Die Wahrheit über die Ratingagenturen

Die größeren, sichtbareren, dramatischeren Ausprägungen von Entwicklungen kommen oft aus einem Land, das selbst sehr groß und sichtbar ist: USA. Die großen Ratingagenturen stammen fast alle von dort, kleine gibt es entweder nicht mehr oder sie spielen keine Rolle. Oder kennt jemand noch andere außer Standard & Poors, Moodys und Fitch?

Die urspüngliche Idee, dass es Agenturen gibt, die nach allen Regeln der Volks- und Betriebswirtschaft Unternehmen und in Folge auch Staaten untersuchen und dann einstufen, dürfte schon in den Frühzeiten verloren gegangen sein. Zu groß war die Versuchung, sie zum Profitmachen zu missbrauchen. Die Agenturen wurden also von großen Banken bzw. Investmentfirmen gekauft und ab diesem Zeitpunkt für ihre Zwecke verwendet.

Das war nur möglich, indem man mittels politischem Lobbying die US-Regierung dazu brachte, Zwangsratings einzuführen. Das bedeutet, großen Unternehmen und Institutionen wird verordnet, dass sie sich von einer der großen Ratingagenturen prüfen und einstufen lassen – natürlich auf ihre Kosten. So waren sowohl Machtzuwachs als auch Finanzierung der Agenturen gewährleistet, sie wurden quasi per Regierungsbescheid institutionalisiert.

Ab diesem Zeitpunkt war es möglich, viel Geld damit zu machen, denn die Investmentfirmen brauchten den ihnen gehörenden Agenturen nur mehr sagen, was sie hinauf- bzw. hinabstufen sollten, weil es dann ihre eigenen Fonds etc. entsprechend profitabel beeinflusste. Ob diese Einstufungen seriös waren, interessierte niemanden mehr. Und wer hätte es auch überprüfen sollen? Eine Rating-Agentur? Eben.

Es dürfte zwischen den Agenturen auch nicht besonders schwer gewesen sein sich den großen Kuchen zum Wohle aller aufzuteilen. An ihm zehren sie bis heute und es ist noch kein Ende in Sicht. Sie werden weiter ganz nach den Vorgaben ihrer Besitzer so agieren, dass diese möglichst viel Profit machen. Da sie weder für Seriosität bezahlt werden noch für richtige Einstufung (Lehman Brothers hatte Triple-A) und es auch nicht ihr Job ist, Staaten oder gar Staatengemeinschaften einen Dienst zu tun, haben sie nichts zu befürchten.
Sie agieren quasi im unkontrollierten und grenzenlosen Raum. Warum sollten sie es anders machen oder damit aufhören?