Am Friedhof

Ich fahre ja nur eher ungern ins Ausland, aber Simmering ist glücklicherweise nicht allzu weit weg. Eine alte Tante war gestorben, friedlich daheim im 94. Lebensjahr. Ich kannte sie seit meiner frühesten Kindheit, sie war eine der eleganten, alten Damen, die so gerne zu Besuch kommen und von denen es nicht mehr sehr viele gibt. Diese Gattung gilt als fast ausgestorben, von der jetzigen Clubbinggeneration kann man eine derartige Entwicklung nicht mehr erwarten – stets höflich, freundlich und distinguiert, sie war jahrzehntelang Angestellte der British High Commission in Wien (und hat sogar einen Orden von der Queen bekommen, persönlich überreicht).

Das Wetter war gut für ein Begräbnis, eiskalt mit beendetem Schneefall und der Simmeringer Friedhof war nicht schwer zu finden.
Meine Mutter und ich waren noch in der Blumenhandlung gegenüber ein Blümchen kaufen, das wir ins Grab schmeissen konnten – sehr günstig, aber schließlich musste es auch nicht lang frisch bleiben.

Die Aufbahrungshalle war gut gefüllt, vor allem Ehrengast Väterchen Frost machte sich überall bemerkbar (ich glaub, er steht sogar im Kondolenzbuch). Es war so kalt, dass man die Atemwolken der Trauergäste gut sehen konnte.
Pelzmäntel sind wieder in – nahezu alle anwesenden Damen hatten einen an und die Herren sahen alle aus wie Klone von Fritz Muliar, was ein wenig gruselig war, ich weiß auch nicht, wie das zustande kam. Man darf sich ca. 70jährige Männer (eher plus) vorstellen mit weißhaariger Schlurffrisur und Koteletten, auch der Priester war eine solche Gestalt und kam aus Polen oder aus der Slowakei oder aus Simmering, jedenfalls konnte er den Namen der Tante (Martha Kuttler) nicht ordentlich aussprechen und sagte immer „Kchut-tler“.

Warum muss es in Aufbahrungshallen so kalt sein? Vielleicht damit die Toten bis zum Ablaufdatum (ident mit dem des Begräbnisses) frisch bleiben, vielleicht auch weil die Wiener Bestattung keine hohen Heizkosten zahlen will oder kann.
Ansonsten darf man sich eine ganz normale Einsegnung vorstellen, mit viel Vater-Unser und Amen und Kränzen und einem Messdiener, der sich die buckelige Demutshaltung, die Messdiener anlässlich einer lebenslangen Daueranwesenheit von Kruzifixen so zu haben pflegen, bis zu einem Status kultiviert zu haben schien, an dem es für ihn wahrscheinlich die gemütlichste Haltung ist.

Beim Auszug wurde wieder deutlich, an welchem Ort wir uns befinden: „Die werten Trauergäste werden gebeten, sich uns anzuschließen“ – ich kann das „L“ orthograpisch nicht so darstellen, wie man ein Simmeringer „L“ darstellen müsste. Akustisch war es klar.

Draußen war es sonnig, aber kalt und der Trauerzug machte sich auf den Weg. Leider war abseits des Hauptweges nicht geräumt (Kiesweg ist schlecht räumbar) und so hatte vor allem eine der alten Damen leichte Probleme, weil sie mit ihrem Anti-Umfall-Wagerl (ich weiß, das hat einen Fachnamen, aber er fällt mir nicht ein) auf dem holprigen, vereisten und trotzdem gestreuten Weg nicht gut zurecht kam. Sie hatte offensichtlich bei der Bestellung das Offroad-Paket nicht dazugekauft.

Am Grab angekommen, wurde die Rede anlässlich der Witterungsverhältnisse entsprechend gekürzt und ich konnte meine sonstigen Grabspäße („Ich glaube, ich hab ein Klopfen gehört“) diesmal gut unterdrücken. Da ich noch was vor hatte und mich nicht hinter die lange Schlange der Trauergäste stellen wollte, schlich ich mich von der anderen Seite an. Bis auf den etwas scharfen Seitenblick meiner Mutter kam mein Blumenweitwurf ins Grab gut an, glaube ich.

Die Tante Martha ist an ihrer letzten Ruhestätte angelangt, sie ruhe in Frieden!

Kommentar zu „The Who“ bei Superbowl XLIV

Ja, es ist mir möglich, jetzt schon eine Rückschau auf den Auftritt von „The Who“ zu machen, da die „Setlist“ vorliegt:

Meine Enttäuschung ist groß, es gab ein „Medley“, d. h. die Sache lief ab wie bei den Stones (und die waren unglaublich schlecht): In 2 Minuten wurde eine Bühne reingerollt, eine vorher zusammengestellte und wartende Menge lief hin, tat 5 Minuten so, als ob sie in unglaublich toller Stimmung wäre, aufgeheizt von einer Stunde Wahnsinnskonzert oder so, aus jedem Hit wurden 2-3 Sätze gespielt, alles in einer Wurst durch, und das war´s.
Ich hasse Readers Digest und genau das war es. Warum konnten sie es nicht so machen wie Tom Petty? Der hat wenigstens 2-3 Nummern durchgespielt.
Normalerweise kann Pete Townshend ein Konzert gut durchchoreographieren, warum hat er hier versagt? Vielleicht hatte er nichts mitzureden? Ich verstehe, dass es hier ausschließlich um Kommerz geht, d. h. um die Ankurbelung der Plattenverkäufe, aber ich lasse es mir nicht nehmen, trotzdem enttäuscht zu sein.
An dieser Stelle darf ich auch noch einmal Robert „Bob“ Seeger gratulieren, der es geschafft hat, im Puls4 Kommentar der Conference Finals zu sagen, dass in der Halbzeitshow „The Whos“ spielen werden.

Nowotny: Konsumkredite ja, KMU-Kredite nein!

Soeben im ORF 2, ein Interview mit Ewald Nowotny, der meint, die österr. Wirtschaft würde jetzt angekurbelt.
Auf die Frage von Claudia Reiterer, ob die Kreditvergabe durch die Banken jetzt wieder funktionieren würde, meint er (sinngemäß): Man kontrolliere das, die Konsumkredite würden gut funktionieren, die Industriekredite ebenso, leider noch nicht die Kredite an die Klein- und Mittelunternehmen.

Sorry, hier kann ich mir ein Kommentar nicht verkneifen: Genau diejenigen, die für die Ankurbelung der Wirtschaft dringend die Kredite brauchen würden, bekommen sie nicht.
Diejenigen, die Kredite für Urlaubsreisen, Flachbildschirme und Zweitautos brauchen, bekommen sie. Und die Industrie sowieso, dafür sorgen die entsprechenden Lobbies.

Mein Urteil: Wahnsinn! Hoffentlich bekommen die Damen und Herren vom Wirtschaftsbund und dem Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband dafür eine gesalzene Rechnung bei den Kammerwahlen – offiziell beschwören sie ständig, wie toll sie den EPU und KMU helfen würden.

Wenn man bedenkt, dass die Anzahl der Arbeitsplätze, die durch die kleinen und mittleren Unternehmen in Österreich existieren, deutlich über denen aus Industrie und Banken zusammen liegt, dann darf ich Herrn Leitl und Genossen empfehlen, endlich aufzuwachen!

Nightmare on Heathrow, Teil 3

Der 26. Dezember ist endlich ein guter Tag. Dank mangelnder Verbindung in die Außenwelt kann uns die Gepäckfrage egal sein und wir verbringen einen tollen Vormittag mit einem Ausritt auf unglaublich lammfrommen Pferden, sehen Viehweiden ohne Ende, hin und wieder regnet es ein wenig, aber es ist hier sehr schön, die tschechische Managerin ist sehr nett und der heiße Frischwasser-Minipool ist toll. Das ist ein Platz, den ich definitiv weiterempfehlen kann, dort kommen neue Energien, ein Wildbach fließt mitten durch die Lodge und sie haben ein Heißwasserbecken, alles ist sehr einfach ausgestattet, die Hütten ausschließlich aus Holz gebaut, gekocht wird am Holzofenherd.
Auch das gute Essen haben die Leute in Costa Rica nicht erfunden, die einzige echte Landesspezialität ist Reis mit Bohnen. Das bekommt man hier zum Frühstück, zum Mittag- und selbstverständlich auch zum Abendessen. Wer keine Bohnen mag (immer klein und schwarz, als Paste, als Beilage, gekocht, gebraten etc.), sollte Costa Rica großräumig meiden. Alles in allem ist das Essen na ja, Essen halt.

Gegen Mittag brechen wir Richtung Arenal auf, das ist ein berühmter Vulkan an einem See und wir sind dort im Paraiso-Hotel gebucht.
Da in diesem Land irgendwie nichts so funktioniert, wie man es geplant hat, sind unsere Zimmer natürlich 1.) nicht fertig (was sich schnell ändert, nachdem Markus mit altbekannter Verhandlungsstärke droht, dass alle bis zur Fertigstellung von uns getrunkenen Biere aufs Haus gehen müssen – sein leicht nach vorn gestreckter Gössermuskel überzeugt den Rezeptionist) und 2.) bekommen wir Zimmer mit Vulkanblick. Das klingt nett, aber erstens befindet sich zwischen dem Zimmer und dem Vulkan eine mehrseilige Hochspannungsleitung, was den Blick etwas, äh, zerschneidet, und zweitens befindet sich auch noch die Hauptstraße dazwischen, befahren von unzähligen wildgewordenen Irren, die die lange Gerade als Beschleunigungsteststrecke verwenden. In der Nacht, versteht sich.
Dafür gibt es gratis Internet in der Rezeption. Wir sind extrem gespannt und hoffen, dass das Warten bald ein Ende hat – inzwischen müssten sie unser Gepäck ja gefunden haben.
Leider sieht der Report immer noch so aus wie an dem Tag vor Ewigkeiten, als ihn der Chinese in Vancouver verfasst hat. Aus seinem Versprechen, dass wir dort jederzeit unsere eigenen Daten (Aufenthaltsort für die Zustellung, Telefonnummer etc.) updaten könnten, wird leider nichts, da das Programm ständig Fehlermeldungen („Internal Error“) ausspuckt. Selbstverständlich wurde uns auch keinerlei Email geschickt – es ist, als ob wir nicht existieren würden.
Wir beschließen, erstens eine Mail an die AUA und zweitens eine an die BA zu schicken, mit all den relevanten Daten und unserem Aufenthaltsort, jetzt und in den nächsten Tagen. Wir beschließen weiters, meinen Vater um Hilfe zu bitten, der ist in Besitz einer fetten Senatorkarte. Leider befindet er sich zur Zeit irgendwo in Kenia im Busch. Mein Bruder erreicht ihn trotzdem, hat aber nicht auf die Zeit geschaut und weckt ihn um 2 Uhr in der Früh auf. Er verspricht, ein wenig Dampf zu machen, vielleicht rühren die Herrschaften ja bei entsprechender Intervention ein Ohrwaschl. Außerdem verspricht er, eine gute Bekannte einzuschalten, die erstklassige Verbindungen zur British Airways hat, doppelt hält schließlich besser. Das Telefonat zu unserem Vater (mit einem österreichischen Handy in Costa Rica nach Kenia auf ein österreichisches Handy) könnte übrigens eher teuer werden. Das müsste der Maximal-Tarif sein, nur vom Mond aus ist es noch teurer, unser Vater bekommt angeblich demnächst von A1 den Titel „Roaming-Kaiser“ verliehen.
Nun können wir auch Zahnputzzeug kaufen und Deo und Rasierer, aus uns werden wieder Menschen, mit denen man sich in der Öffentlichkeit blicken lassen kann. Eine Sporttasche für jeden von uns muss auch sein, wir wollen einfach nicht noch zwei Wochen aus dem Plastiksackerl leben.
Bei entsprechender Oberbekleidung in Form von T-Shirts sieht es schon schlechter aus. Erstens ist gerade Sonntag und es haben wieder alle Geschäfte zu und zweitens (wir finden nach einer Stunde Wartezeit eines, das auch am Sonntag offen hat) gibt es nur wenig, eigentlich nichts in der Größe, die der mittelgroß gewachsene Europäer nun einmal braucht. Costa Rica ist das Land der Zwerge, zumindest lässt sich das aus der Kleidungsauswahl erkennen. Schuhe? Vergiss es!
Mit dieser Aktion vergeht übrigens ein weiterer Halbtag, den wir gerne mit urlaubsähnlicheren Tätigkeiten verbracht hätten. Danke, Austrian Airlines, London Heathrow, British Airways, Continental und Mexicana, die ihr alle für uns nicht zuständig seid!

Der 27. Dezember vergeht, wir warten immer noch auf die beiden Godots. Gegen Mittag des nächsten Tages reisen wir ab. Leider haben wir immer noch kein Gepäck, aber bei der Abfahrt meint der Rezeptionist, ein Herr von der Mexicana hätte angerufen und bitte um Rückruf. Wir flehen den Rezeptionisten an, uns zu helfen und das Gepäck ins Ocotal Beach Resort nachschicken zu lassen, wo wir ab heute Abend fünf Tage verbringen werden. Auch wenn die ursprünglich geplante Tauchsafari längst abgefahren war (ohne uns und die beiden Godots), vielleicht ließe sich mit Tauchequipment ja wenigstens ein wenig vor Ort tauchen.
Er verspricht es hoch und heilig und wir fahren ab.
Auf einer Raststätte kurz nach Liberia bekommen wir endlich das Essen, das ich mir hier wünsche: Einheimische Kost, alles sehr frisch, sehr geschmackvoll und nicht teuer, plus wirklich gutem Service, fast schon wie man es bei uns bekommt.
Am Abend angekommen meint die Rezeptionistin im Ocotal Beach Resort, ein Herr von der Mexicana hätte angerufen und bitte um Rückruf. Gierig stürzen wir uns auf den Hörer und rufen die Nummer an – leider besetzt, und zwar – modern gesprochen – nachhaltig.
Die Rezeptionistin meint, das wäre durchaus üblich, man lege einfach den Hörer neben das Telefon und hätte Ruhe vor lästigen An- oder Rückrufen, alles ganz normal in Costa Rica.
Da plötzlich – es läutet – der Rezeptionist daneben drückt mir den Hörer in die Hand, eine Stimme fragt „Peter?“ Ich beeile mich zu antworten, dass ich der Bruder von Peter wäre und dann meint die Stimme, ich solle „hold on“ machen. Nach einiger Zeit meldet sie sich noch einmal und bittet, ich solle weiterhin „hold on“ machen. Es vergeht noch eine Zeit und dann: tut-tut-tut-tut… Aufgelegt.
So, werte Leserinnen und Leser, funktioniert das meisterliche Foppen, dafür braucht man sicher eine mehrjährige, sehr schwierige Ausbildung.
Die Rezeptionistin hat jetzt der Ehrgeiz gepackt und nach einer Stunde bekommt sie ihn tatsächlich höchstpersönlich an den Hörer und ersucht dringend, man möge die Gepäckstücke (ja, sie wären gefunden worden und seien in San José) sofort zustellen, ja, sofort, hierher nach Ocotal.
Wieder steigt die Hoffnung, nachdem sie versichert, die Gepäckstücke würden sofort aus San Jose weggeschickt und seien in vier Stunden, also um 9 Uhr Abends da und sie würde sie sofort ohne Verzögerung an uns weiterleiten.
Stunden vergehen, es wird 9, es wird 9:30, es wird 10, es wird 10:30, es wird 11, es wird 11.30, es wird Mitternacht und ich gehe schlafen. Wieder nix, so endet in fröhlicher Fopperei der 6. Tag unserer Reise, wartend auf Godot.

Der nächste Tag beginnt mit einer positiven Überraschung: Unser Gepäck ist da, nach nur 6 Tagen! Bis auf einen entsprechend heftigen Riss in Peters Tauchtrolley sieht äußerlich alles okay aus. Weniger okay ist das Frühstücksbuffet. Obwohl das angeblich ein tolles Hotel ist, gibt es eher das, was die Amis wollen, mit Ahornsirup und waffelartigen Palatschinken oder palatschinkenartigen Waffeln oder so, fett und ohne Geschmack.
Ob Nightmare on Heathrow damit beendet ist? Die nächsten Tage werden es zeigen bzw. das entsprechende Nachspiel, um das sich in erster Linie hoffentlich meine Rechtschutzversicherung kümmern wird.

Nach ein paar Tagen Urlaub geht es zurück Richtung San José. Mir ist nicht ganz wohl bei dem Gedanken, dass wir wieder eine elendslange Strecke fliegen müssen, mit Continental (CO 1755) von San José Nach Newark, dort drei Stunden Pause, danach noch einmal mit der Continental (CO 056) von Newak nach Paris und dann nach weiteren drei Stunden Aufenthalt mit der Austrian (OS 412) zurück nach Wien.
Wien – ah, der Gedanke löst Freude aus, Hoffnung, Wunsch.
Am Vorabend gilt es noch den Leihwagen zurückzugeben, was nach einigem Hin und Her problemlos klappt. Der Suzuki Jimny hat uns treu begleitet, wir mussten Gott sei Dank keinen Reifen wechseln, da sich irgendwann gezeigt hat, dass das Reserverad gut, aber leider seitlich mit einer seltsamen Beule verziert war. Ansonsten lief alles glatt, bis auf den linken vorderen Kotflügel, der sich teilweise löste, so dass wir den Plastikteil ganz entfernen mussten. Und das Navi fiel einmal aus – es war plötzlich einfach tot, nicht mehr zu starten, einfach tot. Gott sei Dank entschloss es sich nach einiger Zeit wieder zu funktionieren.

Das Versprechen unserer netten Rezeptionisten, dass wir pünktlich um 06:20 zum Flughafen gebracht würden (man hätte ein eigenes Shuttle hier im Hotel!), erwies sich als sehr leer, denn in der Früh wussten sie nichts mehr vom Vorabendversprechen – das Taxi ginge pünktlich um 06:45 und keine Minute früher. Aber es wäre eh nicht weit zum Flughafen.
Ob denn der Verkehr kein Problem machen würde? Nein, so wurde versichert, das wäre schon okay.

Selbstverständlich ging es nicht um 06:45 los, da zwei Amerikanische Schachteln (Mundl hätte „Schastrommeln“ gesagt, aber ich sage das nicht) vergessen hatten auszuchecken. Auf die Bitte, sich ein wenig zu beeilen, da wir sonst unseren Flug versäumen würden, reagierten sie, ich sage mal vorsichtig, „verschachtelt“.
Also mit entsprechender Nervosität zum Flughafen. Gott sei Dank ist das Einchecken okay, die Gürtel hatten wir vorsichtshalber gleich ins Gepäck gesteckt. Wir hatten schon am Vortag per Internet unsere Sitzplätze reserviert (Ganz, ganz wichtig: Gangsitze, vor allem bei der Langstrecke von Newark nach Paris!) und bekommen auch die Bordkarten, allerdings nur bis Paris, dort müssten wir uns bei der AUA neue besorgen. Witzig finde ich nur die Bezeichnung unserer Sitzplätze auf der Langstrecke: 27K und 27L, aber die werden sich schon was gedacht haben bei der Nummerierung.
Die zusätzliche Gepäckkontrolle, die von den Amis in der Fluggastbrücke direkt vor dem Flugzeug gemacht wird, ging flott vonstatten, vor allem, weil es der Dame (aus Costa Rica) irgendwie peinlich war, dass sie bei meinem Rucksack nur den Zipp für das Rucksackerweiterungsfach fand – also verzichtete sie auf das Öffnen aller anderen Fächer, ich hätte jede Menge Sprengstoff in flüssiger Form mitführen können. So viel zur Sinnhaftigkeit der 17 Kontrollen.

Der Aufenthalt in Newark gestaltet sich unspektakulär, da wir uns ja auf entsprechende Schwierigkeiten eingestellt haben. Nun besitzen die Amis meine Fingerabdrücke und meine Irisstruktur, ich wünsche ihnen viel Spaß damit. Unser Gepäck müssen wir rausholen, identifizieren, mitnehmen, wir müssen lustige Fragen beantworten („Haben sie das auch selbst gepackt? Hat ihnen dabei wer geholfen? Sind Sie sich sicher, dass Ihnen niemand dabei geholfen hat? Sind Sie sich ganz sicher, dass das Ihr Gepäck ist? Haben Sie da irgendwas drin, das nicht Ihnen gehört? Hat Ihnen jemand was mitgegeben, das nicht Ihnen gehört? Etc.). Dann stellen wir das Gepäck auf ein Förderband und gehen zu den nächsten Sicherheitskontrollen.
Als wir das Flugzeug nach Paris entern, fängt die Stewardess zu lachen an: Hihihi, 27K und 27L hätte man gar nicht, man hätte die Plätze 27A, 27B, 27C, 27D, 27E und 27F, das wäre alles.
Wir lachen fröhlich mit, was uns aber schnell vergeht, als die Stewardess ihre Chefin holt und die meint, da gäbe es ein Problem, weil man hätte das Flugzeug gewechselt und das wäre jetzt ein anderes, kleineres, und man wäre überbucht, aber sie würde schauen, ob sie für uns noch Plätze findet.
Nach einiger Zeit kommt sie wieder und meint, ja, sie hätte noch die letzten zwei Plätze aufgetrieben, 27B und 27E.
Das sind ganz deutlich die Arschplätze, die miesesten, die man haben kann, sofern man größer als Danny DeVito ist. Leider, so meint sie, aber andere hätte sie nicht.

Es ist ein langer Flug von USA nach Frankreich, wenn man auf B und E sitzt, ein sehr langer. Vergleichbar ist das nur mehr mit der Käfigfolter der Roten Khmer in Kambodscha. Die hatten seinerzeit eine besonders grausame Foltermethode entwickelt, nämlich einen Stahlkäfig mit einer Innenkonstruktion. Diese war so gemacht, dass man darin weder sitzen noch stehen noch liegen konnte. Nach kurzer Zeit wurden die Eingesperrten verrückt und sagten und taten alles, was man von ihnen verlangte.
Auf unseren Sitzen konnten wir auch weder sitzen noch liegen noch stehen. Dazu kommt noch, dass die Sitze in der Boeing 757 eine konkave Lehne haben, die sich oben wieder nach vorne wölbt. Das Brustbein wird extrem zusammengequetscht, vor allem, wenn man es nicht durchbiegen kann, weil daneben auch zwei Breitschultrige sitzen. Die Haltung ist erniedrigend.
Manche Passagiere behelfen sich, indem sie das Essenstablett runterklappen und den Kopf drauflegen, andere stehen fast die ganze Zeit vorne beim Häusl.
Dann endlich, nach einer Ewigkeit kommt das Frühstück und der Plastikbecher mit heißem Tee. Und das Luftloch. Nein, die Mutter aller Luftlöcher. Coffee everywhere, Tea on the ceiling, die Stewardessen teilen Servietten aus, ich bin im Urlaub.
Der Aufenthalt in Paris ist okay, bis auf die lustige Rätselrally, die wir ohne unser Wissen scheinbar gebucht haben. Der Transitbereich ist zwar vorhanden, aber wir können dort nicht den Terminal erreichen, von dem wir mit der AUA weiterfliegen können. Bald stellt sich heraus, dass wir die drei Stunden Zwischenstop tatsächlich brauchen. Irgendwann haben wir den Checkin-Schalter gefunden und freuen uns, dass die Dame außer Französisch noch ein wenig Englisch kann. Ja, wir sprechen vom Schalter der Austrian Airlines. Nein, sie konnte kein einziges Wort Deutsch. Sollte sich irgendwer wundern, warum niemand mehr mit der AUA fliegt – ich kann es ihm sagen!
Dann endlich, nach 27 Stunden ohne Schlaf, sind wir in Schwechat angekommen, wir beide, mein Bruder Peter und ich. Und unsere beiden kleinen Handgepäckrucksäcke auch. Nach einer halben Stunde am Gepäckband stellt sich heraus, dass wir komplett sind, unsere beiden Godots sind wieder einmal fort, irgendwo geblieben, in Newark oder Paris oder sonstwo.
Es gibt dem Urlaub noch die passende Abschlusswürze, das Ausfüllen des Formulars. Die nette Dame meint, sie bedaure uns, aber man warte derzeit auf sehr viele Gepäckstücke aus Paris und man würde uns die Taschen sofort zustellen, wenn sie ankommen.
Am Abend kommt der Anruf, dass die Taschen da seien und mit der 7 Uhr-Lieferung an unsere Adressen gingen, allerdings sollten wir uns auf 3-5 Stunden Verspätung einstellen, das sei einfach so.

Das ist das Ende der Geschichte und ich brauche jetzt dringend Urlaub.

Nightmare on Heathrow, Teil 2

Beim Aufwachen fällt mir die alte Piron + Knapp-Nummer ein mit der Strophe „Wir sollten scho in Italien sein nach unserer Uhr, darweil woa ma ned amoi no in Bruck an der Mur!“
Heute übernimmt nicht Cobra, sondern Peter und fährt mit dem Hotel-Hoppa zu Terminal 4 (4 Pfund hin und 4 Pfund zurück, ich weiß nicht, ob es zu Terminal 5 dann 5 Pfund kostet und so).
Nach ein paar Stunden kommt er zurück und meint, er hätte eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte wäre, dass sie unser Gepäck nicht gefunden hätten. Und die gute Nachricht? Hm, eigentlich gäbe es doch keine gute Nachricht, meint Peter, sie hätten ihm zumindest versprochen, dass sie das Gepäck finden und direkt nach Vancouver schicken würden. Dort müssten wir es sowieso abholen, dann nach Kanada einreisen und es dort wieder einchecken, die Kanadier wollen das so, das haben sie sich offensichtlich bei den paranoiden Amis abgeschaut.
Stunden vergehen, wir fahren auf den Flughafen und ich bekniee einen netten Mitarbeiter der British Airways mit uns Mitleid zu haben, wir wären beide 187 cm groß und wir hätten Mittelsitze in der Boeing 747 und 10 Stunden Flug zu überstehen.
Er meint auf meine weitere Nachfrage, dass unser Gepäck nach Vancouver gehen würde, das würde er versprechen, und er hätte uns ein Upgrade verschafft, wegen den Sitzen.

Wir sind nicht dankbar, sondern unendlich dankbar und besteigen gut gelaunt das Flugzeug – der Urlaub ist zwar noch in weiter Ferne, aber nicht mehr am anderen Ende der Milchstraße.
Das Upgrade stellte sich als eine Art Teilupgrade heraus, der BA-Jumbo hat 5 Klassen: First Class im ersten Stock, eine Super-Business-Class mit eigenen Kojen und Riesenmonitor und Bett, dann eine Business-Class mit breiten Liegesitzen und dann eben neben der normalen Holzklasse noch die leicht verlängerte Holzklasse („Economy Plus“ oder so), mit den gleichen Sitzen, aber etwas mehr Sitzabstand. Okay, besser als nix, aber wirklich kürzer werden die knapp 10 Stunden Flug dadurch auch nicht, schlafen is nich…
Es ist tatsächlich so, dass die Sitze schmäler als meine Schultern sind, sogar als die eingesunkene Schulter, die ich an diesem Heiligen Abend habe. Es ist dieses Eingepferchtsein, das mich so richtig fertig macht und mir das Fliegen auf Langstrecke so richtig verleidet. Ich glaube, dass mich der amerikanische Kontinent in Zukunft nicht sehr oft zu sehen bekommt, egal, was da drüben passiert oder zu erleben ist.

Im Filmprogramm spielen sie „Verdammt in alle Ewigkeit“ und mein Sitznachbar hat das Eau de toilette „Eternity“ und irgendwann sind wir in Vancouver, gut begleitet von einem zuckersüßen, schwulen Steward, der sich rührend um uns kümmert (warum hab ich ein komisches Gefühl, wenn ich das so formuliere?).
Dort warten wir lange an der Gepäckausgabe, sehr lange. Alle bekommen ihr Gepäck. Alle? Nein, wir nicht. Irgendwann sind wir die einzigen, die noch warten und geben auf. Mit letzter Kraft schleppen wir uns zum Schalter für verlorene Gepäckstücke und treffen dort auf eine Tussi, die sich für unser Problem genau überhaupt nicht interessiert. Wir sind übermüdet, mit den Nerven am Ende und bräuchten jemand, der sich unseres Problems annimmt, wir können das selbst schlicht und einfach nicht.
Als Peter einen leicht aggressiven Ton anschlägt, holt die Tussi ihren Chef, einen Chinesen (in Vancouver leben ca. 40% Chinesen), der uns in aller Ruhe erklärt, was wir tun könnten, nämlich einen „Report“ schreiben. Kompetente Leute würden diesen dann bearbeiten und sich mit all ihren Kräften auf die Suche nach unserem Gepäck machen. Wir könnten über Internet jederzeit Einblick in diesen Report nehmen (mit einem Code und unserem Namen), Kommentare dort direkt hineinschreiben, ebenso wie Orte, an die man das Gepäck liefern könne und wir könnten eine Mailadresse angeben und eine Telefonnummer und das würde wunderbar klappen, denn das würde ständig aktualisiert und so kämen wir problemlos zu unserem Gepäck.

Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nicht, dass das alles komplett hohle Phrasen waren, jenseits jeglicher Realität. Also füllen wir den Report aus, reisen nach Kanada ein und gehen zum Checkin der Mexicana. Dort ist bereits eine Schlange, jedoch kein Checkin. Ein sehr netter Kanadier (thanks, Connor) vor uns erklärt, dass der Schalter um 21 Uhr aufsperren würde und dass es jedoch ratsam wäre, jetzt schon hier zu stehen – er kenne die Mexikana von früheren Flügen. Dann schenkt er uns noch 5 kanadische Dollar für zwei Flaschen Wasser und bekommt als kleine Gegengabe eine Packung Manner Schnitten.
Das mit 21 Uhr nahmen die Mexikaner nicht so ernst, der Checkin beginnt um 22 Uhr. Wir beschließen, bei der Mexicana wegen unserem Gepäck nachzufragen, es könnte ja sein, dass es aus irgendeinem Grund durchgechecked wurde.
5 Stunden sind eine lange Wartezeit am Heiligen Abend, vor allem, wenn man auf eine Nachricht über sein verlorenes Gepäck wartet. Außerdem beginnt hier die Phase, in der die Leute nicht mehr oder fast nicht mehr Englisch können. Kurz vor Abflug kommt dann tatsächlich noch die kanadische Managerin und meint, leider, unser Gepäck wäre sicher nicht in der Mexicana.

So beginnt der nächste Abschnitt der Reise wieder mit einer Riesenenttäuschung.
Der Airbus A 319 der Mexicana ist eine Zeitreise in die Vergangenheit, ins Zeitalter des Präscreenium, also vor der Erfindung der Bildschirme. Das bunt gemischte Völkchen, das dort eincheckt, sieht zum Teil aus wie die Killerbrigade eines südamerikanischen Drogenbosses, zum anderen Teil wie eine mexikanische Großfamilie zu Besuch bei Verwandten. Die sind auch verdammt laut, die Großfamilien, kreischende Kinder im Flugzeug um 01:00 in der Nacht sind keine wahre Freude. Das Essen, das ausgeteilt wird, löst nach 25 Jahren die Alitalia ab, die seit einem Vierteljahrhundert das Ranking „ungenießbarstes Flugzeugessen“ hält. Das Zeug hier ist unpackbar mies, ein trockenes Sandwich mit einem dünnen Blättchen Wurst und einem dünnen Blättchen Käse, unbeschreiblich, de facto aber egal, ich habe ohnehin keinen Hunger.

Der Sitz ist wie erwartet eng, die Flugzeit beträgt 5 Stunden und endet im Morgengrauen (mit Morgengrauen) mit einem Flug über Mexico City. Diese Stadt hat 22 Millionen Einwohner und ist von oben gesehen das Abscheulichste, was mir je untergekommen ist. Sie hat auch den passenden Flughafen, über den ich genau genommen nicht einmal drüberfliegen möchte, schon gar nicht einen Aufenthalt genießen dürfen möchte, wollen möchte, wurscht.
Die Mexikaner haben sich von den US-Amerikanern das bescheuerte Zwangseinreisesystem abgeschaut und schicken uns auf eine Gratis-Runde. Was die genau mit den dadurch erhaltenen Daten anfangen, weiß ich nicht und will ich auch nicht wissen. Ich vermute, dass sie es selbst nicht wissen.

Nachdem schon der Flug hierher etwas verspätet war, hält sich die Aufenthaltsdauerknechterei in Grenzen und wir starten mit einem recht kleinen Airbus A 318 Richtung San Jose. Die Bordansagen sind in schnellem, sicher astreinem Spanisch und auch das darauf folgende Englisch klingt so spanisch, dass der Unterschied nur schwer auszumachen ist. Eigentlich interessiert es mich eh nicht, meine Gedanken kreisen um das immer noch nicht gefundene Gepäck. Auch das inzwischen nicht mehr superfrische T-Shirt stört nicht, der Mexikaner neben mir ist auch, äh, ja.
Nach der Landung marschieren wir schnurstracks zum Gepäckschalter, der ökonomischerweise gleich für alle Fluglinien zusammengepackt wurde. Da man uns in Vancouver gesagt hatte, wir sollten zur Mexicana gehen, marschieren wir zu den beiden Damen, die uns jedoch nicht weiterhelfen können. Sie verstehen nicht wirklich was von unserem Problem und sind des Englischen eher nicht so mächtig. Daneben steht eine Dame der Continental und wir fragen sicherheitshalber auch dort nach. Man bedauert und schickt uns wieder 3 Meter nach rechts zur Mexicana. Dann bekomme ich einen kleinen, sportlichen Ausraster und fange an, die blöde Kuh leicht zu beschimpfen, eh auf Deutsch, damit sie es nicht versteht. Nützen tut das natürlich nichts.
Kurz und gut: Unser Gepäck ist nicht da, weder bei der Mexicana noch bei der Continental, man schickt uns herum, speist uns mit Ausflüchten ab und erklärt sich für nicht zuständig.
Irgendwann hat dann der Manager der Continental Mitleid und lässt mich auf seinen Bildschirm schauen, wo er den Track-Report der BA aufgerufen hat. Dort steht… nichts Neues. Wir sollten halt immer wieder mal hineinschauen.
Wir verlassen den Flughafen ohne Gepäck, ohne Hoffnung, aber mit viel Wut gegen die verschiedenen Fluglinien und ihre MitarbeiterInnen, die sich so überhaupt nicht kooperativ oder verantwortlich zeigen.

Wir haben unsere beiden Gepäckstücke inzwischen „Godot 1“ und „Godot 2“ getauft, das Warten darauf erscheint ähnlich vergeblich.
Costa Rica haben wir immerhin erreicht, hier ist es warm und auch unser Mietwagen ist da. Wir treffen eine der besten Entscheidungen seit langer Zeit und mieten uns ein Garmin-GPS dazu, da wir heute keinerlei Lust auf Kartenlesen und an jeder Ecke irgendeinen Typen fragen haben, schließlich müssen wir heute noch in die La Carolina Lodge und die Fahrt dorthin dauert (je nachdem, wen man fragt) zwischen 2,5 und 4 Stunden.
Wir schreiben jetzt den 25. Dezember ca. 14 Uhr, die Frisur hält zwar, nicht jedoch das Deodorant. Wir sind seit 63 Stunden unterwegs, davon 37 ohne Schlaf und haben noch einen weiten Weg vor uns, zuvor müssen wir allerdings eine „Mall“ finden, in der wir die nötigsten Dinge einkaufen können, vor allem Unterhosen, T-Shirts, Sandalen, Zahnputzzeug und Wasser.
Der nette Mann vom Autoverleih „Dollar“ hat uns ein Einkaufszentrum einprogrammiert, das mehr oder weniger am Weg liegt. Zu unserem Glück haben die Einkaufszentren am heutigen Feiertag geschlossen. Wir entdecken jedoch ein paar Leutchen, die ganz hinten links um die Ecke gehen und folgen ihnen. Ein kleiner Seiteneingang hat offen und drinnen gibt es ein paar Geschäfte, die geöffnet haben. Einige Menschen feiern irgendwas und ein Kino dürfte Premiere haben.
Ich finde ein Sportgeschäft sowie tatsächlich einen Laden, der reisetaugliche Kleidung führt. Die Sandalen sind billig, dafür werde ich später entdecken, dass sie so lustige rote Scheuerstellen an den Füßen machen, die sich bei Kontakt mit Salzwasser brennend freuen.
Die Verkäufer machen das Geschäft des Jahrhunderts mit uns und wir starten unsere Reise mit einem etwas besseren Gefühl und nach einem Besuch beim Burger King auch mit fettigen, aber leicht erneuerten Energien.

Es ist erstaunlich, aber in Costa Rica sprechen etwa so viele Leute Englisch wie bei uns Mandarin, die meisten antworten auf die Frage „Do you speak englisch?“ mit „a little“, was stets bedeutet, dass sie zwei Worte können, nämlich „a“ und „little“.
Irgendwie geht es aber, mit international verständlichen Gesten und ein paar Worten aus dem Italienischen und mit Hinzeigen auf etwas und so weiter.
Auch das Autofahren haben sie nicht erfunden, es ist unglaublich, wie schlecht die Leute hier fahren – außer sie werden überholt, dann dürfte der Latino-Stolz von ihnen verlangen, dass sie alles geben, was die Kiste hergibt. Sie fahren, als ob sie bis gestern noch auf einem Esel geritten wären, Kurven werden ängstlich angebremst und noch viel ängstlicher durchfahren (in Costa Rica gibt es unglaublich viele Kurven, eigentlich müssten die das können), überholt wird prinzipiell nicht, egal wie langsam der Traktor oder das Fahrrad vorne fährt, vielleicht gefällt kolonialisierten Völkern das Kolonnenfahren, ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Die Straßen sind hingegen sehr gut und wenn man ein Dorf durchfährt, so ist es überall blitzsauber. Sie haben jede Menge Katzenaugen auf die Straßen geklebt, gelb in der Mitte und rot am Rand, das erspart sehr viel Energie beim Fahren in der Nacht, eine tolle Idee, sehr gut umgesetzt. Weniger toll sind die vielen unbeleuchteten Radfahrer und die Angewohnheit, sich jede Menge Lampen vorne aufs Auto zu schrauben und diese auch konsequent bei Dunkelheit aufzudrehen.
Wir erreichen nach knapp 4 Stunden Fahrt die La Carolina Lodge. Das Plätzchen ist wildromantisch, liegt mitten im Dschungel und besitzt keine Möglichkeit eines Internet-Anschlusses, was unsere Gepäcksuche nicht gerade erleichtert.
An diesem Abend ist uns das jedoch egal, wir genießen das erste Bett seit 42 Stunden und schlafen uns aus.

Teil 3 demnächst hier auf diesem Sender (wie lange es wohl noch dauern wird, bis unser Gepäck kommt und ob es überhaupt kommt?)