Das Bofa Beach Resort stellt sich als nicht ganz so super heraus. Erstens gibt es keinen Beach, man muss über die Straße, durch einen langen Gang zwischen zwei echten Resorts durch und kommt dann ans Meer. Mehr oder weniger ohne Strand, je nach Tidenhub. Die Zelte sind nett und es gibt den kleinen Pool, aber das Ganze Resort zu nennen, ist irgendwie übertrieben.
Im Frühstücksraum läuft ein Fernseher, außer uns gibt es nur ein Pärchen und die Kellnerin, die scheinbar daheim keinen Fernseher hat, weil sie äußerst interessiert zusieht. Weniger interessiert ist sie an unserem Frühstück, das sie eher lustlos herbeischafft.
Ich persönlich hasse Fernsehen zum Frühstück und frage sie, ob sie das leiser oder ganz abdrehen kann. Sie will nicht und daher tut sie so, als ob sie mich nicht versteht. Der Gast ist hier viel, aber sicher nicht König.
Der Toast ist in Ordnung, aber nicht getoastet. Das wiederum finde ich nicht in Ordnung und rufe die Kellnerin, was deren Unmut auslöst, weil ich sie dadurch vom Fernseher weghole. Widerwillig trägt sie meinen Toast in die Küche und bringt ihn mehr oder weniger ungetoastet wieder.
Thomy ist immer noch unrund und will hier nur noch weg. Mich selbst hält auch nicht viel und wir überlegen, wohin wir fahren könnten.
Ein wenig Sorge habe ich wegen der ersten Idee von Thomy, nämlich Diani Beach im Süden von Mombasa. Da gibt es ein Nadelöhr, nämlich die Fähre von Likoni, über die man drüber muss, um zum Flughafen zu kommen. Wir haben einen Flug am Sonntag Nachmittag und wenn wir den versäumen, dann erwischen wir auch den Flug von Nairobi nach Zürich nicht. Das wäre dann eher nicht so gut.
Drei Tage später erfahren wir übrigens von einer Fährenpanne: zwei der drei Likoni-Fähren waren ausgefallen, die Staus endlos und viele Stunden lang ging gar nichts mehr. Das hätte uns auch passieren können.
So suchen wir uns einen Strand nördlich von Mombasa und die Wahl fällt auf Nyali Beach. Eine Bekannte meines Bruders empfiehlt uns das Bahari Beach Hotel und wir nehmen ein Taxi, nachdem wir die Rechnung beglichen haben. Eigentlich hatten wir für drei Tage gebucht, aber unser Auschecken war der Dame an der Rezeption genauso egal wie unser Einchecken.
Das neue Hotel empfängt uns gleich ganz anders. Eine sehr nette Rezeptionistin freut sich sichtlich über unser Erscheinen, wir bekommen sofort ein kaltes, weißes Tuch zum Hände säubern und während des Eincheckvorgangs meldet sich eine Dame, die gerade daneben steht, und stellt sich als Geschäftsführerin vor. Sie heißt Katharina und ist Deutsche. Das stimmt mich zugleich froh (sicher sauber, sicher aufgeräumt) und weniger froh (sicher kein Essen jenseits des Mainstreams, wahrscheinlich leicht geriatrisches Publikum). Ich sollte mit beidem Recht behalten.
Die Zimmer sind zwar wesentlich teurer als im Bofa Beach Resort (hier 70 Euro die Nacht im Einzelzimmer mit Halbpension, dort 45 Euro zu zweit mit Frühstück), aber auch wesentlich besser. Uns geht es aber nicht um die Zimmer, sondern um den Strand und den gibt es hier, wenngleich er bei Flut auch fast zur Gänze verschwindet. Das ist egal, Thomy ist zufrieden und ich denke, dass ich es hier auch gut aushalten kann. Wir haben vorsorglich nur Halbpension genommen und sollten das die kommenden Tage auch nicht bereuen.
Bis wir unsere Zimmer beziehen können dauert es noch eine Weile und wir setzen uns in der Nähe des Pools nieder. Internet funktioniert, es gibt freies W-Lan und wir hängen gleich eine halbe Stunde in Facebook. Schnell ist es nicht, aber es funktioniert und wir sind zufrieden. Im Hintergrund dümpeln ältere Damen mit beachtlichem Leibesumfang im Pool, der sehr sauber wirkt.

Bild 103: Dicke Damen
Hineinspringen ist verboten, Wellen schlagen auch, aber das macht mir nichts aus, mit Swimmingpools kann man mich sowieso jagen, ich halte Chlorwasser nicht aus.
Doch es gibt ja noch das Meer und das ist hier so wie es überall in den Tropen ist: blau und warm.
Das Hotel hat einen direkten Strandzugang und liegt auf einer Klippe, zum Meer geht man über zwei künstlich angelegte Terrassen hinunter, es gibt auf Wunsch schattige Plätze mit Sand und Liegestuhl auf den Terrassen, die man jedoch bitte in der Früh rechtzeitig samt Handtuch buchen soll. Hier merkt man sofort den deutschen Einschlag,
Handtuchplatzreservierungen sind eine Art deutscher Volkssport.

Bild 104: Liegen
Später erfahren wir, dass hier sehr viele deutsche PensionistInnen ihren Winter verbringen, es wimmelt nur so von Stammgästen, allerdings sind wir schon ein wenig spät für dieses Ereignis.
Dann können wir unsere Zimmer beziehen und ich ruhe mich aus. Die letzte Nacht war angenehm und ich konnte lang schlafen, trotzdem bin ich sehr müde. Die letzten Tage und vor allem die anstrengende gestrige Fahrt nach Mombasa fordern ihren Tribut. Da das Hotel für mich sowieso keine wirklich interessanten Aspekte bereit hält und ich mich nicht länger als fünf Minuten an einen Pool setzen kann, bleibe ich halt im Zimmer – nicht die ganze Zeit, aber länger als sonst üblich.
Als es Abend wird meldet sich der Hunger. Wir treffen an der Klippe und der dort befindlichen Bar einen braungebrannten Steirer, der Jahrzehnte in der Schweiz gelebt und gearbeitet hat und daher mit einem witzigen Mischdialekt spricht. Er ist einer der Dauergäste und erzählt einiges über die letzten Abenteuer, die er bis vor ein paar Jahren mit und ohne Fahrrad hier erlebt hat. Wir trinken ein Bier und werden immer hungriger, bis es dann um 19.30 soweit ist.
Der nette Steirer verrät uns noch, dass man zum Abendessen lange Hosen anziehen muss, was uns etwas erstaunt, aber so ist.
Das Essen ist so wie erwartet: Schnitzel und gemischter Salat, Nudeln, Bratkartoffeln, Gemüse, Fisch – alles vom Buffet und in durchaus annehmbarer Qualität. Die dicken Damen schaufeln Mengen in sich hinein, die uns den Mund offen stehen lassen. Sie tun das übrigens auch zu Mittag, denn sie haben alle Vollpension. Der sportliche Teil des Tages besteht dann in Herumdümpeln im Pool – so ist das Leben hier im Hotel und ich weiß, dass mir drei Tage reichen werden.
Danach gibt es Entertainment. Das ist nicht nur in Clubs so, sondern auch hier. Jeden Abend ein anderes Programm, wobei ich mir sicher bin, dass sich das wiederholt. Wer mehrere Monate oder Wochen da ist, wird es sicher auswendig können.
Heute ist eine Akrobatengruppe da und zeigt uns Verrenkungen. Thomy ist glücklich, allerdings nicht wegen der Akrobaten oder der dicken Pensionistinnen, sondern weil er endlich sein Gin Tonic bekommt. Ich folge dem Beispiel und gemeinsam trinken wir das eine oder andere Glas.
Die Vorführung ist bemüht, es interessieren sich aber nur wenige Gäste dafür. Alles ist eher gedämpft, ein braun gebrannter Vokuhila-Typ flirtet mit einer langbeinigen Afrikanerin, die Musik ist auch bemüht und der Kellner bringt weitere Gin Tonics.
Dann geht auch dieser Tag zu Ende, durchaus nicht unangenehm, denn nach dem Safaristress tut ein wenig Entspannung und Nichtstun gut.




















