Nightmare on Heathrow, Teil 1

Es ist 05:29 als das Handy läutet und die Dame vom BIWA-Taxidienst meint, der Fahrer hätte ein Problem und ob es eh nichts macht, wenn er sich verspätet. Doch, es macht was aus, und als ich frage, was ich denn jetzt tun solle, meint die Dame: „Rufen Sie 31300 und verlangen sie ein Flughafentaxi.“ BIWA heißt übrigens „Billiger Wagen“ und ist als Taxidienst nur bedingt empfehlenswert.

Am Flughafen dürfen wir erfahren, dass sich unsere Maschine (Flug OS 451) wegen Nebels in London (das sind die nicht gewohnt…) verspätet. Wie viel wisse man nicht, vorläufig wäre statt 07:05 die neue Startzeit 08:10. Kurze Berechnung: Bei zwei Stunden Aufenthalt dürfte das knapp werden, sich aber ausgehen, vor allem als die Stewardessen versichern, dass in London auch alle Anschlussflüge Verspätung haben würden, versteht sich, indeed!
Bis London holte der nette Pilot noch eine Viertelstunde auf, danach war allerdings Schluss mit lustig, denn wir mussten vorerst 30 Minuten auf dem Runway warten, weil kein Gate für uns frei war.

Danach bekamen wir eine „Outer Position“, leider jedoch keine Gangway, es war schlicht und einfach keine aufzutreiben (Pilot: „Das ist mir in London noch nie passiert!“).
Als wir schließlich aussteigen durften, war für den Anschlussflug gerade Startzeit. Wir mussten von Terminal 1 zu Terminal 4 (in London benutzt man dafür den Bus, zumindest im Transit) und dort durch die Kontrollen und dann hirschten wir im Schweinsgalopp zum Gate. Erleichterung: Auf der Anzeigetafel blinkt es grün für „boarding“.

Angekommen blicken wir in die uns bedauernden Augen eines fetten Continental-Mitarbeiters, der uns versichert, dass das Gate erst seit ca. 5 Minuten geschlossen wäre. Dann zogen sie die Fluggastbrücke weg und der silberne Vogel setzte sich langsam in Bewegung Richtung Newark, New Jersey, USA.
Unsere beiden Plätze wären frei geblieben, versichert uns der Fette voller Stolz. Dann lässt er die Tastatur spielen und sucht uns einen neuen Flug. Um 12:30 würde die nächste Continental bereits nach Newark fliegen und er könne uns auf Standby setzen, oder aber auch um 16 Uhr, ebenfalls Standby.

Auf unsere Nachfrage, was denn dann mit uns in Newark passieren würde, weiß er keine Antwort. Nein, so meint er, dort bekämen wir kein Hotel gezahlt und auch sonst nichts, wir wären auf uns allein gestellt, aber sie würden uns so schnell wie möglich nach San Jose bringen.
Was wäre so schnell wie möglich, ohne Standby? Nun, den nächsten Flug hätte er am 28. Dezember, also in 5 Tagen. Eine andere Verbindung über eine anderen Stadt in USA?, Nein, meinte er, I´m so sorry, aber alle Flüge von USA wären um diese Jahreszeit restlos ausgebucht, er hätte schon alles gecheckt. Nein, auch in den nächsten Tagen ginge nichts. Auf unsere Frage, was wir denn jetzt tun sollten, weiß er keinen Rat – am ehesten könnte uns der AUA-Schalter für Transfer flights weiterhelfen, Terminal 1…

Wieder den Bus, dann durch lange Gänge und div. Kontrollen endlich zum AUA-Schalter, der sich als Sammelschalter der Star Alliance herausstellte. Davor die Mutter aller Schlangen, sozusagen die „mother queue“. (Peter: „Das ist mir wurscht, da stell ich mich jetzt nicht hinten an!“) Also in die kürzeste Schlange zum VIP-Schalter. Von ca. 10 Plätzen waren 3 besetzt, mit freundlichen Pakistani, dick beleibten Inderinnen, Mongolen, Klingonen, Vulkaniern… – allesamt des Englischen nur sehr bedingt mächtig, aber wahrscheinlich sehr billig im EK oder so. Deutsch konnte übrigens niemand, schließlich sind bei der Star Alliance ja nur Lufthansa, AUA, Swiss…

Nachdem wir uns vorgearbeitet haben (Peter schirmt mich nach rechts ab, tackelt einen Piefke und ich stürze zum gerade frei gewordenen Schalter, durch die sich öffnende Lücke, ein sehr beliebter Spielzug der Pittsburgh Steelers, der auch in London Heathrow gut funktioniert).
Eine dicke ältere Inderin will mit unserem Problem eigentlich genau original nix zu tun haben. Als ich ihren Punkt auf der Stirn ordentlich fixiere, gibt sie unsere Bordkarten an eine kleine, schwer überlastete Italienerin weiter, packt ihr Jausenbrot und geht in den Feierabend.
Die Italienerin meint, wir sollten weg aus der Schlange und seitlich des Schalters warten, sie würde sich die Sache ansehen. Zeit vergeht. Viel Zeit vergeht. Dann kommt sie wieder und meint, es täte ihr leid, aber irgendwie könne sie keinen Flug für uns finden und wir sollten zum Ticket-Schalter der Star Alliance gehen, das wäre im gleichen Terminal, nur müssten wir raus und dann wieder rein („Hauptsache weg von hier“ war in ihren Augen zu lesen). Ich frage, was wir denn tun können, worauf sie verärgert meint, es ginge darum, was wir tun WOLLEN, das wäre für sie relevant.
Also marschieren wir ab, lange Gänge, Schuhe aus, Gürtel runter, Kontrolle, Gürtel rauf, Schuhe an etc.

Drei pikante Beobachtungen möchte ich an dieser Stelle ergänzen:
1.) Nicht nur wir, eine ganze Menge anderer Fluggäste waren wie wir in London gestrandet, einen Tag vor Weihnachten, teilweise schon mehrere Tage hier, viele verzweifelt, alle jedoch durstig. Hinter dem Schalter gab es einen großen Wasserspender, wo sich die Angestellten immer wieder mal einen Becher runterzapften. Nicht wenige Durstige sendeten den einen oder anderen bösen Blick, was die Gesamtstimmung der Menge nicht gerade verbesserte.
2.) Während sich am Star Alliance Schalter die drei indischen Klingonen abmühten, saßen direkt daneben ein halbes Dutzend United-Mitarbeiter und bohrten gelangweilt in der Nase. Die United gehört auch zur Star Alliance.
3.) Einmal ließ sich eine fesche Engländerin blicken, auf deren violetten T-Shirt mit großen Lettern „I help you“ geschrieben stand. Binnen kurzer Zeit war sie von hilfesuchenden, in Tränen ausbrechenden NervenzusammenbruchskandidatInnen umgeben und entfernte sich rasch wieder, nachdem sie kurz als eine Art Klagemauer ihren Dienst versah – irgendwelche Kompetenzen oder Möglichkeiten hatte sie nicht.

Nun die „ancestors queue“, sozusagen die Urahnin aller Schlangen. Es war klar, dass es mehrere Stunden dauern würde, dort bedient zu werden. Also packe ich (Peter war ums Eck eine rauchen) meinen „Unauffällig einsickern-Trick“ aus: Mit angestrengtem Blick, als ob ich jemand suchen würde und ihn hier schon vor einiger Zeit hätte treffen sollen, stelle ich mich neben eine kleine Gruppe von Wartenden, die fast ganz vorne stehen. Zu meinem Glück macht die Schlange am Schluss eine 180-Grad-Wende und dann stehen noch 3-4 Leute und dann kommt der in England gebührende Abstand zum Schalter. Hinter der Wende beginnt die Endlosigkeit, sozusagen, schlangentechnisch. Außerdem sind direkt hinter der Stelle, an der ich jetzt stand, die Self-Checkin-Schalter und ich habe ja nur Handgepäck, im Gegensatz zu fast allen anderen Anstehenden. Mein Blick geht nie zum Schalter, immer in die Gegenrichtung. Dann rücke ich langsam nach hinten an die kleine Gruppe näher heran, so dass es auf andere so wirken könnte, als würde ich da dazugehören, mehr oder weniger zumindest. Nach einiger Zeit stehe ich wie selbstverständlich daneben, lasse mich aber dann ein wenig zurückfallen, scheinbar überaus höflich.
Als weniger trickreiche Vordränger kommen, solidarisiere ich mich mit der empörten Menge, die Herrschaften wurden dann von Sicherheitsleuten an das Ende der Schlange eskortiert.
Als Peter nachkommt, begrüßte ich ihn auf die Art „Hey, ich stehe da ja schon eine EWIGKEIT in dieser Schlange, jetzt sind wir bald dran!“
Bis auf zwei Deutsche hatte niemand Lunte gerochen, und die wenigen bösen Blicke waren es wert.

Dann sind wir dran und werden von einem sehr netten, leicht beleibten Engländer empfangen, der sich als „Ian Stoke, Manager“ herausstellte. Wieselflink gleiten seine Finger über die Tastatur, ein Meister der detektivischen Flugalternativensuche. Konzentrierter Gesichtsausdruck, da! Ein Lächeln, er hat was gefunden, die Spannung steigt (Hoffnung up!), dann wieder der konzentrierte Gesichtsausdruck – doch nix (Hoffnung down!). Ein Flieger nach dem anderen voll („I´m so sorry!!).
Das Spiel wiederholt sich ein paar Mal, dann, nach insgesamt mehr als einer Stunde: Heute Abend geht noch ein Flug nach Frankfurt und von dort direkt wenig später mit der Condor direkt nach San Jose! Der heilige Abend gerettet, Mr. Stoke wird von uns als eine Art Weihnachtsmann hofiert, bejubelt, angehimmelt!
Nur eine Kleinigkeit bleibt noch zu klären, die freie Klasse heißt „Amadeus“ und Mr. Stoke muss noch ein halbes Dutzend Anrufe tätigen.

Es folgt die große Enttäuschung: Leider wäre das Business-Class und er könne uns diese Tickets nicht geben. Economy wäre ausgebucht. Wir bemerken, dass wir unser gebuchtes und bezahltes Tauchboot versäumen und dass das teuer wäre. Er bleibt unbeeindruckt, was verständlich ist – es ist ja nicht sein Tauchboot. Also weitersuchen.
Dazwischen kann ich vom Nachbarplatz einen anderen Star Alliance Mitarbeiter hören, der auf die schnelle Frage eines eiligen Mannes („just a short question – is there a seat to Zürich available?“) meint: „There is no seat on any flight to any destination today!“
Na, das ist doch ein Wort!
Leider gilt das auch für uns. Nach einer weiteren Stunde Suche (dass sich Mr. Stoke nicht bemühte, kann man ihm wirklich nicht vorwerfen) findet er tatsächlich einen Flug: Wir müssten bis morgen Abend warten, dann könnten wir mit British Airways nach Vancouver fliegen (Naa, geh leck, ned Vancouver…). Dort hätten wir dann 5 Stunden Aufenthalt und dann einen Weiterflug mit Mexicana nach Mexico City. Zwei Stunden später ginge es dann weiter nach San Jose. Das wäre alles, was er uns anbieten könnte, innerhalb der nächsten drei Tage.
Schweren Herzens entschließen wir uns, dieses Angebot anzunehmen, die Alternative wäre nach Hause fliegen und den Urlaub einfach abhaken. Es stellt sich auch die nicht unerhebliche Frage, was dann mit unseren Ansprüchen passiert. Ist Vancouver zumutbar?

Wir bekommen noch Voucher für das Novotel und den Shuttle-Service dorthin („Hotel-Hoppa“)
Dann bleibt noch die Frage unseres Gepäcks. Das wäre kein Problem, meint Mr. Stoke, das wäre bei der Continental gelandet und wir könnten es uns gleich an Terminal 4 (Naa, geh leck, ned schon wieder Terminal 4!) abholen.
Da mir schon fast alles egal ist, übernehme ich das, auch weil Peter dringend eine rauchen gehen will. Er würde den Hotel-Hoppa ausfindig machen und dann würden wir uns treffen, ich wäre eh bald wieder da.
Bald ist ein dehnbarer Begriff, aber vorerst geht des darum, irgendwie zu Terminal 4 zu gelangen, Auf dem alten Weg durch den Transit-Bereich geht das nicht, aber eine freundliche Dame rät mir, doch den „Heathrow Express“ zu nehmen. Also quer durch die Halle und dann einen Stock tiefer, wo sich die Mutter aller Bahnsteige befindet, ca. einen halben Kilometer lang und von einem eisigen Wind durchblasen. Eine Tafel meint, alle 20 Minuten fahre hier der Zug nach Terminal 4. Das bedeutet 20 Minuten am eisigen Bahnsteig, offensichtlich war mir gerade ein Express davongefahren. Mir entkommt ein kurzes, lautes und heftiges „Ha!“ und ich ziehe mir die Kapuze meines Fishverleih-Sweaters über den Kopf.

Ich merke, wie mein Wille, das alles irgendwie lustig oder abenteuerlich zu finden, langsam schwindet. Ich will Urlaub und nicht Nightmare on Heathrow! Jede Kleinigkeit, die jetzt passiert, wiegt auf einmal wie ein unendlich großes Hindernis, ich fühle mich sehr allein am eisigen Bahnsteig. Dann zeigt die Anzeigetafel „Train free for Terminal 5 only“ an und ich merke, dass Peter das Geld einstecken hat. Das kostet Nerven, auch wenn ein freundlicher Engländer meint „Don´t worry, just hopp on!“ Nachdem der nächste Zug nach Terminal 5 abgefahren ist, wechselt die Anzeige auf der Tafel auf „Train free for Terminal 4 only“ (Gsindel, englisches!!)
Bibbernd entere ich den Zug und erreiche wenig später Terminal 4, wo ich mich genau original nicht auskenne. Nach dem Durchqueren einer riesigen Halle finde ich einen Informationsstand (please queue up!) und eine nette Dame dahinter, die auch prompt die richtige Info parat hat: Hinter mir, am anderen Ende der Halle, befindet sich ein großer roter Postkasten, daneben ein Telefon. Dort solle ich die Nummer der Continental eintippen, die dort auch zu finden ist, und dann würde mich jemand abholen.
Hoffnung steigt, ich gehe rüber, wähle die Nummer und keiner hebt ab. Es handelt sich um eines der berühmten „toten Telefone“, Kratzspuren und Sprünge am Hörer deuten auf emotionale Reaktionen früherer Anrufer hin.

Also rauf in den ersten Stock, irgendwo muss doch irgendwer von der Continental zu finden sein. Ein sehr netter Engländer im Lift zeigt mir, was ich tun muss: Dort drüber wäre ein VIP-Schalter der XY-Airline, dort solle ich hingehen und denen mein Problem schildern, die wären kompetent.
Das waren sie auch tatsächlich und meinten, ich bräuchte nur die Halle bis fast zum anderen Ende (schon wieder ein lautes, etwas tourettehaftes „Ha!“) durchqueren, dort wären dann die Checkin-Schalter der Continental. Sollte dort niemand sein, wäre genau gegenüber der Ticket-Schalter der Continental und die wären auf jeden Fall für mein verlorenes Gepäck da, man wisse das genau.
Leider sind beide Schalter verwaist, am Tisch des Ticketschalters ein Schild, auf dem zu lesen ist, dass man ab Morgen wieder da wäre und man könne auch folgende Nummer anrufen… Ein netter Mitarbeiter der MALEV gleich daneben meint, ich wäre hier tatsächlich richtig und nur mit Hilfe der Continental könne ich zu meinem Gepäck kommen und er könne leider von hier aus nicht diese Nummer anrufen, das wäre technisch nicht möglich, aber einen Stock tiefer gäbe es einen Informationsschalter und dort würde man mir weiterhelfen. Ich solle, so betonte er, insistieren, dass man mir hilft, das wolle er mir als Tipp mitgeben und außerdem schreibe er mir auch sehr gerne die Nummer auf einen Zettel. Ich bedanke mich höflich und begebe mich wieder hinunter.

Dort hat inzwischen eine andere Dame Dienst, hört sich nach einiger Zeit (please queue up!) meine Sorgen an und meint, sie dürfe mich hier eigentlich nicht anrufen lassen, aber sie mache für mich gerne eine Ausnahme.
Es läutet und tatsächlich meldet sich eine weibliche Stimme, die jedoch meint, sie hätte mit der Gepäckgeschichte überhaupt nichts zu tun, sie wäre nur die allgemeine Vermittlung (Call-Center, irgendwann sprenge ich noch eines in die Luft), könne mir aber die für meine Fälle total richtige Nummer geben. Dort wäre die Gepäckstelle der Continental. Leider war auch diese Nummer nicht besetzt, das Läuten ließe sich wahrscheinlich bis zum jüngsten Tag fortsetzen.
Also noch einmal die erste Nummer. Die Dame etwas verwirrt („Dort MUSS jemand rangehen!“), aber sie gäbe mir noch eine andere Nummer. An dieser meldet sich auch sogleich eine äußerst sonore, sehr angenehme und extrem betont sprechende Stimme, die sich als automatisches Anrufbeantwortungssystem herausstellt. Ca. zwei Minuten lang zählt diese Tonbandstimme die Airlines auf, für die diese Nummer zuständig wäre. Dann die Auswahl: Man könne mit Knopf 1 einen „Attendant“ sprechen oder mit Knopf 2 die „personal mailbox“. Ich drücke 1 und die Stimme meint, „all attendants are busy, please check your personal mailbox and press Nr. 2“
Ich presse Nr. 2 und die Stimme meint: „Please leave a message and a Telefone number on your personal mailbox – tut – Mailbox is full“.
Das war es dann, die letzte Würze bekam dieses Tonband noch durch die sonore Stimme, die bei jedem Wort klang, als ob man gerade eine Million Pfund gewonnen hätte.
Also noch einmal die Vermittlung. Diese war schon etwas genervt, sie hätte schon alles getan was sie tun könne („I´m so sorry“) und mehr ginge nicht und sie gäbe mir jetzt noch eine dritte, letzte Telefonnummer.
Diese stellte sich als inexistent heraus. Nicht, dass ich mich irgendwie abgewimmelt vorkam, aber leichte, ferne Anklänge aufdämmernder Aggression wurden fühlbar. Mir war auf einmal schlagartig klar, dass ich der nächsten Person, die zu mir „I´m so sorry“ sagt, ansatzlos ein Dutzend Zähne aus der Fresse schlagen würde – wahrscheinlich so schnell und ansatzlos, dass das „Sorry“ zu einem „Forry“ verkommen würde.
Die freundliche Infoschalter-Dame hat den richtigen Instinkt und schickt mich mit den Worten „morgen wiederkommen“ und „viel Glück“ weg.

Also wieder hinunter in die Eisröhre und auf den Heathrow-Express warten, diesmal nur eine Kleinigkeit von 14 Minuten.
Am Rückweg geht es mir das erste Mal wirklich schlecht. Weihnachten hatte ich mir deutlich anders vorgestellt. London Heathrow ist ein Moloch, der dich sehr gründlich und deutlich spüren lässt, wie unbedeutend du als einfacher Fluggast bist. Übrigens: Wie geht es jemandem, der kein Englisch kann?
In der momentanen Situation sind es bereits die Kleinigkeiten, die mich an die Belastungsgrenze kommen lassen, etwa die Tatsache, dass mein Handy keinerlei Netz findet, obwohl voller Empfang ist. Wie finde ich meinen Bruder wieder? Terminal 1 ist nicht wirklich klein.
Ca. 10 min später findet das Handy ein Netz und ich treffe meinen Bruder, der mich in den Londoner Winter hinausführt, wo gerade ein Bus der Linie H1 an uns vorbeibraust, in die Nacht hinausbeschleunigend.
Ja, das wäre es gewesen, das Shuttle zum Novotel, für das wir das Voucher besitzen. Wann das nächste fährt ist etwas unklar, da irgendwie gerade ein „Schedule-Change“ stattfindet und daher fahren die Hotel-Hoppa-Busse pünktlich genau irgendwann (Gfrasta, britische!).
Das bedeutet für uns, dass wir das Shuttle im Freien abwarten müssen, da ja nicht klar ist, wann das nächste fährt, wir bekommen sozusagen einmal gratis frieren auf unbestimmte Zeit.
Nach ca. 25 Minuten kommt der H1 und wir fahren zum Hotel, über das es nicht viel zu berichten gibt, außer vielleicht dass die Hygiene-Sets (Zahnbürste etc.) gut, aber aus sind („I´m so sorry!“) und der Blick aus dem Fenster aus starken Männern wimmernde Suizidkandidaten machen kann. Wenigstens gibt es zwei tolle iMacs mit gratis Internet, an denen fette indische Kinder mit noch fetteren Brillen Farmville spielen, bis sie von ihren fetten indischen Eltern zu einer Runde Fish and Chips weggezerrt werden. Ziemlich fett, die ganze Angelegenheit. Dann kehrt Ruhe ein und wir fallen todmüde ins Bett.

Teil 2 folgt demnächst (es kann nicht mehr schlimmer werden? Oh doch!)

Die Kärntner Nilpferd-Kacke stinkt bis Wien

Wer einmal durch die Galeriewälder in Ostafrikas Savanne spaziert ist, kann überall auf den Sträuchern und Bäumen Hypo-AA sehen und vor allem riechen. Die Nilpferde verspritzen es überall (auch weit entfernt von ihren Tümpeln) mit kreiselnden Schwanzbewegungen.

Diese Kacke stinkt bis Wien!

Hatte niemand ein Interesse oder die Pflicht, diese Bank rechtzeitig zu stoppen, nicht einmal in der Finanzkrise vor einem Jahr und mehr, als schon klar war, dass auch österr. Banken irgendwo (Dubai, Kroatien, Karibik etc.) wild auf Teufel komm raus spekuliert hatten?

Wer wäre dafür verantwortlich?

Die FMA offensichtlich nicht, wie am Ergebnis unschwer zu erkennen ist. Entweder konnten die nicht (haben kein Recht dazu) oder sie durften nicht (politisch abhängig).

Die Bundesregierung auch nicht, wie am Ergebnis unschwer zu erkennen ist. Warum? Keine Ahnung!

Die Kärntner Landesregierung auch nicht, wie am Ergebnis unschwer zu erkennen ist. Die stecken selbst in der Profitgier, vielleicht erkannten sie auch die Zeichen nicht oder sonst was (Verantwortung heißt auf Kärntnerisch „ooondare“).

Die Eigentümer bzw. das Management auch nicht, wie am Ergebnis unschwer zu erkennen ist. Die wollten Profit machen und wußten genau, dass ihnen nichts passieren kann. Auch das ist am Ergebnis unschwer zu erkennen: Das Management ist in Amt und Würden und kann – mit einer riesigen neuen Summe ausgestattet – weiter seine Spekulationsgeschäfte betreiben. Das Schlimmste, was den Managern passieren kann (und wird), ist eine fette Abfertigung, bezahlt von uns (Verzeihung: vom neuen Eigentümer, dem Staat Österreich).

Oder glaubt irgendwer, dass die Schulden-Milliarden (Verzeihung: Millionen, oder?) durch Kleinkredite an Kärntner Bauern entstanden sind?

Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert. Dazu steht zumindest unsere Regierung, wie am Verhandlungsergebnis unschwer zu erkennen ist.

Gibt es sonst irgendjemand, der in Zukunft darauf achten wird, dass die Hypo-AA keine Spekulationsgeschäfte mehr betreibt und somit keine Verluste in beliebiger Höhe mehr macht? Mir fällt niemand ein!

Ich bin leider nicht enttäuscht, denn ich habe nichts anderes erwartet.

Peinliche Befragung!

Ich habe gerade bei einer Telefonumfrage mitgemacht und bin entsetzt. Dass die Fragebögen dort schlecht gemacht sind, ist bekannt, aber so schlimm hätte ich es nicht vermutet.

Beispiel: „Beantworten Sie bitte, wie Sie mit den Leistungen der Stadt Wien zufrieden sind. Verkehr, Umwelt, Soziales, Arbeitssituation, Politik – auf einer Skala von 1-10“

Das wurde nicht jeweils einzeln abgefragt, sondern in EINER Frage. Wie soll ich das beantworten? Statistischer Mittelwert? Die Antworten haben nicht nur keine Aussagekraft, sondern sind zwangsläufig falsch!

Wieso werden solche Umfragen gemacht? Sind die Fragebogenersteller wirklich solche Dilletanten? Oder ist es eh egal, was da geantwortet wird, ein Ergebnis steht schon vorher fest?

Gott sei Dank habe ich mir nicht gemerkt, welches Institut das durchgeführt hat, sonst müsste ich denen was Nettes schicken (und ich war heute schon…).

Bahnfahren…

So alle heiligen Zeiten gebe ich der Bahn eine weitere Chance, immer und immer wieder. Und jedesmal ist es eine Qual!
Diesmal stand Kassel am Programm – eine Stadt, in der ich nicht einmal tot überm Zaun hängen möchte!
Bei der Hinfahrt fand ich im ICE ein „Ruheabteil“, in dem ich hoffte, ein wenig Ruhe zum Lesen und Entspannen zu finden – schließlich gibt es dort Handyverbot und ein Schild meint „Psssst!“
In der Praxis sieht das anders aus, das Handyverbot interessiert nur diejenigen, die ihr Handy zuhause vergessen haben. Zum Drüberstreuen fand sich noch eine lustig-laute Partie ein („Waasst wos da Patrick zum Danny g´sogt hot? Aaaaaharrr, haarrr, harrr…..)
Nein, ich weiß es nicht und ich will es auch nicht wissen. Unterstützt wurde das Lärmorchester noch durch ein quietschendes Plastikteil irgendwo im Waggon, quietschend tätig vom Westbahnhof bis Würzburg.
Kann das Unbehagen noch gesteigert werden? Selbstverständlich, z. B. durch eine Klimaanlage, die mir eisig auf die Füße bläst. Nachdem ich sie in eine Fleecejacke und eine Windjacke eingepackt hatte, war es erträglich.

Die Rückfahrt hatte auch einige Schmankerln zu bieten, etwa 8 freundliche Pensionisten, die sich schon in Hannover die netten Plätze mit den Tischen gesichert hatten. Dort fingen sie auch mit einer fröhlichen Schnäpschenrunde an („Ich hätte da noch Flaume mit Vodka, willste mal?“) und flaschelten sich gepflegt zu, am Weg nach Irgendwohin, unüberhörbar, ganz gemütlich…
Uhrzeit? 9 Uhr in der Früh. Woanders hinsetzen? Iss nich! Zuch voll!
Und 5 Minuten Verspätung, die sich als „rund 5 Minuten“ herausstellten und als echte 10 Minuten. Meine Umsteigzeit in Würzburg betrug 6 Minuten. Um es kurz zu machen: Der ICE 23 wartete auf uns, was ich ihm hoch anrechne. Meine „ich sah noch die Rücklichter“-Vision wurde nicht Realität, Deutsche Bahn sei Dank.

Fazit: Alles in allem eine derjenigen Bahnerfahrungen, die ich in der Vergangenheit schon übertreffen konnte. Also fast schon wieder gut!