Bruce Springsteen und der Donauwalzer

20:05 Uhr – die E-Street-Band betritt die Bühne und einer spielt auf dem Akkordeon den Donauwalzer. Ein würdiger Beginn.

21:00 – der Titel der Süddeutschen Zeitung „gefühlte 3 Stunden Zugabe“ stimmt bisher nicht, die Hälfte der Nummern sind vom neuen Album. Die Sonne ist noch nicht untergegangen und das Stadion rockt gut, aber nicht sehr gut.

21:30 – Springsteen sammelt im Publikum Plakate, auf denen Wunsch-Musiktitel stehen. Er macht das mit Akribie und viel, viel Spaß. Er flirtet mit dem Publikum wie eh und jeh. Dann spielt er „Proud Mary“ (stand auf einem der Plakate) und hat ab diesem Zeitpunkt die Menge im Griff. Ich muss pinkeln, aber nicht jetzt.

22:00 – Ich muss dringend pinkeln, finde aber immer noch keine Nummer, die nicht obergeil wäre, so dass ich meinen Platz verlassen könnte.

22:05 – Nein, es ist nicht in die Hose gegangen und das Konzert entwickelt sich zum absolten Reißer. Bis am letzten Juchee stehen die Leute, klatschen, singen mit und sind bester Laune. Ich habe seit zwei Stunden einen breiten Grinser im Gesicht und weiß, dass sich das noch eine weitere Stunde nicht ändern wird. Ein Mädchen aus dem Publikum hat ein feuerrotes T-Shirt an, auf dem „Jersey Girl“ steht. Bruce grinst mörderbreit und will das Shirt. Sie sträubt sich, die Menge tobt, sie zieht das Shirt aus und hat darunter einen feuerroten BH (den durfte sie anlassen). Bruce hängt sich das Shirt auf den Mikroständer und spielt in fast totaler Dunkelheit die Nummer. Nur das feuerrote Shirt wird beleuchtet. Wenn das geplant war, dann war es gut geplant. Gänsehaut.

22:30 – Die Fakten: Keine Vorgruppe, jede Menge alte Nummern, jung wirkende Musiker, ein tobendes Publikum (wer diesmal behauptet, das Konzert wäre – so wie 2005 – eher schwach, war schlicht und einfach nicht dort bzw. ist taub und blind), eine unbeschreiblich gut gelaunte Band und ein Boss, der rockt ohne Ende. So sieht es aus, wenn professionelle Musiker Spaß an ihrer Arbeit haben. Und es hört sich auch so an.

22:45 – Was sich unten am „Rasen“ bei „Twist And Shout“ abspielt, darf mach sich gerne vorstellen – ich hab es vom 3. Rang aus gesehen. Da Sommer ist, hatte das Meer an hochgestreckten Händen echte Fleischfarbe. Zweite Gänsehaut.

23:00 – Das Konzert ist pünktlich zu Ende. Danke für die sensationell gemischte Setlist (und ganz besonders für „Waiting on a sunny day“). Der Typ, der vor mir rausgeht, hat ein Tour-Shirt von 2009 mit allen Stationen am Rücken, da steht drauf „Vienna, AUS“ – die Amis haben noch viel zu lernen.

In diesem Sinne: Tramps like us – Baby we were born to run!

Hier die Setlist des Wien-Konzerts:

July 5, 2009
Vienna, Austria
Ernst Happel Stadion

Jackson Cage
Badlands
Cover Me
My Lucky Day
Outlaw Pete
Darlington County
Working On A Dream
Seeds
Johnny 99
Darkness On The Edge of Town
Growin‘ Up
Rendezvous
Proud Mary
4th of July, Asbury Park (Sandy)
Because The Night
Waiting On A Sunny Day
The Promised Land
The River
Into The Fire
Lonesome Day
The Rising
Born To Run

Cadillac Ranch
Jersey Girl
Tenth Avenue Freeze-Out
American Land
Bobby Jean
Dancing In The Dark
Twist & Shout

2 Gedanken zu „Bruce Springsteen und der Donauwalzer

  • 6. Juli 2009 um 10:28 Uhr
    Permalink

    Die Akustik im Prateroval war wieder mal ein absoluter Witz und hätten nicht Springsteen und die E-Street Band aufgespielt wäre es nach 10 Minuten zum Heimgehen gewesen.

    Wer dies tatsächlich tat (und ich konnte keinen beobachten) brachte sich um ein wahres Konzerthighlight.
    Bestens aufgelegte Musiker, eine tolle Songauswahl, mit leichten Längen in der Mitte ,wie auch die Schlangen vor der Getränkeausschank und den Toiletten verrieten und eine fulminante letzte Stunde entschädigten für den miesen Sound allemal.

    Auf ein Wiedersehen bei der nächsten Tour, diesmal hoffentlich mit Stehplätzen im Innenraum!

  • 7. Juli 2009 um 20:51 Uhr
    Permalink

    Jau, die Akustik war auf den Rängen ziemlich mies… vielleicht war sie unten, vor der zweiten Reihe Lautsprechertürme, ja besser?
    Unabhängig davon: Genial, den weiten Weg nach Wien wars auf jeden Fall wert. Und ich sag *Thx* für *The River* … aber das haben mir viele gleichgetan. Ich hab ungelogen gefaltete Hände wie in der Heiligen Messe gesehn ;)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert