80-jährige haben den zweiten Weltkrieg nicht mehr miterlebt, 90-jährige können sich noch dunkel daran erinnern, in ca. zehn Jahren wird es keine Zeitzeugen mehr geben. Und doch ist noch einiges vorhanden, das hier einmal aufgezählt werden darf, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Mir hat der WK2 drei meiner vier Großeltern genommen. Sie sind komplett sinnlos gestorben, so wie die anderen 60 Millionen Toten. Warum? Letztlich weil ein paar alte Männer ihren Machtrausch ausleben wollten. Das erinnert mich doch an was – wie ist das heute, was hat sich geändert?
Und was sollten wir tun, damit das nicht wieder passiert?
Um diese Diskussion nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist es notwendig sich daran zu erinnern, was geschehen ist und wie es geschehen konnte.
Der Fokus liegt auf Wien, dessen komplette Zerstörung glücklicherweise verhindert werden konnte. Selbstverständlich gab es auch im restlichen Österreich viel, was heute längst weggeräumt, überbaut, instandgesetzt oder abgerissen wurde.
1.) Schrift, Bild und Ton
Schon vom WK1 gibt es Filme, die auch heute noch ausgestrahlt werden, der WK2 ist umfassend erfasst, samt den Gräueltaten, teilweise sogar schon in Farbe.
Dieser Punkt steht in der Aufzählung nicht ohne Grund an erster Stelle, weil er aus meiner Sicht die größte Auswirkung hat. Einerseits mahnen die Schriftstücke, Ton- und Bilddokumente vor der Schrecklichkeit des Krieges, andererseits dienen sie auch der Rechtfertigung und tw. der Verherrlichung. Es gibt inzwischen leider immer mehr Menschen, die wieder vom Krieg schwärmen und dass einmal wieder ordentlich aufgeräumt werden sollte etc.
2.) Flaktürme
Sie sind unübersehbar, die drei Zwillinge – im 6. Bezirk das Haus des Meeres sowie der Turm in der Stiftskaserne, im zweiten Bezirk im Augarten und im dritten Bezirk die restlichen beiden. Sie werden noch lange herumstehen, Betongiganten, so dunkel wie die Zeit, aus der sie stammen.
3.) Geglättete Gründerzeithäuser
Es gab tausende Bombenschäden, jede Menge komplett zerstörte Häuser und auch solche, die renoviert werden konnten. Weil damals der Fokus auf schnelle Bewohnbarkeit gelegt wurde, mussten die schönen Fassaden daran glauben und wurden einfach gerade heruntergeputzt. Von diesen Häusern gibt es in Wien noch unzählige.
Die inneren Beschädigungen wurden im Laufe der Jahre natürlich auch beseitigt, ich erinnere mich noch gut an das Haus meiner Großeltern in der Zirkusgasse, bei dem der Aufzug aufgrund von Bombenschäden kaputt ging. Ich habe mich immer gefragt, warum er nie instandgesetzt wurde, schließlich wäre er gebraucht worden. Das geschah dann erst, als das Haus verkauft und generalsaniert wurde, ca. 50 Jahre nach Kriegsende.
Die Baulücken, die in meiner Kindheit noch in großer Zahl vorhanden waren, sind inzwischen alle geschlossen.
4.) Mahnmale, Denkmale und Tafeln
Das Russendenkmal am Schwarzenbergplatz ist wahrscheinlich das bekannteste Bauwerk, es gibt aber unzählige andere, in diesem Fall sogar mehr in ländlichen Regionen. Sie weisen meist auf die ermordeten Soldaten hin, die bis heute meistens als „Gefallene“ bezeichnet werden, als ob sie aus Unachtsamkeit hingefallen wären und sich das Genick gebrochen hätten. Als ob es keine Täter gäbe und es sich um einen Unfall handeln würde, wenn jemand erschossen, verbrannt oder zerfetzt wird.
In den meisten Ortschaften finden sich solche Kriegsdenkmäler, oft als Kombi aus WK1 und WK2. In Wien sind sie seltener, hier finden wir vor allem die Messingtafeln am Boden, die an die vertriebenen und in Konzentrationslagern ermordeten jüdischen Menschen erinnern.
5.) Luftschutzkeller
Es gibt sie noch und in manchen findet man heute noch alte Schilder oder aufgemalte Schriftzüge, die Fluchtwege markieren oder ähnliches. Hier sind wir aber bereits bei den versteckten Relikten.
6.) Schützengräben und Bombenkrater im Wienerwald
Auch hier muss man schon genau hinschauen, aber rund um Wien sind die alten Gräben immer noch sichtbar, auch einige Krater sind bis heute nicht zugewachsen oder aufgefüllt.
7.) Waffen
Auch sie sind im öffentlichen Raum nicht sichtbar, es gibt aber unzählige Sammler, die immer noch Waffen aus dem WK2 bei sich daheim haben.
Als Kinder spielten wir in Dornbach (Bezirksteil von Hernals) in dem Waldstück, das an unsere Siedlung angrenzte. Eines Tages fanden wir Waffen und Munition, für uns eine großartige Sache. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir Gewehrpatronen zerlegten und das darin enthaltene Schwarzpulver anzündeten. Irgendwann kamen Eltern der Sache auf die Schliche und dann wurden Profis geholt, die das ganze Zeug fanden und entsorgten. Wir waren uns der Gefährlichkeit nicht wirklich bewusst.
8.) Fliegerbomben
Inzwischen sind sie selten geworden, aber die tausenden Blindgänger sind bis heute ein Problem. Bei einem Fund werden ganze Straßenzüge evakuiert, damit die teilweise noch immer scharfen und somit gefährlichen Bomben entschärft werden können.
ich erinnere mich noch gut an eine Fernsehdoku, in der eine alte Frau gefragt wurde, welche Botschaft sie aus ihrem Leben gerne an die Jugend weitergeben möchte. Sie dachte nach und dann meinte sie „Egal was passiert, Finger weg vom Krieg!“
Leider interessiert das die heutigen Kriegstreiber herzlich wenig. Sie suchen und finden Gründe, um andere Gruppen, Völker, Gesellschaften oder Länder anzugreifen. Es sind immer alte Männer, die junge Männer in den Tod schicken.
Somit ist es das Patriarchat, also die Herrschaft der Väter, die das erst ermöglicht. Es ist höchste Zeit diese zu beenden.