Ersatzprodukte für ein Ersatzleben

Im heutigen Prospekt des Lebensmitteldiskonters Penny finde ich folgende Produktwerbung:

Cockta.jpg

Bild: Cockta

Ein Schelm, wer glaubt, dass hier Coca Cola imitiert wird! Ganz abgesehen davon, dass „cock“ im Englischen „Schwanz“ (im Sinne von Penis – Übersetzung vom Deutschen ins Deutsche) heißt, was kaufen die Menschen, wenn sie das kaufen? Coca Cola nicht, denn sonst würden sie ja das Originalprodukt kaufen. Sie wollen ein Markenprodukt haben, dafür aber nicht zahlen, daher kaufen sie eines, das die Marke imitiert, ein Ersatzprodukt. Die Botschaft, die sie damit vor sich hertragen, heißt: „Ich kann mir leider kein Original leisten, daher kaufe ich den Ersatz“. Berühmte Beispiele sind die „Beamtenforelle“ (Knackwurst) oder der Sekt, den man kauft, weil Champagner zu teuer ist. In den letzen Jahren wurde auch Sekt teuer, daher erfreut sich Ersatzsekt steigender Beliebtheit (Prosecco, Frizzante und wie sie alle heißen), der Ersatz für den Ersatz sozusagen.
Die Menschen schämen sich für die vor ihnen hergetragene Botschaft – das ist der Grund, warum man nicht so gern zugibt, dass man beim Diskonter kauft und immer brav darauf achtet, dass man beim Betreten nicht gesehen wird. Drinnen Bekannte zu treffen stört nicht, denn man erwischt sich ja sozusagen gegenseitig, leicht verschämtes Grinsen beiderseits bestätigt das.
Möbel aus Pressspanplatten mit Plastikfurnier, wo im Prospekt verschämt „Holzimitat“ geschrieben wird, der Honda CRX statt dem Porsche – allerorts werden Menschen „erzeugt“, die sich im Innersten für ihr Ersatzleben schämen, das sie nach außen durch Ersatzprodukte verkörpern (müssen).
Müssen sie wirklich?
Ist der Trend hin zum Echten eine Utopie?

2 Gedanken zu „Ersatzprodukte für ein Ersatzleben

  • 10. Februar 2009 um 16:34 Uhr
    Permalink

    „Fake“ Duskussion ist immer interessant. Ich muss dich hier aber korigieren.
    Cockta ist keine Fälschung! Cockta ist ein Drink mit dem meine ganze Generation in damaligem Yugoslavien aufgewachsen ist. Und das beste bei Cockta ist – es schmeckt ganz anders, und zwar viel besser als Coca-Cola. Und es ist aus natürlichen Stoffen gemacht (aus Hagebutte). Also in diesem Fall sind die Zielgruppe eher Gesundheitsbewusste Mesnchen, oder die ex-Yugos.
    Und als ex-Yugo kann ich Cockta nur empfehlen :-) A

  • 13. Februar 2009 um 00:31 Uhr
    Permalink

    da muss ich ana recht geben. cockta war in yugoslawien (ich glaube auch in polen), dass was vita cola oder club-cola in der ddr waren.

    heute noch sagen viele ostdeutsche, dass ihnen die beiden eigenmarken besser schmecken als „das original”. das dürfte wohl damit zusammenhängen, dass es – mangels alternative – wohl zu einer geschmacklichen prägung gekommen ist.
    vielleicht spielt auch sowas mit rein wie: „was der bauer nicht kennt, isst, in dem fall trinkt, er nicht”.

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