Nachdem ich im August und September die 14 Stadtwanderwege gegangen und tw. auch schon gelaufen bin, stand jetzt die nächste Herausforderung am Programm.
Mit kleinen Schildern ist ein Weg rund um Wien gekennzeichnet, den ich ebenfalls sehr empfehlen kann.
Länge: 123 Kilometer
Höhenmeter: 1.727
Etappen: 24
Der Weg verläuft natürlich nicht exakt an der Stadtgrenze, bietet aber doch ein ordentliches Bild dieser Großstadt von und an ihren Rändern. Im Gegensatz zu den Stadtwanderwegen sind die Start- und Endpunkte natürlich immer woanders, was die Benützung der öffentlichen Verkehrsmittel notwendig macht – sofern man nicht mit dem Taxi fahren will.
Bild: Die kleinen Schilder – ein rotes Herz und ein Pfeil.
Das kann mühsam sein, denn zu manchen Etappenabschnitten fahren nur Busse und die haben tw. recht dünne Intervalle, eine halbe Stunde oder manchmal auch eine ganze. Manche der – von der Stadt Wien so vorgesehenen – Etappen sind nur drei Kilometer lang, andere zehn. Sie decken sich teilweise mit den Stadtwanderwegen, aber nicht so, dass der Rundumadum nicht ein durchaus eigenes Erlebnis wäre.
Bild: Der gesamte Rundumadum auf einen Blick. Beim Lainzer Tiergarten kann man gut die zwei verschiedenen Wegvarianten sehen.
Es gibt so etwas wie einen offiziellen Beginn, nämlich in Nussdorf, aber man kann dort beginnen oder aufhören, wo man gerade möchte. Ich habe am Nussdorfer Steg begonnen, also quasi im letzten Kilometer der Etappe Nr. 24, weil das nur ein paar Gehminuten von der U4-Station Heiligenstadt entfernt ist. Für mich ist das die erste Etappe.
Es beginnt locker entlang der Donau bis zum Kahlenbergerdörfl, von dort geht es über den Nasenweg hinauf auf den Leopoldsberg. Das ist zugleich auch das steilste und anstrengendste Stück des gesamten Weges. Laufen kann ich das nicht, nur gehen. Womit wir beim eigentlichen Punkt sind: Ich wollte den Rundumadum laufen. Nicht in einem Stück, wobei auch das machen manche Leute, dafür gibt es sogar einen eigenen Rundumadum-Lauf. Wer das machen will, hier ist die Website: https://www.wien-rundumadum.at
Am 3. November 2023 ist ein Währinger die Strecke in etwas mehr als 16 Stunden gelaufen. Das ist brutal, so viel kann ich jetzt schon sagen. Für mich war das Ziel es in mehreren Etappen zu schaffen und Steilstücke zu gehen. Das hat auch gut funktioniert, ich habe manchmal 2 der offiziellen Etappen auf einmal gemacht und meistens drei. Und ich war an manchen Tagen besser drauf und an anderen schlechter. Es hat auch nicht immer nur Spaß gemacht, wenn die Strecke einen öden Abschnitt hatte und ich eh schon ziemlich fertig war. Es hat sich aber ausgezahlt die Runde zu laufen, das kann ich als Resumé schon verlauten.
Manchmal gibt es zwei Wege, wobei einer davon für Hundebesitzer und -innen ist, weil die normale Route für Hunde gesperrt ist.
Bild: Der Start entlang der Donau, mäßig romantisch, eine sehr lange Gerade
Ich werde hier die Strecke nur teilweise beschreiben, aber mit ein paar ausgewählten Bildern dokumentieren.
Der Nasenweg ist bereits einer der schönsten (und nicht nur anstrengendsten) Teile des Rundumadum. Jede Menge tolle Aussichtspunkte, nicht nur in die Stadt der Donau entlang, sondern auch hinüber zum Nussberg und den zahlreichen Weinbergen.
Bild: Schon recht weit oben am Nasenweg mit Blick auf den Nussberg und die dortigen Weinberge und Buschenschanken
Oben wird es dann relativ flach und geht leicht bergauf-bergab entlang der Stadtwanderwege 1 und 1a hinüber zum Cobenzl. Dort umrundet man den Latisberg und setzt dann den Weg rund um den Hermannskogel Richtung Dreimarkstein fort. Dieser Teil der Tour besteht aus 100% Wienerwald. An vielen Stellen gibt es einen Blick tief hinein in diese riesige grüne Lunge von Wien.
Bild: Zwischen Dreimarkstein und Hameau geht der Blick in den Westen
Der Großteil des Rundumadum besteht aus Asphaltwegen, aber vor allem im Wienerwald, aber auch in der Lobau gibt es fast nur Waldwege, allesamt gut ausgebaut, mit wenigen Ausnahmen, wo es über winzige Wege oder über kleine Brücken geht, oftmals auch nicht wirklich gut ausgeschildert. Die kleinen Schilder sind zwar häufig zu finden, aber nicht immer an der richtigen Stelle aufgehängt. Prinzipiell gibt es immer dann ein Schild, wenn sich die Richtung verändert. Das ist aber nur eine grobe Regel, ohne App wäre ich immer wieder zumindest kurz in die falsche Richtung gelaufen. Das ist nicht wirklich gut gelöst, ein paar Schilder mehr würden sehr helfen.
Bild: Ein typischer Weg im Wienerwald
Meine zweite Etappe führte vom Dreimarkstein bis Hütteldorf, mit Zwischenstation im Schwarzenbergpark, wo man einen Großteil der Allee marschiert und dann hinauf zur Kreuzeichenwiese, hinüber zur Jubiläumswarte, deren Besteigung ich genauso empfehlen kann wie die der Stefaniewarte. Erstere liefert den vielleicht vollständigsten Blick über Wien, von der Westeinfahrt bis zum Bisamberg. Die Stefaniewarte hat – ähnlich wie die Habsburgwarte am Hermannskogel – nur an Wochenenden in der warmen Jahreszeit offen, bei allen lohnt sich der Weg hinauf und dann der Blick hinunter, bei der Stefaniewarte vor allem hinüber ins Weinviertel. Da wird mit einem Blick sichtbar, wie viel Windkraft in den letzten zwanzig Jahren schon ausgebaut wurde.
Bild: Eines meiner super-seltenen „Selfies“
Meine dritte Etappe führte durch den Lainzer Tiergarten. Bis auf ein kurzes Stück, das sich mit dem Stadtwanderweg Nr. 6 deckt, gibt es diese Abschnitte nur beim Rundumadum. Sie sind wunderschön, beinhalten aber auch 2-3 ordentliche Steigungen.
Bild: Hier sieht man eine sehr lange Gerade. Nicht zu sehen ist die Steilheit, es geht so bergauf, dass ich das nicht laufen konnte.
Der letzte Teil dieser Etappe führt bereits am Liesingbach entlang, das war mit 17,6 km meine zweitlängste und hat sich zum Schluss schon ordentlich reingehängt. Und dann kam noch was dazu: Beim Laufen darf man nicht zu warm angezogen sein, beim Rückweg ist man aber verschwitzt und sollte entweder eine gute Windjacke oder Reservegewand mithaben, um sich in der Straßenbahn oder im Bus nicht zu verkühlen. Die Fahrten dauern oft eine Stunde. Ich nehme auch immer 1-2 Wasserflaschen mit, je nach Streckendauer und Witterung. Hin und wieder gibt es auch Brunnen, wie etwa an der Mauer vom Lainzer Tiergarten in der Nähe von Breitenfurt.
Bild: Einer der Brunnen mit dem hervorragenden Wiener Wasser
Ab meiner vierten Etappe wird es dann flach. Es geht sehr lang am Liesingbach entlang, an den riesigen Türmen von Alterlaa vorbei bis fast zum Verteilerkreis Favoriten. Immer wieder kreuzt man Stadtwanderwege oder benützt sie ein Stück lang. Ich kenne sie alle, war aber trotzdem nicht enttäuscht, weil der Rundumadum in Summe doch noch ganz andere Eindrücke erzeugt. Er ist irgendwie uriger, zeigt noch mehr die weniger bekannten Seiten dieser großen Stadt. Ich war in Gegenden, in denen ich noch nie war und in die ich auch sonst niemals kommen würde.
Manche Abschnitte sind auch eher fad, andererseits gehört das halt auch dazu.
Bei der fünften Etappe ging es in den Böhmischen Prater, durch die Löwygrube und dann hinunter nach Simmering bis in den Zentralfriedhof.
Bild: Unterhalb des Böhmischen Praters geht es an Feldern entlang hinunter nach Simmerring. Am Bild ein kalorisches Kraftwerk
Bild: Durch den Zentralfriedhof
Dort war auch ordentlich Stimmung, weil ich ihn zu Allerheiligen gelaufen bin. Während es rund um den Wienerberg noch rauf und runter geht, ist es ab dem Zentralfriedhof für lange Zeit komplett flach. An diesem Tag war es „zaaach“, wie man auf Wienerisch so schön sagt. Der Schluss geht über den unteren Teil der Donauinsel und ich hatte Gegenwind.
Bild: Am Hafen Wien vorbei geht es über die Donau
Am Ende dieser Etappe steht eine kleine Weltreise, die genau genommen gar nicht so lange ist, vorausgesetzt der Bus 92B fährt einem nicht vor der Nase davon. Meistens kann man mit den Bussen gut die Linie U2 erreichen, mit der man dann schnell ins Zentrum kommt. Wer noch keine Jahreskarte besitzt – die vielen Fahrten für den Rundumadum laden dazu ein, sich eine zuzulegen.
Die sechste Etappe geht dann quer durch den Nationalpark Donauauen bzw. durch die Lobau. Das ist ein reizvoller Abschnitt, an dessen Ende man wieder bei einer der zahlreichen Neubausiedlungen ankommt, die in den letzten Jahren in der Donaustadt gebaut wurden. Das ist das wichtigste Stadterneuerungsgebiet und einigermaßen gut mit Bussen versorgt, auch wenn die Intervalle höchst unterschiedlich sind.
Bild: Eines der zahlreichen Gewässer, an denen man vorbeikommt
Ab jetzt wird es eher fad. Die siebente Etappe führte mich rund um die Seestadt Aspern bis nach Süßenbrunn, wo man vom Etappenende noch einen knappen Kilometer bis zum Bahnhof gehen muss, um zur Schnellbahn zu kommen, die dann allerdings in wenigen Minuten bis Floridsdorf fährt.
Bild: Die Gegend ist ländlich, obwohl es Wien ist. Hier gibt es noch echte Landwirtschaft und ehemals kleine Orte im Marchfeld, heute allesamt von Neubausiedlungen umzingelt. Die Stadt erscheint weit weg.
Mir war klar, dass der nächste Abschnitt wieder eine gewisse Herausforderung wird. Ich konnte irgendwie nicht sehr schnell laufen und hatte mir mehr Konditionszuwachs erwartet. Der kam nicht und so musste ich bei jeder Etappe immer wieder kämpfen – gegen die Ödheit mancher Landschaften, gegen den Wind und gegen mich selbst.
Bild: Eine Reihenhaussiedlung in Süssenbrunn. Sie wurde mitten ins Nirgendwo gebaut und ist ohne Auto absolut unerreichbar. Hier sieht man die verfehlte Siedlungspolitik, die es nicht nur im Westjordanland gibt, sondern auch in der Donaustadt. Die Seestadt ist eine löbliche Ausnahme, ansonsten findet man seelenlose Schlafsiedlungen ohne jede Infrastruktur.
Das Wohnen kann dort trotzdem schön sein – je nachdem, welche Ansprüche man hat. Der Rundumadumweg verläuft hier meistens sehr gerade. Meine Durchschnittsgeschwindigkeit hat sich im Laufe der Etappen erhöht, auch weil die ersten sehr bergig waren. Jetzt aber stockt es irgendwie, ich habe manchmal den Eindruck gar nicht voranzukommen. Auf dieser Strecke etwa dachte ich, dass ich noch langsamer sein werde als davor, war aber etwas schneller. Ich konnte auf 10 km/h erhöhen.
Bild: Der Screenshot von bergfex.
Die Gegend ist superflach und man läuft zeitweise mitten durch Felder – auch das ist Wien.
Ein Feldweg in einem noch unbebauten Teil von Wien. Da die Stadt weiterhin rasant wächst, werden dort wohl auch bald Wohnblöcke stehen. Im Hintergrund sieht man schon den Bisamberg
Von Süßenbrunn geht es in der achten Etappe dann durch Gerasdorf bis zum Marchfeldkanal, an dem man länger entlangläuft, und zwar bis Stammersdorf. Dort fahren die Busse echt selten und ich hoffte gleich drei Etappen zu schaffen.
Der Kanal sollte ursprünglich der Schifffahrt dienen, wurde dann aber nie so genützt. Oder vielleicht auch ganz anders – entlanglaufen ist ganz okay.
Hinter Stammersdorf kommt eine kleine Steigung parallel zur Brünnerstraße, die man dann auch überquert und auf den Stadtwanderweg Nr. 5 trifft, dem man bis auf den Bisamberg folgt. Es geht stetig leicht bergauf, durch die Weinberge bis zur letzten echten Steigung des Rundumadum. Die ist dann doch knackig, ich konnte sie nicht laufen, auch weil ich schon viele Kilometer in den Beinen hatte. Oben wird es dann flach und geht schließlich wieder hinunter zur Kellergasse. Weil der Bus dort noch ewig gedauert hätte, bin ich gleich bergab durch eine weitere, sehr nette Kellergasse nach Strebersdorf gelaufen und konnte dort einen Bus erwischen, der mich zur Straßenbahn Richtung Floridsdorf brachte.
Bild: Die längst gelesenen Weinstöcke am Fuße des Bisambergs in der Spätnachmittags-Novembersonne
Der Wein gehört zu Wien und deswegen muss man auch durch die Weinberge wandern bzw. laufen. Ich erwischte dafür einen der letzten schönen Herbsttage und wusste, dass ich den Rundumadum jetzt bald fertig machen müsste. Auf den letzten Etappen wurde es zunehmend kühler, am Ende dieser Strecke war ich echt froh über die Windjacke.
Bild: Am Bisamberg im letzten Sonnenlicht, kurz bevor der steile Teil beginnt.
Die neunte und letzte Etappe war zugleich die kürzeste, weil ich ja schon einen Teil (bis Strebersdorf) davor gelaufen war und die letzte Strecke nur bis zum Nussdorfer Steg und nicht bis Nussdorf laufen musste. Dafür schneite es leicht und ich beschloss, die Sache flott anzugehen. Es ging auch einigermaßen gut, durch Strebersdorf wieder entlang des Marchfeldkanals bis zu seinem Beginn. Auch ein Ort, an dem ich zuvor noch nie war.
Bild: Der Marchfeldkanal mit zwei Schwänen, im Hintergrund schon der Beginn der Alpen mit Leopolds- und Kahlenberg
Bei diesem Abschnitt muss man die Autobahn überqueren und läuft dann entlang des Donauufers bis zu einer Brücke, die auf die Donauinsel führt. Dort dann entlang bis zu einer weiteren Brücke, die wieder hinüber in den 19. Bezirk führt.
Bild: Überquerung der Donauuferautobahn
Irgendwie lief es an dem Tag auch nicht so wie geplant, zumindest was die Geschwindigkeit anging. Gefühltermaßen war ich blitzschnell, de facto aber auch nicht schneller als bei der achten Etappe. Macht aber nichts, ich war echt froh den Rundumadum beendet zu haben. Ein paar Tage später schneite es so heftig, dass das Laufen keinen Spaß mehr gemacht hätte.
Fazit: Sehr empfehlenswert, weil anders als das, was man als Wanderer in und rund um Wien so kennt. Ich habe insgesamt 14 Stunden und 12 Minuten für meine neun Etappen gebraucht. Die Stadt Wien gibt auf wien.gv.at die Gehzeit mit mindestens 31 Stunden an.
Meine Durchschnittsgeschwindigkeit war 9,13 km/h, das ließe sich mit etwas Training auf knapp über 10 steigern. Ich habe das aber nicht vor und war letztlich mit meiner Leistung ganz zufrieden.