Das Rote Meer bald ein Totes Meer?

Nun, so schlimm wird es hoffentlich nicht sein. Aber trotz eines traumhaften Tauchurlaubs komme ich auch nachdenklich zurück.
Bereits vor drei Jahren habe ich hier einen Bericht geschrieben. Auch damals sind wir mit einem Safariboot von Port Ghalib gestartet, jedoch eine andere Tour gefahren. Diesmal ging es in den tiefen Süden – das bedeutete St. Johns Reefs, Rocky Island und dann noch zum Daedalus-Reef, was für mich ganz besonders spannend war, da es das einzige größere Riff im ägyptischen Roten Meer ist, bei dem ich noch nie war.

Aber ich habe ein wenig vorgegriffen. In Wien starteten wir mit einem AirBerlin/Fly Niki Charterbomber und 45 Minuten Verspätung (ein Problem mit den Bildschirmen – das musste behoben werden, denn gerade im Charter will man bitte seine Tom & Jerry Filmchen sehen).
Die meisten Gäste an Bord sind übrigens Badegäste, die in ein Ressort fahren und dort am Pool abhängen und sich bräunen lassen. Aber sie haben dazu gelernt und niemand hat bei der Landung geklatscht.
Marsa Alam ist mir als kleiner Flughafen deutlich lieber als Hurghada, ganz abgesehen davon, dass wir von dort nur 10 Minuten mit dem Bus zur Marina in Port Ghalib hatten. Und unser Gepäck war auch da – das ist nie garantiert und bei einem Tauchurlaub ganz besonders heikel, da man ohne Gepäck auch keine Tauchausrüstung hat.

Unser Schiff war da und unser Tauchguide Talaat empfing uns mit den Worten „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für euch.“

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Bild: Tauchguide Talaat

Die schlechte bestand darin, dass die restlichen Gäste in Stuttgart am Flughafen feststecken würden, weil ihr Flugzeug ein Kerosinleck hätte. Ankunft morgen Nachmittag, hoffentlich. Aber wir würden am nächsten Tag schon zu zwei Tauchgängen hinausfahren und dann nur kurz in den Hafen zurück kommen um die elf Stuttgarter an Bord zu nehmen. Dann sollte es über Nacht direkt in den tiefen Süden gehen, um in der Früh bereits auf Rocky Island tauchen zu können. Also eigentlich sehr gute Aussichten.

Die Golden Dolphin III ist das neueste und schönste Schiff der Flotte. Ich war schon mit der I und mit der II unterwegs und eine Steigerung war ohnehin nur mehr schwer vorstellbar, aber möglich, wie sich zeigte: unser Schiff hatte den Salon samt Küche im Untergeschoss und damit war das Oberdeck für Kabinen frei. Diese bestehen in der modernsten Klasse eigentlich aus Zimmern, mit je eigenem Badezimmer inkl. WC.

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Bild: Eine Kabine

Diese Schiffe sind alle zwischen 38 und 42 Meter lang, haben insgesamt 4 Decks und sind nahezu perfekt für eine Tauchsafari ausgestattet: 2 Dieselmotoren mit je 750 PS (gut für ca. 25 km/, was ziemlich flott ist), zwei große Generatoren, die abwechselnd je 12 Stunden laufen und zwei große Kompressoren, die unsere Tauchflaschen in Windeseile auffüllen können.

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Bild: Golden Dolphin III

Beste Voraussetzungen, vor allem, weil auch die Decks mit viel Vernunft gestaltet sind: Auf Deck Nr. 3 ist das Schattendeck und ganz oben das Sonnendeck für diejenigen, die sich gerne rösten lassen. Und die Küche ist meist auch hervorragend. Wir hatten noch dazu das Glück auf einem Schiff zu sein, das seit vielen Jahren mit dem selben Kapitän und einer fast gleich bleibenden Crew unterwegs ist. Das ist nicht nur stets ein gutes Zeichen, sondern auch deutlich spürbar, weil die Matrosen sehr entspannt sind und alles an Bord reibungslos abläuft.

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Bild: Am Sonnendeck vor Rocky Island

Es gibt zwar noch tollere Schiffe etwa mit einem Whirlpool an Deck und 46 Metern Länge für 26 Taucher, aber eigentlich braucht man das nicht. Jeglicher Luxus über dem unseres Schiffes muss extrem teuer erkauft werden und wird letztlich nicht benützt, da es an Bord eigentlich nur vier Aggregatszustände gibt: tauchen, über das Tauchen reden, essen und schlafen. Und all das ist auf der Golden Dolphin III perfekt möglich, etwa weil auch das Tauchdeck groß und gut strukturiert ist. Alles in allem kann man das Schiff uneingeschränkt weiterempfehlen.

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Bild: Tauchdeck

Ein Holzschiff kostet übrigens 1,5 Mio Euro und wird in Hurghada gebaut, ein gleich großes Stahlschiff (ich bin 2x mit einem gefahren) kostet das Dreifache und hat nur den Vorteil, dass es etwas ruhiger im Wasser liegt. Die Stahlschiffe werden übrigens in Alexandria gebaut.
Die Kalkulation funktioniert übrigens nur, weil die Crew extrem billig ist und der Sprit ebenso. Auf 20 Gäste kommen 10 Mann Crew und wir haben insgesamt ca. 7.000 Liter Diesel verbraucht, davon 1.400 Liter für die Generatoren.
Jedes gute Schiff kommt 1x im Jahr für ein paar Wochen ins Trockendock und wird dort generalüberholt, manchmal etwas umgebaut und läuft dann wieder möglichst ohne Pause ein knappes Jahr. Nur dann können nach ein paar Jahren die Investments einen Return schaffen, als Gast merkt man es übrigens, ob das Trockendock schon länger her ist.

Dann erfuhren wir noch, dass am kommenden Tag unser lieber alter Freund Rudi mit den Deutschen zu uns stoßen würde.

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Bild: Rudi hält eine kleine Ansprache und die Stuttgarter hören dem Nordlicht aus Hamburg zu.

Er ist einer der lustigsten Tauchguides und wir hatten vor ein paar Jahren schon das Vergnügen. Damals war Rudi ein armer Hund: er ließ sich von meinem Bruder und seinen Freunden zu einer Pokerpartie überreden. Dann war er seinen gesamten Wochenlohn los. Als ich ihn ein Jahr später in einem Hafen am Nachbarschiff sah und freudig meinte, mein Bruder würde sich wieder über etwas Gesellschaft beim Pokern freuen, sprang er fast ins Wasser. Jedenfalls konnte er sich aus dieser Verpflichtung lösen indem er uns für den letzten Abend eine Palette Bier organisierte, das uns wie immer auf der Safari ausgegangen war.

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Bild: ein kleinerer Teil der Biervorräte, die diesmal gebunkert wurden. (500 Dosen wurden getrunken, laut Rudi ein Rekord, wenn man die Safaris mit Russen nicht einberechnet)

Port Ghalib ist eine künstlich gebaute Stadt, ähnlich wie El Gouna. Alle Häuser sehen mehr oder weniger gleich aus und man kann sie kaufen – wenn man den dortigen Immobilienfirmen vertraut, die einem die Wohnungen als sensationelle und zukunftssichere Anlageform verkaufen. Und natürlich um hier Urlaub zu machen. Für mich ist das der blanke Horror, denn da stimmt überhaupt nichts: die Häuser sind ganz sicher nicht lange haltbar, das Meer ist ziemlich kaputt und nur die Nähe zum Flughafen alleine macht aus dem Ort noch kein zukunftsträchtiges Investment.
Vielleicht bin ich aber auch nur zu weit weg von dem Denken, das man dazu braucht.
Jedenfalls ist die Marina groß genug für jede Menge Safarischiffe und Tagesboote. Es gibt eine Hafenpromenade und man hat vor Jahren geplant einen Kanal bis zum Flughafen zu graben, so dass die Passagiere direkt auf die Safariboote gehen können. Davon umgesetzt wurde eine eher brackige Lagune, in der man Jetski fahren kann plus eine Menge Brücken, die venezianisch aussehen sollen, letztlich aber ihre Stahlbetonseele nicht verheimlichen können. Es gibt eine Handvoll Lokale, in denen hin und wieder gelangweilte Gäste aus dem benachbarten Hotel herumsitzen, ein paar Souvenirläden, einen kleinen Tauchshop (sicher praktisch, wenn man etwas daheim vergessen hat und sie gerade offen haben) und ein protziges Gebäude mit der Hafenkommandantur. Dort herrscht der Hafenkommandant und er bestimmt wann ein Safariboot auslaufen oder einlaufen darf. Diese Macht bekamen wir auch zu spüren, als wir 15 Minuten warten mussten bevor wir in den Hafen einfahren durften.
Und es gibt eine Schiffstankstelle, die allerdings ziemlich wichtig und praktisch ist.

Rudi hat mir erzählt, dass vor ein paar Jahren die Anzahl der Safaribootlizenzen auf 500 begrenzt wurde, was prinzipiell eine sinnvolle Maßnahme ist, weil erstens das Rote Meer sowieso übertaucht ist und zweitens so die Billiganbieter etwas eingebremst wurden – die haben nämlich auch billige Boote, die dann ev. nicht sehr sicher sind.
Selbstverständlich sind die Lizenzen seitdem sehr gefragt, obwohl vor zwei Jahren mit der politischen Krise eine Entspannung eingetreten ist, die 2013 ihren HÖhepunkt hatte, als das Business mehr oder weniger zum Erliegen kam.
Uns hat das letztes Jahr auch getroffen, wir hatten gebucht und bezahlt und dann wurden die Flüge storniert. Auf dem Meer hätte es zwar keine Terrorgefahr gegeben und in Marsa Alam am Flughafen wahrscheinlich auch nicht, aber wenn kein Flug geht, steht das Business. Das haben einige Anbieter nicht überlebt.
Inzwischen hat sich der Tauchtourismus erholt, ist aber noch immer nicht auf dem früheren Niveau, was für uns natürlich gut war, da wir vor allem im tiefen Süden manchmal alleine am Riff waren. Kein Vergleich mit den 5-15 Safaribooten, die da noch vor drei Jahren überall neben uns gelegen sind. Diesmal war nur rund um Port Ghalib und auf Daedalus viel los.

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Bild: Am Daedalus-Riff, diesmal mit einer Menge anderer Safari-Boote

Rudi schätzt, dass 80% des Tauchtourismus wieder da ist. Für die Riffe ist das keine gute Nachricht, für die Ägypter im Tauchbusiness schon.

Es gibt eigentlich nur eine Handvoll verschiedener Touren:
1.) Die Nordtour – von Hurghada hinüber an die Halbinsel Sinai, meist als Wracktour und im Winter zu kalt.
2.) Brothers, meist in Kombi mit Elphinstone und ein paar kleineren Riffen.
3.) Die Südtour mit vielen Riffen von Hurghada bis südlich von Marsa Alam, manchmal mit Daedalus.
4.) Tiefen Süden mit St. Johns Riffen und Zabargad bzw. Rocky Island.

Alle Touren haben ihren Reiz, der jedoch in den letzten Jahren eindeutig verblasst ist, da die Riffe zunehmend kaputt gegangen sind und auch der Fischbestand kontinuierlich zurück ging, mit einer kleinen Erholung letztes Jahr. Das merkt man an partiellem Fischreichtum, jedoch nur mit kleinen Fischen. Die Riffe hatten nicht genug Zeit sich zu erholen und werden nach wie vor mit Unmengen an Tauchern bombardiert sowie massiv durch Abwässer und sonstigen Dreck vergiftet.
Die unglaubliche Schönheit der Korallenriffe ist für sehr lange Zeit verloren und wenn der Klimawandel weiter geht, dann wird es bald überhaupt keine mehr geben. Sie können einer Vielzahl von Schädigungen, die alle zur gleichen Zeit auftreten, nichts entgegensetzen, weil sie die Zeit zur Regeneration nicht haben. Wir zerstören sie schneller als sie nachwachsen können.

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Bild: Cave Reef an St. Johns

Leider ist der Tauchsport daran nicht unbeteiligt. Die einzigen Menschen, die wirklich von der Schönheit unberührter und noch nicht verdreckter Riffe erzählen könnten (Hans Hass und Jacques-Yves Cousteau) sind inzwischen selbst gestorben. Sie haben miterleben müssen wie der von ihnen selbst erfundene Tauchsport immer schneller zu wuchern begann und letztlich die Riffe verwüstete. Vor 15 Jahren wurde wenigstens das Ankern verboten, sonst gäbe es heute bereits keine Riffe mehr.

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Bild: Zwei Matrosen fahren mit dem Zodiac zum Riff um dort die Leine an fixen Halteleinen zu befestigen, die ins Riff gebohrt wurden.

Wie bitter muss es für die beiden – vor allem für Hans Hass, der ja erst kürzlich gestorben ist – gewesen sein, als sie im Alter den Vergleich zu früher hatten. Hans Hass hat sich vielleicht auch deswegen schon vor vielen Jahren vom Tauchen zurückgezogen. Er hat die Zerstörungen bereits in den 1970er Jahren sehen können.
Wer die Farbenpracht und Vielfalt kennt und das rege Leben an einem (halbwegs) intakten Riff gesehen hat, den macht der Anblick der Riffe heute nur mehr traurig. Ich habe sie im Abstand von je 5 Jahren gesehen: Shaab Claude, St. Johns, Elphinstone und viele andere.
Und ich bin selbst auch ein wenig daran schuld. Ich gehöre zwar nicht zu den Tauchern, die rücksichtslos durchs Riff fräsen, aber unser Schiff verbraucht auch jede Menge Diesel und hat Abgase und lässt Fäkalien ins Meer. Und auch mir passiert es, dass ich – selten, aber doch – von einer Welle gegen eine Koralle gedrückt werde und etwas beschädige.
Ich habe noch immer keine Lösung auf die Frage, ob ich deswegen den von mir geliebten Tauchsport aufgeben sollte. Kann mein grün-politisches Engagement die Schäden etwas kompensieren? Ich weiß es nicht. Ist seltener tauchen eine Lösung? Segelschiffe sind leider nur sehr bedingt geeignet und ohne Flugzeug ist das Rote Meer auch nicht ohne extremen Zeitaufwand zu erreichen. Flugmeilen kompensieren – funktioniert das? Auch da bin ich mir nicht sicher, vor allem, weil das CO2 maximal ein Teil des Problems ist.

Sollte das Öl teurer werden, so würde das alles verändern. Dann wären Tauchreisen auf einmal empfindlich teurer und würden zurück gehen. Aber dann müssten sich auch die vielen Ägypter, die im Tauchbusiness beschäftigt sind, neue Jobs suchen, die es aber dort nicht wirklich gibt. Dattelpalmen, Kamele und ein wenig Fischfang wird die Menschen dort nicht ernähren können.
Sind TaucherInnen generell eher bereit sich für den Schutz der Meere einzusetzen? Auch das kann ich nicht beantworten und ich kenne auch keine Statistik darüber. Auf unserem Schiff gibt es erste Bemühungen etwas für die Umwelt zu tun:
1.) Es gibt keine oder fast keine Plastikflaschen mehr. An mehreren Stellen stehen die bekannten Container mit den Wasserspendern, daneben sind Becher verfügbar, die immer wieder ausgewaschen werden.

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Bild: Das Schattendeck mit Bar und links im Eck der Wasserspender

Allerdings ist das Wasser das berüchtigte „Pure Life“ von Nestlé und somit wieder Teil der Industrie, die unseren Planeten kaputt macht.

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Bild: das in einer Woche verbrauchte Wasser – zum Trinken und Kochen

2.) Sie sammeln den Müll und dieser wird im Hafen von einem LKW abgeholt. Was allerdings dann passiert, weiß ich auch nicht. Ich schätze, dass es irgendwo hinten in der Wüste einfach abgeladen wird. Fetzen von Plastiksackerln sieht man in der Wüste jedenfalls jede Menge.

Bei dieser Art von Urlaub geht es mir nicht nur um das Tauchen, es sind noch einige andere Aspekte beteiligt. Es handelt sich um Ur-laub ohne Uhr. Ich habe selbst keine mit und das Handy drehe ich in Wien ab und erst in Wien wieder auf. Ich habe es nur für Notfälle mit. Die Zeit verändert sich dadurch ein wenig. Da man nach dem Tauchen relativ müde ist und ich immer die Maximalzahl an Tauchgängen mache (bis zu 4 pro Tag), gehe ich früh schlafen, also zwischen 22 und 24 Uhr. Früher geht nicht, denn da bin ich noch nicht müde genug. Am Abend sitzt man noch ein wenig an Deck, trinkt ein Deko-Bier und plaudert über die Taucherlebnisse des Tages. Ich war meist einer der ersten, der sich in die Kabine verzogen hat.

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Bild: Am Abend relaxen an Deck – manche lesen, andere trinken ihr Deko-Bier und plaudern.

Dafür wache ich schon vor dem Gebimmel der Glocke für den Early-Morning-Dive auf. Dann liege ich noch ein wenig im Bett und lasse den Tag langsam beginnen. Um 5.30 ist Wecken und um 6 Uhr (manchmal etwas später) gibt es den ersten Tauchgang. Das ist meistens einer, den alle Taucher mitmachen, auch diejenigen, die am Vorabend mehr als nur ein Bier hatten. Der Grund sind die Haie, die man oft in der Früh am besten zu sehen bekommt.

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Bild: die Schule von 21 Hammerhaien, die wir diesmal bei Daedalus hatten. Fast eine Sensation.

So steuern Müdigkeit, Schiffsglocke und der Sonnenstand den Tagesrhythmus. Dazu kommt noch, dass man an Bord normalerweise nur eine Short trägt und manchmal ein Shirt, vor allem, wenn im Salon noch die Klimaanlage rennt und die Ägypter wieder versucht haben die Luft zu frieren.

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Bild: Relaxen auf dem Schattendeck (hier noch im Hafen)

Ansonsten ist nur die Short angesagt und man geht prinzipiell barfuß. Die Böden werden ständig gereinigt und es ist an Bord generell sehr sauber. So kann man wunderbar ausspannen, und zwar über und unter Wasser. Das Tauchen unterscheidet sich vom Zustand ober Wasser so radikal, dass man unter Wasser alles vergisst, was oben eine Rolle spielt. Wenn man im Roten Meer eine Tauchsafari macht, dann kann man meistens lange unter Wasser bleiben, sofern man genügend Luft hat. Daher schaffe ich manchmal vier Stunden unter Wasser pro Tag. Da verschwinden die Probleme des Lebens doch recht vollständig, zumindest für die Zeit unter Wasser. Aber auch am Schiff ist es deutlich anders als daheim im Büro. Man ist mitten auf dem Meer und legt nur für Tauchgänge an einem Riff oder einer Insel an. Und natürlich in der Nacht, wenn nicht gerade eine Nachtfahrt angesagt ist. Dann kann es bei hohem Wellengang schon ein wenig schaukeln, was mir jedoch nichts ausmacht, weil ich nicht anfällig für Seekrankheit bin, glücklicherweise.

Unter Wasser ist es übrigens nicht still. Man hört ein ständiges Rauschen und Knistern, eine Mischung aus einer Vielzahl von Einzelgeräuschen, etwa wenn Papageienfische Korallen zermalmen. Und man hört natürlich den eigenen Atem und das Blubbern der Luftblasen. Durch die Schwerelosigkeit und das eigene Atmen entsteht oft ein kontemplativer Zustand, der manchmal ins Meditative hinüber gleiten kann.

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Bild: Guido am Riff

Dann ist die Außenwelt weit weg und das ist sehr angenehm. All das hängt natürlich vom Design des Tauchgangs ab, wenn man mit der Strömung an einem Riff entlang gleitet und manchmal alle Hände (eher: Füße) voll zu tun hat, gibt es keine Entspannung. Aber die gemütlichen Flachwassertauchgänge oder auch spezielle Nachttauchgänge sind hier ein besonderes Erlebnis. Am schönsten ist es, wenn man in 10 Metern Tiefe unter dem Boot auf einem Sandboden sitzt, die Tauchlampe ausschaltet und ein paar Minuten einfach da sitzt. Manche machen bei dieser Gelegenheit sogar ein kleines Nickerchen, aber ich finde es am schönsten, wenn man im silbrigen Licht des Mondes einfach die Ruhe genießt, die so eine Szenerie bietet. Zu Ende ist so ein Tauchgang ohnehin früh genug.

Am Boot nervt zumindest nicht die Zivilisationskrankheit Handy. Es gibt am Meer draußen keinen Empfang und manche Zeitgenossen halten das nur sehr schwer aus. Für mich ist es ein Traum, daheim werden sie schon eine Woche ohne mich zurecht kommen, das hat sich bisher immer noch gezeigt.

So ging eine traumhafte Woche zu Ende und ich möchte wiederkommen, sehr gerne sogar.

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Bild: Das Abschiedsfoto, als Talaat laut „Scheiiiiiisssseeeeee“ gerufen hat. Wir hätten aber auch so gelacht.