Halt, Polizei! Im Auftrag der Stenzel!

Heute, 23.30 – Tatort Wien Innere Stadt, Ecke Gonzagagasse/Rudolfsplatz. Ich komme von der Geburtstagsfeier von Yooshan, einem lieben alten Internations-Freund. Der feiert sein Fest im Club Berlin in der Gonzagagasse. Ich habe meinen Roller vor dem Lokal abgestellt (also eigentlich vor dem Aera genau gegenüber) und fahre los. Vorne an der Ecke fette Kelle (dieser rote Penis-Stab, den sie seit einigen Jahren verwenden). Polizei hoch drei.
„Stellen Sie das Fahrzeug bitte hier an der Ecke ab. Fahrzeugkontrolle. Und Lenkerkontrolle“ meint ein junger Polizist, amtshandelnd.

Ich stelle die Honda ab und gebe ihm Führerschein und Zulassung.
„Kennen Sie den Grund der Anhaltung?“
„Nein.“
„Da ist vorne in der Werdertorgasse ein Schild mit einem Geradeausgebot von 21 bis 5 Uhr. Das haben Sie missachtet und sind unerlaubterweise hier durchgefahren.“
„Ähm, kann nicht sein, weil ich schon um 20.30 da war und da vorn in der Gasse geparkt habe.“
„Ah so… (kurze Ratlosigkeit)… dann machen wir einen Alkotest.“
„Gut, aber wir müssen noch ein wenig warten, weil ich habe vor 2 Minuten erst mein Bier ausgetrunken.“ (Ich bin nur mäßig nervös, es waren zwei Krügerl.)
„Nein, den Vortest machen wir gleich. Wenn der positiv ist, dann warten wir und machen dann den echten, großen Test.“
In diesem Moment tritt junger Polizist Nr. 2 auf den Plan, weil junger Polizist Nr. 1 noch eine Zahlungsbestätigung für einen anderen Sünder holen muss. Es gibt viel abzukassieren an dieser Ecke.
„Hier haben Sie das Mundstück“ (drückt es mir in die Hand, ich reisse das Plastik weg, er hält mir den winzigen Vortester hin.)
„Hier fest hineinblasen, ich sage ihnen, wenn es genug ist.“
(Ich donnere alles, was in meinen Lungen ist, in das Gerät, das fast zerplatzt und seltsame Piepsgeräusche von sich gibt, als Zeichen der Resignation. Älterer Polizist Nr. 3 tritt in Erscheinung und belehrt jungen Polizisten Nr. 2)
„Du musst ihm das hinhalten und bitten, dass er langsam und beständig und nicht zu fest in das Gerät bläst.“ (Ich tue wie mir geheißen. Das Gerät piepst diesmal viel ruhiger, gleichmäßiger und irgendwie entspannter. Älterer Polizist ist zufrieden und fragt jungen Polizisten Nr. 2)
„Und was bedeutet das jetzt?“
(Junger Polizist Nr. 2 schaut etwas verwirrt auf das ihm scheinbar unbekannte Gerät.)
„0,1 zeigt das an.“
„Gut, das musst Du mal zwei nehmen, das sind also 0,2 Promille, das ist okay.“
(Junger Polizist setzt die Amtshandlung fort)
„Hat man Ihnen schon 30 Euro angeboten?“
(Ich verkneife mir zu sagen, dass ich das urlieb finde, dass ich von der Polizei jetzt 30 Euro bekomme und mich dafür natürlich herzlich bedanken möchte und auch bei dieser Gelegenheit frage, ob ich noch einmal ordentlich um den Block heizen soll und ob es dafür noch einmal 30 Euro gäbe.)
„Nein, aber ich möchte das mit Ihrem Kollegen fertig besprechen, der hat auch noch meine Papiere.“
„Gut.“
(Junger Polizist Nr. 1 kommt wieder)
„Was hat denn der Vortest ergeben?“
„0,2“
„Dann müssen Sie noch einmal vortesten.“
„Warum denn? Ich habe ja schlechtestenfalls 0,4 wenn man die Anzeige verdoppelt und bin damit drunter.“
„Weil das ab 0,2 Pflicht ist noch einmal zu testen.“
(Älterer, strenger Polizist mischt sich ein.)
„Der Test hat 0,1 ergeben, das ist okay.“
(Es entspinnt sich ein amicales Gespräch mit jungem Polizist Nr. 1, der mir erklärt, dass sie das irgendwie eh blöd finden, aber es gibt hier in dem Abschnitt ein paar wohlhabende und einflussreiche Anrainer und die haben sich beschwert, dass der Verkehrslärm wegen dem Kopfsteinpflaster zu laut wäre und jetzt hätte die Frau Bezirksvorsteherin Stenzel angeordnet, dass durch ein Abbiegeverbot und ein Linksabbiegegebot für die schon durch die Gonzagagasse fahrenden Lenker niemand mehr in der Nacht durch die Gasse fahren darf.
„Aber das ist ja wie ein Lotto-Jackpot für die Polizei.“
(Er stimmt mir zu und meint, da ich dort geparkt habe, dürfe ich ausnahmsweise ohne Strafe weiterfahren. Ich frage noch, was ich denn sonst tun sollte – das Fahrzeug dort bis in der Früh stehen lassen? Nur weil ich kurz vor 21 Uhr dort ordnungsgemäß hineingefahren bin und mich eingeparkt habe, ich Böser ich? Er meint eigentlich schon, aber das würden sie dann doch nicht so eng sehen. Ich biete an, dass ich das nächste Mal die Honda die paar Meter schiebe. Er grinst und wünscht mir eine gute Heimfahrt. Ich wünsche ihm noch einen angenehmen Dienst.)
In mein Abendgebet schließe ich die protektionistische Verbotspartei ÖVP und ganz besonders die Frau Stenzel innigst mit ein.

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