Kellogg – die Mogelpackung

Hier ein Bericht aus medianet vom 20. April 2010:

„Kellogg – das Unternehmen wurde mehrfach als „World’s Most Ethical Company“ ausgezeichnet – setzt sich für eine Vielzahl wohltätiger Zwecke ein, arbeitet mit namhaften Organisationen zusammen und hat nach Firmenangaben allein von 2003 bis 2007 mehr als 40 Mio. USD (29,8 Mio. €) in bar und Produkte im Gesamtwert von 120 Mio. USD (89,4 mio. €) an Hilfs-organisationen gespendet.

Das Hauptinteresse der W.K. Kellogg Foundation gilt der Gesundheit und dem Wohlergehen von Kindern. Sie fördert internationale Projekte, bei denen es vor allem darum geht, so die Eigendefinition, „dass Kindern geholfen wird, sich selbst zu helfen“. Mittlerweile gehört die Kellogg Foundation zu den drei größten privaten Stiftungen in den USA und zu den bedeutendsten Stiftungen der Welt. Die Foundation ist gesetzlich eigenständig und gleichzeitig der größte Aktionär von Kellogg. Etwa ein Viertel der Dividende des Unternehmens wird jedes Jahr für gemeinnützige Zwecke an die Stiftung überwiesen. 2007 zahlte Kellogg mehr als 100 Mio. USD (74,4 Mio. €) an die Foundation.

Kellogg hat schon 2005 eine erweiterte Kennzeichnung auf seinen Produkten eingeführt; ein „Nährstoffkompass“ auf der Vorderseite der Kellogg’s-Packungen informiert über Kaloriengehalt sowie die Mengen an Zucker, Fett, gesättigten Fettsäuren und Natrium. 90% der Produktverpackungen bei Kellogg sind aus recyceltem Material, und bis 2015 soll der Gesamt-Energie- und Wasserverbrauch des Unternehmens um 15 bis 20% reduziert , klimaschädliche Abgase verringert und die Abfallmenge pro Tonne produzierter Lebensmittel minimiert werden.“

Seit vielen Jahrzehnten essen vor allem Kinder und Jugendliche die „Cerealien“ mit der Zuckerbombe. Wir haben es hier mit einer echten Mogelpackung und einem hervorragenden Marketing zu tun. Hier die Gründe:

1.) Das soziale Engagement ist sicher lobenswert, aber rechtfertigt der Zweck die Mittel?

2.) Ethik sollte immer eine Grundhaltung bzw. ein Gesamtkonzept sein. Wie kann ich auf der einen Seite ethisch (Stiftungen, Spenden etc.) und auf der anderen unethisch (verschweigen von Inhaltsstoffen) handeln?

3.) Der „Nährstoffkompass“ ist die eigentliche Mogelpackung. Er soll gesundes Essen vortäuschen, de facto ist in den wichtigsten Produkten von Kellogg vor allem Zucker enthalten. Die Produkte sind also in einer Gesellschaft, die unter starker Verfettung der Kinder leidet (vor allem im Hauptmarkt USA), nicht unbedingt als ethisch einzustufen. Im Klartext: zuerst juble ich den Kindern gesundheitlich bedenkliche Produkte unter und dann bejuble ich mein Engagement in der Kinderhilfe. Das Problem ist die mangelnde Kennzeichnung, die durch die scheinbar so tolle Kennzeichnung verschleiert wird. Es müsste eine echte Produktinformation groß vorne auf der Packung stehen:

„Dieses Produkt enthält X % Zucker und darf nicht an Kinder mit Übergewicht ausgegeben werden, da schwere gesundheitliche Folgeschäden möglich sind.“

Dann und erst dann glaube ich, dass das ethische Engagement von Kellogg nicht nur eine Mogelpackung ist. Außerdem bin ich der Meinung, dass in einer Zeit, in der es bereits hervorragende technische Umweltlösungen gibt (Cradle-to-Cradle beispielsweise) eine „Reduzierung“ klimaschädlicher Gase reiner Hohn ist. Ein bisschen weniger des Schlechten bedeutet weitermachen wie bisher – was soll daran ethisch sein?

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