Sustainable World Congress – Eine Rückschau

Letzte Woche Donnerstag und Freitag fand in Schloss Grafenegg bei Krems der Kongress statt, der vom Betreiber des „Save the world-Award“ Georg Kindel ins Leben gerufen und von Debbie Grumberg hervorragend organisiert wurde.

Gleich zu Beginn gab es eine Ansprache des Landeshauptmanns Erwin Pröll und es war wieder sehr erstaunlich, wie pointiert, staatstragend und ausdrucksvoll er sprach – ohne auch nur das Geringste zu sagen. Das war Politiker pur, sein Umweltlandesrat Dr. Stephan Pernkopf tat es ihm wenig später nach, auch hier keine Festlegungen, kein Funke an Selbstkritik oder Ähnliches.
Ich erlaube mir hier generell für Reden anzumerken: Sie gefallen mir nicht, wenn sie 1.) zu tragend-pathetisch sind, 2.) zu allgemein und 3.) ohne jegliche Selbstkritik.

Ganz anders der Einstieg der Nobelpreisträgerin Betty Williams, die ebenfalls einen der Startvorträge hielt und gleich zu Beginn alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufforderte, aufzustehen und den jeweiligen Nachbarn zu umarmen (ein herrliches Bild, wie sie Erwin Pröll innig umarmte, sein leicht gequältes Lächeln…) – gefolgt von ihrem Resümé: „Arms are for hugging, not for killing!“

Der Vortrag von Prof. Kromp-Kolb, einer Klimaforscherin, war sehr interessant, hier ihre zentrale Aussage, die uns alle ein wenig aufrütteln sollte: „Ein Überleben der Menschheit können wir uns im Zuge des notwendigen Wirtschaftswachstums nicht leisten!“

Der Schweizer Biologe Wulf berichtete, dass das Aussterben der Arten 100 bis 1000 Mal schneller vor sich geht als noch vor der Zeit der Menschen. Von 30.000 Reissorten würden heute nur 10 weltweit angebaut – er meint, die zu starke Reduktion der Artenvielfalt aus Gründen des Profits würde uns in Zukunft ernsthafte Probleme bringen, weil nur die Vielfalt eine (von der Natur clever ausgedachte) Möglichkeit der Krisenprävention darstellt.

Dr. Jan Sendzimir, Wissenschafter, berichtete, dass „virtual water“ in Zukunft eine wesentlich größere Rolle spielen werde als bisher – damit ist jenes Wasser gemeint, das tatsächlich zur Herstellung von Ge- und Verbrauchsgütern notwendig ist.
Ein Beispiel: Die Erzeugung eines Hamburgers verbraucht 2.500 Liter, ein T-Shirt 2.000 und ein halber Liter Milch 250 Liter Wasser.
Äußerst interessant seine Ausführungen bezüglich der Re-Kultivierung des Afrikanischen Landes Niger, das direkt an der Sahel-Zone liegt. Dort erholt sich die Natur in erstaunlichem Ausmaß, da man alte Kultivierungs- und Bewässerungsmethoden aus der Zeit vor der französischen Kolonisation wieder aktivieren konnte – mit enormem Erfolg. Bäume wachsen in großer Zahl, der Anbau von Gemüse und Getreide ist wieder möglich sowie Viehzucht – und das alles in einer Gegend, die zunehmend zur Wüste werden sollte…

Robert Slameczka, Vorstandsmitglied von respACT, zeigte uns ein Bild von Schachspielern, grübelnd über ihre Bretter gebeugt, scheinbar nachdenkend. Slameczka: „Das Bild trügt. Kein Schachspieler denkt jemals nach. Die denken alle VOR.“ Sein Appell: Nicht nachdenken, mehr vordenken, und dazwischen ein wenig Umdenken!

Nach einem spannenden Vortrag von Vandana Shiva, der Trägerin des Alternativen NObelpreises, bei dem sie berichtete, wie sie den Agrarmulti Monsanto in die Knie zwingen konnte, kam als Höhepunkt des ersten Tages der tolle Vortrag von Michael Braungart, seines Zeichens Erfinder des Cradle-to-Cradle Systems.
Er zauberte uns pointiert eine tatsächlich neue Sichtweise auf die Frage der Nachhaltigkeit: „Ich halte nichts von Nachhaltigkeit – wenn mich jemals wer fragt, wie die Beziehung zu meiner Frau ist, und ich antworte: nachhaltig! – dann lasse ich mich scheiden!“
Braungart entwirft eine spannende Weltsicht – nicht nur aus seiner Sicht als Chemiker, sondern durchaus gesamtökonomisch und gesamtökologisch gesehen: Aus Abfall werden Rohstoffe, direkt angelehnt an das Vorbild Natur, wo es Abfall in dem Sinn gar nicht gibt. Holland hat diesen Ansatz bereits ins Regierungsprogramm geschrieben und auch in Österreich gibt es eine Anzahl von Betrieben, die modern genug sind und weit genug in die Zukunft zu denken bereit sind, um diese Idee in ihr Denken und Handeln einzubeziehen.
Sein Resümé: Ich will einen MÖGLICHST GROßEN ökologischen Fußabdruck hinterlassen – aber einen NÜTZLICHEN!

Dazu noch abschließend ein Buchtipp: Braungart Michael – „Einfach intelligent produzieren: Cradle to cradle: Die Natur zeigt, wie wir die Dinge besser machen können. Gebrauchsanweisungen für das 21. Jahrhundert“
Mein Kommentar dazu: Dort liegen die Investitionsmöglichkeiten der nächsten Jahre und Jahrzehnte!

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