Der Herr Naderer

Wer erinnert sich noch an den Kaisermühlen-Blues? Die beliebte und sehr wienerische Fernsehserie aus den 1990er-Jahren hatte nicht nur die zwei schrulligen Bezirksräte „Schoitl“ und „Gneisser“ zu bieten, sondern auch den Herrn Naderer, einen alten, weißbärtigen Mann, der immer, absolut immer grantig war.
Gespielt wurde die Figur von Ernst Hinterberger himself, dem Autor und Produzent der Serie. Er gab dem Herrn Naderer ganz bewusst die Note des mieselsüchtigen Typen, der absolut niemals etwas Gutes oder Positives zu melden hatte. Sein gesamter Blick auf die Welt war ein negativer und deswegen wurde er auch immer wieder von der resoluten Trafikantin Gitti Schimek (gespielt von Marianne Mendt) zurechtgewiesen.

Zurechtweisungen gibt es für die Naderers unserer Zeit gerade fast keine. Sie tauchen in großer Zahl auf und ihre beliebteste Spielwiese ist das Internet, ganz besonders Facebook und die Kommentarspalten der Online-Zeitungen.

Ich möchte versuchen, diesen Typus noch ein wenig besser zu fassen und erinnere mich an eine Nummer der Toten Hosen aus den späten 1980ern, genauer von der LP „Ein kleines bisschen Horrorschau“. Sie heißt „35 Jahre lang“ und handelt von einem Mann, der den Großteil seines Lebens in einer Fabrik Haken für Duschvorhänge erzeugt hat.
Blicken wir kurz in diese Nummer:

„Er sitzt den ganzen Tag am Fenster
mit einem Kissen unterm Arm,
ist ein Fahrrad auf dem Gehsteig,
ist ein Wagen falsch geparkt,
er ist allzeit bereit und schlägt Alarm.

Vor einem Jahr ging er in Rente
jetzt weiß er nicht wie´s weitergeht,
sein Wellensittich ist der letzte
der hin und wieder mit ihm spricht,
wenn er allein vor seiner Fototapete sitzt.“

Der Vernaderer ist der kleine Bruder des Denunzianten. Er bekommt zwar keine 30 Silberlinge, dafür aber einen Lohn der anderen Art, nämlich soziale Anerkennung.
Derzeit in der Corona-Krise gibt es für diese Typen sogar ganz besonders viel soziale Anerkennung, denn sie tun scheinbar etwas, das der Gesellschaft dient. Wenn sich alle Menschen an die Regeln halten, kann die Krise schneller überwunden werden, heißt es.
Der Vernaderer meldet abweichendes Verhalten, das er beobachtet. Er meldet es entweder der Autorität (Polizei, Verwaltung etc.) oder der Öffentlichkeit, wie etwa der in den sozialen Medien.
Er ist der Hüter der Norm, der Wächter des von der Obrigkeit erwünschten Verhaltens. Seinen mangelnden Mut kann man gut daran erkennen, dass er sich dann vor allem dann hervorwagt, wenn er sich in Gesellschaft Gleichgesinnter wähnt, also für sein Verhalten Bestätigung bekommt.

Die Vernaderten werden als asoziale Täter dargestellt, die man zu Recht bloßzustellen hat. Sie schaden mit ihrem Verhalten einer Allgemeinheit, die als eine zu Schützende konstruiert wird.
Ein Beispiel: In Klosterneuburg ist ein Motorradfahrer gestürzt. Darüber gibt es eine kurze Meldung der Polizei, die von eifrigen LeserInnen sofort auf Facebook gestellt wird, quasi Ausgangsmaterial für die ersehnte Entrüstung.
Dem Motorradfahrer wird vorgeworfen, dass er zu schnell war. Auf die Entgegnung, dass dies reine Spekulation sei, entgegnet die Behaupterin, dass sie in der Nähe wohnt und daher weiß, dass die Motorradfahrer dort immer aufgrund zu hoher Geschwindigkeit stürzen.
Das ist bei genauer Betrachtung Nonsens, denn das kann sie weder sehen noch wissen. Es gibt viele Gründe weshalb man stürzen kann: ein Ölfleck, Rollsplit, eine Reifenpanne, ein Motorschaden (Kolbenreiber), eine Nötigung etc.
Gespickt wird nun mit der Behauptung, dass es sich um einen „Ausflug“ gehandelt hätte. Auch das wird einfach hingeschrieben, obwohl es reine Spekulation ist. Der Zweck der Fahrt könnte auch ein Pflegedienst sein oder ein Einkauf. Oder sonst irgend etwas, von dem wir nichts wissen.

Wenn man die Behauptung als haltlos aufdeckt, wird man sofort attackiert, meist von mehreren Vernaderern. Sie sind nur im Kollektiv stark, sobald sich eine Mehrheit gegen sie wendet, verschwinden sie dort, wo sie hergekommen sind. Meist gibt es noch ein Rückzugsgeheule.
Sie sind nicht an Fakten interessiert, die gegen ihre Ansichten, Wünsche oder Behauptungen sind. Diese werden entweder ignoriert oder als unwahr eingestuft.

Um dieses Phänomen irgendwie fassen zu können, müssen wir zwei Ebenen trennen: Die individuelle und die gruppendynamische.

Auf der individuellen Ebene geht es um die Person, die Persönlichkeit, wenn man so will, um den Charakter.
Freude empfindet der Vernaderer nur, wenn andere leiden, sich kränken, einen erkennbaren Schaden haben, bestraft oder in ihrer Freiheit eingeschränkt werden, es ihnen zumindest irgendwie schlecht geht.
Das freut den Vernaderer, er drückt Genugtuung aus und sieht sich in seinem Tun bestärkt. „Die Hexe muss brennen“ ist sein Leitspruch, wobei das Wort „brennen“ heute wieder sehr gut passt und ein Ausdruck für „zahlen“ ist. Die genaue Bedeutung von „brennen“ ist immer eine unfreiwillige bzw. zu hohe Zahlung, also immer eine Art Bestrafung.

Wenn wir etwas tiefer in die Seele des Vernaderers blicken, finden wir dort einen einsamen Menschen – der allein vor seiner Fototapete sitzt, die für die Träume steht, die er sich nie erfüllen konnte bzw. deren Erfüllung schon so lange her ist, dass sie nicht mehr gilt.
Die Nähe, die er durch das Vernadern erhält, ist die Zugehörigkeit zur Gruppe der Vernaderer. Dort wird er für sein Tun gefeiert und erhält dadurch sozialen Lohn.
Wenn jemand durch sein Vernadern leidet oder bestraft wird, so kann er sich das auf seine Kappe heften. Er war es, der in anderen Menschen etwas ausgelöst hat. Das Motto könnte so lauten: Besser sie leiden durch mich, als ich habe gar keinen Einfluss auf sie.

Die zweite Ebene ist die der Gruppendynamik. In einer Gruppe (Dorfgemeinschaft, Jagdbande) sind die Menschen aufeinander angewiesen, das Verhalten des einen hat direkte Auswirkungen auf das Verhalten des anderen. Wenn jemand ausschert, kann das die Gruppe und ihr Überleben gefährden. Es muss also einen Mechanismus geben, der Abweichler wieder einfängt oder ausstößt, wenn sie nicht einzufangen sind. Der wichtigste Mechanismus ist der Gruppendruck, dem man sich – evolutionsbedingt – nur schwer widersetzen kann. Über den Großteil der Entwicklungsgeschichte des Menschen war Ausschluss aus der Gruppe, aus der Gemeinschaft quasi ein Todesurteil, da die Menschen alleine – also als Individuen – der lebensgefährlichen Umwelt schutzlos ausgeliefert waren.
Das hat uns so tief geprägt, dass Ausschlussdrohung Existenzängste hervorrufen kann.
Wichtig ist an dieser Stelle ein entscheidender Unterschied zwischen der archaischen Gruppe und ihrer Notwendigkeit mit Abweichlern zurecht zu kommen und der heutigen Situation einer modernen Gesellschaft. In der Gruppe steht die Gesamtgröße fest, jeder kennt jeden (und jede kennt jede) und man ist miteinander in ständiger Verbindung. Niemand ist anonym oder kann sich hinter der Anonymität verstecken, alle sind sichtbar, wenngleich es auch in dieser Zeit informelle Ordnungen gab und heimliche Intrigen. Eine Anklage wurde stets vom Dorfältesten oder einer anderen Autoritätsperson geprüft und so war der Mechanismus für alle verständlich.
In unserer heutigen Welt ist das anders. Hier fehlt das Korrektiv der Gruppe, eine Prüfung der Fakten ist nicht notwendig, um ein kollektives Urteil hervorzurufen.
Hier wäre die Autorität gefragt, in unserem Fall in Form der Bundesregierung, weil es ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Doch die ist überfordert, vor allem mit dem Grundwiderspruch Eines-Vieles.
Nachdem viele Jahrzehnte das Individuum als Stolz der Gesellschaft im Dienste der Konsumindustrie produziert und protegiert wurde, steht es auf einmal als Idiot da. Der Idiot ist übersetzt der „Vereinzelte“, also der, der sich nicht mehr in Gemeinschaft befindet. Er schaut daher auf sich und seine Bedürfnisse und befriedigt sie invididuell. Das ist für eine auf ewiges Wachstum ausgerichtete Konsumindustrie auch besonders wichtig, denn ihr erklärter Feind ist die Gemeinschaft. Wenn die Hausgemeinschaft eine gemeinsam zu nützende Bohrmaschine kauft, kann die Industrie nicht mehr jeder einzelnen der 12 Hausparteien eine verkaufen. Das sehen wir bei den meisten Konsumprodukten, speziell beim PKW, in dem durchschnittlich eine Person sitzt und 3-4 weitere Plätze durch die Gegend führt.

Der aktuelle Spruch der Bundesregierung „Schau auf dich – schau auf mich“ klingt auf den ersten Blick sehr nett und gemeinschaftlich und sozial und wird auch so gefeiert.
Wenn man die Kehrseite betrachtet, dann steht dort „Wenn du nicht auf dich schaust, dann schaust du auch nicht auf mich“. Von da ist es nur mehr ein winziger Schritt zum Vorwurf asozialen Verhaltens, wobei hier nicht unterschieden wird, ob dies absichtlich oder unabsichtlich geschieht. Im Zweifelsfall wird Absicht unterstellt, gerne auch Dummheit, wie ein Spruch auf Facebook klar stellt: „Verbreitet das (die Regeln) weiter, damit auch die weniger Schlauen es verstehen.“
Dieser Satz trieft vor Arroganz und Verachtung für all diejenigen, die sich jenseits der Norm verhalten. Es ist übrigens genau dieses Verhalten, das erst Weiterentwicklung ermöglicht. Wenn alle Individuen einer Gesellschaft immer das gleiche tun, verändert sich gar nichts. Das hat aber auch zur Folge, dass die Resilienz stark sinkt. Der Genetiker Markus Hengstschläger beschreibt das mit einem Beispiel: Wenn in einem Biotop ein Bakterientyp angesiedelt ist und sich die Umweltbedingungen verändern – etwa durch Hinzufügen einer Chemikalie, dann sterben alle Bakterien, wenn alle Bakterien gleich sind. Wenn es aber „Abweichler“ gibt, überleben einige, weil sie genau gegen diese Chemikalie resistent sind.
Die Widerstandskraft einer Gesellschaft erhöht sich durch Biodiversität genauso wie die eines Waldes. Nur müssten wir hier von „Soziodiversität“ reden, also von Vielfalt innerhalb einer Gemeinschaft. Nur dann erhöht sich die Chance, dass die Gesellschaft bei einem Angriff von außen – etwa durch Klimawandel oder ein Virus – überlebt.

Die angesprochene Weiterentwicklung löst bei jedoch bei all den Menschen Angst aus, die nicht wollen, dass sich ihre Welt verändert, da sie von der derzeitigen Situation und Konstellation profitieren. Sie befinden sich in einer sozial privilegierten Stellung, die sich bei Veränderung möglicherweise verschlechtert, da man von ganz oben nur mehr hinunterfallen kann.
Für sie ist die Kontrolle darüber, dass alles so bleibt, wie es gerade ist, ist extrem wichtig. Das führt bis zur Kontrolle des eigenen Körpers, in der Coronakrise sehr gut gesteuert durch die Kontrolle des Atems mittels eines Nasen-Mund-Schutzes. Aber auch der Stoffwechsel generell bekommt eine neue Wichtigkeit, nicht ohne Grund wurden Klopapier und Nudeln gehamstert.

Fazit: Die Sache ist komplex. Wenn es zu viele Abweichler gibt, verliert die Gesellschaft den Zusammenhalt. Wenn es zu wenige gibt, verliert sie ihre Widerstandskraft. Vernaderer erfüllen somit eine wichtige Aufgabe, sofern sie nicht Oberhand bekommen und die notwendige Freiheit eliminiert wird. „Aufeinander schauen“ muss neben der Kontrolle auch die Fürsorge beinhalten. Zu dieser Fürsorge gehört auch, dass man die individuellen Bedürfnisse des anderen sieht und respektiert, auch wenn sie anders sind als die eigenen. Wenn der Egoismus als soziales Engagement auftritt, muss er enttarnt werden.
Die Demokratie lebt von der Balance zwischen Individuum und Gesellschaft, von der Bewältigung des Widerspruchs Eines – Vieles. Deswegen ist es auch dringend notwendig Verordnungen von oben kritisch zu betrachten, auch wenn sie noch so notwendig erscheinen. Es ist viel bequemer zu gehorchen als Widerstand gegen etwas zu leisten, aber genau hier finden wir eine große Gefahr, nämlich den schleichenden Angriff auf die Demokratie. Hannah Arendt hat es pointiert ausgedrückt, als sie gemeint hat „Keiner hat das Recht zu gehorchen“. In einer Krise müssen schnelle, zentrale Entscheidungen getroffen werden. Dagegen ist nichts einzuwenden. Sich den Anordnungen zu fügen, die aus diesen Entscheidungen entstehen, sollte jedoch nicht ohne Skepsis geschehen, nicht ohne Dialog, nicht ohne Transparenz zu fordern.
Sonst besteht die Gefahr, dass unsere Gesellschaft nicht durch das (oder den – nicht einmal da ist man sich einig) Virus zerstört wird, sondern durch das schleichende Abrutschen in ein autoritäres System, letztlich in die Diktatur, wie wir es in Ungarn gerade erleben, erste Reihe fußfrei.

Würde Ernst Hinterberger noch leben, er hätte sicher den richtigen Spruch für uns auf Lager. Irgendwas mit „ollas Unnötige“ oder so. Ein bisschen von seinem Geist der Unzufriedenheit können wir heute durchaus brauchen.

Das Regierungsprogramm – eine Analyse

Ich konnte mir bisher nur einen kleinen Teil vornehmen, aber das ist immerhin ein Anfang. (Und ich verstehe auch nicht von allen Teilen etwas)

Rechtssicherheit und Entlastung für Selbstständige und KMUs
(Seiten 95+96)

Anmerkung: Es fehlen zu den KMU (ohne „s“, das KMU ist bereits die Mehrzahl) noch die EPU, also die Ein-Personen-Unternehmen. Vielleicht wurde darauf auch nur in der Eile vergessen.
Legen wir los:

Das GmbH-Mindeststammkapital auf 10.000 Euro senken.

Ja, das erleichtert natürlich die Gründung. Es verleitet aber auch dazu eine Gesellschaftsform zu wählen, die sehr verlockend klingt, aber ihre Tücken hat (Vormänner-Solidarhaftung etwa – noch nie gehört? Eben.).

Evaluierung einer Verbesserung der sozialen Absicherung der Gruppe der Selbst- ständigen (ehem. SVA-Versicherte) im Rahmen der Zusammenführung der Träger SVA und SVB zu SVS

Das ist ein Platzhalter, der erst mit Inhalt gefüllt werden muss. Eine Evaluierung selbst bringt noch nix. Vor allem, weil die Zusammenführung gerade erst erfolgt und durchaus kritisch zu sehen ist. Könnte aber wichtig werden.

Regelmäßige und frühzeitige Informationsverpflichtung der SVS bzgl. der Nachbemessung nach dem 3. Jahr und bzgl. der freiwilligen Höherversicherung – „opt-in“ bzw. Verbesserung der Information zur freiwilligen Arbeitslosenversicherung

Das ist gut, denn es hilft vielen, die mit der eigenen Planung und Organisation ihres Unternehmens etwas überfordert sind. Die neigen dazu diesen wichtigen Punkt zu übersehen und dann besteht die Gefahr, dass eine nicht geplante Nachbemessung das Unternehmen gefährdet. Die Verbesserung der Info zur Arbeitslosenversicherung ist nett, ich halte davon aber generell nichts, weil sie sehr teuer ist.

Rechtssicherheit in der Abgrenzung von Selbstständigkeit und Dienstverhältnissen: Der Dienstnehmerbegriff soll im Sozialversicherungs- sowie Steuerrecht vereinheitlicht und klarer umschrieben werden, um Rechtssicherheit zu schaffen. Dabei ist sowohl auf die Privatautonomie (bzw. Entscheidungs- freiheit, „Recht auf Selbstständigkeit“) als auch auf Missbrauchsfälle im Bereich der Scheinselbstständigkeit ein besonderes Augenmerk zu legen. Hierbei sind im Besonderen die Mehrfachversicherung und damit in Zusammenhang stehende Probleme zu evaluieren.

Ein wichtiger Punkt, der durchaus grüne Handschrift trägt, vor allem, weil diese Details dem ÖVP-Wirtschaftsbund bisher einfach nicht wichtig waren. Da hat die Grüne Wirtschaft eine Marke gesetzt.
Es ist ein erster Schritt in eine gute Richtung, nämlich der Blick auf die Vielfalt von Arbeitsformen, die in Zukunft neue Modelle vor allem im Steuerrecht brauchen.

Evaluierung eines Modells, um die soziale Absicherung in der Startphase der Unternehmertätigkeit sicherzustellen

Wieder ein Platzhalter. Und sie hätten wenigstens „Unternehmerinnen“ auch berücksichtigen können. So viel Zeit wäre schon gewesen.
Zur Sache: Ja, das ist wichtig. Wir dürfen gespannt sein, was ihnen dazu einfällt.

Leichtere Absetzbarkeit von Arbeitszimmern: Die steuerliche Absetzbarkeit von Arbeitszimmern zuhause (anteilig am Gesamtwohnraum) soll ausgeweitet werden, indem analysiert wird, ob die Voraussetzungen „ausschließliche, berufliche Nutzung“ und „Mittelpunkt der Erwerbstätigkeit“ noch zeitgemäß sind bzw. wie diese Regelung vereinfacht und der heutigen Arbeitswelt angepasst werden kann. Eine Pauschalierung soll angestrebt werden.

Klingt nach einer Kleinigkeit, hat aber vielen UnternehmerInnen schon zahllose graue Haare und schlaflose Nächte beschert. Es zeigt vor allem, dass KleinunternehmerInnentum (grässliches Wort) einen Wert bekommt, den es vorher nicht hatte. Die Grüne Wirtschaft lässt grüßen.

Erhöhung der Freigrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter (GWG) auf 1.000 Euro, mit Ziel einer weiteren Erhöhung auf 1.500 Euro für GWG mit besonderer Energieeffizienzklasse (mit minimalem bürokratischen Aufwand)

Auch nur eine „Kleinigkeit“, die sich aber summiert. Bis vor kurzem waren es 400 Euro, jetzt sind es 800, die 1000 sind ein typischer Kompromiss, in dem die Handschrift der Grünen erkennbar ist (grüne Geräte werden belohnt).

Vereinfachung ausgewählter sonstiger Bezüge (z.B. Vergleiche, Kündigungsentschädigungen etc.) mit dem Ziel, die Komplexität zu reduzieren. Daher soll durch eine einheitliche Besteuerung mittels pauschalen Steuersatzes eine Vereinfachung erreicht werden.

Darüber weiß ich zu wenig.

Modernisierung der Gewinnermittlung, z.B. die „Unternehmensgesetzbuch-Bilanz“ und die „Steuerbilanz“ sollen stärker zusammengeführt werden („Einheitsbilanz“) (u.a. abweichendes Wirtschaftsjahr für alle Bilanzierer, Harmonisierung der Firmenwertabschreibung)

Ein Stück Entbürokratisierung, durchaus zu begrüßen.

Förderung des Prinzips „Reparieren statt wegwerfen“ durch steuerliche oder andere Anreizmaßnahmen zur gleichzeitigen Stärkung von Gewerbe und Handwerk

Das öffnet möglicherweise die Büchse der Pandora: weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zur Reparaturgesellschaft. Das ist eine rein grüne Forderung, die in dieser Variante natürlich noch nicht weh tut, aber möglicherweise eine Türe öffnet, die einen Paradigmenwechsel schmackhaft macht. Das gilt es jetzt voranzutreiben, mit Inhalten, Regeln und Leben zu füllen. Um zu zeigen, in welche Richtung das führt, darf ich ein Modell der Grätzlwirtschaft hernehmen:
Schritt 1: Die Dinge werden im Grätzl verkauft („Nahversorgung“ im engeren Sinn)
Schritt 2: Die Dinge werden im Grätzl produziert
Schritt 3: Die Dinge werden im Grätzl repariert und wiederverwertet

Mit dieser Maßnahme wird ein erster Schritt in diese Richtung gesetzt.

Erleichterungen für Betriebsübergaben:
o Unternehmensübergaben in der Familie sollen erleichtert werden.
o Weiters soll eine zweijährige „grace period“ eingeführt werden, in der nur die nötigsten betrieblichen Kontrollen durchgeführt werden und an deren Ende der Übertritt in das Regelregime stattfindet.

Als Spezialist für Betriebsübergaben freut mich das natürlich ganz besonders, wenngleich hier noch nicht klar ist, welche Erleichterungen es konkret sein werden. Aber allein der Fokus darauf ist brandneu – zumindest für die Türkisen.

Die Bundesregierung bekennt sich grundsätzlich zur Förderung der Weiterbildung der Unternehmerinnen und Unternehmer, vor allem EPU und KMU, durch steuerliche oder andere Maßnahmen.

Ja, ganz nett. Und gegendert – das erste Mal in diesem Kapitel.

Kleinunternehmer-Steuererklärungen vereinfachen: Besonders für Einnahmen-Ausgaben-Rechner sollen bürokratische Vereinfachungen durch intuitive Online- Eingabemasken ausgebaut werden („Steuer-App“).

Klingt nach einer Kleinigkeit, hat aber schon vielen Menschen die Selbständigkeit vermiest bzw. die Angst davor geschürt. Ob das „Allheilmittel App“ das Richtige ist, möchte ich aber bezweifeln. Die Steuererklärung vom Handy aus zu machen – na ja…

Die Bundesregierung bekennt sich zur Stärkung der Rolle von Frauen in der Unternehmerschaft und damit zu spezifischen Förderprogrammen in der Gründungssituation.

Da haben wir die ganze Chuzpe der ÖVP in einem Satz. Die Rolle der Frauen soll gestärkt werden und im gleichen Satz wird nur von Männern gesprochen („Unternehmerschaft“). Die Sache an sich ist okay, wenngleich ich vermute, dass genauso viele Männer diese Förderprogramme nötig hätten.

Einführung eines Qualifizierungsschecks für Wiedereinsteigerinnen und – einsteiger sowie Langzeitarbeitslose, damit Unternehmen punktgenau Schulungen und Fortbildungen finanzieren können.

Ist okay.

Die Bundesregierung bekennt sich zur Stärkung wirtschaftlicher Kooperationsmodelle in der Rechtsform der Genossenschaft. Wir wollen Genossenschaften als nachhaltige und krisenfeste Unternehmensform in den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen stärken, um folgende Ziele zu erreichen:
• Unterstützung der kleinen und mittelständischen Unternehmen in den Regionen im Wettbewerb, z.B. durch gemeinsame Projekte der Digitalisierung
• Gründung und Etablierung von lokalen und nationalen Initiativen im Bereich des kooperativen Wirtschaftens und Sharing Economy als Alternative zu den Angeboten internationaler Konzerne
• Ausbau und Absicherung der kommunalen Infrastruktur in den ländlichen Regionen unter Einbeziehung von bürgerlichem Engagement
• Ausbau der Versorgungssicherheit für die Bürgerinnen und Bürger durch Kooperationen insbesondere im Bereich Gesundheit, Pflege und Energie.

Ganz zum Schluss der Knaller. Der grüne Knaller wohlgemerkt. Sharing Economy ist für brave ÖVP-ler mit Industriellenvereinigungsaffinität nahe dran an der Wirtschaftsapokalypse. Und die einzige Genossenschaft (wie links das schon klingt), die man gut findet, ist der Raiffeisenkonzern und der ist keine mehr – zumindest nicht in der Form, wie sie die Grünen bzw. die Grüne Wirtschaft fordern.
Wer noch Zweifel an der Grünen Handschrift hat – in diesem Kapitel ist sie unübersehbar.
„Alternativen zu internationalen Konzernen“ – da mussten wohl einige Türkise schwer schlucken, das ist eine klare Ansage gegen den Neoliberalismus.

All das muss natürlich noch mit Inhalten gefüllt und dann auch noch umgesetzt werden. Zu früh dürfen wir uns nicht freuen, aber es ist deutlich mehr, als ich mir hier erwartet hätte.

Was mir das Vespa-Fahren bedeutet

Jetzt habe ich schon zwei Bücher darüber geschrieben und trotzdem scheint es noch nicht genug zu sein.
Der Anlass für diese Zeilen sind die letzten drei oder vier Touren, die ich diesen Sommer gefahren bin. Ich werde versuchen in der Analyse noch ein wenig tiefer zu gehen als bisher. Und ich lasse mich überraschen, was dabei herauskommt.
Heuer dürfte es sowieso noch einmal spannend werden – die Elektrovespa wird fertig und verspricht weitere, neue und sehr interessante Fahreindrücke.
Aber vorerst einmal das schon Bekannte, Erforschte, Erlebte:

1.) Die magischen Orte

Vielleicht sind es einfach Orte, an denen ich mich wohl fühle, vielleicht ist es mehr. Um zu erkennen, welches Phänomen hier zu entdecken ist, habe ich versucht die Orte miteinander zu vergleichen, um Gemeinsamkeiten zu entdecken.
Meistens sind es Orte, die einen Weitblick erlauben, aber nicht immer. Das Gegenteil wären kleine, versteckte Höhlen, die ich beim Vespafahren aber selten finde. Am ehesten sind es schattige Plätze, die ich beim Wandern entdecke.
Mit der Vespa sind die Distanzen größer und die Orte kommen wie im Zeitraffer daher. Ich finde sie meistens, wenn ich einen Rastplatz suche. Oft ist es eine kleine Anhöhe, gerne am Waldrand, fast immer mit einer Bank, die vielleicht auch nicht zufällig genau dort hingestellt wurde.
Es sind niemals eintönige Orte und sie sind immer im Grünen, meist in der Nähe von Bäumen. Es sind Orte der Kulturlandschaft, oft mit Wiesen rundherum, an denen ich mich einfach gerne aufhalte.
Ich würde sie ohne Vespa nie finden, denn mit dem Auto komme ich maximal zufällig vorbei und habe dann auch nicht die Zeit um stehenzubleiben. Eventuell ginge es noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad, aber ich mache keine so langen Touren, zumindest derzeit nicht.

Wegen dieser Orte bevorzuge ich auch die Selbstversorgung beim Mittagessen. So bin ich unabhängig von Zeit und Ort und kann eine Pause machen, wann immer ich will.

2.) Die richtige Geschwindigkeit

Zu langsam ist öd, denn Geschwindigkeit macht Spaß. Zu schnell ist auch öd, weil dann geht es nur noch um Geschwindigkeit. Mit der Vespa schaffe ich die richtige Mischung. Wie das funktioniert, muss ich ein wenig näher erklären.
Die Vespas mit 125er-Motor sind für lange Touren zwar auch geeignet, mir aber ein wenig zu schwach. Mit 6-8 PS verhungerst du an jeder Steigung und um die ideale Geschwindigkeit fahren zu können, musst du den Gasgriff geradezu auswinden.
Als ideal empfinde ich einen leicht getuneten 200er. Im Originalzustand hat er 12 PS und geht am Tacho ca. 100 km/h. Das ist ausreichend für lange Touren.
Ein wenig stärker bedeutet in meinem Fall ein 221 ccm Polini-Aluzylinder, der nicht viel mehr Höchstgeschwindigkeit liefert, dafür aber viel Drehmoment von unten. Ich habe seit mehr als zehn Jahren verschiedene Motore getestet und dieser hat sich als die ideale Mischung herausgestellt. Er ist nicht so stark, dass er anfällig wird und zugleich sehr sparsam. Im Schnitt braucht er 4,3 Liter, womit ich sehr zufrieden bin.

Der eigentliche Trick ist die Art und Weise, wie er sich fahren lässt. Wenn ich auf der Ebene mit 80 dahinrollere, habe ich den Gasgriff knapp über Standgas. Der Motor spielt sich, dreht nicht allzu hoch und verbraucht deswegen wenig Sprit. Ich habe jederzeit eine Reserve und laut ist er auch nicht, weil er keinen Rennauspuff braucht, um seine Leistung zu bringen. Wenn der Vergaser gut eingestellt ist, riecht man zwar, dass ein Zweitakter vorbei fährt, es gibt jedoch keinerlei Rauchwolke.

Ein weiterer Vorteil ist die enorme Zuverlässigkeit des Alu-Zylinders. Er ist nicht auf Höchstleistung ausgelegt und ich fahre ihn jetzt seit über 15.000 Kilometern. Er springt fast immer auf den ersten Kick an und war niemals schuld an den kleinen Pannen, die ich in den letzten Jahren hatte.

Die ideale Geschwindigkeit ist immer und überall verschieden. Ich merke, dass ich sie fahre, wenn ich mich erstens sicher fühle und zweitens nicht auf den Tacho schaue. Es kommt vor, dass sich die richtige Geschwindigkeit einfach ergibt. Meine Hand wandert mit dem Gasgriff automatisch an die Stelle, an der sich die ideale Geschwindigkeit befindet. In den meisten Fällen ist das zwischen 70 und 90 am Tacho, was 65 bis 85 entspricht.

Bei dieser Geschwindigkeit habe ich nicht nur gute Chancen rechtzeitig zu reagieren, wenn etwas Unvorhergesehenes auftritt, ich bekomme auch mit, wo ich fahre.
Bei schnellen Motorrädern ist das nur sehr bedingt der Fall. Zu wichtig ist die Beherrschung der Geschwindigkeit und die Konzentration auf die Fahrbahn.
Mit der Vespa kann ich die Eindrücke rund um mich herum aufnehmen, wenngleich eine gewisse Konzentration natürlich auch notwendig ist.

3.) Die Technik

Ich kenne ja beide Welten sehr gut – sowohl die Puch Typhoon als auch die Gilera Fuoco und jetzt die Honda SH sind Automatikroller, wenngleich die Puch noch ein Zweitakter war und am ehesten Ähnlichkeiten mit alten Vespas hatte.
Und doch ist das Fahren eines historischen Schaltrollers eine ganz andere Angelegenheit. Seit 2017 sind übrigens alle Schaltroller historisch, da seitdem keine mehr erzeugt werden und somit auch nicht neu kaufbar sind. Bis dahin waren die LML Star und die Vespa PX aber sowieso seit vielen Jahren die einzigen die es noch gab, mit einem über vierzig Jahre alten Konzept.
Die 4-Gang-Handschaltung, die einseitige Schwinge vorne, der Zweitaktmotor mit Direktantrieb, die Blechkarosserie – in Summe ergibt das ein ganz eigenes Konzept von Fahrzeug, das über Jahrzehnte die Menschen beeinflusst hat, die damit gefahren sind bzw. heute noch fahren. Der Philosoph Günther Anders hat einmal gesagt, die Menschen übernehmen die Logik der Maschinen, die sie bedienen und das gilt auch für Fahrzeuge. Also: Wer mit dem Rad fährt, übernimmt die Logik des Fahrrads, z.B. was Geschwindigkeit betrifft oder Platzverbrauch und noch viele andere Dinge. Das Gleiche gilt für Menschen, wenn sie im Auto sitzen oder im Zug.
Sollte er Recht haben, dann gilt das auch für Motorroller und wohl ganz speziell für Vespas. Sie verlangen von ihren FahrerInnen einiges, was moderne Automatikroller nicht verlangen. Dazu gehört ein Mindestmaß an Gefühl für die Technik, auf der man sitzt. Es gehört aber auch die Art und Weise dazu, wie man mit der Straße umgeht, mit Kurven und Steigungen, mit Schlaglöchern und rutschiger Fahrbahn.
Mit der alten Vespa wird die Strecke anders erfahrbahr, irgendwie unmittelbarer, direkter, ich möchte fast sagen: lebendiger. Für die Motoren z.B. ist die Bewältigung einer langen Tour eine Herausforderung, auch wenn sie gut eingestellt sind. Einem modernen Automatikroller ist das weitgehend egal und somit wird es auch dem Fahrer bzw. der Fahrerin egal. Natürlich wollen Kurven mit jedem Fahrzeug richtig gefahren werden, aber es ist doch etwas ganz anderes.
Zu alldem gibt es dann noch eine Steigerungsstufe, nämlich wenn die Vespa frisiert ist, also einen stärkeren Motor hat. Bei mir sind das gerade mal 24ccm und ein Aluzylinder statt einem Grauguss. Dazu kommt aber noch ein anderer Vergaser und ein anderer Auspuff. Das alles verändert den gesamten Motor und zwar immer – egal wie gut man ihn aufbaut – in Richtung Labilität. Es gibt mehr Möglichkeiten wie etwas kaputt gehen kann und das passiert dann auch.
Dadurch bekommt genau der Technik-Aspekt noch mehr Bedeutung. Es ist zwar nicht so, dass ich bei jeder Ausfahrt bangen muss, ob ich auch wieder zurück komme, aber der Motor braucht einfach mehr Zuwendung. Es muss öfter etwas getauscht, neu eingestellt oder repariert werden. Und es kommt der Aspekt der Steigerung dazu: Wird der neue Aufbau des Motors halten? Wie gut bewährt er sich punkto Drehmoment, Fahrspaß oder Laufruhe?
Mit jeder kleinen Veränderung baut man auch eine Schwachstelle ein.
Das ist natürlich nicht beabsichtigt, denn kein Mensch bleibt gerne irgendwo im Nirgendwo mit einer Panne liegen und will sich überlegen müssen, wie er wieder nach Hause kommt und ob die Vespa noch da ist, wenn er sie abholt – am nächsten Tag oder wann auch immer man ein Fahrzeug organisieren kann.
Die Schwachstellen lassen sich aber nur bedingt vermeiden, allein schon wegen der Streuung in der Erzeugung der Teile. Da kauft man nicht immer Qualität und das zeigt sich dann nach ein paar Kilometern oder auch erst nach einem halben Jahr.

4.) Der Charme des Mangelhaften

Wenn man hängen bleibt, entwickelt sich die Tour ganz plötzlich zu einem Abenteuer. Es ist noch nicht lange her, da hatte ich eine interessante Panne. Es war kurz nach Pottenstein in einem Tal (die Anfahrt zum Hals, wer´s kennt), als der Motor plötzlich ausging. Bei alten Vespas ist das an und für sich nichts Besonders und bedeutet meistens nur, dass der Sprit auf Reserve gesprungen ist. Dann dreht man den Benzinhahn auf Reserve und fährt weiter. Meist geht das sogar noch während der Fahrt, wenn man schnell genug hinunter greift.
Diesmal war es anders. Ich war mit Stefano unterwegs und wir waren auf der 2-Corona-Tour, also meiner längsten Tagestour mit eher wenig Zeitreserve.
Das Tröstliche war, dass im Falle des endgültigen Liegenbleibens Stefano mit einem großen Automatikroller unterwegs war und mich problemlos hätte mitnehmen können.
Die Aussicht, die Vespa aber genau dort neben der Straße parken zu müssen – dort ist weit und breit kein Haus oder sonst was – war wenig prickelnd, also machten wir uns an die Fehlersuche.
Wir tauschten Zündkerze und schraubten den Vergaser auseinander, konnten aber nichts finden. Nach ca. 30 Minuten war ich schon kurz davor aufzugeben, als der Motor urplötzlich wieder ansprang und so tat, als wäre nichts gewesen.
In so einem Fall steigt man einfach auf und fährt weiter – das hab ich auf meiner Rom-Reise gelernt.
Das funktionierte auch diesmal, und zwar ca. eine Stunde lang. Dann war wieder Sense. Diesmal zückte ich jedoch meinen letzten Trumpf und montierte eine neue CDI – das ist die elektronische Zündbox mit Zündspule. So eine hab ich immer in Reserve mit und die lässt sich mit zwei Schrauben binnen weniger Minuten tauschen.
Damit war der Fehler gefunden und wir konnten die Tour an diesem Tag erfolgreich zu Ende fahren.

Wenn ich keine Reservebox mitgehabt hätte, wäre die Vespa gestanden. Ich hätte sie wahrscheinlich irgendwie zum nächsten bewohnten Ort geschoben und dort einen netten Menschen gesucht, bei dem ich sie für ein oder zwei Tage unterstellen hätte können. Das wäre nicht das erste Mal gewesen.

Solche und ähnliche Pannen verlangen Improvisationsfähigkeiten, hie und da ein wenig Chuzpe und noch einiges andere. Dafür lernt man immer wieder nette Menschen kennen und manchmal interessante Orte. In meinen Vespa-Büchern habe ich einige dieser Ereignisse genau beschrieben.
Man taucht bei solchen Gelegenheiten auch in eine längst vergangene Welt ein, als Fahrzeuge generell noch recht unzuverlässig waren und es auf Reisen und generell im Straßenverkehr zu deutlich mehr Begegnungen kam. Pass-Straßen mussten überwunden werden und lange Distanzen verlangten nach mehreren Etappen, während man heute von Wien bis Venedig auf der Autobahn durchfahren kann, im minimalen Fall mit einer einzigen Tankpause von wenigen Minuten.
Mit einer alten Vespa geht das nicht. Die Technik zwingt zu anderem Verhalten, letztlich zu einer anderen Sichtweise auf die Umgebung und auf die Welt im weitesten Sinn.
Durch die anfällige und mangelhafte Technik wird der Fahrer/die Fahrerin selbst auch anfällig und mangelhaft, aber auch reicher, vielfältiger, näher an der Welt. Reisen bekommt eine andere Bedeutung, Ziele sind verbunden mit dem manchmal recht beschwerlichen Weg dorthin.
Wer heute an´s Meer will, ist mit dem Auto, dem Flugzeug oder dem Schnellzug quasi im Handumdrehen dort. Das Meer ist das gleiche wie früher, aber der erste Anblick ist ein anderer, wenn man sich die Strecke, den Weg dorthin erarbeiten musste.
Die Technik einer alten Vespa verlacht die Bequemlichkeit und verlangt von ihrem Benützer eine entsprechende Anpassungsleistung. Wetter spielt auf einmal eine Rolle, Straßenbeschaffenheit auch und Zeit sowieso.
Ziele bekommt man nicht geschenkt, dafür fühlen sie sich dann, wenn man sie erreicht hat, wie ein Geschenk an.

Wenn du fluchend bei einsetzendem Regen oder hereinbrechender Dunkelheit oder beidem am Straßenrand stehst und die Autos an dir vorbei rasen, verfluchst du das ferne Ziel und wünscht dir die Bequemlichkeit herbei.
Wenn du aber dann die netten Motorradfahrer kennenlernst, die stehen geblieben sind und dich in den nächsten Ort mitnehmen, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.

Mit einer alten Vespa tauscht du die Anonymität gegen die Begegnung, die Bequemlichkeit gegen das Abenteuer und die vorbeiziehende Landschaft gegen echte Orte.
Das ist etwas, was viele Menschen zum Vespafahren bringt und auch dort festhält.

Die Sache mit dem Fahrradhelm

Sommer 2018 – ich erfahre, dass Rainer Neumüller gestorben ist. Zuerst denke ich an eine Krankheit – er hatte in letzter Zeit abgekämpft ausgesehen – doch dann muss ich erfahren, dass er mit dem Rad in eine Schiene gekommen und gestürzt ist. Die Gehirnblutung hat er nicht überlebt.
Ich habe Rainer nicht gut gekannt, aber hin und wieder bei einem Fest, einer Vernissage oder sonstwo ein Wort mit ihm gewechselt. Und er ist mir oft in der Edelhofgasse und Umgebung mit dem Fahrrad begegnet. Wir haben uns stets freundlich gegrüßt – ich als aktiver Grüner im Bezirk, er als Organisator von Art18 – dem wichtigsten Kunstfest in Währing.

Leider trug er keinen Helm.

Oktober 2018 – ich sehe zu meinem Schrecken auf Facebook das Bild eines zerbrochenen Helms. Er gehört Susi Schrettner, einer Schulkollegin, die seit vielen Jahren AHS-Lehrerin in der Steiermark ist und mit der ich auf Facebook in regem Austausch bin. Sie ist aktive Sportlerin und hat gerade auf einen alten Traum hintrainiert: „Einmal auf Sardinien beim Halbdistanztriathlon der Challengeserie starten zu können ist immer ein großer Wunsch von mir gewesen!“ (Zitat Susi)
Dieser Traum endete bei einer Trainingsfahrt, als sie auf einer Kreuzung mit dem Rad von einem jungen Mann im Auto abgeschossen wurde. Der wollte ihr nichts Böses, war einfach unaufmerksam. Glücklicherweise wurde sie nicht schwer verletzt, aber die zahlreichen Prellungen und andere Verletzungen machen einen Start beim Triathlon unmöglich.
Die Bilder brauchen keine weitere Erklärung:

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Bild 1: Susi trug einen Helm

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Bild 2: Autoscheibe und Rückspiegel – so entstehen Schmerzen

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Bild 1: Dem Rad riss das Auto die Gabel ab.

Ich möchte mir nicht vorstellen was passiert wäre, hätte Susi keinen Helm getragen. Und ich denke an die Witwe und an die Kinder von Rainer, wenn ich wieder einmal mit der Radlobby streite, ob Helm tragen sinnvoll ist oder nicht. Dort treffe ich nämlich auf die Meinung, dass Helme mehr schaden als nützen. Das wird folgendermaßen begründet: Natürlich kann im Falle des Unfalls ein Helm vor Schäden bewahren, aber wer einen Helm auf hat, von dem glauben die Autofahrer, dass er quasi unverwundbar ist und gefährden ihn stärker als jemand ohne Helm, etwa durch dichteres Auffahren etc.
Außerdem – so haben Studien ergeben – fahren RadfahrerInnen mit Helm riskanter, weil sie sich geschützt fühlen.

Ob diese Studien seriös sind oder nicht, kann ich nicht beurteilen, weil ich sie nicht kenne. Sie machen aber Rainer nicht wieder lebendig und hätte Susi der Radlobby geglaubt, wäre sie jetzt möglicherweise schwer verletzt oder tot.
Der junge Mann hat ja sicher nicht gedacht „Oh, eine Radfahrerin mit Helm. Na die kann ich ja ruhig übersehen!“ Er hat sie einfach übersehen, mit oder ohne Helm.

Ich fahre seit vielen Jahren konsequent mit Helm, auch wenn es heiß ist. Und ich habe auch mein bitteres Erlebnis mit einem Sturz, als ich vor vielen Jahren am Donaukanal zu einem Termin fuhr – mit dem Mountainbike. Da hatte ich damals schon einen Helm auf, leider aber nicht bei dieser Fahrt, denn ich hatte den vollkommen falschen Gedanken, dass ich ihn in der Stadt nicht brauche.
Seitdem weiß ich, dass das genaue Gegenteil stimmt – gerade in der Stadt ist es besonders gefährlich, weil es wesentlich mehr Gefahrenquellen gibt als irgendwo im Wald. Und der Boden ist fast immer sehr hart, weil asphaltiert.
Damals bin ich auf den Kopf gestürzt und ohnmächtig liegengeblieben, weil ich einem Hund ausweichen wollte, der plötzlich über den Radweg lief. Große Blutlacke, wieder aufgewacht, von der Rettung ins Spital geführt und genäht worden – so das Steno dieser Geschichte. Glücklicherweise ist nicht mehr passiert. Ein Helm hätte mir damals viel erspart, die Narbe auf der Stirn habe ich heute noch.

Zu meinem eigenen Wohl pfeife ich auf die Studien und trage einen Helm. Und ich halte es generell für sinnvoll beim Radfahren einen Helm zu tragen. Beim Skifahren trugen in meiner Jugend nur Verrückte auf der Piste einen Helm, heute hat sich das geändert. Damals gab es auch jede Menge Kopfverletzungen.
Beim Radfahren ist die Sache ähnlich, die Gefahr wird erst dann geringer, wenn die Gefahrenquellen weniger werden. Vor zwanzig Jahren trugen die Motorrollerfahrer in Phnom Penh auch keine Helme, aber dort war die allgemeine Höchstgeschwindigkeit aller Fahrzeuge in der gesamten Stadt nicht höher als 25 km/h und man fuhr ausgesprochen rücksichtsvoll, deswegen hielt sich die Unfallzahl in Grenzen.

In Wien ist das leider ganz anders. Radfahrer sind störende Hassobjekte, die das schnelle Vorwärtskommen der PKW behindern. Viele Autofahrer wünschen sich ein Radverbot in der gesamten Stadt und empfehlen mit zynischem Lächeln allen Radfahrern die Donauinsel, wo sie in Ruhe fahren können, so viel sie wollen. Sie sind sich ihrer Blechstärke durchaus bewusst, wie ich in zahlreichen Gesprächen erfahren durfte.

Von vielen Menschen höre ich, dass die Straße nun einmal ein sehr gefährlicher Ort ist, wo alle anderen Verkehrsteilnehmer außer PKW-Fahrern (also Radfahrer, Kinder, alte Menschen bzw. Fußgänger generell) nichts verloren hätten und wenn sie es doch tun, dann sollen sie gefälligst aufpassen und den Autos nicht in die Quere kommen.

Bei solchen Bedingungen aufgrund einer Studie bewusst keinen Helm aufzusetzen, halte ich für eher nicht so intelligent. Die Autofahrer durch das Nicht-Tragen eines Helms erziehen zu wollen, könnte schief gehen. Von der Radlobby wüsste ich gerne die Namen oder zumindest die Anzahl derjenigen Radfahrer, die in den nächsten Jahren für die Statistik geopfert werden sollen.

Einen Namen aus der jüngsten Vergangenheit kann ich ihr schon nennen: Rainer Neumüller. Ein Name wird in dieser Statistik „bedauernswerte Einzelfälle“ jedoch sicher nicht auftauchen: mein eigener.

Neues von der geplanten Obsoleszenz

Geplante Obsoleszenz bedeutet nicht immer, dass der Hersteller eine bewusste Sollbruchstelle einbaut, die nach einer gewissen, geplanten Zeit das Gerät so funktionsunfähig macht, dass der Besitzer ein neues kaufen muss.
Es geht auch subtiler.
Mein erstes Beispiel heute ist der Langhaarschneider, den ich seit vielen Jahren besitze und der mir immer treue Dienste geleistet hat. Seit ein paar Jahren kann ich ihn nicht mehr nur per Akku betreiben, weil eben dieser Akku schon zu schwach geworden ist.
Das macht aber nichts, ich stecke ihn halt über das Ladegerät an und schon habe ich volle Leistung.

Bis neulich. Da ging auf einmal nichts mehr, oder besser: nur mehr dann und wann. Ich fand heraus, dass das Kabel irgendwo in der Nähe des Steckers einen Wackelkontakt haben muss, denn wenn ich daran wackle, funktioniert es manchmal und manchmal nicht.
Ich habe das Ladegerät samt Kabel immer sorgsam behandelt und es ist auch sehr robust gebaut. Trotzdem funktionierte es nur mehr, wenn ich das Kabel in einem gewissen Winkel abknickte und dann fest hielt. Auf die Dauer keine Lösung.
Also zerlegte ich das Gerät, was sich als keine leichte Aufgabe erwies, denn das Zerlegen ist nicht vorgesehen. Man kann es trotzdem tun, aber dann brechen kleine Plastiklaschen ab, die dafür verantwortlich sind, dass die beiden Gehäusehälften nicht auseinander fallen.
Die Hersteller sparen so Geld, weil sie keine Metallschrauben verwenden und bezahlen müssen.

Am ersten Bild sieht man das zerlegte Gerät, das aus nur wenigen Teilen besteht: Das zweiteilige Gehäuse, eine Plastikhalterung für den Akku, den kleinen Elektromotor plus zwei Lötplatinen und noch 2-3 kleinere Teile wie die Schneidescheren.

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Bild 1: Zerlegter Langhaarschneider

Der Motor ist in China gefertigt, der Akku hört auf den witzigen Namen „Emmerich“ und ist ein Nickel-Metallhyridakku mit 700 Milliamperestunden Leistung, gefertigt in P.R.C., was wahrscheinlich „Peoples Republic of China“ heißt.
Das Gerät ist übrigens ein Philips-Haarschneider.

All das ist noch kein Problem und hier erkenne ich natürlich die Intention des Herstellers, durch die erschwerte Reparierbarkeit eine Reparatur zu verhindern, auf dass der Kunde ein neues Gerät kaufe, was wahrscheinlich die meisten Kunden auch tun.
Für mich wurde es erst haarig, als ich die kühne Idee entwickelte, das Ladegerät zu reparieren. Es war schnell klar, dass ein anderes Ladegerät nicht passen würde – so viel habe ich im laufe meines Konsumentenlebens schon gelernt. Aber den Stecker tauschen – das müsste doch möglich sein. Der ist nämlich nicht sehr kompliziert aufgebaut und die zwei Kabeln sind schnell neu zusammengelötet oder mittels einer Blockklemme verbunden. Das muss ja nicht schön ausschauen, nur funktionieren.

Also kramte ich meine Kiste mit den alten Ladegeräten hervor. Bei der Suche nach dem geeigneten Stecker musste ich entdecken, dass jedes, aber auch wirklich jedes Ladegerät einen anderen Stecker hat, untereinander überhaupt nicht kompatibel.
Es ist als hätten sie sich abgesprochen und eine möglichst große Vielzahl an Steckern entwickelt, damit die Geräte nur ja nicht untereinander austauschbar sind.

Am zweiten Bild sieht man die vielen verschiedenen Stecker, oder besser gesagt eine kleine Auswahl davon:

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Bild 1: Verschiedene Stecker

Also wegwerfen und einen neuen kaufen. Schade, denn das Gerät war völlig in Ordnung. Die Suche nach einem passenden Ladegerät hätte aber so lange gedauert, dass mir die Zeit dafür leider zu kostbar war.

Das zweite Beispiel ist mein Kühlschrank, den ich mir damals bei Bezug der Wohnung gekauft hatte. Ein Liebherr mit 3 Gefrierladen und einem für mich völlig ausreichenden, eigentlich sogar perfekt passenden Kühlteil, also eine sogenannte „Kühl- und Gefrierkombi“.
Dieser Kühlschrank steht bei mir jetzt seit 27 Jahren, was auf einer wirklich gute Qualität schließen lässt. Einmal, nach ca. 10 Jahren, war der Thermostat des Kühlteils kaputt und wurde an Ort und Stelle ausgetauscht. Seitdem weiß ich, dass so etwas kaputt gehen kann und die Reparatur aber keine Hexerei ein kann, da dies damals sehr flott ging.

Neulich war es dann soweit: Kühlschrank aufmachen – drinnen ist die gleiche Temperatur wie draußen. Da der Gefrierteil noch funktionierte, fiel mein Verdacht auf den Thermostat. Mittels 4 Schrauben lässt sich die gesamte Einheit abschrauben und wenn man die vier Flachstecker abzieht und zwei davon verbindet, kann man den Thermostat kurzschließen, was ich auch kurzerhand tat. Siehe da – der Kühlschrank läuft.
Also muss ein neuer Thermostat her. Auf der Website der Firma Liebherr gibt es eine Servicenummer, die aber ins Leere führt und nicht mehr existiert.
Bei der weiteren Suche stolperte ich über eine Liebherr-Niederlassung in Osttirol. Ein Anruf brachte mich zu einem Gespräch mit einer netten Dame, die wahrscheinlich in einem Call-Center sitzt, möglicherweise aber auch direkt im dort ansässigen Werk. Sie konnte mir zuerst keine Auskunft über die Lieferbarkeit des Thermostats geben, fand dann aber nach einer Nachfrage bei einem fachkundigen Kollegen heraus, dass es den Thermostat für den Gefrierteil noch gibt, den für den Kühlteil aber nicht mehr, wie sie zu ihrem und meinem Bedauern feststellte.

Noch wollte ich nicht aufgeben. Auf dem alten Thermostat steht der Name des Herstellers: Ranco.
Also rufe ich in Deutschland bei Ranco an, nachdem ich auf deren Website bereits eine sehr lange Liste mit Thermostaten gefunden hatte, die alle so aussehen wie mein alter.
Am nächsten Bild sieht man das gute Stück. Das weiße Kabel ist in Wahrheit ein biegsames Alu-Röhrchen, in dem eine Flüssigkeit steckt. Am Ende des Röhrchens bewirkt die Außentemperatur, dass die Flüssigkeit drinnen sich ausdehnt oder zusammenzieht, je nachdem, wie warm es ist.
Diese Flüssigkeit drückt dann auf eine Membrane und diese wiederum wird von einem Sensor abgenommen, der den Druck in elektrische Spannung übersetzt, die wiederum den Motor steuert. In dem Kästchen sitzt auch der Drehregler, mit dem man die Temperaturstufen regelt.
Hier ein Bild davon:

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Bild 1: Thermostat

Der Herr am anderen Ende der Leitung ist nicht nur geduldig, sondern sehr freundlich, hilfsbereit und vor allem bereit, sich wirklich mit meinem Problem auseinander zu setzen. Es stellt sich nämlich heraus, dass es eine Unzahl an sehr ähnlichen Thermostaten gibt, dass ich aber genau den richtigen brauche. Der ist gar nicht leicht zu finden, denn die Modellbezeichnungen haben sich seit der letzten Reparatur mehrfach geändert.
Gemeinsam rätseln wir, welcher nun passen könnte. Auf dem alten ist ein Aufkleber mit einer Liebherr-Produktnummer, die jedoch nicht zur eingestanzten Produktnummer des Thermostats passt.
Nach einiger Zeit wird klar, dass genau dieser Thermostat bei Ranco nicht mehr lieferbar ist.

Das ist aber noch nicht das Ende der Geschichte, denn während unseres Telefonats hat der nette Herr im Internet die Nummer gegoogelt und ist auf eine eBay-Seite gekommen, wo genau dieser Thermostat angeboten wird. Er sieht auch genauso aus und hat die richtige Länge des Fühlers.
Er empfiehlt mir das Ding auf eBay zu kaufen und ich verabschiede mich mit passenden Dankesworten.

Dann bestelle ich das Ding auf eBay, es kostet 11 Euro plus 16 Euro Versand macht insgesamt 27 Euro. Was bleibt ist aber die Unsicherheit, ob das Ding dann auch funktioniert. Das werde ich aber erst wissen, wenn es eingebaut ist.

Nach exakt einer Woche und einer kleinen Unstimmigkeit wegen des Trackings (die Deutsche Post schreibt, dass sie auf das Ding wartet, die Firma schreibt, dass sie es bei der Post abgegeben hat) ist der neue Thermostat dann da.
Der Einbau gelingt und der Kühlschrank springt wieder an. Mit ein bisschen Glück habe ich den Kühlschrank noch ein paar Jahre. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass er länger hält als ein neuer halten würde, der dann noch dazu nicht mehr reparabel wäre, denn bei den meisten neuen Geräten wird der Thermostat in das Gehäuse eingeschäumt und ist nicht mehr austauschbar.

Sonst könnte ja jeder kommen und sich um 27 Euro den Kühlschrank reparieren. Und das ist etwa das letzte, was die Hersteller wollen.

So arbeitet die Industrie kontinuierlich und sehr erfolgreich daran, uns zu Idioten zu erziehen, zu vereinzelten Menschen, die nichts mehr selber tun können und sollen und irgendwann auch nicht mehr wollen. Dann werden sie ihr Ziel erreicht haben und ich habe das Gefühl, dass das schon sehr bald sein könnte.
Ich werde jedenfalls so lange ich kann Widerstand dagegen leisten.