Schleichwerbung für Starbucks

Neulich im Frühstücksfernsehen bei Puls 4 – ein Beitrag über die richtige Kaffeezubereitung wird angekündigt. Dann wundere ich mich zusehends mehr: In fast jeder Einstellung des mehrere Minuten dauernden Beitrags ist Starbucks im Bild, meist auf einer Tasse, bei Intervieweinstellungen groß im Hintergrund etc.

Dass das kein Zufall ist, wurde spätestens dann deutlich, als die Tassen in die Bildmitte rückten – die Kaffeezubereitung fand am Bildrand statt. Die als großartig vorgestellten Kaffeekreationen stellten sich als Produkte von Starbucks heraus, ganz zum Schluss wurden noch die Mehlspeisen der Kaffeehauskette angepriesen.

Ich bin für ein wenig mehr Ehrlichkeit in Fernsehen und wünsche mir folgende Anmoderation: „Wir bringen jetzt eine als Beitrag getarnte Werbung für eine Kaffeehauskette in der Länge von X Minuten. Unser Sender bekommt dafür von der Kaffeehauskette Euro XY.“

Ich fürchte, darauf werde ich noch sehr sehr lange warten müssen.

Beim Kudlicka – Teil 2

Mit dieser Geschichte begeben wir uns in die Vergangenheit (ins Jahr 1990), sie ist mir aber noch so in Erinnerung, als wäre es erst letztes Jahr gewesen. Kurz die Vorgeschichte: Im Sommer ein Jahr zuvor hatte ich mir einen zweiten Motor für eine alte Vespa gekauft, leider mit steckender Kurbelwelle und einem nur halb abgezogenen Zylinder, in den der Kolben hineingerostet war. Trotz diverser Tricks (für Kenner: 2 Seegerringe plus Spreizmetallstückchen etc.) bekam ich das Polrad nicht runter und den Zylinder sowieso nicht. In meiner beginnenden Verzweiflung fuhr ich zu meinem Automechaniker, auf dass er mit seinen besseren Werkzeugen vielleicht Erfolg hätte. Er hatte nicht, wollte aber auch keine Gewalt anwenden (“wer weiß, wie das da drin im Motor aussieht und was ich dann kaputt mache”), also zog ich unverrichteter Dinge wieder von dannen.

Am Heimweg über neue Lösungen sinnierend bemerkte ich plötzlich, dass ich am direkten Weg zum Kudlicka war – Schicksal wahrscheinlich. Auch ein Parkplatz in der engen Österleingasse war mir vergönnt und ich ging direkt in die kleine Werkstatt, wo ein (kroatischer) Mitarbeiter vom Kudlicka gerade an einer Rally zangelte.
Auf meine Bitte um einen guten Tipp für das Polradabziehen meinte er: „Wo ist Motor? Herbringen!“ – gesagt getan, schon hatte er den nächsten Ratschlag: „Rüber zum Kudlicka“ – d. h. auf die andere Straßenseite ins Geschäft.
Das war gerade ohne Kundschaft und der Kudlicka meinte „legen Sie Motor rauf“. Dann öffnete er eine der berühmten Schubladen hinter dem Tresen und holte eine Schachtel mit Seegerringen raus – leider ohne die gewünschte Größe zu finden. Mit kurzem Brummen verschwand er und kam mit den richtigen Ringen wieder. Einsetzen, einen kleinen Teil aus einer Beilagscheibe ausschneiden, als Verspannung in den Seegerring hineinhämmern, Stecknuss, Polrad springt raus. Also, normalerweise tut es das, diesmal tat es das nicht. „Jebem ti oca!“ der mit stoischer Miene vorgebrachte Kommentar.
„Wir brauchen Pressluftschrauber, rüber in die Werkstatt!“
Dort angekommen bewaffnete sich der Kudlicka (er ist inzwischen deutlich über 80 Jahre alt, hat sich aber optisch seit dem ich ihn kenne – 25 Jahre – nicht verändert) mit der großen Pressluftpistole und stürzte sich auf die Polradmutter. Geknattere, Druckluftgepfauche, kaputte Polradmutter und ein weiteres „Jebem ti oca“.

Dann ging es richtig los. Der Kudlicka hat nur den einen stoischen Gesichtsausdruck, aber ein Funkeln in den Augen verhieß nichts Gutes für das feststeckende Polrad.
Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter (ich war ab dem Zeitpunkt nur mehr zuschauender Statist) wurden auf Kroatisch Pläne geschmiedet, wie vorzugehen wäre.
Ergebnis: Der Zylinder muss runter! Der alte Mann holte aus einer Ecke die Mutter aller Flacheisen und begann den Zylinder zu bearbeiten – ohne jeden Erfolg.

Jetzt packte ihn der Ehrgeiz – der 50 Jahre alte Motor müsste doch zu packen sein! Eine Lötlampe war mit einer gigantischen Stichflamme schnell angeheizt und der Kudlicka begann den Motor abzufackeln. Armageddon schien nahe, Stichflammen in allen Farben, wahrscheinlich durch die Umengen MoS2-Spray, die bereits überall im Motor verteilt waren. Gestank, das Fauchen der Lötlampe und auch der Gehilfe neben mir nur mehr Statist.
Dann packte der Kudlicka eine massive Eisenstange und einen riesigen Hammer und begann den Kolben aus dem Zylinder zu schlagen (egal, der war sowieso kaputt und hätte nach dem Zylinderschleifen durch einen Übermaßkolben getauscht werden müssen).
Es kam Bewegung in die Sache, leider war das Ergebnis: Schlacht gewonnen, Patient tot – der Zylinder hatte das auch nicht überstanden („ah, das ist nichts, das kann man reparieren und ich hab guten Zylinder samt Kopf im Keller, fertig geschliffen“).

Der Kudlicka war jetzt so richtig in Fahrt gekommen und der Satz „machen wir jetzt den ganzen Motor auf“ war keine Frage mehr, sondern eine Feststellung – nein, eine Drohung gegenüber dem Motor, dem widerspenstig zu zähmenden.
Mit schwerem Gerät ging es zur Sache: Schrauben, abfackeln, hämmern, wieder abfackeln – irgendwann gab der Motor auf und seine metallenen Eingeweide preis. Und plötzlich löste sich wie von Geisterhand das Polrad. Nach insgesamt 1,5 Stunden und zahlreichen „Jebem ti ocas“ war die Schlacht letztlich doch gewonnen, der kleine, leicht gebeugte Feldherr Kudlicka in seinem obligaten blauen Arbeitsmantel hatte gesiegt.
Ich meinte, dass ich noch die Teile ins Auto rüberbringen würde und dann ins Geschäft zahlen käme (es waren 1,5 Stunden x zwei Personen geworden). Darauf meinte der Kudlicka: „Sie brauchen nicht kommen, das war eine GELEGENHEIT!“

Ich werde nie erfahren, ob er meinte, dass es eine Gelegenheit für MICH oder für IHN war. Ich hätte mit meiner Erfahrung und meinen Werkzeugen den Motor nie und nimmer aufbekommen.
Als Hintergrund muss man wissen, dass es beim Kudlicka auf seine Tages- oder auch gerade vorherrschende Minutenverfassung und -stimmung ankommt. Ich hatte Glück und sinnierte auf der Heimfahrt darüber, wie die Vespa-Welt aussehen wird, wenn es den Kudlicka irgendwann einmal nicht mehr gibt.
Vom alten Kudlicka kann ich wahre Leidenschaft lernen, gepaart mit der philosophischen Haltung des wahren Stoikers. Außerdem weiß er, wie man Vespas zangelt.

Möge er uns noch lange erhalten bleiben, das Wiener Original aus Kroatien, der Herr der Vespas, diese unvergleichliche Mischung aus Grantscherm und gütigem Opa, der in seinem zeitlosen Imperium im 15. Hieb jungen und nicht mehr ganz jungen Rollerfahrern ihr Hobby oft überhaupt erst ermöglicht hat.

Die Weigerung E-Autos zu bauen

Ein interessanter Bericht in der 3-Sat Sendung „Nano“ hat mich nachdenklich gemacht. Der Staat Kalifornien erließ bereits 1990 ein Gesetz, das den schrittweisen Umstieg auf Elektroautos vorsah. Die großen Autohersteller fingen daraufhin an, Elektroautos zu entwickeln und zu bauen.

Das klingt doch gut! Wo aber sind all diese Entwicklungen hingegangen, wo sind die vielen Millionen Elektroautos, die es eigentlich schon geben müsste?

In der Nano-Sendung wurde es aufgeklärt: Die großen Hersteller entwickelten E-Autos um keine E-Autos auf den Markt bringen zu müssen. Wie sie das gemacht haben? Ganz einfach: GM z. B. entwickelte den „EV-1“ und lieferte 1996 die ersten Autos aus.

Leider hatte die Sache einen Haken: Man konnte den Wagen nicht kaufen, sondern nur leasen. Es war ein sportlicher Zweisitzer, der sehr flott und kräftig war und 100 km Reichweite hatte. Angetrieben wurde er mit Bleibatterien, das Design war aus heutiger Sicht altbacken, die Mieter jedoch liebten das Auto und es gab sehr lange Wartelisten.

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Bild: Elektroauto

Mit anderen Worten: Die Nachfrage war entsprechend groß. Was jedoch machte GM? Sie beschlossen, das Projekt zu verschrotten und verschrotteten zugleich auch die Autos, die sie ja zurück bekamen, da man sie nur geleast hatte.

Die Vorstandsentscheidung GEGEN das Elektroauto war bereits vor Projektstart gefallen, deswegen die Mietvariante.
Nebenbei bekämpfte die Autolobby das E-Auto-Gesetz, das auch 2003 gekippt wurde. Somit war der Weg für die Entwicklung neuer, großer Benzinfresser frei, Auto- und Öl-Lobby freuten sich und man entwickelte den Hummer, die riesigen SUV und die Monsterpickups.

Die so beliebten EV-1 wurden binnen kurzer Zeit eingesammelt und verschrottet und in der Wüste von Arizona gelagert (siehe Bild).

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Bild: Elektroauto verschrottet

Aufgrund gestiegener Ölpreise und noch anderer Faktoren entwickeln die Autohersteller jetzt erneut E-Autos. Ob sie das diesmal ernst meinen? Ich wäre mir nicht sicher. Schließlich gewinnt die Öl-Lobby gerade ordentlich an Macht.