In einer spannenden Fernsehdokumentation („Die vergessenen Affen“) wurde das Leben der letzten Drill-Populationen beschrieben. Die Drills (oder Mandrills) sind Affen, die in Zentralafrika leben und durch die dortige menschliche Überbevölkerung samt dazugehörender Umweltzerstörung vom Aussterben bedroht sind. Sie leben in Gruppen mit jeweils einem stärksten Männchen. Dieses besiegt im Kampf andere Männchen und wird so in der Rangordnung zum Alphatier. Das hat Vorteile, denn durch seine Stärke kann er die Gruppe gegen Außenfeinde verteidigen und zentral Entscheidungen treffen, denen alle zu folgen haben.
Laut Darwin müssen sich die Stärksten gegen die Schwächeren durchsetzen, um die besten Gene in der Gruppe weitergeben zu können. Je rücksichtloser ein Affenmännchen seine Stärke einsetzt, desto mehr Respekt haben die Untergebenen – und je stärker einer ist, desto rücksichtsloser kann er sein.
Nun funktioniert das bei den Drills nicht. In der Dokumentation wurde gezeigt, wie der junge Starke den älteren Führer der Gruppe fast totgebissen hatte, um daraufhin die Macht zu übernehmen. Was könnten die kleinen, schwachen Weibchen schon dagegen haben?
Interessanterweise einiges: Der Kraftprotz wurde von den Weibchen abgelehnt, sie wollten ihn nicht als Führer, da er zwar enorm kräftig, aber überhaupt nicht rücksichtsvoll war. Stärke allein nutzte ihm wenig, er war gezwungen, zu den anderen Mitgliedern der Gruppe „nett“ zu sein – deren Fell zu pflegen, andere nicht grundlos zu verprügeln etc.
Stark ist wichtig und gut, gewinnen kann man aber nur, wenn man neben der Konkurrenz auch die Kooperation lebt. Sollte das für uns Menschen auch gelten können?
Sie arbeiten ab nächste Woche in Hamburg!
Jobwechsel bedeutet oftmals Ortswechsel
Betreffend die Bereitschaft den Wohnort zu wechseln weil der Arbeitsort gewechselt werden muss, sind die Österreicher im hintersten Feld europaweit zu finden – sagen Untersuchungen.
Ist das nun schlecht oder gut?
Personalberater und HR-Chefs finden das naturgemäß schlecht, sie wünschen sich beliebig verschiebbare Arbeitskräfte ohne jegliche Bindung, die jede Wechselfrequenz akzeptieren, in austauschbaren Wohneinheiten zu leben bereit sind und idealerweise noch jede Menge Sprachen sprechen, hochqualifiziert sind und um wenig Geld arbeiten.
So stellen sich das manche vor, bevor sie aufwachen.
Ich darf diese Damen und Herren sanft aus ihren Träumen holen: Sehr viele Fachkräfte haben die Erfahrung gemacht (oder von anderen entsprechende Erlebnisse geschildert bekommen), dass die Loyalität der Arbeitgeber nicht besonders weit reicht. Man zieht mit Sack und Pack in eine andere Stadt, verkauft unter hohen Verlusten das eigene Haus – und ein Jahr später sperrt die neue Firma zu, strukturiert um, ändert ihre Geschäftspolitik, wird verkauft oder es gibt sonst eine gravierende Änderung. Man wird mit einem höflichen Bedauern verabschiedet und steht vor dem Nichts.
Nicht immer ist es so schlimm, aber was soll uns heute noch dazu bringen, unseren Lebensmittelpunkt aufzugeben, unseren Freundeskreis zu verlassen, unsere gewohnte Umgebung, sämtliche soziale Beziehungen… ein Job? Wir reißen die Kinder aus ihrem Freundeskreis und aus ihrer Schule – für 300 Euro mehr im Monat?
Aufwachen, meine Herren! Die führenden Unternehmen (ich rede hier von den „Hidden Champions“ von Hermann Simon) haben in diesem Punkt schon längst umgedacht und versuchen, vor Ort verankerte Menschen für ihr Unternehmen zu gewinnen. Sie bleiben auch ihren Standorten treu und halten viel davon, dass ihre Mitarbeiter nicht jeden Tag mehrere Stunden im Auto verbringen, sondern in der näheren Umgebung wohnen. Dann kommen sie lieber zur Arbeit, sind leistungsfähiger und ausgeschlafener, ganz zu schweigen davon, dass sie meist ein ausgeglicheneres Privatleben haben.
In Zeiten, in denen Teleworking kein Mirakel mehr darstellt, werden sich die Firmen ändern müssen – die Flexibilität wird auf Seiten der Arbeitgeber gefordert, nicht von Seiten der Mitarbeiter!
Es wird Zeit aufzuhören, die MitarbeiterInnen als frei verfügbare Arbeitsware zu betrachten. Das sind Menschen mit einem Leben jenseits der Firma und sie zunehmend eher bereit sich umschulen zu lassen als umzuziehen. Auch die vielfach propagierte Flexibilität junger Menschen ist nicht sooo toll, wie manche annehmen. Oft kommen sie nach dem einen oder anderen Aufenthalt in USA oder sonstwo zurück und wollen da bleiben – mit durchaus nachvollziehbaren Gründen.
Und das ist gut so!
Stieglitz: Wir brauchen Speedbumps!!
Der US-Nationalökonom spricht deutliche Worte
Quelle: „Das Unbehagen im globalisierten Kapitalismus“ – 3Sat-Sendung vom 14. September 2008 (Schweizer Sendung „Sternstunden“) JETZT AKTUELLER DENN JE !!
Der US-Nationalökonom Joseph E. Stieglitz lässt keinen Zweifel, dass liberaler Markt und staatliche Regulierung untrennbar verknüpft sind – oder zumindest sein sollten, wenn wir große Krisen abwenden wollen.
Ein Kern seiner Analyse betrifft die Geschwindigkeit, mit der die Märkte – mehr oder weniger unreguliert – agieren können. Persönliche Gier, verbunden mit der Möglichkeit, in sehr kurzer Zeit sehr große Bewegungen machen zu können, reizt die Menschen, hohe und für sie komplett unkontrollierbare Risiken einzugehen. Gestützt wird dies durch eine falsche Form der Regulierung, bei der die Spekulanten belohnt und die „Bewahrer“ bestraft werden.
Stieglitz plädiert dafür, „Speedbumps“ einzuführen, die Spekulanten nicht der Möglichkeit der Spekulation berauben (diese sei wichtiger Teil eines liberalen Wirtschaftssystems), sondern dort bremsen, wo die Geschwindigkeit unkontrollierbare Folgen verursacht, die letzten Endes immer vom Steuerzahler abgedeckt werden müssen. Das, so Stieglitz, würden Notenbankchefs und andere Menschen im medialen Rampenlicht nicht dazusagen: Bezahlen müssen WIR, nicht diejenigen, die die Krise verursacht haben.
Literatur: Joseph Stieglitz – Die Chancen der Globalisierung
Amerikanismen – einmal anders
Meine Abneigung gegen Amerikanismen und den gerne etwas seltsamen Gebrauch der englischen Sprache ist vielfach bekannt. Es gibt aber auch positive Beispiele (ich will nicht immer nur meckern):
1. Es ist Mitte Jänner, ich fahre im Burgenland zu einem Termin, da kommt mir ein Müllwagen entgegen. Es ist bitterkalt und hinten stehen zwei verwegene Müllmänner auf ihren kleinen Trittbrettern. Ich lese, was auf der Seite des Müllwagens geschrieben steht: „Dreckskerle“.
Eine Recherche im Internet bestätigt die Vermutung: Das ist ihre Marke, die nennen sich so!
Die Dreckskerle stammen von der burgenländischen Firma „Hackl Container“, die in Wulkaprodersdorf beheimatet ist. Innovation und Kreativität können dieser Firma nicht abgesprochen werden, die ja in einer Branche mit eher geringer Reputation tätig ist. Sie tragen ihren Status auf ironische Art vor sich her und wenn sie in zweiter Spur parken, dann kämpft das Lächeln gegen den Ärger.
Ihre neueste Kampagne sieht dann so aus (www.dreckskerle.at):

Bild: Die „Dreckskerle“ aus dem Burgenland
Ein zweites Beispiel ist die „Kehrforce“. Diese witzig-sympathische Anspielung auf Air-Force bewirkt sicher eine kleine Anhebung der Branche und bietet eine ironische Andeutung auf Leistungsfähigkeit, kombiniert mit Selbstsicherheit und Humor. Es handelt sich hier um eine Initiative der Wiener Magistratsabteilung 48, die vielen Autofahrern als „Abschlepptruppe“ bekannt ist und auf der Website folgendermaßen beschrieben wird:
„Kehrforce“ als schnelle Eingreiftruppe. Ab Ende Oktober 2007 hat der Mist in Wien noch weniger Chance. Eine aus rund 30 Fachkräften bestehende schnelle und mobile Eingreiftruppe, die „Kehrforce“, kümmert sich rasch um allfällige Missstände. Im „Normalbetrieb“ wird die „Kehrforce“ bei Schwerpunkt-Aktionen in jedem der 23 Wiener Bezirke aktiv werden. Neben den herkömmlichen Aufgaben der Straßenreinigung wird sich der mobile Einsatztrupp der MA 48 auch um mehr Sauberkeit bei den Altstoffsammelinseln und um den Abtransport von „herrenlosen“ Einkaufswagerln kümmern.“
Na dann: Auf in eine saubere Zukunft!
Manager oder Mitarbeiter – wer gehört gefeuert?
Eine leicht provokante Analyse, passend zur Situation
Wer die Weltwirtschaft in den letzten Jahren aufmerksam beobachtet hat, konnte folgenden Trend feststellen:
Je mehr Verlust ein Unternehmen schreibt, desto mehr MitarbeiterInnen werden gefeuert. So weit, so klar.
Bei genauerem Hinsehen stellt sich oft heraus, dass in der Geschäftsführung Millionen oder gar Milliarden Euro verspekuliert wurden. Gehen müssen dann jedoch immer die MitarbeiterInnen ganz unten, selten bis nie die Manager ganz oben.
Liegen die Verluste an der schlechten Arbeitsleistung der Mitarbeiter? Wohl eher nicht.
Ich plädiere dafür, diesen Trend umzukehren, aufgrund folgender Hypothese: Die Verluste durch verspekuliertes Geld sind höher als die Einsparungsmöglichkeiten durch Entlassungen oder gar die Personalkosten selbst.
Ich behaupte, zwei Faktoren wurden – meiner Ansicht nach unberechtigterweise – zum Mythos erhoben:
1. Finanzielle Probleme entstehen durch Personalkosten
2. Finanzielle Probleme entstehen durch Lagerkosten (dazu ein andermal)
Eine Bereinigung, besser: eine Berichtigung dieser Mythen würde das bewirken, was die Börsen derzeit enorm dringend brauchen: eine Reparatur des Vertrauensverhältnisses der AnlegerInnen zu den Finanzmärkten. Dazu ist es notwendig, Ross und Reiter zu unterscheiden – die Suche sollte bei der Gier der Manager (bewusst nicht gegendert, es sind fast nur Männer) beginnen, nicht bei den MitarbeiterInnen an der Basis. Auch in einem kapitalistischen System sollte der schlampige bis fahrlässige Umgang mit Ressourcen nicht ungestraft möglich sein, ob die nun Kapital, Menschen oder Material heißen.
Die derzeitige Säuberung auf den Finanzmärkten kann nur dann eine positive Veränderung bringen, wenn sie dort sauber macht, wo auch Schmutz vorhanden ist.