Sie arbeiten ab nächste Woche in Hamburg!

Jobwechsel bedeutet oftmals Ortswechsel

Betreffend die Bereitschaft den Wohnort zu wechseln weil der Arbeitsort gewechselt werden muss, sind die Österreicher im hintersten Feld europaweit zu finden – sagen Untersuchungen.
Ist das nun schlecht oder gut?
Personalberater und HR-Chefs finden das naturgemäß schlecht, sie wünschen sich beliebig verschiebbare Arbeitskräfte ohne jegliche Bindung, die jede Wechselfrequenz akzeptieren, in austauschbaren Wohneinheiten zu leben bereit sind und idealerweise noch jede Menge Sprachen sprechen, hochqualifiziert sind und um wenig Geld arbeiten.
So stellen sich das manche vor, bevor sie aufwachen.
Ich darf diese Damen und Herren sanft aus ihren Träumen holen: Sehr viele Fachkräfte haben die Erfahrung gemacht (oder von anderen entsprechende Erlebnisse geschildert bekommen), dass die Loyalität der Arbeitgeber nicht besonders weit reicht. Man zieht mit Sack und Pack in eine andere Stadt, verkauft unter hohen Verlusten das eigene Haus – und ein Jahr später sperrt die neue Firma zu, strukturiert um, ändert ihre Geschäftspolitik, wird verkauft oder es gibt sonst eine gravierende Änderung. Man wird mit einem höflichen Bedauern verabschiedet und steht vor dem Nichts.
Nicht immer ist es so schlimm, aber was soll uns heute noch dazu bringen, unseren Lebensmittelpunkt aufzugeben, unseren Freundeskreis zu verlassen, unsere gewohnte Umgebung, sämtliche soziale Beziehungen… ein Job? Wir reißen die Kinder aus ihrem Freundeskreis und aus ihrer Schule – für 300 Euro mehr im Monat?
Aufwachen, meine Herren! Die führenden Unternehmen (ich rede hier von den „Hidden Champions“ von Hermann Simon) haben in diesem Punkt schon längst umgedacht und versuchen, vor Ort verankerte Menschen für ihr Unternehmen zu gewinnen. Sie bleiben auch ihren Standorten treu und halten viel davon, dass ihre Mitarbeiter nicht jeden Tag mehrere Stunden im Auto verbringen, sondern in der näheren Umgebung wohnen. Dann kommen sie lieber zur Arbeit, sind leistungsfähiger und ausgeschlafener, ganz zu schweigen davon, dass sie meist ein ausgeglicheneres Privatleben haben.
In Zeiten, in denen Teleworking kein Mirakel mehr darstellt, werden sich die Firmen ändern müssen – die Flexibilität wird auf Seiten der Arbeitgeber gefordert, nicht von Seiten der Mitarbeiter!
Es wird Zeit aufzuhören, die MitarbeiterInnen als frei verfügbare Arbeitsware zu betrachten. Das sind Menschen mit einem Leben jenseits der Firma und sie zunehmend eher bereit sich umschulen zu lassen als umzuziehen. Auch die vielfach propagierte Flexibilität junger Menschen ist nicht sooo toll, wie manche annehmen. Oft kommen sie nach dem einen oder anderen Aufenthalt in USA oder sonstwo zurück und wollen da bleiben – mit durchaus nachvollziehbaren Gründen.
Und das ist gut so!

Ein Gedanke zu „Sie arbeiten ab nächste Woche in Hamburg!

  • 23. Januar 2009 um 13:17 Uhr
    Permalink

    der beitrag dürfte sich auf die umsiedlung des senders sat1 von belin nach münchen beziehen.

    ich finde das auch eine absolute sauerei. klar, kann man leicht sagen, dass keiner der mitarbeiter/innen den arbeitsplatz verlieren wird. bei solchen voraussetzungen muss auch niemand gekündigt werden, die leute werden vielfach von selbst gehen.

    stell dir vor: in drei monaten müsstest du statt in wien in bregenz arbeiten. was machst du? nimmst du eine zweitwohnung und fährst an deinen freien tagen hin und her um deine familie/freunde wenigstens hin und wieder einmal zu sehen?
    so verliert zwar deine frau nicht ihre arbeit und ihren bekannten- und freundeskreis, auch deine kinder können in ihrer schule bleiben, allerdings geht der kontakt zu dir großteils verloren.

    auch müssen zwei wohnsitze erst einmal finanziert werden. wahrscheinlich sogar bei gleichem einkommen. denn wenn du vor ort wohnst kannst du keine trennung kassieren.

    die begründung von prosiebensat.1. media ag, seit gut einem jahr der sbs broadcasting group gehörend, dass „alle ihre sender unter einem dach geführt werden“, ist in zeiten des breitband-internets und globaler vernetzung eigentlich ein witz.

    aber da uns ja von allen seiten ständig erzählt wird, wie schlecht es der wirtschaft geht, wieviel schlechter es heuer noch werden wird, wie viele arbeitslose es heuer mehr geben wird, … können unternehmen machen was sie wollen.
    niemand schiebt einen riegel vor, da sonst gleich mit dem verlust von arbeitsplätzen gedroht wird.

    mich wundert eigentlich nur, dass der sender sich die kosten für den umzug nicht gleich vom staat zahlen lässt.
    banken und autobauer haben die situation ja teilweise schon (aus)genützt und ordentlich zugelangt.

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