Uwe Arnold – ein Philosoph ist gegangen

UWE ARNOLD (1936 – 2024)

Im Sommer 2024 ist wieder einer der alten Gruppendynamik-Philosophie-Viererbande (Peter Heintel, Gerhard Schwarz, Ber Pesendorfer, Uwe Arnold) gegangen.
Uwe hat die letzten Jahre zurückgezogen in Klagenfurt gelebt und war leider auch nicht am Begräbnis meines Vaters 2022.

Begonnen hat alles am Institut für Philosophie an der Uni Wien, wo unter der Schirmherrschaft von Erich Heintel junge Philosophen ihre Karriere entwickeln konnten.

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Bild: Gerhard Schwarz und Uwe Arnold 1974

Sie landeten über Traugott Lindner dann auch alle bei der Gruppendynamik und blieben dort, was automatisch in den 1980ern einen Klagenfurt-Konnex eröffnete, da die Gruppendynamik dort an der Uni verankert werden konnte.
So zog es auch Uwe irgendwann dorthin und er wurde Professor am Institut für Philosophie in Klagenfurt.
Als Spin-off entwickelte sich die ÖGGG, die später in ÖGGO (Österreichische Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsberatung) umbenannt wurde. Uwe war dort lange Jahre als Trainer und Ausbildner tätig.
Sein Kern blieb aber immer die Philosophie und dort entwickelte er sich auch zu einem der außergewöhnlichsten Philosophen Österreichs.
Das Besondere an ihm war die Art und Weise, wie er schwierige Inhalte vermitteln konnte. Seine Vorlesungen waren exzellent und sehr beliebt. Ich konnte sie leider nie direkt genießen, glücklicherweise wurden sie aber alle auf Tonband aufgenommen und transkribiert, so dass sie heute verfügbar sind.
Wenn ich etwas Schlaues zu einem Thema von mir geben muss, schaue ich nach, was Uwe dazu gesagt hat. Seine geschichtlichen Herleitungen eröffnen mir heute noch Erkenntnisse, weil sie aus dem üblichen Denken heraustreten und somit andere Blickrichtungen eröffnen.

Uwe war ein besonderer Typ, er stach aus der Menge durch seine wilde Frisur, seine Rollkragenpullis und seine sonore, ausgesprochen markante Stimme hervor – und natürlich durch sein Faible für Tabakwaren. Früher Zigaretten, später dann Pfeife.

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Bild: Uwe Arnold

Sowohl in der Philosophie wie auch in der Gruppendynamik hatte er Autorität und Einfluss.
Unvergessen ist sein Auftritt im „Club 2“. Dort wurde er von einem Teilnehmer mit den Worten „Kennen Sie überhaupt Hegel?“ attackiert.
Seine Antwort: „Nicht persönlich.“

Zudem war er bei vielen Motivforschungsprojekten dabei und auch hier war seine Analyse stets gefragt. Seine Spezialität war die Verbindung von Tiefe und Überblick, was gerade in diesem schwierigen Forschungsgebiet dringend notwendig ist, um die Zusammenhänge auf den verschiedenen Ebenen zu verstehen.

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Bild: Hypothesensitzung im Büro von Gerhard Schwarz, ca. 1983 (von links: Monika Hänslin, Ewald Krainz, Traugott Lindner, Ber Pesendorfer, Uwe Arnold)

So gescheit und eloquent Uwe war, die eine oder andere Kante gab es doch. Eine davon führte leider zum Bruch, als er eine Empfehlung für die Gruppendynamikausbildung zurückzog, die er mir vorher schon gegeben hatte – und zwar weil er sich über jemand anderen geärgert hatte. Auf meine Nachfrage reagierte er unverständlich, was für mich der Anlass (nicht die Ursache) war, die Ausbildung abzubrechen.
Ich verlor dadurch auch den Kontakt zu ihm und fand ihn nicht mehr wieder.

Er wird mir aber als Quelle der Weisheit und Inspiration trotzdem in guter Erinnerung bleiben.

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