Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 11

Tag 11 – von der Kitandara-Hut zur Nyabitaba-Hut

Der vorletzte Tag im Ruwenzori. Und der erste mit Sonnenschein, das war uns sehr willkommen! Eigentlich ist hier nur die Etappe bis zur Guy-Yeoman-Hütte geplant, aber wir wollen zwei Etappen versuchen. So sollte es der härteste Tag der Tour werden.
Der Beginn ist der Freshfield-Pass, der aber in 1 h 10 min. bewältigt werden konnte. Danach beginnt der eigentliche Abstieg und jetzt wurde es ein wenig unlustig. Es geht tw. wirklich steil bergab, meist über Felsen, dazwischen wieder Sümpfe, die jedoch recht trocken sind. Das geht fest in die Oberschenkel und es zeigte sich, dass meine Schuhe zwar sensationellen Grip haben, sich bei Wärme jedoch ein wenig ausdehnen, so dass ich vorne mit den Zehen anstoße. Einmal konnte ich ein leichtes Umknöcheln nicht vermeiden, glücklicherweise ohne ärgere Folgen. Selbst Thomy war sich nicht mehr sicher, ob wir diese Etappe am Vortag noch geschafft hätten.

Die erste Rast machten wir unter einem riesigen Felsüberhang, der früher (also bevor es Hütten gab) als Nachtplatz derjenigen Abenteurer fungierte, die die Tour im Uhrzeigersinn machten. Ohne Wege muss das ein unfassbar anstrengender Marsch gewesen sein. Heute gibt es an den wirklich kritischen Stellen Leitern und die Wege sind recht gut ausgebaut.
Trotzdem bleibt das der riskanteste Tag, vor allem mit einer Doppeletappe.

Nach 4,5 Stunden waren wir bei der Guy-Yeoman-Hütte, die am Ende eines flachen Sumpfareals liegt. Die Italiener verabschiedeten sich hier von uns, da sie an diesem Tag nicht mehr weiter gingen und dafür am nächsten Tag – so wie es die meisten dort machen – an der Nyabitaba-Hut vorbei direkt ins Tal marschieren wollten.

Wir blieben nur knappe 20 Minuten für ein Mittagessen und gingen dann weiter. Trotz guter Leitern da und dort ist das ein langer, beschwerlicher Abstieg, der mir durchaus die letzten Kräfte abverlangte. Es sollte weitere knapp vier Stunden dauern bis zur Zielhütte. Bei Regen ist das nur schwer vorstellbar und da wäre die Doppeletappe schlichtweg unmöglich gewesen.

Dort angelangt waren wir an diesem Abend ganz allein und ich gönnte mir ein Schaffel mit warmem Wasser für die letzte Katzenwäsche am Berg.

Stephen erzählte mir von seinem Sohn, der jetzt die Matura gemacht hätte und gerne in Europa studieren würde. Das ist typisch für die jungen Menschen dort, sie wollen eigentlich den trostlosen Aussichten vor Ort entfliehen, streben nach einem besseren Leben oder nach dem, was ihnen wie ein besseres Leben vorkommt. Was die Führer bzw. Träger wirklich verdienen, lässt sich nicht genau eruieren, Stephen meinte, er bekäme 12 Dollar am Tag. Kost und Logis (welche eigentlich? Felsüberhänge?) wären für Träger, Köche und Führer gratis.

An diesem Abend gönnten wir uns den letzten noch verbliebenen Schluck Uganda Waragi und genossen es, wieder in der relativen Wärme auf 2.600 m zu schlafen. Morgen noch der letzte Abstieg, dann hätten wir es geschafft.

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