Warum Stevia erst jetzt kommt

Stevia ist ein Süßmittel, das aus einer Pflanze gewonnen wird, die in subtropischen Regionen wächst, relativ genügsam ist und lange Zeit von großen Märkten ferngehalten wurde – seitens der Zuckerindustrie.

Nun wird mit Fanfaren verkündet, dass Stevia jetzt auch in der EU auf den Markt kommen wird. Hier ein Auszug aus einem medianet-Atrikel vom 21. November 2011:

„Seitens Rewe wurde die Zulassung von Stevia schon mal begrüßt: „Die ersten Marken-, aber auch Eigenmarkenprodukte werden raschestmöglich in unseren Märkten zu finden sein“, stellt Erich Riegler, Leiter des Zentraleinkaufs der Rewe International AG, in Aussicht. Wann das passiert und welche Produkte betroffen sind, gibt er aber nicht bekannt. Auch seitens Hofer heißt es, dass entsprechende Lieferanten-Gespräche laufen. Bei Lidl Austria zeigt man sich vorsichtiger und verweist darauf, dass zurzeit kein Stevia-Produkt geplant sei. Der Zuckerkonzern Agrana hat vor dem neuen Süßungsmittel angeblich keine Angst. „Stevia ist keine Konkurrenz zu Zucker, sondern eher zu anderen Süßungsmitteln“, mutmaßt Unternehmenssprecherin Christine Göller.“

Wenn man Stevia als echten Zuckerersatz einsetzt, so schmeckt man es heraus. Das ist übrigens auch bei Zucker der Fall, nur haben wir uns daran gewöhnt, ganz abgesehen davon, dass es sehr unterschiedliche Zuckervarianten gibt (Rüben- und Rohrzucker sind die wichtigsten zwei), die auch unterschiedlich süßen und schmecken.

Stevia kommt erst jetzt, weil sich die Zuckerindustrie den Markt sichern musste. Nun können sie nach Belieben Stevia so einordnen, dass es ihre Zuckerpläne nicht durchkreuzt. Stevia wurde quasi der Reisszahn gezogen, es kommt als neckische Variante, als Nischenprodukt auf den Markt, obwohl es medizinisch eigentlich so schnell wie möglich den Zucker ersetzen sollte, da es etwa den Cholesterinspiegel nicht erhöht. Daher wäre es volkswirtschaftlich gut. Betriebswirtschaftlich ist es für die wenigen mächtigen Zuckerkonzerne (in Österreich die Agrana, Rewe, Spar und Lebensmittelriesen wie Nestlé) natürlich nicht gut.

Hier wäre die Politik gefragt, die Gemeinwohl und Profitgier Einzelner auszugleichen hätte, etwa durch eine entsprechende Gesetzgebung.

Herr Faymann, ich fordere Sie hiermit auf, Stevia aus medizinischen Gründen steuerfrei zu stellen bzw. Zucker entsprechend höher zu besteuern, da es jetzt eine gesunde Alternative gibt. Nur so könnte die Allmacht der Zuckerkonzerne in Schranken gehalten werden. Eine demokratische Regierung hat nicht den Monopolisten blind zu folgen. Zusätzlich fordere ich noch eine breite öffentliche Diskussion, die etwa durch das Lebensministerium zu führen wäre und bei der die Bevölkerung mindestens so viel mit der Aufklärung über Stevia überschüttet werden sollte wie mit Zuckerwerbung.

Zucker ist nicht von heute auf morgen durch Stevia ersetzbar und der Zuckerrübenanbau in Österreich sollte den heimischen Zuckerbedarf aus regionalem Anbau decken. Der Rest sollte Stevia sein.

Das wünsche ich mir zu Weihnachen. Ich befürchte nur, dass das einzige, was der Faymann in dieser Angelegenheit tun wird, ein mildes Christkind-Lächeln sein wird.

Ein Gedanke zu „Warum Stevia erst jetzt kommt

  • 26. Februar 2012 um 19:09 Uhr
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    ich habe gestern im billa ein neues getränk entdeckt – nennt sich stevita und hat 2 sorten im angebot.
    ich hab mich für: „schwarztee-sauerkirschgeschmack kalorienarm – natürlich süß mit stevia ohne künstliche süß- und konservierungsstoffe“ entschieden und musste feststellen das ich schon weit besseres getrunken habe.
    nun allzu viel hab ich mir nicht erwartet, da ich sowieso nicht auf diese fertig gepanschten zuckerwasserkonzentrate steh.

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