechende Gesetze beschließen. Die EU unterstützt hier fleißig und ermöglicht, dass Kohle über den Umweg z.B. nach Polen quasi „weißgewaschen“ wird. Sie kommt dann aus einem anderen EU-Land nach Deutschland oder Österreich und gilt als sauber.

Letztlich sind es also schon wir, die mit unseren Entscheidungen bestimmen, was in Afrika passiert. Auch wenn es sehr bequem ist das nicht zu sehen.

Es wäre übrigens ziemlich einfach damit aufzuhören. Wir bräuchten nur darauf bestehen heimische Holzkohle zu kaufen. Die gibt es und sie hat mehrere Vorteile:
1.) Dank moderner Fertigungsmethoden braucht man nur 2,5 Tonnen Holz für eine Tonne Holzkohle, kann also viermal so viel erzeugen.
2.) In Europa kann man nachhaltige Forstwirtschaft betreiben, Holz von dort ist also okay.
3.) Wir schaffen damit europäische Arbeitsplätze.
4.) Die Umweltschäden beim Transport sind niedriger.

Organisationen, die helfen gute Holzkohle zu etablieren, ist z.B. der Forest Trust: http://www.tft-earth.org/
Kaufen kann man die gute Kohle auch in Österreich: http://holzkohle.at/Koehlerei/Verkauf.html

Und die Menschen in Afrika?
Unser Herr Bundeskanzler hat neulich bekräftigt, dass man Afrika bitte nicht den Chinesen überlassen darf. („Das wollen wir gefälligst selbst ausplündern“ hat er nicht dazu gesagt. Muss er auch nicht. Es ist sowieso nicht anders interpretierbar, wenn wir uns ansehen, wie die Handelsabkommen aussehen, die in den letzten Jahren geschlossen wurden.)
Die Menschen in Afrika helfen sich übrigens selbst. Sie haben z.B. im Kongo mit Hilfe des WWF spezielle Öfen entwickelt, die den Verbrauch halbieren. Und sie pflanzen neue Bäume und erzeugen aus denen mehr und bessere Holzkohle. Das tun sie ganz von sich aus, wenn wir sie lassen.

Ich werde an dieser Stelle gegen die Bequemlichkeit ankämpfen und noch zahlreiche Beispiele schildern, wie wir Afrika plündern.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert