Wieder in Afrika – Tag 1

Dieser Reisebericht besteht aus dem Bericht selbst, den dazu gehörigen Fotos sowie kleinen Exkursen über Randthemen.

Tag 1 – die Anreise

Zwei Jahre ohne Ostafrika sind einfach zu viel. Zu lang. Zu schwierig. Ich brauche eine gewisse regelmäßige Dosis dieser „dunkel lockenden Welt“ (so nannte Tania Blixen ihren Roman, der später als „Jenseits von Afrika“ verfilmt wurde und dessen Schauplätze ich gerne besuche).
Nun ist es wieder soweit. Die Helden von heute heißen Thomas, Philipp und Guido, wobei Thomas bereits im Jahr 2000 vom Afrika-Fieber gepackt wurde und diesmal auch schon das sechste Mal mitfährt. Philipp hingegen ist Neuling und entsprechend gespannt auf das, was ihn erwartet.

Exkurs: Die Deppensteuer
Ich zahle immer Deppensteuer. Das ist Geld, das ich aufgrund eigener Blödheit oder weil ich reingelegt werde einfach verpulvere. Weil ich das weiß, habe ich in jedem Reisebudget einen Posten für die Deppensteuer. Ich zahle selten zwei Mal die gleiche, aber die Afrikaner lassen sich immer was Neues einfallen.
Diesmal ist es anders, denn ich zahle sie schon vor Reiseantritt, quasi als Vorschuss. Die erste Summe entsteht durch meinen Schlendrian punkto Reisepass. Ich habe viel Zeit, weil die Gültigkeit noch bis August 2017 reicht und die Reise schon im März ist. Das glaube ich zumindest bis drei Tage vor dem Abflug, denn dann entdecke ich auf der Website des Konsulats den Hinweis, dass der Reisepass noch sechs Monate Gültigkeit haben muss. Dummerweise haben wir den Urlaub wegen Thomys Terminproblemen vom Februar in den März verschoben und so fehlen gerade mal zwei Wochen. Blöd, aber nicht tragisch, denn in der heutigen Zeit ist ein Reisepass blitzschnell ausgestellt.
So die Theorie. Der Blick auf die Website des Passamts belehrt mich eines besseren: Fünf Tage bis eine Woche dauert ein neuer Reisepass, der 80 Euro kostet. Glücklicherweise kann man sich auch einen Express-Reisepass ausstellen lassen, das kostet nur 20 Euro mehr und dann bekommt man ihn in drei Tagen.
Das könnte sich knapp ausgehen, aber eigentlich ist das Risiko zu groß. Glücklicherweise geht es in dringenden Fällen noch schneller, nämlich mit einem 1-Tages-Pass. Den bekommt man schon am nächsten Tag, dafür kostet er sportliche 220 Euro. Das wären dann die ersten 140 Euro Deppensteuer, ganz ohne afrikanische Beteiligung übrigens.
Die Dame am Magistrat ist sehr nett und achtet penibel darauf, dass das Foto genau stimmt und alle Formalitäten zwei Mal überprüft sind, damit ich auch tatsächlich am nächsten Tag den neuen Pass bekomme.
Der wird auch geliefert und zwar von einem speziellen Botendienst, der mittels Handy recht genau terminisierbar ist und an Flexibilität nichts zu wünschen übrig lässt. Kostet ja auch genug.
Die zweite Deppensteuer schmerzt genauso. Als ich die Flüge buche, lasse ich zwecks Vergleich mehrere Masken am Bildschirm offen. Dann kaufe ich den ersten Flug (von Nairobi nach Sansibar) und auch den zweiten (von Sansibar nach Dar Es Salaam). Leider fällt mir nicht rechtzeitig auf, dass ich zwei Mal den gleichen Flug buche, weil ich die falsche Maske erwische. Für drei Personen. Mit Kreditkarte bezahlt, also weg.
Glücklicherweise war es nur der kurze und relativ billige Flug von Sansibar nach Dar Es Salaam, aber weh tut das trotzdem. Macht übrigens 265 Euro Deppensteuer. (Thomy und Philipp sind allerdings so nett und bereit ihre doppelten Flüge selbst zu zahlen).
Die Fluglinie heißt übrigens „Precision Air“ und wird von Insidern „Unprecision Air“ genannt, angeblich aus gutem Grund. Den erfahre ich jetzt auch, denn mehrere Mails an die Fluglinie bringen genau gar keine Antwort.
Ich stehe also noch vor Reiseantritt bei 225 Euro oder mehr und bin gespannt, was noch alles dazu kommt.

Da der Flug mit der Swiss nach Nairobi über Zürich schon um sechs Uhr in der Früh geht, machen wir einen Vorabend-Checkin. Das hat sich bewährt, weil man erstens eine größere Auswahl an Sitzplätzen hat und zweitens in der Früh keinen Stress, da man nur mehr hinfährt, durch die Passkontrolle geht und ins Flugzeug steigt.
Thomy reist aus Klosterneuburg mit einem eigenen Flughafentaxi an, Philipp und ich wählen ein Car2Go, was wegen des schon aufgegebenen Gepäcks eine reizvolle Alternative darstellt.
Das klappt hervorragend und kostet heiße 20 Euro, die wir uns teilen. Am Flughafen gibt es ein eigenes Parkdeck, dessen Schranken die kleinen Smarts automatisch erkennt und durchfahren lässt.

Der Flug nach Zürich ist unspektakulär und dann ist mir auch noch das Sitzplatzglück hold. Ich kann einen Gangsitz ergattern, dessen Nachbarsitz frei bleibt. Ich bin zu groß und auch etwas zu breit für die Sitze in der Holzklasse, die jedes Jahr um gefühlte 2-3 cm enger und schmäler werden. Auf Langstreckenflügen (7 Stunden und 40 Minuten bis Nairobi) ist das ein wichtiges Kriterium, vor allem in der Nacht, wo ich zusammengequetscht und gefaltet und auch sonst komplett geknechtet normalerweise kein Auge zutun kann.
Das Visum holen wir uns bei der Einreise, die ich im Verdacht habe eine afrikanische Aussenstelle der amerikanischen NSA zu sein. Fingerabdrücke, ein eigenes Bild und skeptisch dreinblickende Polizisten lassen bei mir die Frage auftauchen, was zum Henker die mit all unseren Daten machen.
Dann endlich haben wir unser Gepäck und marschieren in die warme, duftende und zirpende ostafrikanische Luft hinaus, um unser vorbestelltes Taxi zu entern. Wie immer stehen geschätzte hundert Typen mit großen Namensschildern herum, doch unsere Namen sind nicht dabei. Ich habe extra zwei Mails an die Reisebürofirma Amicabre Travel geschickt, die zweite bereits mit der Bitte um Antwort bzw. Bestätigung. Ich kenne die Firma schon sehr lange und habe bisher immer gute Erfahrungen gemacht. Erst im Dezember haben sie meinen Bruder abgeholt und da habe ich auch keine Bestätigungsmail erhalte. Also dachte ich, dass das diesmal auch so wäre.
Glücklicherweise stehen ohnehin jede Menge Taxis herum und wir finden eines, das uns um 3.000 Khs nach Lake View bringt, was etwa so weit ist wie von Schwechat nach Neuwaldegg (wer´s kennt).
Das ist um 1.500 Khs weniger als das Taxi von Amicabre Travel gekostet hätte und ich habe langsam den Verdacht, dass ich für die letzten Jahre mein Deppensteuerbudget nachträglich noch aufstocken muss.
Der Umrechnungskurs ist derzeit extrem praktisch, denn 100 Kenia-Schillinge sind 1 Euro und gut 1 Dollar. So lässt es sich leicht rechnen.

Die Fahrt in die Stadt hinein hat für mich immer etwas Magisches, auch wenn sie über eine Art Autobahn führt und nicht sehr romantisch ist. Aber es sind die ersten Meter wieder in einem Land, das ich sehr ins Herz geschlossen habe, die ersten hupenden Autos, das erste Mal nach meist langer Zeit die afrikanische Luft, die so ganz anders ist als die europäische. Und doch ist es jedes Mal anders, weil sich die Stadt sehr schnell verändert, nachdem sie jahrzehntelang eher konstant war. Sie wächst ungeheuer schnell und die Industrieviertel und Gewerbebauten reichen inzwischen bis fast an den Flughafen, während vor ein paar Jahren hier noch da und dort ein Schrottplatz oder ein paar kleine Hütten zu sehen waren. Und es blitzt ständig. Die Blitze kommen von zahlreichen Masten, die über die Straße montiert sind. Auf meine Frage werde ich aufgeklärt, dass es das seit dem Besuch von Obama gibt und dass jeder Blitz ein Foto wäre. Eine Sicherheitsmaßnahme, die aber jetzt außer Betrieb wäre – es würde zwar noch geblitzt, aber dahinter wären keine Server mehr, die alles speichern würden.
Ich habe keine Ahnung ob das so ist, aber es wirkt etwas bedrohlich und verstörend.

Weniger verstörend ist die Aussicht auf einen tollen Urlaub. Weil es vom ersten Tag keine interessanten Bilder gibt, füge ich hier jetzt eines ein, quasi als Vorschuss auf die vielen Bilder der nächsten Tage. Es handelt sich um eine Thompson-Gazelle, die es in ganz Ostafrika gibt und die sich dadurch auszeichnet, dass sie besonders flink ist. Und sie schmeckt gut, zumindest Geparden, die sie gerne jagen. Davon wird später noch zu lesen sein.

thompson.jpg

Bild: Thompson-Gazelle

Wir kommen gut voran, der übliche Stau ist nicht vorhanden, was einerseits an der Zeit liegt (Samstag Abend) und andererseits an der großen Ringautobahn, die jetzt fast schon ganz Nairobi umfasst, gerade mal im Nordwesten fehlen noch einige Kilometer, die aber schon in Bau sind. So wird der enorme Schwerverkehr umgeleitet, der von Mombasa kommt, Richtung Uganda weiter geht und früher komplett durch die Stadt fahren musste. Die Staus waren legendär und zum Teil sind sie das heute noch, da das Straßennetz in den 1960er und 70er Jahren angelegt wurde und auf 1/10 des heutigen Verkehrs ausgelegt ist.

Nach nur 45 Minuten sind wir in Lake View und beziehen zwei Apartments in den „Lake View Studios“. Irgendwie ist noch Durst übrig und so entern wir den bereit stehenden Toyota und fahren nach Westlands, um uns dort das eine oder andere Gin Tonic zu gönnen. Davor finden wir noch ein indisches Restaurant, das punkto Küche okay ist, als einzige Gäste vermissen wir aber doch ein wenig Flair.

Der erste Tag war anstrengend und geht hiermit zu Ende.

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