Zero FX – Elektromotorrad light, aber nicht schwach

Vor zwei Jahren durfte ich schon die Zero DS testen. Inzwischen hat sich viel getan in der kalifornischen Motorradschmiede. Die Fahrzeuge sind ausgereift und werden in Serie gebaut.
Der Preis: knapp unter 10.000 Euro, also in etwa so viel wie ein Piaggio MP3 500 Roller. Die Vergleichbarkeit ist jedoch ansonsten gering – die FX wiegt laut Werksangabe knapp 127 kg, der MP3-Roller mehr als das doppelte.

Dopplerhuette

kurve

Die getestete Version hat einen stärkeren Motor und kostet knapp über 12.000 Euro. Dafür bekommt man schon sehr gute Motorräder, aber nichts vergleichbares.
Bleiben wir bei der FX. Sie ist designmäßig inzwischen ziemlich anspruchsvoll und sieht bei weitem nicht aus wie irgendein Elektro-Versuchsmobil, das im Hinterhof zusammengeschustert wurde. Die Qualität wirkt gut, zumindest soweit man das bei einer ersten Begutachtung und Probefahrt sagen kann. Die Bremsen ziehen ausreichend, die hintere ist sogar ein wenig zu scharf, man blockiert fast sofort.

Zero baut verschiedene Modelle. Das ist das leichteste und schwächste. Allerdings muss man hier aufpassen, die Motorleistung entspricht zwischen 40 und 90 km/h etwa einer 750er Enduro, sie zieht erbarmungslos ab, jeder Überholversuch wird zu einer Sekundenangelegenheit: von 0 auf 100 in vier Sekunden. Das war bei der getesteten Zero DS vor zwei Jahren auch schon ähnlich, nur wog diese noch knapp 200 kg und war deutlich voluminöser. Bild: Vorbei am Wienerwaldgasthof Bonka in Oberkirchbach.

bonka

Ein Vergleich darf noch sein: Die KTM Duke 690 hat 70 Nm bei 5.500 U/min, die Zero legt 95 hin, und zwar gleich. Damit es einen nicht sofort abwirft, wird elektronisch über eine Steuereinheit abgeregelt. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei ca. 135 km/h, aber für die Autobahn sollte man sich sowieso was anderes kaufen. Im folgenden Bild sieht man vor allem wie breit der Lenker ist – für meine Begriffe schon an der Grenze des Bequemen:

lenker

Hier wirkt alles leicht und filigran, aber nicht zerbrechlich. Auch die Schalter, das Display und die Plastikteile muten stabil an, es ist ein echtes Motorrad und beschränkt sich auf die notwendigsten Bedienelemente.

mode

Tacho

Am Bedienfeld kann man zwischen „Eco“, „Sport“ und „Custom“ wählen, das sind drei Betriebsmodi. Im ersteren spart man Strom, die Motorleistung ist gering, aber dafür schafft man es bis zur nächsten Steckdose. Es reicht übrigens eine ganz normale und das Kabel hat man auch immer dabei – wenngleich es sonst keinerlei Gepäckraum mehr gibt. Wer was mitnehmen will, wählt den Rucksack.

tankstelle

Im Sportmodus geht die Post ab und im Custom-Modus kann man selbst via Handy und Blue Tooth umschalten und programmieren (das hab ich aber nicht ausprobiert).
Für Geländefahrten ist die FX übrigens definitiv nicht geeignet, vor allem wegen des Antriebsriemens – der würde erstens bald aufsitzen und zweitens hält er keine Steine aus, die sich darunter verfangen könnten.

antrieb

Darüber habe ich mit Herbert Bonka ausführlich diskutiert – er ist im Gegensatz zu mir ein guter Crosser und weiß wovon er spricht:

fachsimpeln

Noch einmal zum Preis: Viele begehen gerne den Fehler nur den Kaufpreis zu sehen und nicht die laufenden Kosten. Die Akkuladung für 100 km kostet knapp über einen Euro, da legt man bei einem normalen Motorrad schon 7x so viel hin. Dazu kommen die geringen Wartungskosten: Das Ding besteht aus einem Rahmen, Sitz, Gabel, Federung, Beleuchtung, Schwinge, Akku, Elektromotor und Steuereinheit. Im folgenden Bild sieht man den Motor, der wie eine Lichtmaschine aussieht und genau genommen auch eine solche ist – nur halt umgepolt:

motor

Dann gibt es noch zwei Räder, eine Bremsanlage und ein paar Verkleidungsteile und das war es auch schon. Die Wartung beschränkt sich auf die Bremsen und hin und wieder die Federung. Sehr viel mehr ist nicht zu tun. Bei einer angenommenen Kilometerleistung von 5.000 pro Jahr erspart man sich im Jahr ca. 800 Euro. Auf fünf Jahre gerechnet sind das 4.000 Euro Ersparnis gegenüber einem benzingetriebenen Motorrad.

groesse

Selbstverständlich hat das auch Nachteile: Man braucht relativ oft eine Lademöglichkeit (in der Stadt fährt sie mindestens 100 km, bei Vollgastouren im Wiener Wald kann auch nach 60 km der Strom zur Neige gehen), und man hat kein Motorgeräusch. Bis auf das Abrollgeräusch der Räder und das Surren der Rekuperation gibt es nur die Windgeräusche des Helms. Wer gerne brüllend und donnernd daher kommt, wird sich so etwas nicht kaufen.

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