Mein Dutzend Gründe für politisches Engagement: 12 – Eigentum

Politik ist die Kunst der Gesellschaft. Menschen leben nur dann friedlich in Gemeinschaften, wenn ihre unterschiedlichen Interessen ausbalanciert werden. Diese Vermittlungstätigkeit nennt man meinem Verständnis nach „Politik“. Sie regelt das Zusammenleben der Menschen.
Ich habe ein Dutzend Gründe gefunden um mich politisch zu engagieren. Heute ist der zwölfte Grund an der Reihe, es geht um das Eigentum.

Almenden haben deutliche längere Haltbarkeit als Staaten, das zumindest zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Auf Englisch heißen sie „Commons“ und bei uns „Gemeingüter“, und gemeint ist immer das Gleiche: Was uns die Natur zum Leben zur Verfügung stellt, soll nicht einzelnen Menschen oder Organisationen gehören, die es anderen vorenthalten können.
Auf der ganzen Welt wurden sie erfunden und funktionieren bis heute gut, die Genossenschaftsmodelle verschiedenster Art. Sie können keinen Staat ersetzen und auch nicht den Markt, aber sie bilden eine dritte wirtschaftliche Organisationsform, die Schwächen der beiden anderen ausgleichen kann.

Ich bleibe zuerst einmal bei der Idee, dass jeder Mensch durch seine Geburt aus und in der Mutter Natur das Recht hat, ihre Ressourcen zu seinem Überleben zu nützen. Dazu gehören vor allem:

Luft
Wasser
Schutz vor Witterungseinflüssen
Grundnahrungsmittel (Getreide, Salz und je nach Kultur Reis, Bohnen, Erdäpfel etc.)

Derzeit gehört fast das gesamte Getreide der Welt einigen wenigen Firmen, die ihrerseits wiederum ausschließlich profitorientiert sind. In den letzten 100 Jahren wurden ca. 75% aller Kulturpflanzen ausgerottet und die Vielfalt dadurch entsprechend dramatisch eingeschränkt. Das rächt sich bei Naturkatastrophen, weil durch die Ausdünnung der Vielfalt keine Resistenz mehr möglich ist.
Monopolisten sind an Vielfalt nicht interessiert, denn diese ist quasi eine natürliche Konkurrenz und schmälert den eigenen Gewinn.
Im Klimawandel garantiert nur die Vielfalt die Ernährung der Menschheit. Monopolbasierte Agrarkonzerne gefährden somit das Überleben unserer Art und sollten daher verboten werden.
Das Argument, dass nur Monokulturen entsprechende Erträge bringen, hat sich als falsch herausgestellt und wird daher von den entsprechenden Lobbys als Lüge verbreitet. Sie bringen vor allem nur bei optimalen Bedingungen gute Erträge und sind somit gerade in Zeiten der Klimaänderung keine Alternative und schon gar keine Lösung.
Nomaden in Afrika besitzen keine Landurkunden und daher wird ihr gemeinschaftlich genutztes Land von korrupten Politikern als Niemandsland betrachtet und an internationale Investoren verkauft. Die bisherigen Landbenutzer werden vertrieben und somit enteignet. Die neuen Besitzer haben übrigens ausnahmslos kein Interesse an der Erhaltung dieses Landes für zukünftige Generationen, sondern einzig und allein an dessen möglichst schneller Ausbeutung. Mit dem erwirtschafteten Geld können sie dann, wenn das ausgebeutete Land kaputt ist, weiterziehen und anderen das Land abkaufen – übrigens in der Regel nicht den Besitzern.
Ich fordere daher: Boden als Basis für die Ernährung der Menschen darf nicht einzelnen Interessensgruppen gehören, die kein Interesse am Überleben der Menschen haben.

Schutz vor Witterungseinflüssen („shelter“) ist auch eine Notwendigkeit für das Überleben, zumindest außerhalb tropischer Regionen. Es braucht kein Menschenrecht auf Luxuswohnungen, keine Frage, aber das unbedingt notwendige Minimum sollte für jeden Menschen zur Verfügung stehen, unabhängig von seinen finanziellen Ressourcen. Das ist auch eine meiner Forderungen.

Wasser ist ein noch dramatischerer Fall. Jeder Mensch braucht es. Seine Kommerzialisierung erachte ich als Verbrechen gegen die Menschheit und bin der Meinung, dass es rechtlich auch so behandelt werden soll. Nestlé als größter Nahrungsmittelkonzern versucht die Privatisierung des Wassers weltweit durchzusetzen. Sie kaufen den örtlichen Verwaltungen bzw. Regierungen die lokalen Quellen ab, füllen das Wasser in Flaschen und verkaufen genau das Wasser, das bisher allen Menschen frei zugänglich war, um viel Geld an eben diese Menschen.
Ich halte auch das für kriminell und fordere: Wasser muss Allgemeingut sein und jeder Mensch muss Zugang zu sauberem Wasser haben, und zwar auf der ganzen Welt.

Luft ist jedoch die heikelste Ressource. Jeder Mensch braucht sie in jeder Sekunde seines Lebens. Einen Menschen gewaltsam zu erdrosseln oder ihn in einen Raum einzusperren, in dem sich keine Luft oder Luft, die man nicht atmen kann, befindet, macht keinen Unterschied.
Luft so zu verschmutzen, dass die Menschen sie nicht mehr atmen können ohne krank zu werden oder zu sterben, halte ich für ein Verbrechen. Das ist vor allem dann entsprechend zu werten, wenn es mit Absicht geschieht, etwa um Profit zu machen.
Ich fordere daher das Recht auf gesunde Luft für alle Menschen.

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