So sieht perfekte Täuschung aus: El Gouna soll umweltfreundlich sein

Ich weiß schon, dass medianet von niemandem außer mir gelesen wird, aber die dort veröffentlichten Artikel erscheinen auch anderorts. Heute gibt es einen online-Artikel mit dem Titel „Umweltfreundlichste Stadt in Ägypten“. Ich bin bass erstaunt, als sich herausstellt, dass es sich um El Gouna handelt.

Zur Info: El Gouna ist eine künstlich aus der Wüste herausgestampfte Stadt, so echt und authentisch wie ein Potjemkinsches Dorf. Einer der reichsten Ägypter hat einige Kilometer Küste gekauft und dort eine Stadt angelegt, wo früher ein kleiner alter Fischerhafen war.
Jetzt gibt es dort mehrere Hotels, eine riesige Marina und Privatwohnungen sowie eine gewisse Infrastruktur. Dazu noch einen Golfplatz etc.

Umwelttechnisch eine absolute Katastrophe, weil es gibt dort weder Strom noch Wasser. Letzteres muss mittels riesiger Meerwasser-Entsalzungsanlagen gewonnen werden. Besonderes Low-Light ist hier der Golfplatz, der überhaupt nur funktioniert, weil er mit gentechnisch verändertem Rasen angelegt wurde. Der verträgt salzigeres Wasser als normaler Rasen.
Es sieht pervers aus, mitten in der trockensten Wüste bilden sich die Leute ein, dass sie genau hier Golf spielen müssen.

Aber es sind die vielen verschiedenen Punkte, die in Summe eine unglaubliche Bilanz ergeben. Es werden Unmengen Erdöl verbrannt, um das Wasser sowie den notwendigen Strom aus riesigen Generatoren zu gewinnen.
Nur wenige Kilometer weit haben die G8-Staaten Ägypten einen Windpark geschenkt. Als ich damals vorbei gefahren bin, war dieser halb verfallen. Auf meine Nachfrage fand ich heraus, dass die Ägypter aus Stolz auf ihr Erdöl den Windpark ganz bewusst nicht in Betrieb nehmen. Billig ist sowas übrigens nicht, da waren Dutzende Windräder aufgestellt, bei einigen fehlten schon Rotorblätter…

El Gouna ist generell ein Alptraum. Man hat dort versucht – so wie in anderen ägyptischen künstlich angelegten Küstenstädten – moderne europäisch-amerikanische Verhältnisse zu schaffen. Die Häuser sind aus Stahlbeton in einem pseudo-arabischen Stil, alles wirkt wie aus Plastik, selbst die Palmen, die nur sehr schlecht wachsen.
Alles muss ununterbrochen gegossen werden, die Pflanzen gehören dort überhaupt nicht hin, die Stadt wird sozusagen ständig künstlich beatmet, mit enormem Aufwand. All das gehört dort nicht hin, es ist wie am Mond, wo man alles, was man dort braucht, erst mit großer Anstrengung hinschaffen muss. Die Häuser haben alle Klimaanlagen, weil sie in der völlig falschen Technik gebaut wurden und somit sich nicht selbst regulieren können, wie das die alten Bauwerke in der Gegend sehr wohl konnten und können, wo es sie noch gibt.

Die Marina hat nur einen Vorteil: Segler, die dort vor Anker gehen, um auf Südwind zu warten, damit sie den Golf von Suez hinauf segeln können, dürfen ein paar Tage gratis dort liegen (sofern das nicht geändert wurde) und ersparen sich die horrenden Marina-Gebühren.

Für mich ist das ein Endzeit-Szenario, wenn man gegen die Umwelt kämpft, die völlig falsche Art, sich die Erde untertan zu machen. All das wird ausschließlich durch billiges Erdöl möglich, das in Ägypten massiv staatlich gesponsert ist – quasi im Gegensatz zu unserem Modell.

Diese Städte hängen ständig am Tropf, sie sind allein nicht lebensfähig und zu 100 % auf das Öl angewiesen. Mein Tipp: verwendet das wertvolle Öl für was anderes und lasst diese Städte in Frieden sterben. Sie sollten dort nie sein und werden in Zukunft dort auch nicht mehr sein. In der Wirtschaftskrise haben sie ohnehin das erste Mal gekracht, weil sich die Mieter und Eigentümer ihre teuren Ferienhäuser und Appartements nicht mehr leisten konnten.

El Gouna ist die umweltfeindlichste Stadt Ägyptens, also das genaue Gegenteil von dem, was medianet schreibt.

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