10 Tage Optimismus – Tag 6: OLPC, der Kindercomputer

10 Tage Optimismus. In den Nachrichten nur Negatives und auch mein Blick ist schon zu sehr auf den Mangel gerichtet. Daher 10 Tage lang je ein Beispiel für was Positives auf dieser Welt.

Tag 6: Es ist eines der schönsten Projekte, die es wohl weltweit derzeit gibt: OLPC – One Laptop Per Child. Der Erfinder ist Nicholas Negroponte, schon seit vielen Jahren für positive Überraschungen und weltweiten Einsatz für den Fortschritt bekannt. Er hat dieses Riesenprojekt für die Kinder dieser Welt ins Leben gerufen. Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass es kein afrikanisches Projekt ist, sondern weltweit läuft, etwa auch in Lima, Peru.
Das Ziel: Jedes Kind dieser Welt soll einen Laptop bekommen, denn Bildung ist unsere Zukunft und am MIT (Massachusets Institut for Technology) hat man bereits Ende der 1960er Jahre herausgefunden, dass der richtige Einsatz von Computern dem Lernen einen Turbo gibt und Kindern eine tolle Zukunftschance eröffnet.

Diese Laptops sind speziell konstruiert: man kann sie durch Kurbeldrehungen unabhängig von Stromquellen betreiben, sie werden durch kleine Antennen miteinander vernetzt und haben natürlich auch die Möglichkeit des Internetzugangs. Sie haben eine kleine Kamera, sind sehr robust und die Einzelteile können leicht ausgetauscht werden. Sie sollen nur 100 Dollar pro Stück kosten (derzeit sind es noch knapp 200) und sind ausschließlich für Kinder, jeglicher Handel sowie Profitmacherei damit ist verboten. Sugar, die Software des XO-Laptops ist extrem innovativ und erfindet die Benutzeroberfläche für Kinder komplett neu. (Informationsquelle: www.olpcaustria.org)

Weil ich das für sehr clever halte, möchte ich es ausführlicher darstellen:
• Sugar vereinfacht das Freigeben von Information und die Zusammenarbeit: Kinder können z. B. ganz einfach Dokumente zusammen schreiben oder gemeinsam musizieren
• Es gibt keine Dateien, Ordner oder Applikationen: Alles, was man macht ist eine Aktivität und das inkludiert sowohl die Applikation als auch die Daten. Man kann eine Aktivität jederzeit wieder aufnehmen.
• Man kann keine Daten verlieren: Alles wird automatisch gespeichert und als Backup gesichert.
• Man benutzt ein Journal, um auf Daten zuzugreifen: Ein Tagebuch mit allem, was man gemacht hat.
• Alles ist Open Source Software: Man kann sogar den Python-Sourcecode der aktuellen Aktivität bearbeiten.

Der Laptop wird außerdem mit einer ganzen Reihe von interessanten und wertvollen Unterrichtstools und Lernspielen ausgeliefert. Sugar ist auch für andere Hardware-Plattformen verfügbar und hat das Potential, digitale Bildung für Kinder grundlegend zu verändern. Die Entwicklung von Sugar wird derzeit von den Sugar Labs vorangetrieben.

Der OLPC XO wurde speziell für Kinder in Unterrichtssituationen und schwierigen Umweltbedingungen entwickelt. Er hat viele einzigartige Eigenschaften und Funktionen, die man sich üblicherweise nicht von einem Laptop erwarten würde:
• Sein Bildschirm ist immer perfekt lesbar, sowohl in vollen Sonnenlicht als auch in völliger Finsternis;
• Man kann das extrabreite Trackpad wie ein Grafiktablett mit Stift verwenden;
• Seine Antennen haben einen riesigen Empfangsradius von bis zu 1,5 Kilometern;
• Die Laptops bauen automatisch ein Mesh-Netzwerk auf, das Internet-Zugang ohne teures WLAN-Equipment oder Konfiguration weiterleitet;
• Eine Akkuladung hält bis zu 10 Stunden;
• Der Akku kann mit einem String Generator von Hand aufgeladen werden;
• Das Gehäuse is versiegelt gegen Regen und Staub;
• Der Rahmen ist verstärkt und überlebt einen Sturz vom Tisch ohne Probleme;
• Der Laptop übersteht extreme Temperaturunterschiede;
• Die Festplatte wurde durch robusteren Flash-Speicher ersetzt;
• Der Bildschirm kann in einen EBook-Modus gedreht und der Bildschirminhalt kann in 90°-Schritten rotiert werden;
• Der Laptop hat eine eingebaute Kamera und ein Mikrofon zum Fotografieren und Videochatten.

Dieses Projekt hat einen zentralen Stützpunkt in jedem Kontinent und in Afrika ist das Kigali/Ruanda. Das ehrgeizige Ziel von Nicholas Negroponte und seinem Team ist es, jedes Kind dieser Welt, das unter mangelnder Bildung leidet, mit einem solchen Laptop zu versorgen, das sind etwa 500 Millionen Kinder.
Kommen wir nun zur Rolle der Afrikaner: Präsident Paul Kagame steht persönlich hinter diesem Projekt und es werden 20% des jährlichen Bildungshaushalts von Ruanda in dieses Projekt gesteckt. Auch oder gerade weil Ruanda nur ein sehr niedriges Bildungsbudget hat, ist dies so erstaunlich. Die Afrikaner nehmen das Projekt sehr ernst und haben auch die notwendigen Rechte und Kompetenzen, um es auf ihre Art und Weise umzusetzen. So werden etwa nur diejenigen Bildungsinhalte auf den Laptop programmiert, die vom Bildungsministerium in Ruanda kommen und nicht solche aus USA (von dort stammt das Projekt von Negroponte ursprünglich, inzwischen gibt es sogar eine österreichische Dependance). Ruanda hat inzwischen 100.000 Stück bestellt.
Das Beispiel zeigt, wie man auch in Afrika („bei den Wilden“) mit modernen Entwicklungen sorgsam umgeht und eine verantwortungsvolle Entwicklung anstrebt und auch umsetzt. Stellen wir uns einmal vor, wie vernetzt die Welt in Zukunft sein kann, wenn so viele Kinder weltweit gelernt haben, mit diesem Computer richtig umzugehen. Wir dürfen davon ausgehen, dass sie zumindest eine Sprache gemeinsam sprechen werden („Computerisch“). Die Chancen, die daraus entstehen können, sind noch gar nicht vorstellbar und Nicholas Negroponte samt seinem Team gebührt fürwahr der Titel von Visionären.

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