Fast Food macht depressiv

Auf das Thema bin ich anlässlich eines pressetext-Artikels gestoßen: http://www.pressetext.com/news/20120330018

In einer Studie hat man herausgefunden, dass „wer ständig Fastfood und Fertignahrung konsumiert, hat gegenüber Anhängern einer „gesunden Kost“ ein um bis zu 50 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken.“
Das berichten Forscher der Universitäten Las Palmas, Granada und Navarra in der Fachzeitschrift „Public Health Nutrition Journal“: „Fastfood löst keine Depressionen aus. Doch der Lebensstil, zu dem auch die Ernährung gehört, kann ein Faktor der Krankheit sein“, betont Psychiater Manfred Wolfersdorf von der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde.

Es geht um das gemeinsame Mahl, das in einer hektischen Zeit, die durch Leistungsdruck und gleichzeitigem Zeitmangel definiert und dominiert wird, langsam aber sicher verloren geht.
Ich blicke dabei auf meinen eigenen Fast-Food-Konsum: Hin und wieder eine schnelle Wurstsemmel oder mit dem Roller einquietschen und ein bis zwei Leberkäs-Semmeln einwerfen.
Allerdings mache ich so etwas nur max. 1x pro Woche. Und das ist gelogen, denn von März bis November habe ich Dienstag Abend „Werkstatt“. Da treffe ich mich mit den Vespa- und Lambrettafreunden gegen 19 Uhr in unserer kleinen Werkstatt zum Zangeln, Schmähführen, Biertrinken und Essen. Wir treffen uns auch, wenn es gerade nichts zu reparieren gibt, was aber selten der Fall ist. Dabei ist folgendes Ritual entstanden:

Nach dem ersten Bier so zwischen 20 und 21 Uhr nehme ich einen kleinen Zettel und damit die Bestellungen auf. Ronny nimmt immer 1x kleine Fritten, manchmal einen Fischmac dazu (der heißt jetzt nicht mehr Fischmac, aber jeder sagt Fischmac und auch beim McDonalds verstehen sie Fischmac).
PeeWee bevorzugt Burger, manchmal ein Menü, Oliver stets einen BicMac, Thomas will einen dicken Burger aber ohne Zwiebel und ich selbst nehme 1-2 Cheeseburger TS und einen normalen Cheeseburger. Meist hängen sich bis auf ein, zwei Freunde alle an die Bestellung an und ich düse los.

Nach einiger Zeit bringe ich dann die Lieferung und verteile die einzelnen Bestellungen. Wenn ich Glück habe, ist mir das depperte Cola von PeeWees Menü im Roller nicht umgefallen. Ich denke auch meistens daran die Fritten von Thomas so zu transportieren, dass sie atmen können (offenes Sackerl). Er will das so, auch wenn der Transport nur zwei Minuten dauert (es widerspricht zwar meiner grün angehauchten Einstellung die paar hundert Meter zum McDonalds mit dem Roller zu fahren, aber zu Fuß wären alle Sachen eiskalt).

Leider hat unsere Pizzeria am Eck zugesperrt, sonst könnten wir die alte Tradition der gemeinsamen Pizzae fortsetzen, aber für die Abende, an denen jemand keine Lust auf McDonalds hat, gibt es nebenan noch die Tankstelle, wo man Leberkäs-Semmeln und Schokoriegel bekommt. Alles auch nicht um Eckhäuser gesünder als das Zeug vom McD.

Für uns steht hier die Gemeinschaft im Vordergrund, es handelt sich um ein gemeinsames Mahl, auch soziologisch betrachtet: Die Atmosphäre ist geschützt, privat und ohne Hektik. Wir verzehren die Beute, die vorher fair aufgeteilt wird. Wir tun das sogar nach einem ziemlich archaischen Muster, wenn auch statt der Feuerstelle in der Mitte ein Gasofen oder ein Autogen-Schweißgerät herhalten muss. Die notwendige Romantik erzeugen wir durch gemeinsames Rülpsen. Und wer zu spät kommt, geht leer aus und muss sich um sein Essen selbst kümmern.
Über die Hygiene sage ich jetzt eher nichts, man müsste uns wahrscheinlich standrechtlich erschießen lassen.

Wir schlingen das Essen auch nicht runter, sondern haben alle Zeit, die wir brauchen, um es zu genießen. Wir tun das regelmäßig und auch nicht übermäßig. Nun stellt sich die Frage, was ist daran noch Fast food? In erster Linie, dass wir es nicht selbst kochen.

Vielleicht sind wir auch nicht typisch für die Mehrzahl der ÖsterreicherInnen, denn der „echte“ Fastfood-Konsum steigt beständig. Dabei geht es nicht um McDonalds und Co, sondern um die immer voller werdenden Supermarktregale mit Fertiggerichten, die nur mehr kurz in die Mikrowelle gestellt und dann auf einen Teller gepampt werden. Dabei geht nicht zur der Bezug zu den Inhaltstoffen (wer liest sich das Kleingedruckte durch?), sondern auch zur Zubereitung der Nahrung gänzlich verloren. Übrig bleibt ein Nährstoffbrei, vorgekocht, erhitzt, chemisch konserviert und schnell hinuntergeschlungen. Ein Freund von mir bezeichnet diese Form von Essen auch als „Ruhigsteller“, weil man danach weder sehr leistungsfähig noch sonstwie fit ist.

Ich bin schon gespannt auf den Gegentrend, den ich zwar noch nicht sehe, der aber sicher irgendwann auftauchen wird. Bis dahin werde auch ich noch von Zeit zu Zeit meine Cheeseburger einwerfen. Mahlzeit!