Autos als Zeitbombe

Das folgende Bild zeigt einen Blick aus meinem Fenster, der sich jedes Jahr wiederholt:

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Bild: Verschneite Autos

Wenn es schneit, dann kann man gut erkennen, welche Autos gebraucht werden und welche die Menschen nur haben um sie zu haben bzw. weil der Nachbar auch eins hat bzw. weil man über Jahrzehnte gelernt hat: Nur wer ein eigenes Auto hat, ist ein Mensch.
Wenn es über längere Zeit kalt bleibt und der Schnee nicht wegtaut, dann bleibt ca. die Hälfte aller Autos unbenützt stehen. An einem schönen Sommersonntag hingegen sieht es in meiner Gasse aus wie in einem Science-Fiction Film: alles autofrei, fast gespenstisch. Dann fahren die Leute ins Grüne, zum Schnitzerl essen oder sonstwohin.

Warum rede ich von einer Zeitbombe? Angenommen es kommt irgendwann wieder ein kleines Kriserl daher oder es geschieht das völlig Unmögliche und Undenkbare und der Benzinpreis steigt. Irgendwo ist eine Schwelle, über der die Menschen das loswerden wollen, was viel Geld kostet und eigentlich überhaupt nicht gebraucht wird. Das wird lange dauern, denn Autos sind bei uns heiliger als die Kühe in Indien, sie haben durchaus Fetisch-Status, sind Ausdruck von Männlichkeit und sozialem Status, Uterus-Ersatz und noch vieles mehr (das ist alles bestens erforscht). Aber irgendwann werden die Leute beginnen, ihre Zweitautos zu verkaufen und es werden innerhalb weniger Monate zigtausend Autos auf den Gebrauchtwagenmarkt drängen. Dann wird es lustig, denn das bedeutet einen kompletten Zusammenbruch des Marktes, mit anderen Worten: der Kübel ist nichts mehr wert, auch wenn man dafür noch vor kurzer Zeit sein letztes Hemd hergegeben hat.

Das wird möglicherweise ein gesellschaftlicher und natürlich wirtschaftlicher Treiber sein, der nicht zu unterschätzen ist. Dann wird es notwendig sein, den Begriff Mobilität mit neuen Werten zu versehen, die dann zeitgerechter sein müssen als die jetzigen Werte.

Das wird eine spannende Zeit mit steigender Volksgesundheit (mehr Radfahrer, so wie schon an vielen Plätzen in Europa), mehr Elektro-Roller und auf einmal wird man erkennen, dass es auch anders geht („Wie haben es unsere Eltern geschafft zu leben – mit Kindern und ohne Mini-Van? Das geht doch gar nicht, wie soll ich denn ohne…“).

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