Der Andi ist nicht mehr

Es ist immer bitter, wenn alte Freunde uns verlassen. Ich habe ihn zwar schon seit einigen Jahren nicht mehr gesehen, aber noch sehr gut in Erinnerung – der lustige, verrückte, freigiebige, begabte Andi, der leider seine Zuflucht im Alkohol suchte.

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BILD 1: Andi bei einem Fest in Klosterneuburg

Von ihm hab ich meinen ersten Roller gekauft und erinnere mich daran, als ob es gestern gewesen wäre. „Der Andi hat sowas herumstehen“ meinte die Michi, nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich einen Roller suche.
Es war tatsächlich so, dass er sich eine Puch Typhoon 125 gekauft hatte und direkt danach die Lust darauf verlor. Also stand der Roller über den Winter 1998/99 herum. Wir machten uns eine Probefahrt aus und ich weiß noch, dass ich von Greifenstein bis fast nach Königstetten fuhr und den Roller dann auf der Stelle gekauft habe.
Ich hatte ihn neun Jahre und er hat mir exzellente Dienste geleistet.

Ich erzähle das nicht nur, weil mich der Roller mit Andi verbindet, sondern auch um ein wenig zu erzählen, wie er so war. In eine wohlhabende Familie hineingewachsen, mit einer vorprogrammierten Karriere im Familienbetrieb, dann aber ausbrechend, nicht der Linie folgend. Seine Begabungen lagen ganz woanders, im kreativen Bereich, in dem er sich dann auch als Filmproduzent Expertise aneignete. Nur Business-Modell konnte er keins daraus machen.

Als Fachmann für die Betriebsübergabe von Familienunternehmen könnte ich die Entwicklung heute noch ganz anders betrachten, damals fiel mir aber schon die familiäre Zerrüttung auf – der Tod der Mutter, die starke Persönlichkeit des Vaters, bei dem es so schien, als wäre er für Andi nie greifbar gewesen. Ich erinnere mich noch sehr gut an den Moment bei Andis Geburtstagsfest, als er darauf wartete, dass sein Vater vorbeikommt.
Der kam dann auch, im riesigen Geländewagen vorgefahren, kurz stehengeblieben, Fenster runter, „Du, alles Gute, ich muss leider gleich weiter“, Fenster wieder rauf, Abfahrt.

Andis Gesicht, verfallend. Der Moment zog sich wie ein Schleier über das Fest, das eigentlich fröhlich hätte sein sollen. So wie Andi eigentlich hätte fröhlich sein sollen und es ja eine Zeit lang auch war:

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BILD 2: Andi bei einem Clubbing in Klosterneuburg

Es begann ein langsamer, aber stetiger Absturz. Man könnte auch sagen, Andi verabschiedete sich von dieser Welt in einer kontinuierlichen Entwicklung, die scheinbar niemand stoppen konnte. Gemeinsame Urlaube mit Freunden (mit Thomy ein paar Wochen Australien und andere) konnten den Verfall nur verzögern.
Andi hatte es nicht leicht mit der Familie, aber die Familie hatte es auch nicht leicht mit ihm. Sie unterstütze ihn, aber scheinbar ging viel von der Unterstützung ins Leere, konnte ihn nur teilweise erreichen.

Der nächste Schritt war der Rückzug aus dem Freundeskreis, aus unserer Greifenstein-Runde. Auch das geschah nicht mit einem Ruck und war daher auch nicht als Einzelereignis spürbar, vergleichbar mit einem lieben Menschen, dessen Veränderung du nur bemerkst, wenn du ihn eine Zeit lang nicht siehst.
Hin uns wieder sah ihn noch jemand von uns, hatte kurz Kontakt. Dann bedauerten wir, dass wir ihn irgendwie verloren hatten.

Jetzt haben wir ihn wirklich verloren. Der letzte Schritt ist immer ein konsequenter. Mach´s gut, lieber Andi.

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