Guido und Thomy am Ende der Welt – eine Reise in die Mondberge des Ruwenzori / Tag 3

Tag 3: Nairobi – Jinja

Thomy und Guido auf großer Fahrt. Es begann gut, in nur 2 Stunden erreichten wir Nakuru und spekulierten schon damit, am Abend bis Kampala zu fahren. Aber dann war es plötzlich mit dem Glück vorbei. 30 Min. warten bei einer Baustelle und nach der Abzweigung von der A 104 Richtung Kericho wird die Straße schlecht bis katastrophal. Das kostet Zeit, vor allem als wir zu einer Umleitung kamen und auf eine „D“-Straße ausweichen mussten. In Kenia sind die Straßen ähnlich wie bei uns mit Buchstaben gekennzeichnet: A = Autobahn, in der Praxis eher eine gute Bundesstraße. B ist eine asphaltierte Straße, C eine gute Schotterstraße, D ist eine miese Schotterstraße, de facto oft eine Art besserer Feldweg und E ist nur in der Trockenzeit überhaupt passierbar und braucht meist Allrad.
Wir mussten auf eine D-Straße und 25 km Umweg fahren, weil die eigentliche Straße nur mit „Permit“ passierbar war. Und wir hatten keins. Und keine Lust, irgend einen Typen zu schmieren.
In Kenia sind Umleitungen nicht ausgeschildert, d.h. wenn man zu einer Abzweigung kommt, hat man folgende Möglichkeiten:

a.) Losen
b.) Nach Himmelsrichtung fahren
c.) eine gute Karte besitzen
d.) Jemanden nach dem Weg fragen

Variante a. ist riskant, Variante b. auch, weil sich Straßen manchmal mittels Kurve in eine andere Richtung drehen und dann dorthin führen. Variante c. wäre fein, leider gibt es solche Karten nicht.
Variante d. ist auch nicht ganz sicher, denn wenn man jemand fragt „Is this the way to Kericho?“, dann bekommt man meist eine sehr freundliche Antwort („Ya, Ya, Kericho, haha!“). Wenn man das nächste Mal „Is this the way to Amarillo“ fragt, kommt die gleiche Antwort.
Am besten hat sich bewährt Matatu-Fahrer zu fragen. Die Matatus sind Sammelbusse, die einen ständig mit Riesenkaracho überholen, hinten in großen Lettern irgend einen Spruch drauf stehen haben („God bless us all“), aber immer den Weg gut kennen. Die Fahrer können meist Englisch und wir sind von keinem in die Irre geführt worden

Von Kericho bis Kisumu wurde es nicht besser und von Kisumu nach Busia leider auch nicht. Also kamen wir erst gegen 18 Uhr an der Grenze an und nahmen uns einen Agent, der den Vorgang ein wenig beschleunigen sollte.
Ich habe in meinem Urlaubsbudget immer den Posten „Deppensteuer“ inkludiert und dieses Budget wird auch immer wieder gebraucht. Diesmal für die Versicherung, die ca. 30 Dollar hätte kosten sollen, eventuell 40. Der lokale Versicherungsmann nahm uns 150 ab mit der Begründung, es gäbe nur mehr Jahresversicherungen und keine mehr für einen Monat.

Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fuhren wir aus Busia hinaus und hatten noch sportliche 150 km bis Jinja vor uns. Dort wollten wir unbedingt hin, weil wir das Kingfisher-Ressort kennen und wissen, dass wir einigermaßen preiswert und gut übernachten können. Die Pläne auf den Campingplatz zu gehen und uns ca. 70 Dollar zu sparen verwarfen wir, als wir in die Gewitterfront hineinfuhren.

Dann begann das Abenteuer: Stockfinstere Nacht plus das, was man bei uns als „Starkregen“ bezeichnet. Dort ist es allerdings ganz normaler Regen. Dazu unbeleuchtete Fahrzeuge vor uns und entgegenkommend. In Ostafrika schalten sie oft auch in der Nacht kein Licht ein, um Benzin zu sparen. Was für Adrenalin-Momente!
Dazu kamen Mopedfahrer, Radfahrer und Fußgänger, die jeweils plötzlich vor einem am linken Straßenrand auftauchten, vor allem dann komplett unsichtbar, wenn gerade ein LKW mit schlecht eingestellten Scheinwerfern entgegen kam. Die haben übrigens alle schlecht eingestellte Scheinwerfer. So absolvierten wir ca. 1,5 Stunden Blindflug mit dem einzigen Vorteil, dass die Straße in Uganda hervorragend war, sogar mit Seitenmarkierung und gut angekündigten Bumps. Wenn man ungebremst über so einen drüber fährt, sollte man sich eine neue Achse auf Lager gelegt haben. In Uganda kommen immer drei kleine und dann erst der große, das erleichtert die Sache etwas.

Gegen 21 Uhr kamen wir fix und fertig in Jinja an und fanden das gut versteckte Ressort. Zimmer mit heißer Dusche und ein Abendessen – beides vorhanden und notwendig, nach 13 Stunden Fahrt ohne wirkliche Pause. Ach ja: Das Bier dort heißt „Nile Special“ und ist gut.

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