Wieder in Afrika – Tag 8

Da es um 06:30 hell wird stehe ich ca. um 7 Uhr auf. Länger schlafen geht irgendwie nicht, weil wir ja schon gegen 22 Uhr schlafen gehen. Die Nacht war okay, nur gab es bereits am Abend sehr viel Tau, was in der Früh auch ohne Regen zu einem waschelnassen Zelt führt, glücklicherweise nur außen.

Nach einem guten Frühstück beschließen wir eine Tour über die Plains zu machen, mit einem Besuch an der Mara. Zuvor müssen wir uns noch beim Verlassen unseres Zeltplatzes unsichtbar machen. Das geht so:
Wir fahren durch die Büsche bis zum Rand des Galeriewaldes und checken, ob irgendwo ein Auto zu sehen ist. Da wir antizyklisch fahren, ist das meist nicht der Fall. (Die Minibusse und Landrover der diversen Camps und Logdes sind schon zeitig in der Früh beim Early Morning Game Drive. Der findet tatsächlich kurz nach Sonnenaufgang statt und dauert ca. bis 9 Uhr. Dann fahren die alle zurück und bekommen ein gutes Frühstück. Wir starten etwa um 9 nach einem guten Frühstück. Der Nachteil besteht darin, dass wir weniger Tiere sehen, wobei sich die meisten zwischen 9 und 10 Uhr noch nicht vor der Sonne in die Wäldchen zurück gezogen haben.)

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Bild: Zu den schönsten Antilopen gehören die Ellipsen-Wasserböcke

Wir fahren zur Mara, die immer wieder beeindruckend ist. Dort gibt es fast überall Hippo-Pools und man kann diese urzeitlichen Tiere dabei beobachten, wie sie im Wasser herumdösen. Hin und wieder tauchen sie ab und wieder auf, schnaufen und grunzen und verschwinden wieder unter Wasser. Dazu muss man wissen, dass Hippos nicht schwimmen können. Bei Hochwasser müssen sie aus dem Fluss um nicht zu ersaufen. Dann sind sie sehr unentspannt, weil sie das Wasser zur Kühlung ihrer empfindlichen Haut brauchen und außerdem Raubtierangriffen ausgeliefert sind. So einem unentspannten Hippo begegnet man besser nicht zu Fuß.

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Bild: Die Mara, das ist der Fluss, durch den die großen Herden der Migration zwei Mal im Jahr durch müssen. Viele tausend Gnus und Zebras gehen dabei zugrunde und es ist ein Fest für die Krokodile

Diese Gnus und Zebras ziehen eine Achterschleife durch die Savanne. Ihre Zahl beträgt bis zu einer Million Tiere und wer einmal im Leben die Migration gesehen hat, vergisst das nicht. Hier in der Mara sind sie übrigens im August und September. Jetzt gibt es nur relativ wenige Gnus und Zebras, immer aber genügend für ein gutes Foto.

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Bild: Gnus und Zebras

In der Nacht war übrigens ein Hippo bei unserem Zeltplatz. Ich bin aufgewacht und habe gehört, wie es Gras abrupft. Es war so nahe, dass der Trittschall gut zu spüren war. Ich habe das schon oft erlebt, aber es ist immer wieder spannend, denn ich weiß nicht, was geschieht, wenn es z.B. über die Zeltschnüre stolpert. Das ist aber noch nie passiert und ich glaube, dass sie sehr genau wissen, dass wir da im Zelt sind und einfach das Territorium respektieren. Elefanten tun das übrigens auch.
Nach einiger Zeit hat es sich wieder getrollt und ich bin eingeschlafen.

Ich bin immer wieder neu von unserem Toyota begeistert. Er hat diesmal die Mud-Terrain Reifen drauf und die sind so gut, dass wir sogar bei Schlammlöchern und kleinen Furten nicht einmal den Allrad zuschalten müssen. Es ist höchst angenehm sich über das Auto keine Gedanken machen zu müssen.

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Bild: Der Toyota ist ein verlässlicher Begleiter

Danach fahren wir auf den Lookout-Hill, von dem man tatsächlich einen sehr guten Blick über einen großen Teil der Mara hat. Diese unglaubliche Weite fasziniert mich jedes Mal wieder, dazu die landschaftliche Struktur – es ist für mich der schönste Nationalpark Afrikas, ohne Zweifel. Und es ist jedes Mal wie ein Geschenk wenn ich hier sein kann.

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Bild: Der Blick vom Lookout-Hill über die Plains

Weiter geht es über die Meta-Plains, auf denen wir nicht mehr viele Tiere sehen, da es gegen Mittag zu heiß ist. Wir fahren die große Runde weiter und kommen an den Talek. Das ist der zweitgrößte Fluss der Mara und dort hatten wir einige Jahre lang den schönsten Campingplatz im Park. Leider wussten das auch andere und so steht dort seit vielen Jahren – ein Camp! Und nicht weit davon haben sie noch ein neues errichtet. Es ist unglaublich.
An einer Furt bleiben wir stehen und machen eine Mittagsrast. Wir steigen aus und setzen uns unter einen großen, schattigen Baum und riskieren, dass wir dabei entdeckt werden.
Plötzlich tauchen am anderen Ufer drei Buben auf, geschätzte 14 Jahre alt, wahrscheinlich Hirten aus einem der Dörfer, die hier nicht weit weg sind, da die Parkgrenze ein paar Kilometer weiter verläuft.
Für mich ist das eine Szenerie, die mich nachdenklich stimmt. Hier drei reiche weiße Männer, dort drei arme schwarze Buben. Wir schauen einander über den Fluss an, dann macht sich jeder wieder auf den Weg. Ein kurzes Aufeinandertreffen, ohne echten Kontakt, vielleicht ohne Bedeutung, für mich aber von großer Symbolik.

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Bild: Thomy und Philipp am Talek-Fluss. Wir sind mit unserem Outfit die Karrikatur des dortigen Standard-Safaripublikums, das fast immer mit khakifarbenen Safarihosen, khakifarbenen Safarihemden und khakifarbenen Safarischuhen ausgerüstet ist, wahlweise mit Tropenhelm und khakifarbenen Lederhandschuhen.

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Bild: Drei Maasai

Weniger romantisch ist der Dreck, den wir am Rande des Talek-Flusses finden. Es ist glücklicherweise nicht sehr viel, immer aber zu viel. Mir ist es unbegreiflich, wie Menschen ihren Mist einfach in die Natur werfen können, vor allem wenn sie von so atemberaubender Schönheit ist wie hier in der Maasai Mara.

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Bild: Ein weggeworfenes und vom Fluss angespültes Plastiksackerl

Bei der Rückfahrt treffen wir auf eine Herde Büffel. Einer davon mag uns irgendwie nicht und beschließt einen Angriff zu starten. Glücklicherweise habe ich den Motor laufen lassen und kann das Weite suchen, da die Straße gerade eben und ohne Löcher ist. Die Kerle sind sehr kräftig und würden uns zumindest eine fette Delle ins Auto machen. Da wir abhauen, lässt er nach einiger Zeit die Verfolgung sein und kehrt wieder zu seiner Herde zurück.
Spannend ist so etwas deswegen, weil es immer wieder Erdlöcher gibt, die sich mitten am Weg befinden. Nach einem Regen sind sie mit Wasser gefüllt und wer in so eines hinein fährt, riskiert eine kaputte Achse. Meist befindet sich auch irgendwas im Erdloch, sehr beliebt sind diese Löcher bei Warzenschweinen (die kleineren), Hyänen und Büffeln (die größeren).

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Bild: Warzenschweine

Wir kommen auch am Elefantenplatz vorbei. Das war eigentlich derjenige Zeltplatz, an dem wir die längste Zeit waren, bevor sich auch dort ein Camp gebaut haben, nämlich das „Little Naibor Camp“, das Thomy und ich vor zwei Jahren besucht haben. Wenn man über die Plains fährt, dann schauen die Savannenbuchten, die in die Galleriewälder hinein ragen, oft ziemlich gleich aus. Um die richtige zu finden, braucht man eine auffällige Landmarke. Das war in unserem Fall der „Bienenbaum“, den es heute noch gibt. Den konnte man von weiter oben von der Straße aus sehen und wusste: hier geht es hinunter“

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Bild: Der Bienenbaum

Gegen 15 Uhr sind wir wieder am Zeltplatz und ruhen uns aus. Ach ja – bei der Rückkehr zum Platz ist das Spiel mit dem Verstecken etwas komplizierter. Wir bleiben oben auf den Plains stehen und suchen mit einem Feldstecher die Hügel rundherum nach Autos ab. Wenn eines zu sehen ist, bleiben wir einfach stehen und tun so, als würden wir irgend welche Tiere beobachten. Sobald die Luft rein ist, fahren wir flott über die offene Savanne hinunter zu unserer Einfahrt in den Galleriewald und hoffen, dass uns niemand gesehen hat. Das ist fast wie ein altes, liebevoll gepflegtes Ritual.

Ich mache wieder eine große Portion Fruchtsalat, quasi unser verspätetes Mittagessen. Dann setzen wir uns einfach hin und tun das, was die Tiere in der Nachmittagshitze auch tun: ausrasten. Einfach nix tun, vielleicht ein Buch lesen oder in die Gegend starren.

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Bild: Der Blick von unserem Zeltplatz auf den Fluss. Unter dem umgestürzten Baumstamm links im Bild befindet sich unsere Quelle mit klarem, frischem Wasser.

Irgendwann wird es Abend und wir kochen – Süßkartoffeln, Zucchinigemüse und einen Salat. Nicht nur das Obst ist hier besonders schmackhaft, auch das Gemüse ist hervorragend und wir vermissen das Fleisch eigentlich überhaupt nicht.

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Bild: Gekocht wird mit einem zweiflammigen Gaskocher auf einem Klapptisch innen in der Hecktüre des Toyota. Links hängt das Mistsackerl, das wir bis Nairobi mitgenommen haben – also eines von mehreren.

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Bild: Der Salat wird zubereitet – Zwiebel, Paprika, Paradeiser, Avocado, Käsewürfel. Dazu ein gut gekühltes Bier und wir wissen: mehr Komfort braucht echt kein Mensch.

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