Juhu, neue Werbeservices erwarten uns!

Mir persönlich geht Werbung in erster Linie auf die Nerven. Es gibt für mich zu viel davon, die meiste ist fad gemacht, nicht lustig und nicht interessant und betrifft keine Produkte, die meinen Bedürfnissen entsprechen.
Außerdem will ich mich möglichst selbst entscheiden können, wann und wie ich ein Bedürfnis habe, und das gilt nicht nur für den Stoffwechsel.

Da ich nicht der einzige bin, der negativ auf Werbung reagiert und etwa Lindstrom analysiert hat, dass viele Werbungen tatsächlich abschreckend und somit auch kaufverhindernd wirken, versuchen die Werbefachleute neue Wege zu gehen, die zwar in Wahrheit auch nicht so neu, aber zumindest fokussiert und differenziert sind.

Wie sieht die Idealform für mich aus? Wenn ich ein Bedürfnis nach einem Konsumgegenstand habe, dann möchte ich das für mich ideale Produkt kaufen. Es soll genau meine Anforderungen erfüllen, von hoher Qualität sein, nein, eigentlich von höchster Qualität, und es soll extrem lange halten. Dazu erwarte ich mir einen möglichst guten Preis, d.h. einen, bei dem erkennbar ist, dass der Hersteller nicht in der Qualität gespart hat, für sich selbst jedoch sinnvolle Margen ausgerechnet hat. Das bedeutet, ich will dem Hersteller so viel zahlen, dass er sein Geschäft aufrechterhalten kann und auch in der Zukunft, wenn ich etwas von ihm brauche, mit entsprechendem Service parat steht. Ich will, dass seine MitarbeiterInnen gut ausgebildet sind, so dass sie mir mit Beratung zur Seite stehen. Ich will Freundlichkeit und Schnelligkeit und gute Erreichbarkeit, wenn möglich rund um die Uhr (je nach Branche). Ich will Transparenz über verwendete Inhaltsstoffe bzw. Herstellmethoden, im Idealfall ist der Hersteller Cradle-to-Cradle zertifiziert, was den derzeit höchsten Standard weltweit darstellt.
Der Hersteller soll mit dem Geld, das er durch seine Produkte verdient, junge MitarbeiterInnen ausbilden und beschäftigen können, und zwar solche aus der näheren Umgebung. Er soll ihnen so viel zahlen können, dass sie nicht quer durchs Land pendeln müssen und in ihrer täglichen Arbeit motiviert sind, denn dann sind sie auch freundlich und kompetent zu mir.
Er soll so viel verlangen, dass er eine gute Servicelinie aufrecht erhalten kann, zusätzlich soll er genug Gewinn machen, um die Produkte weiterentwickeln zu können und auch noch genug, damit sich eine umweltgerechte Produktion und Wiederverwertung ausgeht. Ich will ihm so viel zahlen, dass er investieren und sich für die nächste Krise rüsten kann, so dass die Arbeitsplätze nicht gefährdet sind.

Diesen Hersteller will ich schnell finden und über sein Angebot informiert werden. Ich möchte blitzschnell Kontakt aufnehmen und den für mich reizvollen Gegenstand kaufen können. Dann erwarte ich mir entweder eine schnelle Lieferung oder einen Abholstandort, der nicht weit weg ist.

Je nach Konsumwunsch erwarte ich mir eine Auswahl von verschiedenen Herstellern, so dass ich vergleichen kann.
Die Produktinformation wünsche ich mir so, dass sie meinen Bedürfnissen entspricht. Zuerst ein grober Überblick plus der Möglichkeit, Details zu erfahren bzw. zu erfragen.

Was ich hingegen nicht will, ist ein Bombardement mit hochjubelnden Aussagen und Bildern, die mich an jeder Ecke überfallen und einen Angriff auf meine Sinne darstellen. Das ermüdet mich, macht mich aggressiv und veranlasst, dass ich mich wehre und dabei möglicherweise übers Ziel hinausschieße.

Sehen wir uns ein paar der scheinbar neuen Ideen an:

In-Calender Marketing – Marketingfirmen haben auf meinen digitalen Kalender Zugriff und senden mir Werbebotschaften zu der Zeit, in der sie mich am besten perforieren können. Wenn ich in der Früh den Computer aufdrehe, dann poppt eine Werbung auf, die mich fragt, ob ich heute schon am WC war und ob ich nicht mit Hakle feucht wischen möchte, es gäbe gerade ein Angebot bei Supermarkt XY und danach Tschibo Kaffee zum Frühstück!

User generated Advertising – Konsumenten generieren ihre Werbung selbst, man kann etwa online Banner neu arrangieren und eine Werbung umgestalten. Das darf man dann gnädigerweise an alle seine Freunde weitergeben und die können dann auch weitermixen. Idealerweise wird dazu eine Internetplattform wie Facebook verwendet. Die Produkthersteller winken dafür mit kleinen Belohnungen, wahrscheinlich mit Rabatten für ihre eigenen Produkte.

Messaging-Werbung – wenn man Gespräche über VoIP führt, werden immer wieder so genannte „kontextrelevante“ Werbungen eingespielt. Das darf man sich so vorstellen: Man telefoniert gerade mit der Großmutter in der fernen Steiermark und sie fragt, ob man eh gesund ist. In diesem Moment unterbricht ein Werbespot das Gespräch: „Jetzt ganz neu – Vitaminpillen von XY – und Sie werden viel vitaler telefonieren. Gehen Sie noch heute in die Apotheke ums Eck – Mag. YZ erwartet Sie schon mit seinem ganz persönlichen Angebot!“
Um sich diese Dienste zu holen, muss man über einen speziellen Webbrowser telefonieren, der die Gespräche entsprechend analysieren kann. Im Gegenzug dazu darf man kostenfrei telefonieren.

Ortsbezogene Werbung – Je nachdem, wo ich mich befinde, erhalte ich Nachrichten auf mein Handy, z. B. über Sonderangebote in Shops, in deren Nähe ich mich gerade befinde. Man kann sich z. B. bereits jetzt in Deutschland aussuchen, wie viele Werbungen man zum Bombardement zulässt, als Belohnung gibt es Gratis-Telefonierminuten.

Neue TV-Werbung – Während der Sendung bekomme ich eine Liste der Produkte, die dort verwendet werden, und kann sie sofort mittels eines Knopfes auf meiner Fernbedienung kaufen.

Sind Sie auch gerade so begeistert über diese neuen „Services“, die uns in Zukunft angeboten werden? Ich kann es kaum erwarten!

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