Das Phänomen Macron und was das mit den Grünen zu tun hat

Politische Themen sind immer heikel, denn ich bin nicht für alles ein Experte. Diesmal schildere ich einfach meine Gedanken zu den letzten französischen Wahlen, also zur Präsidentschaftswahl und der danach abgeschlossenen Wahl der Nationalversammlung. Und was das mit der derzeitigen Lage der österr. Grünen zu tun hat. Aber der Reihe nach:

Macron hat einen Erdrutschsieg eingefahren und somit die absolute Mehrheit plus das starke Präsidentenamt. Die Konservativen sind extrem geschrumpft und die Sozialisten nur mehr eine Kleinpartei, obwohl sie mit Hollande noch den letzten Präsidenten hatten. Auch die Front National mit Le Pen ist winzig geworden.
Die Wahlbeteiligung liegt bei nur mehr ca. 43% und auch wenn ein sehr schönes Wetter war, ist das doch erstaunlich.

Die wirklich spannende Frage für mich lautet: Was bedeutet das für uns? Ich versuche eine Antwort.
Nicht nur in Frankreich ist zu beobachten, dass die großen, oder besser: ehemals großen Parteien massiv schrumpfen und teilweise in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. Das betrifft links wie rechts und dürfte eher mit der Etabliertheit zu tun haben als mit Größe oder ideologischer Ausrichtung.
Ich glaube, dass den Menschen genau das auf die Nerven geht, was ihnen (bzw. ihren Eltern) früher getaugt hat, nämlich die Machtansammlung, die dazu geführt hat, dass die Parteien Angebote machen konnten. Über die Partei bekam man eine gewisse Form von Sicherheit wie z.B. einen Job bei der Gemeinde oder beim Bund, eine Gemeindewohnung, aber auch einfach die Sicherheit einer gewissen Stabilität und Planbarkeit.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Karten großteils neu gemischt, vor allem die Wirtschaft wurde zum Wunder und es gab einfach viel zu verteilen. Die Parteien beherrschten diese Verteilung gut und taten sich im Proporz nicht weh. Die Zukunft war sichtbar, ein wenig kleinbürgerlich, aber gut.

Heute ist das anders. Nichts, aber auch gar nichts an der Zukunft ist sicher. Wir stehen de facto vor großen weltpolitischen und wirtschaftlichen Veränderungen und viele Menschen haben den Verdacht, dass sie dadurch betroffen sein werden oder es jetzt schon sind. Kaputte Pensionssysteme, unsichere Jobaussichten, Klimawandel, Scheidungsrate und noch viel mehr.
Die Altparteien (wozu tw. auch die Grünen inzwischen gehören) haben keinerlei Antwort oder nur eine konservative, also den Versuch, alles irgendwie zu bewahren und die Menschen glauben zu lassen, dass das funktioniert.
Viele sind aber nicht dumm genug um das zu glauben.
Vor allem aber versuchen die Parteien ihre Machtstrukturen zu erhalten und sind bereit alles dafür über Bord zu werfen, dessen sie sich früher gerühmt hatten. Die Konservativen entledigen sich konservativer Werte schneller als man schauen kann und die Sozialisten pfeifen in der gleichen Sekunde auf Menschenrechte und alles, was dazu gehört.
Auch die Grünen in Österreich müssen sich hier Kritik gefallen lassen. Sie vertreten zwar ihre alten Werte, kommen damit aber intern immer schlechter zurecht, etwa mit der Basisdemokratie oder dem Widerspruch zwischen Opposition und Regierung. Dass sie noch dazu wenig bis nichts zu verteilen haben, ist auch nicht gerade ein Vorteil und so bleibt ihnen zwar eine solide WählerInnenbasis, die ist aber nicht sehr groß.

Die Bürgerinnen und Bürger suchen sich etwas Neues. Davon konnten in Österreich die NEOS profitieren, die bei der letzten Nationalratswahl neu waren. Neu wird gewählt, weil es neu ist und weil man die Hoffnung hat, das Neue könnte anders sein und im Idealfall besser.
Sie suchen aber auch nach neuen Formen der Politik und wählen „Bewegungen“, auch wenn hinter diesen etablierte Politiker wie Macron oder bei uns Kurz oder Pilz stecken. Macrons Denken ist nicht neu, sein Wirtschaftsprogramm neoliberal und er strebt wahrscheinlich genauso nach Macht wie die etablierten Parteien. Aber er verspricht anders zu sein und der Wunsch nach dem Anderen ist offensichtlich so groß, dass es funktioniert hat.
Macron hat die klassischen Wahlzuckerln verteilt und die Franzosen haben sie gelutscht, weil sie unter dem Deckmantel des Neuen verteilt wurden. Darin kann man durchaus einen Protest gegen die etablierten Strukturen sehen, von denen immer mehr Menschen nicht mehr profitieren können.

Und dann ist da noch der Wunsch nach dem starken Mann. Es ist übrigens tatsächlich immer ein Mann, nach dem gerufen wird, niemals nach einer starken Frau. Da auch die meisten Frauen nach einem Mann rufen, haben die Grünen noch ein weiteres Problem.
Dieser Ruf ertönt immer, wenn etablierte Strukturen keine Sicherheit mehr bieten oder – und das ist meiner Ansicht nach doppelt gefährlich – die aufgrund des Wohlstands errungenen Dinge als gefährdet dargestellt werden. Dann wird der alte starke Mann durch einen neuen ersetzt oder die Demokratie durch ein autoritäres System. Trump ist ein gutes Beispiel, Erdogan ein zweites, Orban ein drittes, Macron ein viertes und Mama Merkel kann als Ausnahme durchgehen, die die Regel bestätigt.
Wahrscheinlich werden in den nächsten Jahren andere Länder nachziehen und überall werden die neuen, starken Männer von niedrigen Wahlbeteiligungen profitieren.
Das ist ein interessantes Phänomen, das sich wahrscheinlich nur durch die Summe einiger Ursachen erklären lässt:

1.) Panem et circenses. Die Menschen haben Brot (Pizza, Pommes, Burger, Kebab – die ganze Palette an Convenience-Food), dazu ein Auto, einen Flachbildfernseher und ein Smartphone. Bequeme Menschen gehen nicht wählen, sondern schauen die Barbara-Karlich-Show. Und wenn sie wählen gehen, dann entscheiden sie sich meist für den Kandidaten, der ihnen am glaubwürdigsten verspricht, dass ihre Privilegien erstens wohlverdient, zweitens gerecht und drittens unantastbar sind.

2.) Die Parteien haben über viele Jahrzehnte erfolgreich versucht die Menschen von der Politik fernzuhalten. Sich damit zu beschäftigen war ihrer Meinung nach nicht notwendig, weil man ja ohnehin gute Politik für die Bürger macht und politische Bildung somit verschwendete Zeit ist. Daher gibt es auch in der Schule keinen Politikunterricht und das Studium der Politikwissenschaft bringt eine Handvoll antiautoritär denkende Protestierer hervor, die man leicht in den Griff bekommt.
Die meisten Menschen haben somit keine politische Bildung und können A von B nicht unterscheiden, weil sie es nicht gelernt haben. Sie glauben somit, dass sie durch Nicht-Wählen eine Proteststimme abgeben. Da aber nur Parteien gewählt werden und nicht der „Protest“, funktioniert das nicht, sondern es tritt das Gegenteil von dem ein, was sie erreichen wollen: Die Parteien (oder auch die Bewegungen, das ist egal) werden gestärkt. Da diese Menschen aber wenig bis keine politische Bildung haben, fällt ihnen das nicht auf und die Parteien werden ihnen das sicher nicht erklären.
Viele Menschen haben es satt, wie sie regiert werden, ihnen fällt aber keine andere Lösung ein als nicht wählen zu gehen.

3.) Ein für mich bisher neues Phänomen ist die „starke Reziprozität“ (vom Ökonom Ernst Fehr, Standard-Interview vom 2.9.2017). Michel Reimon hat das gut zusammengefasst: „Wenn ein politisches System von einem Menschen nicht als fair empfunden wird, dann ist diese Person bereit, dafür zu bezahlen, dass dieses System bestraft wird. Sie ist also bereit, sich selbst zu schädigen und weniger als zu Beginn zu haben, wenn sie nur die Unfairness des Systems sanktionieren kann. Und die rationale Argumentation, dass es ihr besser geht, das System zu akzeptieren, geht ins Leere.“ (Aus einem Facebook-Beitrag ebenfalls 2.9.2017)
Nicht wählen gehen wird ebenfalls als Bestrafungsinstrument eingestuft, genauso wie eine Protestpartei zu wählen oder einfach nur eine, die neu ist und somit eine sichtbare Alternative zum Bestehenden.
Auch hier haben die Grünen das Problem, dass sie zu den etablierten Parteien gezählt werden und das in vielen Bereichen wohl völlig zu Recht. Ein Phänomen dieser Etabliertheit ist in den Interviews der SpitzenpolitikerInnen zu erkennen, nämlich darin, dass sie auf Fragen jeglicher Art nicht mehr antworten. Sie bringen vorbereitete Sätze und Satzgruppen, die sich meist gar nicht auf die Frage beziehen. Sie bekommen von ihren BeraterInnen eingetrichtert, ja nichts anderes zu sagen als diese Sätze, denn alles andere könnte gegen sie verwendet werden. Nicht ohne Grund erinnert das an eine Gerichtsverhandlung, obwohl es genau das nicht sein sollte.
Ein weiteres Merkmal für die Etabliertheit ist die Beteiligung an Regierungen. Vorher war man solidarisch mit Bürgerinitiativen, jetzt bekämpft man sie. Das mag inhaltlich sinnvoll und sachpolitisch notwendig sein, für das Image ist es katastrophal. Spätestens seit die Grünen irgendwo in einer Regierung sitzen, sind sie für manche Menschen nicht mehr die Protestierer aus der Hainburger Au.
Auch hier finden wir die starke Reziprozität – ich bekomme von altgedienten GrünwählerInnen immer öfter an den Kopf geworfen, dass wir leider nicht mehr die sind, die damals in der Au noch ehrlich gegen alles waren. Das stimmt durchaus. Erstaunlich ist die Reaktion, nämlich jetzt nicht mehr die Grünen wählen zu können. Das bedeutet ja, dass diese Menschen entweder nicht zur Wahl gehen und damit eine der besonders etablierten Parteien stärken – bei der kommenden Nationalratswahl wird das möglicherweise der erklärte ideologische Gegner sein, also ÖVP oder FPÖ, oder sie wählen doch. Das bedeutet aber, dass sie eine Partei wählen, die bisher für sie unwählbar war. Jetzt wird diese gewählt und, sofern man/frau vorher wirklich grün war, wählt man jetzt gegen die eigenen Interessen – das ist genau das, was Michel Reimon mit „sich selbst schädigen“ meint.
Die Alternative ist „Neue“ zu wählen. Ob das funktioniert, wird sich erst nach der Wahl zeigen.
Das „starke“ an dieser Reziprozität (man könnte auch das psychologische Modell der Reaktanz verwenden) ist die Übertreibung, die hier zu beobachten ist. Eine „jetzt ehemalige“ Grünwählerin hat das so erklärt: Weil ihr ein Bauprojekt in der Nachbarschaft nicht gefällt, wählt sie bei der Nationalratswahl nicht mehr grün. Die beiden Dinge haben auch bei genauester Betrachtung nichts miteinander zu tun, denn die Bundespartei hat keinerlei Einfluss auf Wiener Bauprojekte, aber das ist ihr vollkommen egal. Sie konstruiert sich eine eigene Wirklichkeit, in der sie sich die Wahlentscheidung legitimiert. Von etwas wegzukommen, dem man lange Zeit verbunden war, verlangt einen besonders großen ersten Schritt, quasi wie eine Rakete, die zu Beginn besonders viel Energie braucht, um die Erdanziehungskraft zu verlassen.
Daher sammelt die ehemalige Grünwählerin jede Menge Anlässe, die ihr in Summe kräftig genug sind. Sie ist dabei nicht wählerisch – alles, was irgendwie passt, wird in den Topf geworfen, siehe obiges Beispiel. Auf meine Frage, was das eine mit dem anderen zu tun hat, ist sie einfach nicht eingegangen.

Ich finde es nur schade, dass sie sich die Konsequenzen nicht vorher überlegt. Nach der letzten Wiener Wahl hat mich ein älterer Herr angerufen um mir zu sagen, dass er diesmal rot statt grün gewählt hat, um den Strache zu verhindern. Als ich ihn gefragt habe, was er denn auf Bezirksebene gewählt hat, wo dieses Problem ja gar nicht zur Debatte stand, wurde es ruhig am Telefon. Er hatte im Bezirk auch rot gewählt. „Das war wahrscheinlich ein Fehler“ meinte er dann kleinlaut.
Ich habe das Gefühl, dass sich viele Menschen nicht mehr die Zeit nehmen, darüber nachzudenken, wie das System funktioniert und welche Konsequenzen ihre oft spontan und aus einer Emotion getroffenen Entscheidungen haben. Das macht sie auch extrem leicht beeinflussbar. Es gewinnt dann derjenige, der am lautesten schreit, optisch am auffälligsten oder ganz einfach nur neu ist oder zumindest neu erscheint.
Die Gesellschaft wird sich dadurch wahrscheinlich massiv verändern.

Das werden wir wahrscheinlich auch am 15. Oktober beobachten können.

Brombeeren

Manchen meiner LeserInnen ist bekannt, dass ich ein Marmeladefreak bin – genauer gesagt, ich mache sie selbst, seit ca. 12 Jahren. Begonnen hat alles mit einem übervollen Marillenbaum in Greifenstein und dem Wunsch, qualitativ hochwertige Marmelade zu essen. Seitdem pflücke ich und koche ein, durchaus zur Freude vieler Menschen, die ich damit beschenke: meinen Freundeskreis, aber auch Kunden oder wer mir gerade einfällt.

Es steckt aber noch mehr dahinter und das möchte ich heute schildern.
Konkreter Anlass ist die Brombeermarmelade, die ich gerade fertig bekommen habe. Vor drei oder vier Jahren habe ich schon einmal 3-4 Gläser gekocht, gerade mal für den Eigenbedarf.
Da mir das aber nicht reicht, konnte ich letztes Jahr auf die Brombeeren meiner Mutter (kleiner Strauch) und die vom burgenländischen Haus meines Vaters zurückgreifen, was schon ca. 10 Gläser ergeben hat.
So richtig gut funktioniert das aber nur mit einem wirklich großen Brombeerschlag, den ich seit vielen Jahren suche. Letztes Jahr fuhr ich dann über einen kleinen Güterweg in der Nähe von Hintersdorf im Wienerwald. Links und rechts Brombeerbüsche und schon war die Idee dort heuer einmal vorbei zu schauen.
Auf die mögliche Ausbeute konnte ich mich den ganzen Winter und Frühling lang freuen.

Am Samstag war es dann soweit, im Zuge einer Vesparunde fuhr ich den Güterweg, der genau genommen für Kraftfahrzeuge gesperrt ist. Die Suchmission ergab: ja, Brombeeren. Wie viele ich genau würde pflücken können, war nicht klar, aber ich beschloss gleich am nächsten Tag in der Früh mit der Honda hinaus zu fahren, mehrere größere Plastikgefäße und ausgesprochene Pflücklaune mit dabei.
Am Sonntag kam ich genau bis Weidlingbach, dann machte mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Also um einen Tag verschieben und die verfahrene Stunde unter „leider nicht“ abbuchen.
Der Montag begann mit strahlendem Sonnenschein und ich starte wieder die Honda. Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten und ich parke den Roller an der Hauptstraße, um mich zu Fuß Richtung Brombeeren zu begeben.

An dieser Stelle muss ich ein wenig ausholen. Marmelade ist etwas feines. Man kann sie aus einer Vielzahl verschiedener Früchte machen, von süß bis säuerlich, von dünnflüssig bis fest, pur oder gemischt und noch vieles mehr. Ich selbst mische nie, auch wenn das gerade der Trend ist. Kiwi-Stachelbeere-Mango brauche ich nicht, Marille oder Kriecherl schmecken mir besser.
Mit Marmelade erhalte ich den Sommer für den Winter und bringe süß in so manch saures Leben. Nicht ohne Grund handelt es sich auch um eine Kulturspeise, die es schon seit sehr langer Zeit gibt. Wenn man früher keinen Zucker hatte, so musste man halt besonders reife und süße Früchte einkochen und in Zeiten noch nicht erfundener Supermärkte war die Marmelade gemeinsam mit dem Honig die Zuckerreserve für einen langen Winter.
Es geht aber nicht nur um das fertige Produkt, Marmelade ist immer auch ein Ergebnis eines mehr oder weniger aufwändigen Herstellungsprozesses. Sie selbst herzustellen gibt ihr noch eine zusätzliche, persönliche Note, ganz abgesehen davon, dass man weiß, was drin ist. Ich schreibe das auch auf die Etiketten drauf: Früche, Quittin, Zucker. Mehr ist nicht notwendig.

Wir sind wieder zurück bei den Brombeeren. Sie gehören zu den Marmeladefrüchten, die sich dir nicht selbst schenken, Brombeermarmelade will erarbeitet sein, zumindest diejenige, die gut schmeckt.
Am einfachsten sind Erdbeeren: pflücken, in den Topf schmeißen, aufkochen, Zucker hinein – fertig. Dann folgen Marillen, die muss man nur entkernen und dann ist der Rest einfach.
Schwieriger wird es mit anderen Steinobstsorten. Weichseln muss man blanchieren, damit sie vom Kern gehen, Kriecherln ebenso und Zwetschken brauchen ohnehin eine eigene Art der Verarbeitung. Die Königin aller Steinobstsorten sind die Dirndln. Enorm viel Arbeit, dafür gehört Dirndlmarmelade zum feinsten, was sich der Marmeladeliebhaber vorstellen kann.

Mit Beeren ist es wieder anders. Hier liegt der erste Aufwand im Pflücken. Die Königin ist hier die Walderdbeere, von der man nahezu nie genügend findet, damit sich Marmelade auszahlt. Gleich dahinter rangieren Heidelbeeren, Himbeeren und Brombeeren, die letzten beiden halten noch die Herausforderung vieler kleiner Kerne bereit.
Ich liebe alle diese Beeren, konnte aber bisher eben nur Brombeeren verarbeiten. Was übrigens nicht funktioniert ist das Kaufen von Beeren. Die industriell hergestellten haben nur einen Teil des Geschmacks und genau der geht dann meist bei der Verarbeitung noch verloren, ganz abgesehen davon, dass es viel teurer wird als diese Marmelade zu kaufen.
Also selbst pflücken. Dazu muss man nicht nur wissen, wo eine ergiebige Quelle ist, sondern auch noch das Glück auf seiner Seite haben, damit nicht kurz vorher jemand den Brombeerschlag abgeerntet hat. Da Brombeeren nicht alle zugleich reif werden, kann man zwar ein paar Tage später wiederkommen, das ist aber irgendwie nicht so spannend.

Übrigens funktionieren auch die stachellosen Brombeeren nicht, denn mit den Stacheln wurde ihnen auch der Geschmack weggezüchtet, und genau um den geht es bei den Brombeeren.
Sie ergeben sich übrigens nicht kampflos und so zieht man besser Gewand an, das einigermaßen dornenfest ist. Auch gutes Schuhwerk ist zu empfehlen und vielleicht eine Kappe gegen die Sonne, die ich leider nicht dabei hatte.

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Bild 1: Brombeerhecken haben Dornen

Ich marschiere also los und nach ein paar Minuten entdecke ich die erste, kleine Hecke. Sie trägt nur ganz wenige reife Beeren und ich rechne hoch, was meine Gesamtausbeute wird, wenn sich das nicht bessert. Zudem entdecke ich das, was ein Freund als „Tschernobyl-Brombeeren“ bezeichnet hat. Ein Großteil der Beeren einer Hecke besteht aus kleinen Früchten, die aus nur ganz wenigen „Perlen“ bestehen, die dafür aber riesig groß sind. Sie sehen wirklich aus wie Mutanten, wie pervertierte Brombeeren, und sie schmecken nach nichts. Da man sie zudem auch nur sehr schwer ernten kann, beschließe ich weiterzusuchen.
Ich marschiere auf dem Güterweg, auf dem nur von Zeit zu Zeit ein Mountainbiker vorbei kommt, in der heißen Augustsonne entlang und pflücke links und rechts immer wieder ein paar Beeren, die vor allem auf Hecken im Straßengraben wachsen. Das ist gar nicht so leicht, denn wenn man den entscheidenden Schritt nach vorne macht, um die 3-4 Beeren des Verlangens zu pflücken, steht man auf einmal im Graben und wird unsanft von Dornen aufgefangen.
Dazu kommt, dass so eine Brombeerhecke ein äußerst lebendiges Gebilde ist. Überall summt und brummt es, Fliegen, Wespen, Wanzen, Käfer aller Art plus Ameisen bevölkern in großer Zahl die Hecken und sind über Störung nicht allzu erfreut.
Ich habe nach einer Stunde gerade mal 20% meiner Behälter voll und rechne mit einem mittelprächtigen Desaster, da es immer mehr Tschernobyl-Hecken gibt und immer weniger mit guten Brombeeren. Dazu kommt noch, dass die wilden Brombeeren zwar gut schmecken, aber recht klein sind, was den Pflückaufwand noch einmal erhöht.
Durst hätte ich auch, leider aber kein Wasser mit. Dafür juckt es überall und ich bin schon ziemlich zerstochen, vor allem an den Unterschenkeln und Unterarmen. Die Hände sind längst pickig und tiefviolett von den Beeren. Dafür ist das Wetter schön und es ist so richtig Sommer, mit vielen Blumenwiesen und der warmen, würzigen Luft.
All das gehört zum Marmelade machen und steckt dann in jedem fertigen Glas.

Glücklicherweise entdecke ich eine längeren Abschnitt mit relativ guter Ausbeute. Die Hecke ist unter großen Bäumen und auf den ersten Blick nicht zu sehen. Erst wenn man näher kommt, offenbaren sich die Beeren in ihrer großen Zahl und Reife. Man braucht die nicht ganz reifen nicht zu pflücken, selbst wenn sie tiefschwarz sind, muss man vorher zupfen, um zu erkennen, wie reif sie sind.
Eine Marmelade aus reifen Brombeeren ist komprimierte Sonne mit Geschmack. Du kannst die heißen Sommertage auf der Zunge spüren und speziell die Brombeermarmelade hat immer einen sehr feinen Geschmack, den man sich erst erarbeiten muss.

Ich pflücke weiter und bin einigermaßen zuversichtlich, dass ich ca. 3/4 der Gefäße voll bekommen werde. Das ist nicht berauschend, aber kein Debakel. Inzwischen sind 2,5 Stunden vergangen und ich bin schon ein wenig matt. Eine Hecke mache ich noch.

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Bild 2: Ein Gefäß ist schon halbvoll

Und genau das ist die Hecke mit dem Hattrick. Sowohl vorne als auch hinten hängen große Mengen an reifen und auch sehr großen Brombeeren. Hier dürfte schon 2-3 Tage niemand geerntet haben und ich kann in einer halben Stunde so viel pflücken wie in den zwei Stunden zuvor. Meine Körpergröße kommt mir jetzt zugute und ich erreiche ausgesprochen exponierte Heckenteile. Zudem spare ich mir noch mindestens eine Yoga-Einheit, denn die Verrenkungen sind wahrhaft meisterlich (und werden sich noch zwei Tage später spüren lassen).
Brombeeren pflücken ist echte Arbeit und geht der anderen echten Arbeit – einkochen – immer voraus. Brombeeren wollen erobert sein, dafür hat mir der Kosmos zum Schluss die reichhaltige Hecke geschenkt. Ein fairer Deal.

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Bild 3: Brombeerhecke

Mit mehreren Kilo Beeren mache ich mich auf den Heimweg, verschwitzt und durstig, aber glücklich ob der fetten Beute.
Leider ist es damit nicht getan, die nächste Herausforderung wartet beim Einkochen. Wie schon erwähnt, haben Brombeeren Kerne, und zwar nicht zu wenige. Manchen Genießern ist das egal, die meisten jedoch mögen keine Kerne, weil sie immer in den Zähnen stecken bleiben und außerdem ein wenig angenehmes Esserlebnis bewirken.
Also müssen sie raus, was wiederum das Problem ergibt, dass dann der Geschmack ebenfalls draußen ist. Also gehe ich einen Mittelweg und koche die Brombeeren auf, um sie dann einmal durch die flotte Lotte zu jagen. Dieses Gerät ist für Marmeladeköche unabdingbar, man braucht es für fast alle Marmeladesorten.
Ein kleiner Tipp: beim Kauf einer flotten Lotte nicht sparen, hier wirkt sich Knausrigkeit auf jeden Fall über lange Jahre negativ aus.
Die guten Geräte sind aus Edelstahl und haben Einsätze mit verschiedenen Lochgrößen. Für Brombeeren nimmt man die kleinste und passiert die Beeren einfach durch. Das spritzt meist ein wenig und verursacht äußerst hartnäckige Flecken überall in der Küche.

Wichtig ist, dass man die Brombeeren nur 1x durch die flotte Lotte reibt, was ca. 3/4 der Kerne entfernt. Mit dem letzten Rest an Kernen muss man leben, denn wenn man die auch noch entfernen will, geht auch der Geschmack verloren. Man kann dann noch Brombeergelee machen, das gibt aber nicht viel her – das einzige Gelee, das funktioniert, ist Ribiselgelee, weil dort der Geschmack intensiver ist.

Die nächste Herausforderung ist die Zuckermenge. Brombeeren haben einen einigermaßen hohen Eigenpektinanteil, trotzdem braucht man Geliermittel. Ich verwende Quittin. Dabei ist wichtig, dass man zuerst die Früchte samt Quittin aufkocht und erst dann den Zucker hinein gibt. Ich bevorzuge 2:1, also zwei Kilo Früchte und ein Kilo Zucker. Das ist keine Garantie, dass die Marmelade ordentlich ausgeliert, aber meistens funktioniert es. Gibt man mehr Zucker hinein, dann geliert sie deutlich leichter, verliert aber auch deutlich an Geschmack.

Der letzte Tipp betrifft das Abfüllen. Ich verwende am liebsten gebrauchte Gläser, die ich aus meinem Bekanntenkreis zusammensammle. Die perfekten Gläser sind diejenigen mit Klick-Verschluss, der im Deckel eingebaut ist. Ich persönlich mag das gerne empfohlene Umdrehen der Gläser gar nicht. Erstens erhöht sich die Schimmelbildungswahrscheinlichkeit, weil die Deckel am schwierigsten sauber zu bekommen sind und zweitens ist das dann eine Schweinerei beim ersten Öffnen, ganz abgesehen davon, dass es grauslich aussieht.
Ich koche am liebsten am frühen Abend ein. Wenn ich dann in´s Bett gehe, höre ich wie ein Glas nach dem anderen dicht macht: Plopp… plopp… plopp.
Am nächsten Tag kommt noch ein Etikett drauf und dann harren die Gläser ihrer Verschenkung an Menschen, die gute, selbstgemachte Marmelade zu schätzen wissen.
Der Zeitaufwand ist beträchtlich, bei der Brombeermarmelade betrug er diesmal 20 Minuten pro Glas. Dafür halte ich ein selbst gemachtes Produkt in den Händen, biologisch einwandfrei und aus lokalem „Anbau“.

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Bild 4: Die fertigen Gläser

Max

„Ich hab eh einen Brief geschrieben an Martin (gemeint ist der Koordinator für Wahlbeisitz), damit ich wieder dabei sein kann“, meinte Max auf meine Frage, ob er wieder gemeinsam mit mir Wahlbeisitzer bei der Nationalratswahl sein wird.
Erzählt hat er mir das letzten Donnerstag auf seinem Geburtstagsfest, das er recht spontan und wild für seine Freunde organisiert hat. Ich hatte ebenso spontan Lust hinzugehen, denn ich mag ihn – ein ruhiger, intelligenter, sozial höchst engagierter junger Grüner, den ich nur aufgrund eines Administrationsfehlers bei der Bundespräsidentenwahl kennengelernt habe.
Damit er sich noch besser engagieren könne, wäre er jetzt auch der Partei beigetreten – so berichtete Max mir von seinen Zukunftsplänen.
Die kleine Feier war bunt gemischt, jede(r) hatte eine Kleinigkeit zu Essen oder zu Trinken mitgebracht und Max stapfte ständig im flachen Wasser des Brunnens am Karlsplatz herum, sichtlich entspannt, fast ein wenig übermütig und gut gelaunt.
Sein Engagment für den Train of Hope 2015 zeigte sich auch in der illustren Schar der Gäste – viele aus dem arabischen Raum, Syrer, Iraker, jüngere und ältere – wobei ich wahrscheinlich der Älsteste überhaupt war, im Schnitt passten alle zu Max, der seinen 27. Geburtstag feierte.

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Bild 1: Selfie mit Max, letzte Woche.

Einige gemeinsame Biere später fuhr ich heim, durchaus in der Freude, Max sicher bald wieder zu sehen.

Seit gestern weiß ich, dass das nie wieder sein wird. Ich kam eine halbe Stunde nach Mitternacht aus Deutschland nach Hause, nach einem äußerst anstrengenden Workshop im Kleinwalsertal und 7,5 Stunden Heimfahrt. Ein Blick ins Internet. Häää? „Abschiedsfeier für Max“ – geh bitte…

Das war jetzt der zweite Selbstmord eines lieben Freundes binnen drei Monaten. Und wieder vollkommen überraschend, schockierend, Leere und Ratlosigkeit hinterlassend. Wie ein Schlag in die Magengrube, nur ohne zurückschlagen zu können.
Natürlich frage ich mich, ob ich etwas hätte tun können. Irgendwas, einfach irgendwas, ein spezielles Gespräch, ganz egal. Aber selbst mein Bauchgefühl hat mir nichts signalisiert, gar nichts. Der Scheissdrauf, mit dem Max samt Schuhen im Teich herumgestapft ist als Zeichen des Abschieds von den Nebensächlichkeiten dieser Welt – wohl überinterpretiert.

Die Echten erkennst du nicht – das ist wohl die bittere Erkenntnis und ich fürchte mich schon vor dem Moment, wenn ich in das Wahllokal gehe und mir so richtig bewusst wird, wer hier nicht mehr sitzt. Nie mehr sitzt. 27 dürfte wirklich ein beschissenes Alter sein, keine Ahnung warum.

Lebwohl, lieber Max, auch wenn ich weiß, dass du nicht mehr lebst.

Gölsentalrally

Seit Jahren wollte ich schon hinfahren, vor allem wegen der oftmals wiederholten netten Einladung von Christian Lashofer, einem der nettesten Rollerfahrer.
Für alle, die nicht wissen, was ein „Run“ ist, vorweg eine kleine Erklärung. Es gibt diese Art von Veranstaltung seit Jahrzehnten in ganz Europa. Schon in den 1980ern sind Rollerfahrer (genau genommen Vespa und Lambretta) auf „Scooterruns“ gefahren. Meistens reist man auf eigener Achse an, es gibt eine Halle oder ein Bierzelt oder so etwas ähnliches und man schläft im Zelt. Manchmal geht so ein Run über mehrere Tage und darum ranken sich dann unzählige Geschichten.
Es gibt Preise für die weiteste Anreise (diesmal ein junger Deutscher aus Baden-Würtemberg mit über 700 Kilometern), die meisten getrunkenen Schnäpse oder was immer den Veranstaltern so einfällt. Natürlich gibt es Musik, Essen und jede Menge Alkohol.
Zur Erinnerung gibt es „Patches“, also Aufnäher, die gerne auf die sogenannten „Kutten“ genäht werden. Es gibt Rollerfahrer, auf deren Kutten ist schon längst kein Platz mehr für neue Aufnäher.

Ich selbst war lustigerweise noch nie auf einem echten Run mit Übernachtung im Zelt und allem drum und dran, daher war das eine gute Gelegenheit. Außerdem hat Stefano als einer der Mit-Veranstalter angeboten meine Getränkerechnung zu übernehmen, weil ich ihm einen Bollerwagen organisiert habe.

Mein wasserfester Louis-Sack ist schnell gepackt und wie schon auf der Rom-Reise auch schnell am hinteren Gepäckträger verstaut. Ich habe diesmal nicht viele Sachen mit, weil ich ja am nächsten Tag schon wieder nach Hause fahre: Zelt, Liegematte, Schlafsack, Reservehose und -shirt, ein kleines Handtuch und das Regenzeug.

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Bild 1: Fertig für den Start

Um 08:30 geht es los, ich treffe mich zuerst mit Hömal in 1150 und später dann bei der Tankstelle beim Wienerwaldsee mit anderen Fahrern. Das Wetter ist mittelprächtig angekündigt: 31 Grad, sonnig, ab Mittag sind Gewitter möglich. Unsere Hoffnung besteht darin trocken bis St. Veit an der Gölsen zu kommen und ev. auch noch eine trockene gemeinsame Ausfahrt zustande zu bringen. Da die Veranstaltungshalle regenfest ist, spielt das Danach keine Rolle mehr, wenngleich es ohne Regen deutlich bequemer ist.
Eine trockene Heimreise am Sonntag wäre dann die Kür zur Pflicht.

Die Vespa rennt ruhig und gut, als ich beim Hömal bin entdecke ich, dass der Zulassungsschein in der anderen Jacke ist – ich habe aufgrund des heißen Wetters nur die Airflowjacke an, aber warum sollte ich gerade diesmal von der Polizei aufgehalten werden.
Am Wienerwaldsee wartet Werner und ich erfahre, dass wir nur zu dritt sind, die anderen kommen erst nach oder haben aus Schlechtwetterangst abgesagt.
Macht nichts, zu dritt ist es sehr angenehm zu fahren und wir beschließen über Wolfsgraben, Hochrotherd und Gruberau nach Klausen-Leopoldsdorf zu fahren.
Am Ende von Wolfsgraben gebe ich ordentlich Gas um die danach folgende Steigung mit Schwung zu nehmen. Das stellt sich als weniger gute Idee heraus, denn hinter der Kurve stehen freundliche Herren mit einer Laserpistole.
Der Herr Inspektor winkt mich auf den Parkplatz und die anderen beiden folgen dem „mitgefangen-mitgehangen-Prinzip“ und parken sich ebenfalls ein.

Führerschein, Apotheke… alles wunderbar, nur beim Zulassungsschein muss ich passen. Also funkt der junge Polizist (der ältere dürfte der Kommandant sein, der lasert, der jüngere erledigt die Amtshandlung) an die Zentrale nach einer Zulassungsauskunft. In der Wartezeit erkundigt sich der junge Polizist bei mir wie weit wir heute schon gefahren sind und wohin es noch geht.
Die Zulassungsauskunft kommt prompt und ich bitte den Herrn Inspektor zusammenzurechnen, was er auch gerne tut:
„68 km/h im Ortsgebiet macht 35,-, dazu die fehlende Zulassung macht 20,-, sind insgesamt 55,- die Geschwindigkeitsübertretung rechnen wir gleich wieder weg, macht 20,- gradaus. Ich möchte Ihnen ja nicht den schönen Ausflug verderben“.

Das ist ein Angebot, das wir gerne annehmen, Werner borgt mir noch einen Zwanziger, da der Polizist auf meinen Fünfziger nicht rausgeben kann („Die Dienststelle stellt uns kein Wechselgeld zur Verfügung.“)
Wir wünschen einander alle noch einen schönen Tag und setzen die Fahrt fort.

Es ist traumhaft zu fahren, nicht zu heiß und nicht zu kühl, nach Klausen-Leopoldsdorf fahren wir Richtung St. Corona am Schöpfl, dann über die Klammhöhe nach Hainfeld, wo sich Hömal verabschiedet, weil er noch in sein Quartier fahren will, während Werner und ich noch eine Extrarunde drehen, durch Ramsau vorbei am Golfplatz Adamstal über eine wunderschöne Bergstraße bis nach Kleinzell und von dort nach St. Veit an der Gölsen, wo wir zu Mittag ankommen.

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Bild 2: An der Gabelung eine kurze Pause

Die Teilnahme an der Veranstaltung ist gratis, gegen eine kleine Spende bekommt man die Patches und noch ein paar kleine Gimmicks. Nachdem ich mir einen netten Platz für das Zelt gesucht und es aufgebaut habe, gönne ich mir einen großen Spritzer, der mit 2,50- Euro wohlfeil zu haben ist und auch in größeren Mengen kein Schädelweh verursacht (was erst am nächsten Tag feststellbar ist). Es gibt verschiedene Sorten von Leberkäs, ein Spanferkel mit Sauerkraut und vier verschiedene Varianten Chili (vegetarisch, Stufe 1, Stufe 2 und Stufe 3). So wie das Bier kostet auch alles andere 2,50- Euro, da es sich hier um keine kommerzielle Veranstaltung handelt.
Es sind noch nicht allzu viele Leute da, ca. 30 RollerfahrerInnen und ich kenne erstaunlich viele davon, viele habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen, die Bilanz zeichnet sich jetzt schon als positiv ab.

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Bild 3: Das Zelt steht, allerdings bezweifle ich, dass es weit genug weg von der Halle steht, um in der Nacht ruhig schlafen zu können.

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Bild 4: In der Halle ist genug Platz für alle, die Heurigenbänke sind aufgestellt und das Bier ist kalt.

Stefan ist auch schon da und hat den Bollerwagen zu einem deutschen Getränkewagen umgebaut (er selbst ist Deutscher). Es gibt „Schlumpfpisse“ (Waldmeistersirup mit Vodka bzw. einen Atemreisser in blau) in Form von halben oder ganzen Metern.

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Bild 5: Der Wagen hatte zwar später einen Patschen und stand schief, das hat die Leute aber nicht davon abgehalten sich weiter trinkfest daran anzuhalten. Nach einiger Zeit waren sie selbst ohnehin auch schon etwas schief.

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Bild 6: Hier kann man gut die „Kutten“ erkennen. Links steht übrigens Stefan und rechts Holger aus Deutschland, auch trinkfest

Nach zwei dieser Shots steige ich kurz auf Hollersaft gespritzt um, da es um 14:30 noch eine gemeinsame Ausfahrt geben wird, die ich ohne Alkoholisierung absolvieren möchte.
Werner ist von seinem Chili Stufe 2 überfordert und ich übernehme. Es hat angeblich 200.000 Scoville, was ich nicht ganz glaube, aber es ist genau an der Schärfegrenze, die ich noch aushalte. Die Stufe 3 hat dann angeblich 1.000.000 Scoville, aber das muss ja nicht sein.

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Bild 7: Das Chili war scharf, aber ich habe es geschafft.

Die Ausfahrt beginnt tatsächlich pünktlich und ist hervorragend organisiert. Ca. fünfzig Roller fahren eine Runde von etwa einer Stunde durch drei Täler. Die Strecke ist mehr als schön, aber schließlich kennen die Veranstalter ihre Gegend ja sehr gut. Die Anzahl der Roller ist klein genug um zügig fahren zu können, die Streckenposten sind auf zack und alles läuft gut, bis ich plötzlich einen der Fahrer von weiter vorne in einer kleinen Gruppe an einer Kreuzung stehen sehe. Zwei andere klauben Teile zusammen, es stellt sich heraus, dass sein Vorderreifen plötzlich platt war. Dann kam die Kurve und er ist gelegen. Der Schaden an Leib und Blech hält sich aber in Grenzen, ein paar Aufschürfungen auf Haut und Blech sind alles, 15 Minuten später kann er die Fahrt wieder fortsetzen (Viele Vespafahrer haben ein Reserverad mit, weil das doch oft gebraucht wird, und eines passt auf fast alle Vespas, nur mit Lambretta sind sie nicht kompatibel, die haben andere Felgen).

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Bild 8: Die Voralpenlandschaft ist fantastisch, die Steckenführung großartig und bei dem Wert, den viele auf Sicherheitskleidung legen, sind Schotterausschläge bei einem Sturz vorprogrammiert.

Wir treffen wieder am Veranstaltungsgelände ein, wo Onkel Mikes Garage gerade einen Leistungsprüfstand aufbaut. Ich ergreife die Gelegenheit, weil ich so etwas noch nie gemacht habe und gespannt bin, wie das funktioniert und welche Leistung mein Standard-200er erreicht.
Nachdem die Vespa hinten auf die Rolle gestellt und vorne verzurrt wird, startet man den Motor, schaltet auf Kommando die Gänge 1, 2 und drei hoch, wodurch das Getriebe eingemessen wird. Danach geht man vom Gas und auf Kommando gibt man Vollgas, dann erfolgt die eigentliche Messung. Meine Vespa erreicht 9,1 PS am Hinterrad, was nach der herkömmlichen Messung an der Kurbelwelle etwa 11,5 PS ergibt, also nur knapp unter der normalen Leistung. Damit bin ich zufrieden, die stärkste Vespa an diesem Tag erreicht ca. 25 PS, was lautstärkemäßig auch ein sehr deutlicher Unterschied ist.

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Bild 9: Am Prüfstand

Es wird langsam Abend, der Spritzwein schmeckt noch und das Wetter hält ebenfalls. Kleine Grüppchen stehen überall herum und plaudern, die Stimmung ist entspannt, da und dort gibt es aber auch die eine oder andere Konfrontation. Rollerfahrer sind extrem unterschiedlich, das kann man übrigens auch an ihren Rollern erkennen – von geschniegelt bis abgefuckt, neben der chromblitzenden Polierten steht eine rattige O-Lack-Reibe, neben dem 30-PS-Custom-Roller die siffende 125er mit 5 PS.

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Bild 10: Herumstehen und plaudern

Vom Fabrikshackler bis zum Uni-Professor, vom Millionär bis zum Mindestrentner ist alles vertreten. Leider gilt das auch für die politische Einstellung, auch hier gibt es alles von links bis far-right und was da und dort (meist unter ordentlicher Betankung mit Bier) gerufen wurde, möchte ich hier nicht wiederholen, jede(r) kann es sich denken.
Großteils verläuft aber alles amical und ich freue mich über neue Bekanntschaften und wieder aufgefrischte Freundschaften. Das Schaltroller-Automaten-Verhältnis ist 10:1, was mir sehr taugt, weil die Automatenszene ist doch eine sehr andere – zumindest die, die ich kenne.

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Bild 11: Das ist eine der Custom-Vespas. Kenner erkennen die geglätteten Karosserieformen, den T5-Kotflügel und noch viele andere Details. Was man nicht sieht, sind die inneren Werte, wie in diesem Fall z.B. eine Luftfederung. Wenn die Zündung eingeschaltet wird, bläst ein Kompressor das Fahrwerk auf – wenn man ausschaltet, sackt sie zusammen. Das sieht lustig aus.

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Bild 12: Wer findet das Rücklicht? Der Besitzer meinte, die nicht wirklich vorhandene Kennzeichenbeleuchtung wäre bei einer technischen Kontrolle aber sowieso sein geringstes Problem.

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Bild 13: Eine sehr schöne Lambretta im The-Who-Design

Dann ist das Bier aus. Mir macht das nix, weil ich nur Spritzer trinke – so wie die meisten übrigens eher sommerlich, man will sich ja nicht vor der Zeit wegschießen (was einige trotzdem schaffen). Glücklicherweise können die Veranstalter blitzschnell zehn Kisten auftreiben, das reicht zumindest eine Zeit, denn es ist immer noch sehr warm und die Kehlen sind durch die Bank durstig.

Der Sonnenuntergang ist großartig und mit Einbruch der Dunkelheit beginnt auch der DJ aufzulegen – übrigens erstklassig, er hat am Nachmittag mit zahlreichen The-Who-Nummern schon eine gute Basis gelegt und pendelt jetzt zwischen Sixties-Rock und Northern Soul, durchaus gekonnt. Die Tanzfläche füllt sich so schnell wie die Spritzweinbecher und schön langsam treffen die letzten Abend-Gäste ein. Einige sind übrigens schon wieder heimgefahren und wollten noch bei Tageslicht daheim sein.

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Bild 14: Der Sonnenuntergang ist großartig

Einige geben auf, wie etwa der „Lüdi“, ein junger Deutscher (der mit der weitesten Anreise) der am Nachmittag schon allen auf die Nerven gegangen ist, weil er eine Drohne sirrend über unseren Köpfen hat schwirren lassen. Aus den Rufen (Steinschleuder, Schrotflinte etc.) wurde zwar nichts, aber wahrscheinlich haben ein paar Scooterboys beschlossen ihn einzutrankeln, was gelungen sein dürfte.

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Bild 15: Lüdi hat fertig.

Irgendwann ist es deutlich nach Mitternacht und ich beschließe schlafen zu gehen. Das Zelt steht ca. 50 Meter von der Halle entfernt und ich merke, dass ich entweder Ohropax hätte mitnehmen oder das Zelt ganz woanders aufstellen hätte sollen. Die Wiese trägt den Schall ungebremst bis in mein Zelt und die Musik ist so laut, dass an Schlaf leider nicht zu denken ist. Zudem ist meine alte Liegematte nicht mehr frisch und somit steinhart und ich habe den Verdacht, dass die Nacht nicht so wirklich lauschig ist.
Irgendwann startet einer seinen Roller und knattert in die Nacht hinaus.
In den kurzen Übergangspausen zwischen zwei Nummern höre ich ein melodisches Schnarch-Quartett aus den Zelten rundherum und finde, dass ich noch Glück habe, denn die Musik ist wirklich gut. Wenn sie jetzt den üblichen Kommerz-Schrott à la Gaballier oder Helene Fischer spielen würden, müsste ich mein Zelt verlegen oder heimfahren. So liege ich, höre der Musik zu und hoffe irgendwann einzuschlafen.

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Bild 16: Als ich aufgebaut habe, stand mein Zelt ziemlich allein da. Das hat sich dann geändert.

Leider geht dieser Wunsch nicht in Erfüllung und es dauert bis ca. 04:30 bis die Musik verstummt und die letzten schwankend in ihre Zelte gefallen sind. Rhythmisches Schnarchen löst die Musik ab und ich schaffe es immerhin in einen dösenden Zustand zu verfallen, während die Dämmerung langsam der Nacht die Dunkelheit ausbläst.
Jetzt in der blauen Stunde ist es auf einmal sehr still, selbst die Schnarcher haben aufgehört zu röcheln, es wäre sehr romantisch, wenn ich etwas weniger hart liegen würde.

Als die ersten Sonnenstrahlen erscheinen stehe ich auf und packe zusammen. Ein paar Frühaufsteher bekommen an der Bar einen Kaffee und alle sehen ähnlich aus wie ich – nicht sehr frisch, aber auch nicht vollkommen zerstört.
Es ist kurz nach sechs Uhr als ich die Vespa starte und mich auf den Heimweg mache. Als ich hinter St. Veit bei einer Pension vorbei komme, winkt mir plötzlich der Hömal zu, der dort ruhig übernachtet hat. Gemeinsam schauen wir einem Biber zu, der im Flussbett der Gölsen einen Morgenspaziergang macht. Hömal wartet aber noch auf das Frühstück und so setze ich nach einer kurzen Plauderei die Fahrt fort.

Es ist bewölkt, sieht aber nicht nach baldigem Regen aus. Ich genieße die Morgenstimmung, das schräge Licht, das auf die Kuhherden am Straßenrand leuchtet und vor allem, dass keinerlei Verkehr ist. Kurz vor Laaben rennt eine Rotte Wildschweine auf die Straße zu, ich kann aber noch vorbei fahren, bevor sie sie überqueren.
Dann schalte ich den Benzinhahn auf Reserve und denke mir, dass ich über Klausen-Leopoldsdorf und dann weiter über den Hengstl nach Pressbaum fahren werde. Dort gibt es eine Tankstelle und das müsste zu schaffen sein.
Es geht sich auch aus, oder sagen wir – es geht sich fast aus. Ca. 500 Meter vor der Tankstelle ist der Sprit alle, nach 28 Kilometern auf Reserve. Ich habe aber einen kleinen Benzinkanister dabei und so ist das kein Problem.
Der Rest der Fahrt verläuft unspektakulär und fünf Minuten nachdem ich daheim bin, fängt es leicht zu regnen an. Hörnchen und Dorothea, die ich nicht aufwecken wollte, sind eine Stunde später gefahren und von Altenmarkt bis in den Süden Wiens in den Regen gekommen. Ich hatte Glück – nicht nur mit dem Wetter, sondern mit einem rundum geglückten Scooterrun. In zwei Jahren machen sie wieder einen und ich werde dabei sein, mit Ohropax oder besser noch mit einem Quartier außer Lautsprecherreichweite.

Sarajevo, 4. Tag

Der letzte Tag bricht an und wir haben uns vorgenommen ihn gemütlich anzugehen. Ein bisschen Restwirkung vom Vorabend ist noch zu spüren, aber nach einem guten Frühstück brechen wir auf um den Leihwagen in der Nähe des Flughafens zurückzubringen. Dann fahren wir mit dem Bus weiter hinauf in die Berge, genauer gesagt würde ich gerne die Reste der alten Bobbahn von den olympischen Winterspielen 1984 sehen – das waren übrigens die aus österr. Sicht medaillenmäßig schlechteste aller Zeiten, wir haben gerade mal eine Bronzene gemacht, ich glaube in der Herren-Abfahrt oder so.

Wir fahren durch den serbischen Teil von Sarajevo und dann steil in die Berge hinauf. Das Land ist hier sehr ländlich, mit Feldern und kleinen Weihern, Nadelwäldern und kleinen Tälern.

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Bild 1: Der Berg im Hintergrund ist ca. 1.500 Meter hoch und dort fand ein Teil der Alpinbewerbe statt. Man kann heute noch Skifahren, es gibt einige Liftanlagen und mein Bruder hat es im Winter schon ausprobiert.

Der Bus wird wieder ein bissl heiß, aber schon naht ein großer Parkplatz mit einem neuen Restaurant. Daneben stehen ca. fünf Meter der alten Bobbahn. „Mehr gibt es davon nicht mehr zu sehen“ meint Peter, ich bin mir aber nicht sicher, dass das wirklich so ist.
Also fahren wir ein Stück links eine asphaltierte Straße hinunter, einem anderen Auto folgend. Nach ca. 200 Metern ein weiterer Parkplatz und da ist sie, die alte Bobbahn, ungefähr so wie ich sie mir vorgestellt habe. Im Krieg war dort eine Frontlinie und es wurde ordentlich gekämpft, kaputt dürfte sie aber schon vorher gewesen sein. Nach dem Ende der olympischen Spiele war nicht mehr viel los in Sarajevo und auch die Sportstätten wurden nicht mehr gut erhalten.
Während Peter ein längeres Telefonat mit seinem Schatzi führt, entere ich die Bobbahn und gehe bergab. Ich bin noch nie in einer Bobbahn gegangen und finde das irgendwie lustig. Die Sonne knallt schon ziemlich runter, es wird heute wieder ein sehr heißer Tag, hier gibt es aber immer wieder schattige Abschnitte.

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Bild 2: Links im Bild die große Bob-Bahn, daneben eine für Rodeln oder Skeleton oder was auch immer.

Die Bahn sieht nicht vollkommen zerstört aus, wobei die Schaumstoff-Isolierung nur mehr bruchstückhaft zu sehen ist. Hier wird wohl nie wieder ein Bob hinunter fahren.
Es gibt mehrere Verzweigungen und ich entdecke, dass es offensichtlich mehrere verschiedene Bahnen gab. (Recherchen ergeben, dass es die einzige Bahn der Welt mit drei Strecken war.) Hinter einer Kurve höre ich ein Klopfen. Es stammt von einem jungen Mann, der an der Bobbahn arbeitet. Ich frage ihn was er da macht und erfahre, dass die Bobbahn von ihm und einer Anzahl Kollegen wieder befahrbar gemacht wird, allerdings nur für Trainingsfahrten im Sommer. Sie füllen die Ritzen mit Zement und klopfen die Bahn nach losen Stellen ab. Er meint, dass sie fast fertig wären und sich schon sehr auf das Fahren freuen würden. Die bosnische Regierung unterstützt sie genau gar nicht, sie machen das alles in ihrer Freizeit und unentgeltlich. Sie wollen einfach wieder besser Bobfahren können und dazu brauchen sie eine gut erreichbare Trainingsstrecke.

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Bild 3: Der junge Mann beim Ausbessern der Bahn. Sein Englisch war tadellos und es war ein sehr angenehmes Gespräch.

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Bild 4: Eine der ausgebesserten Stellen. Die Bahn wird mit Zement wieder glatt und für Sommertraining befahrbar gemacht.

Auch das ist Bosnien, hier tut sich was und ich erinnere mich an das Genozid-Museum, das ebenfalls von jungen Studenten in Eigenregie aufgebaut wurde und erhalten wird.
Ich wünsche dem jungen Mann viel Erfolg und wandere weiter. Die Bahn geht in vielen Kurven talwärts und ich komme beim Rückweg ganz ordentlich ins Schwitzen. Ein Seitenast ist schon ziemlich überwachsen, hin und wieder marschieren andere Besucher über die Bahn und ich erinnere mich an die Warnung meines Bruders, einfach so in den Wald hinein zu gehen, da es immer wieder Minenunfälle gibt. Glücklicherweise hat Österreich vor ein paar Jahren zähneknirschend zugestimmt keine Anti-Personen-Minen mehr zu bauen. Davor haben wir an dem einen oder anderen zerfetzten bosnischen Kind sehr gut verdient und ich kann das Argument „Wenn wir es nicht bauen und verkaufen, dann verdient wer anderer das Geld“ nicht mehr hören, echt nicht.

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Bild 5: Eine Stelle, an der sich die Natur die Bahn langsam zurück holt. Immerhin ist der Bau schon 34 Jahre her.

Ich kann den Besuch der alten Bobbahn empfehlen, es herrscht eine eigene Stimmung dort im Wald auf der Höhe und zeigt einen ganz anderen Blick auf Sarajevo.
Beim Hinunterfahren zeigt mir mein Bruder noch die Stellungen, von denen die Serben damals die Stadt unter Beschuss nahmen. Ein paar Ruinen stehen noch dort, daneben gibt es eine moderne Sommerrodelbahn.

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Bild 6: Der Blick hinunter auf die Stadt.

Als wir wieder in Peters Haus sind, fehlt mir Bewegung. Also vertrete ich mir noch ein wenig die Beine und marschiere den Hügel bergauf. Die Straßen sind unfassbar steil, so etwas wäre bei uns nicht möglich und ich habe nicht die geringste Idee wie die das im Winter machen, wenn viel Schnee liegt.

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Bild 7: Die Steilheit ist am Bild nicht so gut zu erkennen, aber es ist sehr steil.

Links und rechts ist alles voll mit Einfamilienhäusern, es sieht ein bisschen aus wie am Klosterneuburger Ölberg, nur sind die Häuser weniger protzig, es gibt halbfertige Buden, Rohbauten, dazwischen die eine oder andere kleine Moschee, Ruinen, aber auch sehr schöne Häuser. Bauvorschriften dürfte es hier nicht geben, es baut jeder was er will und wie er will – nur das rote Ziegeldach, das haben alle gemeinsam, wenngleich die alte Regel (Giebeldach Christen, Pyramidenförmiges Dach Muslime) nicht mehr gilt.

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Bild 8: Einer der zahlreichen kleinen Friedhöfe. Die muslimischen kann man daran erkennen, dass alle Grabsteine weiße Stelen sind. Dieser dürfte nicht sehr gepflegt sein.

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Bild 9: Ein typischer Rohbau, wie man ihn am ganzen Balkan findet. Niemand weiß, ob dieses Haus jemals fertig gebaut wird. Das Auto davor ist auch typisch.

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Bild 10: Moschee, Rohbau, Blumen in einem gepflegten Vorgarten – die Mischung ist typisch für die Hügelkette rund um Sarajevo.

Ich wandere bis zum Grat hinauf, wo eine kleine Straße verläuft. Direkt dahinter ist Sarajevo zu Ende, auf der anderen Seite fällt der Hügel relativ steil ab und ich sehe hinten ein riesiges Gewitter aufziehen. Noch schnell ein paar Fotos von einer Ecke, die von Zigeunern bewohnt sein dürfte, die gibt es relativ häufig in Bosnien.

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Bild 11: Schwere Wolken ziehen auf, vor mir ein Autowrack und hinten eine Müllhalde. Das ist auch Bosnien.

Dann marschiere ich wieder zurück und ruhe mich den Rest des Nachmittags ein wenig aus. Am Abend wollen wir mit einer Kollegin von Peter auf einen der Hügel in ein besonders gutes Restaurant fahren. Ich freu mich schon drauf!

Besagtes Restaurant hält was es verspricht. Es gibt – leicht zu erraten – wieder Fleisch, diesmal Pleskjavica mit Pita und Salat, alles hervorragend.

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Bild 12: Mahlzeit!

Über den Abend gibt es sonst nichts zu berichten und ich werde diesen Blog auch mit dieser Eintragung beschließen, denn es gibt auch über den nächsten Tag nichts Aufregendes zu berichten. Mein Bruder führt mich auf den Flughafen, der Check-in mittels Handy funktioniert gut, der Flughafen ist klein und hat nur fünf Gates in einer Abflughalle, was aber vollkommen ausreichend ist.
Wieder fliegen ausgesprochen viele Kinder mit, von 6 bis 14 Uhr gehen insgesamt 9 Flüge, das ist überschaubar.
Der Flug selbst ist okay, der Pilot berichtet uns, dass es in Wien heiter ist bei 21 Grad. Als wir um neun Uhr landen, hat es 25 Grad und schüttet in Strömen. Als ich das Flughafengebäude verlasse hat der Regenguss jedoch gerade aufgehört und ich kann einigermaßen trocken mit dem Roller nach Hause fahren.

Mein Fazit: In Sarajevo sollte man einmal gewesen sein. Eine ganze Woche muss es nicht sein, aber die knapp vier Tage waren ideal, um alles zu sehen, was wichtig ist. Die Preise sind günstig und es gibt eine Welt zu entdecken, die ich in dieser Form sonst noch nirgends erlebt habe. Vielleicht komme ich ja einmal wieder.

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Bild 13: Ein so genanntes „Schwiegermuttertürl“, hier in der bosnischen Variante. Irgendwie auch ein passendes Abschlussbild zu dieser Reise, keine Ahnung warum. Vielleicht einfach nur, weil es das letzte war, das ich aufgenommen habe.