Wieder in Afrika – Tag 2

Die erste Nacht ist nie perfekt, denn mein Körper und mein Geist müssen sich beide auf Afrika einstellen. Und doch wache ich unglaublich gerne durch das Schreien der heiligen Ibisse auf, die jeden Morgen auf ihre Insel in Lake View einfliegen und ein ordentliches Getöse machen.
Wir sind heute zum Frühstück bei Louis eingeladen, unserem steirischen Mechaniker, der nur ca. fünf Autominuten entfernt in einem kleinen Haus lebt, das sich auf dem riesigen Grundstück einer alten Dame befindet. Dort treffen wir auch meinen Vater, die Frau von Louis (Marion) und deren Schwester Judy, die seit ca. zwei Jahren meinen Vater auf Safari betreut, denn er ist schließlich keine 70 mehr und braucht ein wenig Unterstützung.

Wir haben den heutigen Tag zum Ankommen und zur Vorbereitung auf die morgen startende Safari. Da wir komplett Selbstversorger sind, müssen wir gut darauf achten, das Richtige einzukaufen und einzupacken. Der Toyota Landcruiser ist seit Jahren das beste Auto, das ich mir für Afrika vorstellen kann und wir mieten ihn von meinem Vater.

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Bild: Toyota Landcruiser HZJ 78

Das Auto hat ein aufstellbares Schlafdach und sicherheitshalber die Mud-Terrain-Reifen, falls uns die Regenzeit erwischt. Wetter und Auto – das waren über Jahrzehnte die größten Unsicherheitsfaktoren bei einer Safari. (Das ist übrigens ein Wort auf Suaheli und heißt nichts anderes als Reise.)
Seit dem Toyota bleibt nur mehr das Wetter übrig, trotzdem wird der Wagen noch gründlich durchgecheckt: Wassertank voll, Batterien gut in Schuss – vor allem achte ich darauf, dass die Starterbatterie von den Campingbatterien getrennt ist, die den Kühlschrank betreiben. Wenn man die nicht trennt, kann es passieren, dass der Kühlschrank die Starterbatterie leersaugt und dann ist meist Schluss mit lustig – immer abhängig davon, wo man sich gerade befindet.

Exkurs: Campingkühlschränke
Ein eigener Exkurs für einen Kühlschrank? Ja, weil das ein seit ewigen Zeiten ungelöstes Problem für die Safari in Afrika ist. Zugegeben – es ginge auch ohne, aber am Abend nach einer anstrengenden Tour ein kühles Bier, das kann schon was. Außerdem eröffnet sich mit Kühlschrank die Möglichkeit Fleisch und Butter, Käse und Wurst mitzunehmen. Also quälen wir uns seit Beginn mit Campingkühlschränken herum. Die Menschheit kann in ferne Galaxien blicken, zum Mond fliegen und winzige Hochleistungscomputer bauen. Was sie nicht kann: funktionierende Campingkühlschränke herstellen. Oder auch verständliche Lautsprecherdurchsagen in U-Bahnstationen technisch auf die Reihe bringen. Geht einfach nicht, keine Ahnung warum.
Bleiben wir bei den Kühlschränken. Sie sehen aus wie kleine Tiefkühltruhen, sind also von oben zu befüllen, weil die Haus-Variante eines Kühlschranks (mit Schranktür) für das Camping unbrauchbar ist, da bei jedem Öffnen die kalte Luft nach unten rausströmt. Das ist daheim egal, wenn man aber Energieknappheit hat, macht das einiges aus.
Seit Jahrzehnten können diese Kühlschränke (also die besseren) sowohl mit 220 Volt (also daheim), wie auch mit 12 Volt (im Auto über den Zigarettenanzünderanschluss) und mit Gas betrieben werden.
12 Volt sind immer etwas brustschwach und kann oft nur die Temperatur halten, aber nicht ordentlich runterkühlen. Daher machen wir es meist so, dass wir den Kühlschrank vor der Safari im Haus gut vorkühlen und dann versuchen, mit der Autobatterie und mit Gas die Leistung einigermaßen hinzubekommen.
Seit Solarzellen leistungsfähiger sind, funktioniert die Kühlung mittels der Autobatterie deutlich besser, im Landcruiser meines Bruders konnten wir sehr gute Leistungen erzielen ohne mit Gas betreiben zu müssen. Das setzt aber leider voraus, dass man unter Tags viel fährt, denn dann kommt die Energie aus der Lichtmaschine und lädt die Batterie ordentlich auf, so dass man über die Nacht kommt.
Ganz schlecht ist es, wenn das Auto 2-3 Tage an einem Platz steht, vielleicht noch im Schatten. Dann funktioniert kein Kühlschrank mehr, vor allem, wenn es draußen 30 Grad oder mehr hat.
Das größte Problem war aber immer der Gasbetrieb. Man muss ausreichend Gasflaschen mitnehmen, deren Füllstand man nie wirklich überprüfen kann. Die Gewichtsprobe kann aussagekräftig sein oder auch nicht. Die Ventile müssen funktionieren, die Schläuche dicht sein und vor allem muss der Kühlschrank immer komplett waagrecht stehen. Da der Gasbrenner eine Kontrollflamme braucht, darf auch kein stärkerer Wind wehen, sonst bläst er die Flamme aus und der Kühlschrank funktioniert nicht mehr. Man muss ihn also am Abend aus dem Auto räumen, sauber aufstellen und dann unten durch ein kleines Loch mit einem langen Zündholz die Flamme anzünden und gewährleisten, dass sie brennen bleibt. Das hat viele Jahre lang bedeutet, dass wir in der Nacht immer wieder mal aufstehen und die depperte Flamme kontrollieren mussten, vor allem bei Wind und Regen. Da überlegt man sich ob es ohne knechtenden Kühlschrank nicht viel entspannter wäre. Das Bier braucht man dann um den Kühlschrankstress wieder loszuwerden.
Dem Erfinder eines einfachen und robusten Campingkühlschranks garantiere ich den Nobelpreis und den ewigen Dank aller bierdurstigen Camper weltweit.

Mein Vater hat uns schon ein großes Hauszelt eingepackt, das wir aber nur brauchen, wenn Regen in Sicht ist. Dann ist es allerdings wirklich wichtig, weil wir bei einem länger dauernden Regenguss sonst nur im Auto sitzen könnten. Falls das Wetter schön bleibt, reicht ein Kuppelzelt für Philipp und mich, Thomy schläft wie immer im Toyota oben im Aufstelldach.

Es ist sehr heiß in Nairobi und wir machen bei unserem Haus in Lake View eine kleine Pause. Mein Vater geht im See schwimmen – dieser See ist der Hauptgrund weshalb er das Haus im Jahr 2000 gemietet hat. Weil der Inder, dem es gehört, ein ziemlicher Raffzahn ist, kostet das Haus inzwischen so viel Miete, dass mein Vater es an eine amerikanische Familie untervermietet hat.

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Bild: Am See

Wir hängen ein wenig mit Louis im Garten herum und überlegen, was wir noch alles einpacken sollten und was wir nicht brauchen.

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Bild: Thomy, Philipp und Louis

Am trockenen Rasen kann man gut erkennen, dass wir noch mitten in der Trockenzeit sind und wir hoffen, dass sie noch zwei Wochen anhält.
Die Einkaufstour gestaltet sich mühsam, da in meinem alten Lieblingssupermarkt die Hälfte der notwendigen Dinge nicht zu bekommen ist. Also fahren wir in den Village-Market um den Rest zu besorgen. Wir werden uns vor allem von Gemüse und Obst ernähren, beides gibt es hier in sensationeller und mit der europäischen Ware nicht vergleichbarer Qualität.
Nach den diversen Terroranschlägen der letzten Jahre gibt es in den Einkaufszentren verstärkte Sicherheitskontrollen – oder sagen wir besser: es sollte sie geben. De facto müsste man als potenzieller Terrorist schon sehr ungeschickt sein um sich davor abschrecken zu lassen. Wir treffen aber keine Terroristen und allen künftigen Kenia-Urlaubern und Urlauberinnen darf gesagt sein, dass es sich um ein sehr friedliches Land handelt. Nairobi würde ich von der Gefährlichkeit in einer Reihe sehen mit Mürzzuschlag, Mitterstockstall am Wagram und der Axamer Lizum.

Am Weg in den Village Market kommen wir an der Baustelle für den Northern Bypass vorbei. Dort bauen sie den noch fehlenden Teil der Ringautobahn rund um Nairobi. Das wird sehr dringend gebraucht und wird (wahrscheinlich unter Mithilfe der Chinesen) auch nicht mehr lange dauern. Die Schneise wird einfach mitten durch die Gegend gezogen. Ich glaube nicht, dass Enteignungsverfahren hier lange dauern und statt dem Gericht entscheidet hier ein Weisenrat aus Caterpillar, Planierraupe und Abrissbirne. Afrika ist anders und die Umweltverträglichkeitsprüfung noch nicht erfunden.
Die Umweltzerstörung ist in und um Nairobi sowieso immens, es wird überall gebaut wie verrückt, der Wald wird gerodet und Hochhäuser werden in kürzester Zeit in die Höhe gezogen. Das verursacht in mir eine Mischung aus Wehmut und Schwindel.

Noch jongliere ich mit meinen drei Geldbörsen (Kenia-Shilling, Dollar, Euro), aber bald wird sich noch eine vierte (Tansania-Shilling) hinzugesellen.
Nach den Einkäufen sind wir etwas erledigt, gehen aber am Abend noch gemeinsam mit Louis, Marion und Judy äthiopisch essen. Das gibt es bei uns zwar auch, in Nairobi hat es allerdings eine andere Qualität. Das Lokal liegt sehr versteckt und wirkt mit seinen Plastiksesseln und Plastiktischen ein wenig uncharmant. Das Essen ist jedoch sensationell und so viel, dass wir es trotz großem Hunger nicht aufessen können.
Auf einem großen Tablett liegt eine riesige Flade, die an eine dickere Palatschinke mit vielen kleinen Löchern erinnert – sie ist übrigens sauer. Darauf werden die Zutaten verschiedenster Art gelegt und man isst sie mit der Hand, indem man ein Stück einer Flade abreisst und die Zutaten damit ergreift. Das ist gar nicht so schwierig und ein echtes Erlebnis.

Den Abschluss des Abends macht ein Besuch im Gipsys, einer Bar, die an diesem Sonntag jedoch fast leer ist. Die Getränke sind deutlich teurer als in anderen, vergleichbaren Lokalen und wir werden in Zukunft wohl woanders hinfahren.

Ein langer Tag geht zu Ende, aber morgen geht es auf Safari.

Wieder in Afrika – Tag 1

Dieser Reisebericht besteht aus dem Bericht selbst, den dazu gehörigen Fotos sowie kleinen Exkursen über Randthemen.

Tag 1 – die Anreise

Zwei Jahre ohne Ostafrika sind einfach zu viel. Zu lang. Zu schwierig. Ich brauche eine gewisse regelmäßige Dosis dieser „dunkel lockenden Welt“ (so nannte Tania Blixen ihren Roman, der später als „Jenseits von Afrika“ verfilmt wurde und dessen Schauplätze ich gerne besuche).
Nun ist es wieder soweit. Die Helden von heute heißen Thomas, Philipp und Guido, wobei Thomas bereits im Jahr 2000 vom Afrika-Fieber gepackt wurde und diesmal auch schon das sechste Mal mitfährt. Philipp hingegen ist Neuling und entsprechend gespannt auf das, was ihn erwartet.

Exkurs: Die Deppensteuer
Ich zahle immer Deppensteuer. Das ist Geld, das ich aufgrund eigener Blödheit oder weil ich reingelegt werde einfach verpulvere. Weil ich das weiß, habe ich in jedem Reisebudget einen Posten für die Deppensteuer. Ich zahle selten zwei Mal die gleiche, aber die Afrikaner lassen sich immer was Neues einfallen.
Diesmal ist es anders, denn ich zahle sie schon vor Reiseantritt, quasi als Vorschuss. Die erste Summe entsteht durch meinen Schlendrian punkto Reisepass. Ich habe viel Zeit, weil die Gültigkeit noch bis August 2017 reicht und die Reise schon im März ist. Das glaube ich zumindest bis drei Tage vor dem Abflug, denn dann entdecke ich auf der Website des Konsulats den Hinweis, dass der Reisepass noch sechs Monate Gültigkeit haben muss. Dummerweise haben wir den Urlaub wegen Thomys Terminproblemen vom Februar in den März verschoben und so fehlen gerade mal zwei Wochen. Blöd, aber nicht tragisch, denn in der heutigen Zeit ist ein Reisepass blitzschnell ausgestellt.
So die Theorie. Der Blick auf die Website des Passamts belehrt mich eines besseren: Fünf Tage bis eine Woche dauert ein neuer Reisepass, der 80 Euro kostet. Glücklicherweise kann man sich auch einen Express-Reisepass ausstellen lassen, das kostet nur 20 Euro mehr und dann bekommt man ihn in drei Tagen.
Das könnte sich knapp ausgehen, aber eigentlich ist das Risiko zu groß. Glücklicherweise geht es in dringenden Fällen noch schneller, nämlich mit einem 1-Tages-Pass. Den bekommt man schon am nächsten Tag, dafür kostet er sportliche 220 Euro. Das wären dann die ersten 140 Euro Deppensteuer, ganz ohne afrikanische Beteiligung übrigens.
Die Dame am Magistrat ist sehr nett und achtet penibel darauf, dass das Foto genau stimmt und alle Formalitäten zwei Mal überprüft sind, damit ich auch tatsächlich am nächsten Tag den neuen Pass bekomme.
Der wird auch geliefert und zwar von einem speziellen Botendienst, der mittels Handy recht genau terminisierbar ist und an Flexibilität nichts zu wünschen übrig lässt. Kostet ja auch genug.
Die zweite Deppensteuer schmerzt genauso. Als ich die Flüge buche, lasse ich zwecks Vergleich mehrere Masken am Bildschirm offen. Dann kaufe ich den ersten Flug (von Nairobi nach Sansibar) und auch den zweiten (von Sansibar nach Dar Es Salaam). Leider fällt mir nicht rechtzeitig auf, dass ich zwei Mal den gleichen Flug buche, weil ich die falsche Maske erwische. Für drei Personen. Mit Kreditkarte bezahlt, also weg.
Glücklicherweise war es nur der kurze und relativ billige Flug von Sansibar nach Dar Es Salaam, aber weh tut das trotzdem. Macht übrigens 265 Euro Deppensteuer. (Thomy und Philipp sind allerdings so nett und bereit ihre doppelten Flüge selbst zu zahlen).
Die Fluglinie heißt übrigens „Precision Air“ und wird von Insidern „Unprecision Air“ genannt, angeblich aus gutem Grund. Den erfahre ich jetzt auch, denn mehrere Mails an die Fluglinie bringen genau gar keine Antwort.
Ich stehe also noch vor Reiseantritt bei 225 Euro oder mehr und bin gespannt, was noch alles dazu kommt.

Da der Flug mit der Swiss nach Nairobi über Zürich schon um sechs Uhr in der Früh geht, machen wir einen Vorabend-Checkin. Das hat sich bewährt, weil man erstens eine größere Auswahl an Sitzplätzen hat und zweitens in der Früh keinen Stress, da man nur mehr hinfährt, durch die Passkontrolle geht und ins Flugzeug steigt.
Thomy reist aus Klosterneuburg mit einem eigenen Flughafentaxi an, Philipp und ich wählen ein Car2Go, was wegen des schon aufgegebenen Gepäcks eine reizvolle Alternative darstellt.
Das klappt hervorragend und kostet heiße 20 Euro, die wir uns teilen. Am Flughafen gibt es ein eigenes Parkdeck, dessen Schranken die kleinen Smarts automatisch erkennt und durchfahren lässt.

Der Flug nach Zürich ist unspektakulär und dann ist mir auch noch das Sitzplatzglück hold. Ich kann einen Gangsitz ergattern, dessen Nachbarsitz frei bleibt. Ich bin zu groß und auch etwas zu breit für die Sitze in der Holzklasse, die jedes Jahr um gefühlte 2-3 cm enger und schmäler werden. Auf Langstreckenflügen (7 Stunden und 40 Minuten bis Nairobi) ist das ein wichtiges Kriterium, vor allem in der Nacht, wo ich zusammengequetscht und gefaltet und auch sonst komplett geknechtet normalerweise kein Auge zutun kann.
Das Visum holen wir uns bei der Einreise, die ich im Verdacht habe eine afrikanische Aussenstelle der amerikanischen NSA zu sein. Fingerabdrücke, ein eigenes Bild und skeptisch dreinblickende Polizisten lassen bei mir die Frage auftauchen, was zum Henker die mit all unseren Daten machen.
Dann endlich haben wir unser Gepäck und marschieren in die warme, duftende und zirpende ostafrikanische Luft hinaus, um unser vorbestelltes Taxi zu entern. Wie immer stehen geschätzte hundert Typen mit großen Namensschildern herum, doch unsere Namen sind nicht dabei. Ich habe extra zwei Mails an die Reisebürofirma Amicabre Travel geschickt, die zweite bereits mit der Bitte um Antwort bzw. Bestätigung. Ich kenne die Firma schon sehr lange und habe bisher immer gute Erfahrungen gemacht. Erst im Dezember haben sie meinen Bruder abgeholt und da habe ich auch keine Bestätigungsmail erhalte. Also dachte ich, dass das diesmal auch so wäre.
Glücklicherweise stehen ohnehin jede Menge Taxis herum und wir finden eines, das uns um 3.000 Khs nach Lake View bringt, was etwa so weit ist wie von Schwechat nach Neuwaldegg (wer´s kennt).
Das ist um 1.500 Khs weniger als das Taxi von Amicabre Travel gekostet hätte und ich habe langsam den Verdacht, dass ich für die letzten Jahre mein Deppensteuerbudget nachträglich noch aufstocken muss.
Der Umrechnungskurs ist derzeit extrem praktisch, denn 100 Kenia-Schillinge sind 1 Euro und gut 1 Dollar. So lässt es sich leicht rechnen.

Die Fahrt in die Stadt hinein hat für mich immer etwas Magisches, auch wenn sie über eine Art Autobahn führt und nicht sehr romantisch ist. Aber es sind die ersten Meter wieder in einem Land, das ich sehr ins Herz geschlossen habe, die ersten hupenden Autos, das erste Mal nach meist langer Zeit die afrikanische Luft, die so ganz anders ist als die europäische. Und doch ist es jedes Mal anders, weil sich die Stadt sehr schnell verändert, nachdem sie jahrzehntelang eher konstant war. Sie wächst ungeheuer schnell und die Industrieviertel und Gewerbebauten reichen inzwischen bis fast an den Flughafen, während vor ein paar Jahren hier noch da und dort ein Schrottplatz oder ein paar kleine Hütten zu sehen waren. Und es blitzt ständig. Die Blitze kommen von zahlreichen Masten, die über die Straße montiert sind. Auf meine Frage werde ich aufgeklärt, dass es das seit dem Besuch von Obama gibt und dass jeder Blitz ein Foto wäre. Eine Sicherheitsmaßnahme, die aber jetzt außer Betrieb wäre – es würde zwar noch geblitzt, aber dahinter wären keine Server mehr, die alles speichern würden.
Ich habe keine Ahnung ob das so ist, aber es wirkt etwas bedrohlich und verstörend.

Weniger verstörend ist die Aussicht auf einen tollen Urlaub. Weil es vom ersten Tag keine interessanten Bilder gibt, füge ich hier jetzt eines ein, quasi als Vorschuss auf die vielen Bilder der nächsten Tage. Es handelt sich um eine Thompson-Gazelle, die es in ganz Ostafrika gibt und die sich dadurch auszeichnet, dass sie besonders flink ist. Und sie schmeckt gut, zumindest Geparden, die sie gerne jagen. Davon wird später noch zu lesen sein.

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Bild: Thompson-Gazelle

Wir kommen gut voran, der übliche Stau ist nicht vorhanden, was einerseits an der Zeit liegt (Samstag Abend) und andererseits an der großen Ringautobahn, die jetzt fast schon ganz Nairobi umfasst, gerade mal im Nordwesten fehlen noch einige Kilometer, die aber schon in Bau sind. So wird der enorme Schwerverkehr umgeleitet, der von Mombasa kommt, Richtung Uganda weiter geht und früher komplett durch die Stadt fahren musste. Die Staus waren legendär und zum Teil sind sie das heute noch, da das Straßennetz in den 1960er und 70er Jahren angelegt wurde und auf 1/10 des heutigen Verkehrs ausgelegt ist.

Nach nur 45 Minuten sind wir in Lake View und beziehen zwei Apartments in den „Lake View Studios“. Irgendwie ist noch Durst übrig und so entern wir den bereit stehenden Toyota und fahren nach Westlands, um uns dort das eine oder andere Gin Tonic zu gönnen. Davor finden wir noch ein indisches Restaurant, das punkto Küche okay ist, als einzige Gäste vermissen wir aber doch ein wenig Flair.

Der erste Tag war anstrengend und geht hiermit zu Ende.

Warum mich die Wahl Trumps nicht überrascht (eine Analyse)

Schon in den letzten Wochen spürte ich den Keim der Unsicherheit. Dann sah ich mehrere TV-Dokus über die USA und dort wurde immer wieder recht deutlich gezeigt, dass eine gewisse Menge an Menschen für Donald Trump stimmen wird – aber nicht aus Trotz oder zumindest nicht nur aus Trotz, sondern weil sie ihn als Lösung ihrer Probleme sehen.
Die einzige Frage, die bis zum Schluss übrig blieb, war: Wie groß ist diese Menge?

Das konnte niemand wissen und auch die Meinungsumfragen können das mit ihren Methoden nicht erfassen. Insofern war bis zum Schluss unklar, wie die Wahl ausgeht.
Dann der gestrige Abend – als mein Kollege Volker Plass ein Posting auf Facebook brachte, das etwas widersprüchlich auf Trump einging, hatte ich plötzlich ein sehr klares Bauchgefühl und es sagte „Trump gewinnt“.
Danach ging ich schlafen und war heute in der Früh nicht wirklich überrascht, dass er es geschafft hat die Mehrzahl der Wählerinnen und Wähler für sich zu gewinnen. Der Sieg ist eindeutig und klar und wird auch nicht angefochten werden.

Jetzt stellt sich die Frage, was da passiert ist und wie es weitergeht. Dazu eine Analyse:

1.) Die Wähler haben gewählt.
Dieser Satz wirkt banal und ich habe ganz bewusst die Wählerinnen weggelassen. Es waren die weißen Männer, die Trump den Wahlsieg gebracht haben – auch weil sehr viele weiße Frauen es ihnen nachgemacht haben. In einer Demokratie haben nun einmal alle eine Stimme und das ist gut so.
Der Satz ist auch deswegen nicht banal, weil ich oft höre „Wenn Wahlen was verändern könnten, wären sie längst abgeschafft“. Das stimmt nur zum Teil, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Aber hier hat wirklich „das Volk“ gewählt, denn auch ohne dem seltsamen Wahlmänner-System (da sind auch Frauen unter diesen Männern, aber diese Form der political correctness hat wohl nach dem Sieg Trumps keine echte Konjunktur mehr) wäre die Wahl nicht anders ausgegangen.
Es ist ein Sieg der Demokratie, auch wenn ironischerweise die Demokraten verloren haben. Hier darf ich jedoch anmerken, dass mir die demokratische Partei in den USA nicht demokratischer erscheint als die republikanische.
Ob die Wähler schlau gewählt haben? Das wird sich erst herausstellen und niemand weiß genau, wie es jetzt in den USA und in der Weltpolitik weiter geht.

2.) Warum Trump?
Die Wähler haben eine Hoffnung gewählt, kein Programm.
Sie haben eine Person gewählt und keine Partei.
Es wurde die Authentizität gewählt und nicht die Schauspielerei.

Das ist deswegen so wichtig, weil es einem Trend folgt, den es in den USA schon seit Jahrzehnten und inzwischen auch bei uns in ähnlicher Form gibt. Je mehr Angst die Menschen haben, umso wichtiger ist ihnen eine greifbare, starke Führerfigur und die hat Donald Trump ihnen geboten.
Obama wurde unter anderem gewählt, weil er die Hoffnung für viele AfroamerikanerInnen und andere Gruppen verkörpert hat. Das wurde enttäuscht, es geht diesen Bevölkerungsgruppen heute schlechter als vor acht Jahren. Guantanamo ist auch nach acht Jahren nicht geschlossen und wird wohl noch viele Jahre existieren. Der Friedensnobelpreisträger Obama hat mehrere Kriege begonnen – außerhalb der USA und somit automatisch als Aggressor bzw. Unterstützer von Aggressoren.
Er hat sich nach außen als liebevoller Ehemann, Vater und Sonstnochwas gegeben und hat dahinter als Marionette der verschiedenen mächtigen Industrien agiert.
Hillary Clinton hat im Wahlkampf auf mich ebenfalls nicht authentisch gewirkt – weder ihr Lächeln noch ihre Botschaften, das alles noch verknüpft mit einer beinharten Politik. Die Jubelei bei ihren Reden wirkte gekauft, die bei Trump nicht.
Dieser Wunsch nach Authentizität ist für mich sehr verständlich. Trump widerspricht sich, er lügt, äußert sich frauenfeindlich und ist trotzdem von schönen Frauen umgeben, poltert, droht und ist so politisch unkorrekt wie es nur geht. „Wenn ich auf der Straße vor den Augen aller jemand erschieße, verliere ich keine einzige Wählerstimme“ hat er gesagt.
Ich glaube ihm das, auch wenn es nicht stimmt, da er möglicherweise die Wählerstimme desjenigen verliert, den er erschossen hat. Für den Präsident reicht es dennoch locker, wie er beweisen konnte.

Wenn ich unsere Politiker im TV sehe, wünsche ich mir fast immer das, was sich scheinbar die Amerikaner auch gewünscht haben: Klare, ehrliche Aussagen. Ich bekomme sie nie oder fast nie, auch nicht von den PolitikerInnen meiner eigenen Partei. Ich sage seit Jahren: Sobald einmal einer kommt, der offen zu ihnen spricht und (selbst wenn es nicht stimmt, das ist ja das Interessante daran) die Wahrheit sagt, gewinnt er die Wahl.
Trump hat ihnen solche Sager geboten, selbst wenn er gelogen hat. Er war er selbst und brauchte daher auch keine Berater.

In den seit Jahrzehnten neoliberal gesteuerten USA bot Hillary gerade mal „more of the same“ – das gab maximal den Gewinnern des bisherigen Systems eine gewisse Hoffnung. Neoliberale Wirtschaftspolitik dient immer ausschließlich den schon Starken, schon Besitzenden – in der heutigen Nachwahldiskussion bis zum Erbrechen oft „Establishment“ genannt. Es macht die Reichen reicher und die Armen ärmer, und zwar mit Garantie. Da Reiche erstens nie etwas von ihrem Reichtum freiwillig hergeben und zweitens vom bisherigen System geschützt wurden, entstand Widerstand.
Dieser Widerstand ist nicht intellektuell, er ist nicht logisch, nicht vernünftig und er schert sich einen Dreck um die Folgen. Das ist eine mögliche Erklärung warum Menschen eine Person wählen, die ihnen vorhersehbar schaden und ihr Leben verschlechtern wird.
Was bleibt, ist die Hoffnung, und die wird gewählt.
Diese Hoffnung ruhte ausschließlich auf Donald Trump und er konnte sie erfüllen – zwar nur in Form seiner Person, aber immerhin.
Deswegen wählten Frauen einen sexistischen Macho und arme Leute einen Milliardär – weil es egal ist, weil es darum nicht geht. Weil sie jemand wollen, der ihnen eine Geschichte erzählt, die ihren Sorgen ein Ventil bietet.

Ist das bei uns wirklich anders? Die FPÖ tut genau nichts für die Menschen, die sie wählen. Das muss sie auch nicht, zumindest nach der Trump-Logik.

Es geht sogar noch weiter: Je deutlicher die Figur hervortritt, desto attraktiver wird sie. Jede Art von Programm stört da nur und lenkt ab. Und sie muss genau auf die Bedürfnisse passen, die gerade vorhanden sind – in diesem Fall war das der Kampf gegen die Mächtigen, ideal verkörpert von einem wilden Rabauken, der nichts auf Konventionen gibt und darüber hinaus noch reich ist.
Trump ist ein Pleitier? Das wären viele Amerikaner auch gerne, weil das würde bedeuten, dass sie vor der Pleite vermögend waren.
Er zahlt keine Steuern und darf das ohne Konsequenzen? Das würden viele Amerikaner auch gerne können.
Er ist das dritte Mal verheiratet und jede Frau ist jünger und schöner als die davor? Der Amerikaner wirft einen Blick von der Couch in die Küche und weiß, wen er wählen wird.

Hillary kann da mit ein paar möglicherweise staatsgefährdenden Emails nicht mithalten. Ihre Verfehlungen sind die Verfehlungen einer mächtigen Frau aus einer Familie, die seit Jahrzehnten zu den Mächtigen des Staates gehört.
Das neoliberale System hat das Land in seiner Struktur ruiniert, weil private Unternehmen die Struktur ausbeuten und nicht erhalten, sofern sie selbst nicht dafür bezahlen müssen. Deswegen hat Trump in seiner Dankesrede davon gesprochen, dass er die kaputte Infrastruktur wieder aufbauen und dass das viele Millionen Arbeitsplätze bringen wird.
Das ist kein dummes Gerede, das ist taktisch sehr klug, denn das sehen die Menschen dort jeden Tag und bisher bekamen sie keine Antwort von den Mächtigen.
Trump ist in Zukunft wahrscheinlich genauso neoliberal, aber das interessierte vor der Wahl niemanden: ihn nicht und seine Wähler auch nicht.

Diesen Wählern vorzuwerfen, dass sie nur einfach zu ungebildet sind, ist zu wenig. Da ist sicher was dran, aber auch sehr gebildete Menschen haben Trump gewählt, weil es um etwas anderes geht. Die meisten haben auch genug zu essen und ein Dach über dem Kopf sowie ein Auto, einen Flatscreen und ein Smartphone.
Genau hier liegt jedoch eine der Ursachen: Die meisten Menschen dürften spüren, dass die Zeit des ungebremsten Wirtschaftswachstums vorbei ist. Und jetzt bekommen sie Angst das Erreichte zu verlieren – übrigens egal woher sie es haben. So sind die Menschen nun einmal – was man hat, das hat man zu Recht, auch wenn man sich dieses Recht zusammenphantasieren muss.
Jetzt kommt einer und meint: Da will dir wer was wegnehmen! Mehr ist gar nicht notwendig, vielleicht noch ein paar düstere Bilder einer vermeintlichen Bedrohung und schon tut die verängstigte Masse alles, was dieser Mensch will.
Das passiert übrigens nicht, weil die Menschen blöd, sondern weil sie in erster Linie bequem sind. Diese Bequemlichkeit haben sie Jahrzehnte lang gelernt und die US-Amerikaner sind Weltmeister darin, was man oft sogar an ihren Körpermaßen erkennen kann.
Doch auch das reicht nicht, daher muss man noch ein Schäufelchen drauf legen und die Masse emotionalisieren. Da bei emotionalem Stress der Körper die Gehirnteile in gegenläufiger Reihenfolge zu ihrer Entstehung wegschaltet, verlieren wir zuerst den frontalen Kortex, der für das rationale Denken zuständig ist.
Wenn man in die wütenden Gesichter der amerikanischen „angry white men“ blickt, dann ist diese Theorie möglicherweise gar nicht weit hergeholt.

All das hat es Donald Trump recht leicht gemacht und so ist er jetzt der 45. US-Präsident.

3.) Was passieren wird
Trump wird seine Rolle wechseln, er wird – so gut er kann – staatsmännisch agieren und wahrscheinlich schnell lernen. Sein rabaukenhaftes Auftreten wird ein Vorteil sein (nicht immer, aber wahrscheinlich recht oft), vor allem wenn er mit Diktatoren verhandelt oder mit schwachen Herrschern. Er wird sich selbstverständlich beraten lassen, weil er ohne seine Stäbe und ohne seine Regierung genau gar nichts machen kann.
Diese Stäbe und alle seine Minister kommen von dort, wo sie seit Jahrzehnten herkommen, und zwar auch unter Obama: ausschließlich aus der Banken-, Pharma-, Öl-, Agro- und Waffenindustrie.
Die haben alleinig die Aufgabe ihre jeweiligen Industrien entsprechend zu vertreten und das werden sie auch tun. Trump wird wissen, dass er sich mit ihnen nicht anlegen darf, weil sonst ein kleiner Unfall passieren könnte. Ich kann mir vorstellen, dass sie ihm das sehr direkt sagen werden und es wird eine Sprache sein, die er gut versteht.

Insofern wird er die Politik seiner Vorgänger fortsetzen mit ein paar anderen Akzenten – gerade mal so viele, wie ihm seine Leute gestatten. Er wird sich einen feuchten Dreck um die Armen und Bedürftigen scheren, die ihn übrigens auch nicht gewählt haben. Aber auch die Mittelschicht ist ihm egal, das Problem löst er mit Panem et Circenses.

Für die Umweltpolitik bedeutet das wahrscheinlich nichts Gutes – das wäre aber auch nicht anders, wenn Clinton gewonnen hätte. Und es hat nicht einmal nur mit den USA zu tun, denn hier ist globales Handeln angesagt und die meisten Wirtschaftssysteme dieser Erde sind so aufgestellt, dass die Natur ein auszubeutender Faktor ist. So lange sich das nicht ändert, ist es ziemlich egal, was Trump macht. Erst wenn man mit Umweltschutz viel verdienen kann, wird sich hier etwas ändern. Leider.

4.) Die Hoffnung
Der massive Rechtsruck in vielen Teilen der Welt führt naturgemäß auch zu einer Gegenbewegung. Mit anderen Worten: Die Linke hat ihre Kraft verloren und sich großteils selbst verloren. Die Sozialdemokratie hat ihr Ziel (jeder brave Arbeiter ein Auto und einen Fernseher) erreicht, Der Feminismus kämpft teilweise gegen sich selbst (und erreicht die meisten Frauen gar nicht), die Grünen sind auch ratlos bei der Betrachtung der derzeitigen Dynamik und die wenigen verbliebenen Kommunisten gefallen sich als Feindbilder der Rechten.
Wie sieht daher so eine Gegenbewegung aus? Entsteht sie aus der viel gepriesenen „Zivilgesellschaft“? Wird sie eine soziokratische Gemeinwohlbewegung oder eher ein dezentes Netzwerk der Sharing Economy?

Werden wir in Österreich am 4. Dezember der Weltentwicklung folgen oder ein Gegenbeispiel setzen?

Was auch immer geschieht, es ist kein Grund zu klagen oder zu verzweifeln. Die Welt dreht sich weiter und heute war ein sonniger Tag.

Secret Island

Also genau genommen heißt die Insel ja Zirje, aber irgendwie klingt das sehr unspektakulär.
Wir befinden uns mitten in Dalmatien und die Insel ist ca. zwölf Kilometer lang, hat ein paar kleine Orte und jede Menge Felsbuchten – so wie hunderte andere Inseln in Kroatien.

Ich bin zum Tauchen da und möchte den einzigen Urlaub des Jahres genießen, immerhin fünf Tage – wenn auch inklusive Hin- und Rückfahrt, wobei wir auch gleich am Beginn des Reiseberichts sind.
Ich war seit zwei Jahren nicht Tauchen und als mir Werner letzten November die E-Mail schickte, zögerte ich nicht lange, vor allem weil der Preis (499,- Euro) ausgesprochen akzeptabel war.

Abfahrt drei Uhr früh – nicht gerade meine Zeit, aber um elf Uhr ist Treffpunkt in der Marina von Tribunj und von dort geht es mit dem Schiff nach Zirje. Die Fahrt nach Bruck an der Mur verläuft unspektakulär und nachdem ich das Auto abgestellt habe, fahren wir mit drei Autos Richtung Kroatien – neun SteirerInnen und meine Wenigkeit. Am Zielort werden wir noch drei TirolerInnen treffen, insgesamt dreizehn Personen, davon neun mit Tauchambitionen.

Gelernte Österreicher schimpfen gerne über Autobahnmaut, aber Slowenien und Kroatien sind auch nicht gerade billig, bieten dafür jedoch ebenfalls gute Autobahnen. Vor allem das letzte Stück, das spektakulär die enorme Kante von den Bergen hinunter zum Meer überwindet, kann nicht billig gewesen sein.
Das Wetter ist durchwachsen und eher kühl, ändert sich aber sobald wir uns dem Meer nähern. Von den Bergen bläst die Bora und auf der Autobahn ist eine windbedingte Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 km/h.

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Bild: Tribunj

Tribunj liegt zwischen Zadar und Sibenik und ist ein netter kleiner Ort mit einer Marina, in der auch unser Tauchboot liegt. Es ist ein ehemaliges Rettungsboot, das 1945 gebaut wurde, jahrelang am Grund des Meeres lag, dann aber eine zweite Chance bekam. Der alte Perkins-Dieselmotor lag ebenfalls jahrelang unter Wasser, was ihn aber nicht sonderlich beeindruckt hat. Angeblich hat die Maschine 75 PS, tuckert aber trotzdem nur sehr gemächlich dahin, die Fahrt von der Marina zur Insel dauert so knapp zwei Stunden.
Damit ist auch klar, dass das Tauchrevier eng begrenzt ist und sich hauptsächlich rund um unsere Bucht erstrecken wird.

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Die Tauchbasis wird von Marin und seiner Frau Sanja betrieben.

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Bild: Marin am Steuerstand des Tauchboots

Er ist ehemaliger Soldat, sie studiert Jus und gemeinsam haben sie zwei Kinder, die jedoch während der Arbeitswochen ausgelagert sind. Dazu gibt es noch eine Aushilfe für den Service und eine Köchin. Die Basis liegt malerisch in einer Bucht, die sehr gerne von Seglern angelaufen wird. In den Nächten lagen meist zwischen zehn und fünfzehn Segelboote an den zahlreichen Bojen. Die Bucht ist nicht billig und jeden Abend fährt der Zahlmeister mit dem Motorboot von Segler zu Segler und kassiert die Übernachtungsgebühren.

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Bild: Die Tauchanzüge hängen parat für den nächsten Tauchgang

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Bild: Die Bucht mit ein paar Segelschiffen

Diese sind nicht billig, aber die Bucht dürfte günstig liegen und so macht die Tauchbasis samt angeschlossenem Restaurant in den Sommermonaten ein gutes Geschäft.
Wir sind die vorletzte Tauchergruppe in dem Jahr, nach der letzten wird Ende September die Basis bis zum nächsten Frühling komplett zugesperrt.

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Bilder: Das Restaurant

Das Essen ist gut und für uns ist die Atmosphäre sehr familiär – man hilft beim Abräumen und diskutiert gemeinsam, was es am nächsten Abend Gutes gibt.
Die Zimmer sind okay, leider holt uns hier die südländische Schlampigkeit ein, mit der wir zwar irgendwie zurecht kommen, die aber manchmal einfach nur nervt. Mitten in der Tauchbasis gibt es einen Schacht, in dem das Wasser steht. Das ist die Brutstätte für Gelsen – vollkommen unnötig, auf dieser wasserarmen Insel wäre es ein Leichtes vollständig ohne die Plagegeister auszukommen. Ein Netz über den Schacht und alles wäre erledigt. Oder wenigstens Moskitonetze an den Fenstern. Selbst einfache und billige Lösungen werden einfach nicht umgesetzt, obwohl man mit wenig Aufwand allen künftigen Gästen ruhige Nächte ermöglichen könnte. Da in der Nacht der Generator abgeschaltet wird, gibt es auch keinen Strom für Gelsenstecker.
Das mit dem Strom und dem Wasser ist überhaupt so eine Sache. Ersteren gibt es nur in der Früh und am Abend und somit ist sonst Pause für alle elektrischen Geräte. Die Küche kocht mit Gas und irgendwie funktioniert das alles eh ganz gut. Auch Wasser hatten wir genug, es wird mit einem Tankschiff auf die Insel gebracht und man bittet uns sparsam zu sein. Die Dusche ist aber okay und der Komfort aus meiner Sicht vollkommen ausreichend.
Regenwasser aufzufangen und zu nützen ist ihnen noch nicht eingefallen – obwohl es durchaus immer wieder regnet.

Weil wir pro Tag nur eine Ausfahrt mit dem Tauchboot machen, sind die Nachmittage frei für Erholung, das eh selten mögliche Nichtstun oder einen Spaziergang auf der Insel. Ich nütze die Gelegenheit jeden Nachmittag und erkunde das zwölf Kilometer lange Zirje, auf dem es genau eine Asphaltstraße gibt. Sie führt von Nord nach Süd und ist in sehr gutem Zustand, wohl auch weil sie selten befahren wird.

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Bild: Die Asphaltstraße

Sie führt über Hügel und durch kleine Täler, in denen Oliven und Wein angebaut werden. Es wirkt alles nicht sehr engagiert, die Weinstöcke sind in schlechtem Zustand und auch die Olivenhaine wirken eher vernachlässigt bzw. es sieht so aus, als ob sie gerade mal für den Eigenbedarf da wären. Es gibt eine Handvoll winziger Ortschaften, die bis auf eine (nämlich Zirje selbst) an der Küste liegen. Die meisten Menschen dürften vom Tourismus leben und es gibt eine größere Anzahl an Privathäusern, die Kroaten gehören, die am Festland leben. Es sind klassische Wochenendhäuser und sie wirken die meiste Zeit unbewohnt und sind es wohl auch.
Eine Besonderheit der Insel besteht darin, dass die meisten Autos dort keine Nummerntafeln haben. Sie werden vom Festland auf die Insel gebracht und tun dann noch einige Zeit ihren Dienst. Wenn sie kaputt sind, holt man die nächsten alten Kisten vom Festland. Die Wracks bleiben dann irgendwo stehen, so wie viele andere Dinge, die als Zivilisationsmüll auf der Insel verrotten, weil niemand das Geld bezahlen will um sie ans Festland zu entsorgen.

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Bild: Ein alter Zastava

Kroatien ist katholisch und so gibt es auch hier da und dort kleine Kirchen und Kapellen. Die meisten alten Gebäude sind aus den Steinen gebaut, die man auf der Insel zur Verfügung hat. Nur die modernen Ferienhäuser der wohlhabenderen Kroaten sind großteils aus modernen Materialien gebaut (Stahl, Beton).

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Bild: kleine Kirche

Zur Insel kommt man nur mit dem Boot, die Fahrt von Tribunj dauert ca. 100 Minuten. In den Buchten der kleinen Dörfer liegen die ebenfalls kleinen Boote, eine kleine Fähre gibt es auch, die nach Sibenik fährt.

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Bild: kleine Boote in einer Bucht

Die Zeit scheint auf Zirje teilweise stillzustehen und es hängt überall ein Echo der Vergangenheit in der Luft. Die alte Lebensform als Fischer und Hirte ist Geschichte und ich habe keine einzige Ziege und auch kein Schaf irgendwo gesehen. Hie und da fährt noch ein alter Fischer mit seinem Boot hinaus, aber auch das ist selten und ich hatte das Gefühl, dass die Zeit doch über Zirje hinweggerauscht ist. Zurück bleiben alte Menschen, die ihre letzten Olivenhaine bewirtschaften.

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Bild: verrottendes altes Fischerboot

Und dann gibt es da noch die Mauern. Laut unserem Tauchguide Marin sind daran die Österreicher Schuld, die vor langer Zeit einen Landkataster erstellt und dafür das Land vermessen haben. Danach gab es „meins“ und „deins“ und um das darstellen zu können, begann man Mauern zu bauen. Am folgenden Bild sieht man diesen Irrsinn, den es nicht nur hier auf dieser Insel gibt:

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Bild aus Google Earth: Mauern

Die Mauern hatten früher einen Sinn, da sie kleine Weidegründe absteckten und den Bauern ihr Stück Land zuwiesen. Es muss ein ungeheurer Aufwand gewesen sein all diese Mauern zu bauen. Heute wirken sie wie Relikte aus der Vergangenheit und sind es wohl auch. Da sie aus den Steinen der Inseln sind, verrotten sie nicht und werden wohl noch in Jahrhunderten zu sehen sein. Sie sind aber auch das Symbol einer verkehrten Entwicklung, denn das Mauerndenken hat sich tief in die kroatische Seele hineingefressen, wie auch Marin richtig erkannt hat. Der Eigentumsbegriff wird hier pervertiert, was gut an den vielen Häusern zu erkennen ist, die von den Kroaten hier gebaut werden. Am folgenden Bild sieht man so ein Haus, das irgendwo ganz allein auf einem Hügel steht. Rundherum sind nur Büsche und Mauern, aber der Erbauer hat großen Wert auf Zäune, Gittertore und andere Abgrenzungen gelegt – und nicht nur er, das machen hier alle:

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Bild: eingezäuntes Haus

Auch der Autoabstellplatz wirkt skurril, denn rundherum gibt es jede Menge freien Platz, der überhaupt nicht gebraucht wird. Aber vielleicht gehört er ja jemand anderem. Noch skurriler wird es, wenn man die frisch erschlossenen Grundstücke ansieht. Bevor irgendetwas geschieht, wird zuerst einmal eine große Mauer rundherum gebaut, wie auf folgendem Bild gut zu erkennen ist:

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Bild: Mauer

Wer will hier wohnen bzw. leben? Offensichtlich nicht mehr viele, denn die Insel hat weder Wasser noch Strom, der hier ausschließlich aus Dieselgeneratoren und ein wenig Solarstrom erzeugt wird. Es fehlt das Geld für eine Lösung für die ganze Insel und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sich das so bald ändern wird. So wird jeder für sich weitermachen mit seiner Individuallösung und auf der Insel wird sich außer wachsenden Müll- und Schrottbergen wohl nichts ändern.

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Bild: Hier gibt es Land zu kaufen

Einer meiner Ausflüge führte mich auf einen Hügel, der bis vor einiger Zeit militärisch genutzt wurde. Im WK2 waren hier die Deutschen stationiert und einige Kilometer weiter auf der Insel Vis (früher „Lissa“) waren die Alliierten. Es gibt eine Bunkeranlage und man sieht noch gut die Befestigungen der Geschütze, die es hier aber schon länger nicht mehr gibt. Die gesamte Anlage ist aufgegeben und wird nur noch von Touristen besucht.

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Bild: Ausblicksturm

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Bild: Befestigung der Geschütze

Der Marsch auf den Hügel ist aber vor allem wegen des großartigen Ausblicks lohnend. Richtung Norden sieht man die südlichsten Kornateninseln (dort wäre das Tauchen genial, aber sie sind für unser Boot zu weit weg und wir hatten auch nicht die Spezialgenehmigungen, die man dafür braucht).

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Bild: Kornaten

Der Blick Richtung Südosten zeigt unsere Bucht mit ein paar Segelbooten:

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Bild: Die Bucht von Tratinska

Nun zum Tauchen. Ich war vorher noch nie auf oder bei Zirje und kannte die Spots somit nicht. Der Nachteil an den langsamen Tauchbooten besteht darin, dass die Reichweite sehr gering ist – zu einer kleinen Insel nicht weit weg fährt man gleich einmal eine Stunde oder zwei. Damit ist die Anzahl der betauchbaren Plätze natürlich eingeschränkt und viel mehr als 3-4 Tage zahlen sich auch nicht aus.
Wir hatten am Mittwoch einen Checkdive und dann am Do, Fr, Sa jeweils zwei Tauchgänge, die beide am Vormittag bzw. zu Mittag erledigt wurden. Am Donnerstag gab es zwei leichte Tauchgänge in einer Nachbarbucht, über die wenig zu sagen ist, außer dass es erstaunlich wenige Fische gibt. Das bin ich von Kroatien doch anders gewohnt, denn das Meer ist immer noch sehr sauber und wird meines Wissens nach auch nicht extrem befischt – aber vielleicht hat sich das geändert. So ein kleiner Schwarm wie am folgenden Bild war nur selten zu sehen:

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Bild: Schwarm an einer Steilwand

Bei einem Tauchgang konnten wir auch eine Amphore entdecken. Es blieb aber unklar, wie alt sie sein kann. Es gibt in Kroatien noch einige antike Amphorenfelder, etwa bei der Insel Vis, wo sie aufgrund des ehemaligen militärischen Sperrgebiets nicht geplündert wurden.
Der mangelnde Bewuchs deutet allerdings darauf hin, dass diese Amphore einen anderen Ursprung hat:

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Bild: Amphore

Generell waren wir ein wenig enttäuscht vom nur mäßig reichen Unterwasserleben. Einige Highlights gab es dann aber doch, etwa dieser Feuerwurm, der öfter zu sehen war. Auffällig war auch die hohe Anzahl an verschiedenen Seesternen und Seeigeln.

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Bild: Feuerwurm

DAS Highlight schlechthin ist dort jedoch der Stuka-Bomber (Eine Junkers JU 87) aus dem zweiten Weltkrieg. Er wurde erst im Herbst 2014 bei einem Apnoe-Lehrgang entdeckt und ist daher noch in gutem Zustand. Er ist genauer gesagt in hervorragendem Zustand, denn er liegt flach im Wasser auf ca. 30 Meter Tiefe und dürfte seinerzeit angeblich von der jugoslawischen Luftabwehr abgeschossen worden sein und ist dann abgestürzt.
Wie das genau passiert ist, kann nicht mehr rekonstruiert werden, aber ich schätze, er ist am Wasser aufgekommen, dann hat es den Motor abgerissen – er liegt einige Meter vom Flugzeug entfernt. Die Piloten konnten wahrscheinlich noch aussteigen, weil die Kabinendächer offen sind. Dann ist der Bomber auf den Meeresgrund gesunken und lag dort ca. 75 Jahre.

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Bild: Stuka-Bomber

Es gibt übrigens laut einem Tauchguide nur mehr drei Stück, eines davon in London, eines in Chicago und eines jetzt eben in Kroatien. Ich schätze, dass davon in ein paar Jahren nicht mehr viel übrig sein wird, wenn bestimmte Leute anfangen Teile zu demontieren. Wir wurden auch gebeten, dass wir uns nicht auf den Sitz setzen, denn wenn das jeder macht, ist bald alles kaputt.
Am folgenden Bild sieht man den Motor, ein 12-Zylinder (Jumo 211 mit bis zu 1.500 PS), bei dem aber scheinbar der Zylinderkopf abmontiert oder abgerissen wurde. Es ist trotzdem erstaunlich, wie gut die Teile noch in Schuss sind – das gilt für das gesamte Flugzeug. Damals zu Beginn des Krieges verwendete man in der deutschen Rüstungsindustrie scheinbar exzellente Materialien. Die Alu-Bleche der Flügel sind nahezu unbeschädigt und auch die Stahlteile sind nach immerhin 75 Jahren noch enorm gut erhalten.

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Bild: Motor

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Bild: Guido vor der tw. eingedrückten Kabine.

Am folgenden Bild sieht man den Sitz des Piloten samt dem Steuerknüppel. Sogar diverse Anzeigeinstrumente sind vollständig erhalten, das ganze Flugzeug ist nur wenig bewachsen.

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Bild: Pilotensitz

Der Schütze saß nach hinten gerichtet und bediente ein Maschinengewehr, das durch die runde Öffnung ragte. Es dürfte abmontiert worden sein.

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Bild: Heck der Stuka-Kabine

Heute wirft der Bomber keine Bomben mehr ab, sondern dient Fischen als Wohnstätte, wie etwa diesem Drachenkopf:

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Foto: Drachenkopf

Die weiteren Tauchgänge blieben auch unspektakulär, bei einem alten Leuchtturm waren wir jedoch bei einer sehr interessanten Steilwand, die schon an die Kornaten erinnert: guter Bewuchs, viele kleine Höhlen mit Sandboden, in denen man hin und wieder Hummer oder Langusten sieht.

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Bild: Steilwand, tw. mit roten Gorgonien bewachsen.

Am Sonntag in der Früh ging es wieder zurück nach Wien. Es war ein schöner Urlaub, erholsam, mit gutem Essen und ein paar interessanten Tauchgängen. Mein einziger Urlaub heuer.

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Bild: Rückfahrt nach Tribunj

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Bild: Abendstimmung in Dalmatien

Die jungen Männer

Die geneigten Leserinnen und Leser mögen sich auf einen längeren Artikel einstellen, da ich die Problematik von mehreren Seiten beleuchten muss, in guter philosophisch-kritischer Tradition.
Dies ist kein wissenschaftlicher Artikel, sondern ein Weblog-Beitrag und soll auch als solcher verstanden werden: als Anreiz zu diskutieren und sich seine eigene Meinung zu bilden.

Die Ideen dazu habe ich schon seit Jahren, bekam aber erst durch einen Artikel den Fokus darauf. Ein weiterer Auslöser war eine Diskussion mit meinem lieben Freund Allan, der meinte, der Islam per se sei eine echte Bedrohung für unsere Kultur – ein bisschen übertrieben könnte man sagen: In ein paar Jahren gibt es keine Kirchen mehr, sondern nur mehr Moscheen und wir werden alle gezwungen zum Islam zu konvertieren.

Ich habe da so meine Zweifel und war eher instinktiv der Meinung, dass da etwas ganz anderes dahinter steckt. Und dann kam der Artikel, der vieles, wenn auch nicht alles recht brauchbar zusammenfasst. Hier ist der Link dazu:

http://www.nzz.ch/articleeo5x7-1.76650

Zusätzlich habe ich den Artikel (er ist eigentlich ein Interview) ans Ende dieses Beitrags gehängt (u.a. weil ich nicht weiß, wie lange der Artikel online bleibt) und empfehle, nach dem akademischen Prinzip (zuerst lesen, dann mitreden) vorzugehen und ihn jetzt gleich zu lesen (also einfach runterscrollen bis zur Überschrift).
Für alle, die das nicht gleich lesen wollen, hier eine Zusammenfassung:

Heinsohns These zu Krieg und Gewalt

Sind in einer Gesellschaft mehr als 30 Prozent aller Männer zwischen 15 und 29 Jahre alt, so kommt es mit grosser Wahrscheinlichkeit zu Gewalt, in Form von Bandenkriminalität, Revolutionen, Bürgerkriegen, Genoziden oder Eroberungskriegen. So lautet die These des deutschen Völkermordforschers Gunnar Heinsohn. «Youth Bulge» nennt er das Phänomen. Das englische Wort bulge steht für die entsprechende Beule in der Bevölkerungspyramide.
Heinsohn wendet die These auch historisch an: Europas Mütter hätten zwischen 1500 und 1914 so viele Söhne gehabt wie heute die Mütter Afrikas. Deshalb hätten sich die Europäer neben ihren Kriegen daheim auch noch gewalttätig 90 Prozent der Erde geholt. Ein Youth Bulge sei auch die Ursache gewesen für die Phase der Diktaturen und Guerillas in Lateinamerika. Die überschüssigen Söhne hätten sich damals weggetötet – als Guerilleros für die Freiheit oder Soldaten für das Gesetz. Und zur Situation in den islamischen Ländern sagt Heinsohn: «Seit 1950 haben Mütter in islamischen Ländern drei bis vier Söhne, die oft als Islamisten für einen noch reineren Glauben vorwiegend andere Muslime töten, aber – wie zuvor die Europäer – auch Imperien aufbauen wollen.»

Grob zusammengefasst enthält der Artikel folgende These: Der Islam ist nur ein Vehikel zur Radikalisierung junger Männer. Sie sind das eigentliche Problem, wenn sie in zu großer Zahl auftreten – egal wo, wann und warum.

Zu Beginn möchte ich meinen eigenen Zugang darstellen. Er setzt sich aus einer Vielzahl von Beobachtungen zusammen, die ich in den letzten Jahren beruflich und privat gemacht habe.

1.) Die Betriebsübergabe von Familienunternehmen
Ein Betrieb wurde aufgebaut und es kommt der Zeitpunkt der Übergabe. Drei Söhne und zwei Töchter sind vorhanden, alle haben das gleiche Recht auf ein Erbe. Wenn es neben dem Betrieb noch entsprechend viel Vermögen gibt, ist eine Einigung meistens möglich. Wenn dies nicht der Fall ist, müsste der (unteilbare) Betrieb verkauft und der (teilbare) Erlös aufgeteilt werden. Dann ist aber die bisherige Ernährungsgrundlage fort.
Töchter kann man oft noch verheiraten, Söhne bleiben da, außer man kann für sie eine Alternative finden, bei der sie nichts erben. Früher hat man sie z.B. in ein Kloster geschickt oder eben in den Krieg.
Auf dieses Problem stoße ich immer wieder und es hat schon oft zum Scheitern der Betriebsübergabe geführt.

2.) Die Grundwidersprüche
Es gibt für uns Menschen vier Grundwidersprüche, die nicht auflösbar sind und unser Leben beeinflussen: männlich-weiblich, Eines-Vieles, Leben-Tod und alt-jung.
Alle vier spielen in unserem Thema eine Rolle: Es geht um junge Männer, die im Gegensatz zu Frauen ein spezielles Problem darstellen, es geht um Individuum versus Gemeinschaft, denn die jungen Männer sind nur ein Problem, wenn sie in einer Vielzahl auftreten, und es geht auch fast immer um die Existenz, also um den Grundwiderspruch zwischen Leben und Tod.
Vor allem aber geht es um das Thema alt – jung. Als ich vor vielen Jahren in Niederösterreich am Begräbnis eines Onkels war, konnte ich zwei Schilder entdecken, die links und rechts vom Friedhofseingang angebracht waren. Auf einem stand geschrieben „Ihr seid, was wir waren“ und am anderen „Wir sind, was ihr werdet.“
Mich haben diese Sprüche berührt und zum Nachdenken gebracht. Das Junge und das Alte können nicht miteinander, sie sind einander in ewiger Feindschaft zugetan. Die Jungen beneiden die Alten für das, was sie haben (Geld, Macht, Recht, Erfahrung) und die Alten können den Gedanken schwer ertragen, dass den Jungen die Zukunft gehört. Dieser Widerspruch ist aus meiner Wahrnehmung umso stärker, je patriarchaler eine Gesellschaft ist. Mit anderen Worten: Je mehr Macht alte Männer haben, desto mehr Angst gibt es vor jungen Männern.
Wenn dann die Eigentumsschere noch stark auseinander klafft, so wirkt dies noch als zusätzlicher Verstärker: Es gibt wenige, sehr reiche alte Männer und sehr viele arme, junge Männer. Wobei – das stimmt nicht ganz, sie sind auch reich: an Zukunft, an Potenz, an Energie und an Veränderungsbereitschaft – all das haben die alten Männer nicht mehr.
Das führt dazu, dass die alten Männer ihre Macht noch weiter absichern wollen. Am besten gelingt das, wenn sie möglichst viele junge Männer töten. Da sie das nicht selbst tun können, erschaffen sie Strukturen, um sie gegeneinander aufzuhetzen, bis sie sich gegenseitig umbringen. So ziemlich alle Kriege der letzten 10.000 Jahre haben so funktioniert. Es geht dabei oft überhaupt nur mehr darum, die jungen Männer loszuwerden. Das beste Beispiel ist die „Blutpumpe von Verdun“. Auf dem Schlachtfeld von Verdun starben im 1. Weltkrieg im Zeitraum von 1,5 Jahren täglich im Schnitt 1.000 junge Männer, ohne dass dies auch nur irgendeinen anderen Effekt hatte – kein Schlachtensieg, kein Land- oder Territoriumsgewinn, kein Strategievorteil für irgendeine Seite – gar nichts, absolut nichts, außer junge, tote Männer.
Irgendwo, stets hinter den Linien in Sicherheit entscheiden ausschließlich alte Männer über das Schicksal der jungen Männer – da kann ich nur schwer an Zufall glauben. Mir fällt immer der alte Löwe ein, dessen letztes Stündlein naht, wenn er den Kampf gegen einen jungen Rivalen verliert. Hier wie dort geht es um die Weibchen/Frauen.
Der alte Löwe hat nicht die Möglichkeit zu verstehen, dass er sich bereits erfolgreich fortgepflanzt hat und dass es jetzt sinnvoll wäre, einem jungen Platz zu machen. Er versucht so lange an der Macht zu bleiben, bis es nicht mehr geht. Alte Männer verhalten sich hier meistens genauso, obwohl sie die Fähigkeit hätten, diese Muster zu verstehen und ihrem Alter einen anderen Sinn zu geben.
Also versuchen sie ihre Potenz zu erhalten so lange es geht – entweder mit Viagra oder mit der von ihnen erschaffenen Ersatzpotenz, dem Geld. Damit können sie sich – vorausgesetzt, sie besitzen genug davon – jede Menge junge Frauen kaufen und sich mit diesen umgeben. Das bringt ihnen zwar keine Potenz zurück, sehr wohl jedoch gesellschaftliche Bewunderung und somit Status bzw. Macht.

3.) Die Flüchtlingskrise 2015
Im Sommer 2015 kamen ziemlich viele Menschen aus Krisengebieten in Afrika und dem Nahen Osten. Darunter waren viele Familien, der Großteil bestand jedoch aus jungen, kräftigen Männern. Die schwachen waren schon irgendwo am Weg nach Europa zugrunde gegangen oder gar nicht erst losgezogen. Die Medien erklärten sogleich die jungen Männer zur Gefahr und versuchten die Angst vor ihnen zu schüren. Das funktionierte hervorragend, ein Freund erzählte mir etwa, dass er Angst hätte mit seinen Kindern auf die Straße zu gehen. Wir reden hier nicht von den Slums in Sao Paolo, sondern vom friedlichen Aumannplatz in Wien Währing. Und er hatte auch keine Angst vor jungen Männern auf ebendiesem Aumannplatz (die gab und gibt es da nämlich gar nicht), sondern vor denen, die angeblich zu Silvester in Köln Frauen begrapscht hatten. Er hatte also Angst vor etwas, was angeblich 1.000 Kilometer weit weg stattgefunden hatte. Später stellte sich übrigens heraus, dass das meiste davon frei erfunden war.
Das spielt für ihn aber keine Rolle, er fürchtet sich seit über einem Jahr vor diesen jungen Männern, die irgendwann kommen könnten. Er ist selbst ein sportlicher, kräftiger Riese von über zwei Metern, beruflich erfolgreich und abgesichert und kein Flüchtling wird ihm voraussichtlich jemals irgend einen Nachteil bringen oder Schaden zufügen. Die Angst ist also komplett irreal und doch hat er sie. Vielleicht erwachen hier archaische Muster, die seit Jahrzehntausenden in uns schlummern – das ist meines Wissens noch nicht wirklich erforscht.

4.) Die realen Ereignisse
Sämtliche Attentäter und Amokläufer sind ohne Ausnahme junge Männer oder zumindest solche im besten Alter (damit ist übrigens das beste Alter zur Fortpflanzung gemeint). Meist sind sie jedoch zwischen 17 und 35. Das lässt sich nicht leugnen und muss einen Grund haben. Übrigens werden auch sie von alten Männern in den Tod geschickt, meines Wissens auch hier ohne Ausnahme.
Diese Fakten sind bekannt und auch wenn sich die Frage der Fortpflanzung bei diesen Männern nicht mehr stellt, so eignen sie sich bestens als Angstverstärker. Plötzlich erscheint jeder junge Mann mit arabischem Aussehen wie ein potenzieller Attentäter. Diese Angst schleicht sich sehr subtil ein und ich kann hier sogar ein eigenes Erlebnis beisteuern. Als ich letztes Jahr eine Nacht lang in einer Erstaufnahmestelle in einem Pavillon der Baumgartner Höhe aushalf, gab es auch dort einige junge Männer. Einer davon fiel mir besonders auf, ein hagerer Typ mit finsterem Gesicht. Ich versuchte zu ihm besonders freundlich zu sein, doch er wirkte misstrauisch und abweisend.
Mein Gedanke war plötzlich: Was will der überhaupt hier? Alle wollen ihm helfen und er schaut finster drein. Und vor allem: Sind seine Ziele so finster wie sein Gehabe?
Ich werde nie erfahren, was in ihm vorgegangen ist, all diese Flüchtlinge wollten nur möglichst schnell nach Deutschland weiterreisen, aber in mir blieben zwei mulmige Gefühle zurück: eines ihn betreffend und ein zweites mich selbst betreffend: Wie konnte ich so schnell der Propaganda anheim fallen? Wie muss es erst Menschen gehen, die in einer viel engeren Welt als der meinen leben? Die wenig Bildung und noch weniger interkulturelle Erfahrungen haben. Die in einer xenophoben Umgebung leben und vielleicht selbst Existenzängste haben, etwa durch Armut und Arbeitslosigkeit.
Dass diese Menschen für die Demagogen leichte Beute sind, ist nicht schwer zu verstehen.

5.) Der Umgang mit den jungen Männern
Derzeit werden sie als Asylwerber in Lagern interniert und dürfen nicht arbeiten und sich auch nicht weiterbilden. Meiner Meinung nach ist das einer der schwersten Fehler, den wir derzeit begehen. Man zwingt diese jungen Männer dazu den ganzen Tag lang herumzusitzen und nichts zu tun. Sie sind aber jung, kräftig, voller Energie und halten das nicht lange durch. Zumindest ein Teil von ihnen bricht aus dieser Gefangenschaft aus und dann kommt es zu genau den Szenen, vor denen die Menschen Angst haben, nämlich zu kriminellen Taten aller Art. Wahrscheinlich ließe sich deren Zahl sogar ausrechnen, wenn sich jemand die Mühe antun würde.
Wer also in Österreich Angst und Sorge schüren will, etwa um seine eigenen Ziele durchzusetzen, braucht nur dafür sorgen, dass viele junge Männer auf engem Raum zum Nichtstun gezwungen werden und braucht dann nur darauf warten, bis das Pulverfass explodiert.
Diese jungen Männer sind irgendwann nach einigen Wochen oder Monaten der Internierung für jeden Strohhalm dankbar, der sich ihnen bietet. Dies kann nun ein guter oder ein schlechter sein und genau hier liegt das Problem.
Wir dürfen nicht vergessen, dass sie nahezu alle eine schlimme Zeit hinter sich haben. Entweder mussten sie Krieg, Elend und Terror oder Hunger und Repressalien erdulden, viele flohen vor Bomben, andere vor der völligen Perspektivenlosigkeit, die Heinsohn in seinem Artikel beschreibt und die viele Millionen junger Männer in den bevölkerungsreichen Staaten Afrikas betrifft. Das ist wahrscheinlich das größte Pulverfass, das es derzeit auf dieser Welt gibt.
Dazu kommt noch, dass sie aus ihren Kulturen herausgerissen wurden und mit der Kultur des neuen Landes wenig anfangen können. Viele haben einen geringen Bildungsgrad und sehr viele von ihnen sind in muslimischem Glauben aufgewachsen. Ich möchte einmal behaupten, dass die meisten dieser jungen Männer daheim mit ihrer Religion nicht sehr viel mehr anfangen konnten als es die jungen Männer bei uns können.
Wenn aber jetzt in dieser aussichtslosen Situation jemand kommt und ein Heilsversprechen abgibt, wenn er ihnen geistigen Halt und eine Perspektive bietet, dann ist der Schritt, den sie gehen müssen, möglicherweise nur ein ganz kleiner.
Dies kann nun a.) ein islamischer Hassprediger sein oder b.) eine Patenfamilie. Diese Wahl haben wir und derzeit sieht es nicht aus, als ob unsere Politik die Variante b.) unterstützen würde.

Zum Artikel von Gunnar Heinsohn:

Was Heinsohn in seinen Ausführungen nicht anspricht ist die Frage, was mit den vielen jungen Frauen passiert, die es bei starker Geburtenrate natürlich auch gibt – nämlich genauso viele wie junge Männer.
In vielen Gesellschaften wurde das in der Vergangenheit so geregelt, dass Mädchen verschiedene Karrieremöglichkeiten hatten: als Sklavin, Magd oder in einem Harem. All das setzt natürlich voraus, dass es die dafür notwendigen Ressourcen gibt. Alle drei „Berufe“ sind einkommensfrei, der Patriarch brauchte also die Arbeitskraft nur mit Kost und Logis vergelten und das war meist ökonomisch möglich.
In manchen Gesellschaften wurden die Mädchen auch einfach getötet, unauffällig gleich nach der Geburt, weil sie dort als „Schande“ galten, schließlich wollte der Vater einen gesunden Sohn und Mädchen waren teuer, weil man sie zuerst großziehen und dann mit großem Aufwand verheiraten musste. Diese Überbleibsel dieses kulturellen Drucks merken wir heute auch bei uns noch (wenngleich auch selten), wenn sich Paare ein ganz bestimmtes Geschlecht wünschen und bitter enttäuscht sind, wenn das nicht funktioniert („Jetzt haben wir schon drei Mädchen und hätten total gerne noch einen Buben“- oder umgekehrt.).

DER LÖSUNGSANSATZ

Genau genommen gibt es keine triviale Lösung, außer der, die Heinsohn vorschlägt: Lasst sie sich einfach umbringen, das Problem löst sich von selbst. Das war in Zeiten nicht vorhandener Mobilität möglich, wird aber in Zukunft nicht mehr funktionieren. So lange es Menschen gibt, die mit Motorbooten gutes Geld verdienen können, werden Kriege und deren Folgen zu uns kommen, zumindest nach Europa, die USA ist hier wesentlich besser geschützt. Wir werden daher fast die gesamte Migration aus Afrika abbekommen und einen Großteil des Nahen Ostens.
In vergangenen Jahrhunderten kannten die Menschen dort Europa gar nicht und hatten auch keinerlei Möglichkeit dorthin zu gelangen. Jetzt gibt es Internet, Fernsehen, Handy, LKWs und Motorboote. Und deswegen werden sie kommen, einfach weil es möglich ist. Menschen sind Fluchtwesen, sie hauen ab, wenn es brenzlig wird. Und die ersten, die abhauen, sind die jungen Männer – wer sonst?
Die Menschen sind seit ihrer Entstehung migriert und haben schon vor 500.000 Jahren fast die ganze Welt erobert – warum soll es plötzlich anders sein? Das dürfte als archaisches Gesellschaftsmuster ganz tief in uns stecken.
Es ist jetzt egal, welche Lösungen wir hier für die Flüchtlinge finden – wenn zu viele nachkommen, dann funktioniert es irgendwann nicht mehr, und zwar nicht wegen des Islam, sondern weil die fehlende Logistik und die dann noch mehr aufgeheizte Stimmung gute Lösungen verhindern werden.

Somit ergeben sich logische notwendige Schritte:

a.) Stopp der Ausbeutung
Speziell die afrikanischen Länder werden von Europa derzeit immer stärker ausgebeutet. Wir nehmen ihnen ohne Gegenleistung die Rohstoffe weg und zwingen sie für uns Produkte zu erzeugen – es ist schlimmer als im Kolonialismus, weil zu dieser Zeit wurde dort wenigstens Infrastruktur aufgebaut, die den Menschen zumindest teilweise zugute kam.
Heute drücken wir Freihandelsabkommen durch, die ihnen jede Entwicklungsmöglichkeit nehmen. Dabei nehmen wir ihnen die Rohstoffe weg und verwenden dann ihre Länder als Exportmärkte für unseren Müll. Dass auch Indien und China das so machen, entschuldigt gar nichts von dem, was wir als EU tun.
Wir müssten mit dieser Politik radikal aufhören und die afrikanischen Länder schlicht und einfach in Ruhe lassen bzw. Handel auf Augenhöhe treiben. Derzeit fördern wir dort nur die korrupten Eliten und holen uns was möglich ist. Österreich zahlt meines Wissen nach immer noch Budgethilfe, das ist die finanzielle Unterstützung korrupter afrikanischer Regime ohne jede Kontrolle, was mit dem Geld geschieht.

b.) Weltweite Waffenexportregelung
Derzeit verdienen vor allem die USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien und Deutschland hervorragend am Waffenexport in Krisenregionen. Das ist ein unglaublich lukratives Geschäft, denn im Gegensatz zu friedlichen Regionen werden die Waffen dort schnell verbraucht und es besteht somit ständige Nachfrage.
Auch Österreich mischt hier fleißig mit. Hier ein Link dazu:

https://netzfrauen.org/2016/07/04/die-maerkte-des-todes-handel-mit-henkern-milliarden-ruestungsdeal-mit-saudi-arabien-und-katar-2

Das größte Problem sind hier die USA und China, weil die verdienen nicht nur am meisten, sondern haben auch keinerlei Interesse damit aufzuhören, da sie von den Folgen nicht direkt betroffen sind.
Würde man der Argumentation von Heinsohn folgen, dann wäre diese Politik sogar logisch: je mehr Waffen man ihnen schickt, desto schneller werden sie sich gegenseitig umgebracht haben und das Problem ist gelöst. Ich persönlich glaube nicht, dass diese Rechnung aufgeht, denn die dazu notwendige Abschottung Europas wird nicht funktionieren. Mir ist dabei ein kurzer Ausschnitt aus einem Interview mit einem Westafrikaner in guter Erinnerung, der vor weit über zehn Jahren gesagt hat, dass er uns viel Glück beim Bau einer zigtausend Kilometer langen Mauer rund um Europa wünscht, dass uns diese aber auch nichts nützen würde. Die sonst noch denkbare Alternative (systematisches Bombardement aller Flüchtlingsboote) würde uns wohl endgültig in die Barbarei zurückwerfen, und zwar genau dorthin, wo wir derzeit den Islam so gerne vermuten.

c.) Aufnahme der Flüchtlinge
In einer durchökonomisierten Welt, in der die Politik weltweit von der Wirtschaft gesteuert wird, ist jeder Flüchtling ein Wirtschaftsflüchtling – so einfach ist das. Wir werden wohl keine Alternative haben, als die Menschen, die zu uns kommen, ordentlich aufzunehmen. Platz haben wir in Europa genug, ganze Landstriche sind schon halb entvölkert, ich denke dabei nicht nur an Thüringen oder Sachsen-Anhalt, sondern auch an das Waldviertel.
Je besser wir ihnen Perspektiven und Lebensmöglichkeiten geben, desto eher werden sie friedlich bleiben und wahrscheinlich sogar zu unserem Wohlstand beitragen. Wer ein sinnerfülltes Leben führt, braucht keine radikale Religion.

DER ARTIKEL AUS DER NZZ:

«Wo es zu viele junge Männer gibt, wird getötet»

Nicht Religionen oder Hunger sind die Ursachen für Kriege. Zu Gewalt komme es dort, wo es einen Überschuss an jungen Männern gebe, sagt der Völkermordforscher Gunnar Heinsohn. So gesehen bleiben die islamischen Länder auch ohne Islam noch einige Zeit brandgefährlich.

Interview 19.11.2006, 09:01 Uhr

NZZ am Sonntag: Sie haben eine Art Weltformel der Geschichte entwickelt. «Youth Bulge» heisst die Theorie, die Sie auch zur Analyse der Gegenwart benutzen. Wie lautet sie?

Gunnar Heinsohn: Ich habe den Versuch einer Weltformel aufgegriffen, die der Franzose Gaston Bouthoul 1970 vorgelegt hat. Ich habe sie weiterentwickelt und an über 70 Ländern empirisch überprüft. Das Resultat: Immer dort, wo Mütter über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte im Schnitt 6 bis 8 Kinder haben, also 3 bis 4 Söhne, da wird es brenzlig. Nur ein, höchstens zwei Söhne können mit gesellschaftlichen Positionen versorgt werden. Die überschüssigen dritten und vierten Brüder, ehrgeizig und im besten Kampfesalter, emigrieren – oder holen sich ihre Position mit Gewalt. Wo es zu viele junge Männer gibt, wird getötet. Das führt zu Kriminalität, zu Bürgerkriegen, zu Genoziden an Minderheiten, Revolutionen, internationalen Kriegen oder Kolonisierungen. So lange, bis der Überschuss an Jünglingen weggetötet ist und die Geburtenzahl sinkt.

Wieso heisst die Theorie Youth Bulge?

Wenn von allen Männern einer Gesellschaft mindestens 30 Prozent der Altersgruppe zwischen 15 und 29 Jahren oder mindestens 20 Prozent der Altersgruppe von 15 bis 25 Jahren angehören, dann ist das ein Youth Bulge. Bulge bedeutet auf Englisch Ausbuchtung, gemeint ist die Beule in der Bevölkerungspyramide. Europa wies von 1500 an vier Jahrhunderte lang fortwährend einen Youth Bulge auf. Nachdem die Pest die Bevölkerung dramatisch reduziert hatte, wurde in Europa demographisch aufgerüstet. Die beginnende Hexenverfolgung rottete Hebammen und so das meiste Wissen über Verhütung aus. Die Geburtenrate stieg von 2 bis 3 Kindern pro Frau im Mittelalter auf konstant 7 bis 8 Kinder.

Mit welchen Folgen?

Europas Geschichte wurde ungemein blutig. Der Sohnesüberschuss erklärt, wieso jährlich in den Krieg gezogen wurde, wieso es ohne Unterlass zu Bürgerkriegen, Revolutionen, Ausrottungen kam und wieso Europa in dieser Zeit die Welt eroberte und christlich motiviert in 400 Jahren 90 Prozent der Erde ausmordete und unterwarf. In Spanien wurden Kolonisatoren sogar «secundones» genannt, Zweitgeborene. Gemeint waren auch dritte oder vierte überschüssige Brüder, die in Südamerika Gemetzel und Genozid veranstalteten. Die Schweiz wiederum exportierte überschüssige Söhne als Söldner nach halb Europa.

Und was tun die Töchter?

Überzählige Töchter haben sich erstmals im 20. Jahrhundert an Gewalt beteiligt. Als Lateinamerika seine Phase von Diktaturen und Guerillas durchlief, von 1950 bis 2000, und so seinen Youth Bulge abtrug, da haben zum ersten Mal auch Mädchen als Guerilleras mitgetötet. Quantifiziert man ihren Tötungsanteil, so betrug der aber nicht mehr als 5 Prozent. Das deckt sich etwa mit dem Frauenanteil an den wegen Tötungen verurteilten Häftlingen in den Gefängnissen.

Friedensforscher sehen die Ursache von Krieg eher in Hunger und Elend.

Das wäre schön, weil wir dann mit Sättigung eine Lösung hätten. Aber die von einem Youth Bulge befeuerte Gewalt hat nichts mit Hunger zu tun. Im Gegenteil: Wer sich an Tötungen beteiligt, ist meist gut genährt. Um Brot wird gebettelt, um gesellschaftliche Positionen wird geschossen.

Es geht also bloss um Testosteron?

Überschüssiges Testosteron hat auch der einzige Sohn, wenn er in die Pubertät kommt, die Eltern verachtet und mit dem Vater streitet. Und Wettbewerb gibt es auch in vergreisenden Ländern wie in Deutschland oder der Schweiz, um den besseren Job, den besseren Gedanken, das schönere Bild – aber: Er wird unblutig ausgetragen. Neben Testosteron und Konkurrenz braucht es für einen gewalttätigen Youth Bulge zusätzlich die Situation, dass es für zehn junge Männer nur eine Position gibt. Auch sexuelle Frustration kann eine Rolle spielen, wenn es in der betreffenden Gesellschaft Sex nur als Fortpflanzungsakt in der Ehe zu haben gibt, für eine Eheschliessung aber zuerst eine gesellschaftliche Position errungen werden muss.

Und irgendwelche Ideen sind Ihrer Ansicht nach für politische Bewegungen und Konflikte völlig irrelevant?

Zunächst kommen junge Männer in Bewegung, es treibt sie mächtig voran. Sie wollen an Positionen ran, und das geht nur, wenn andere weggeschafft werden. Im Zweifelsfall mit Töten. Das macht ihnen Angst. Denn es sind junge Leute mit einem normalen moralischen Gerüst. Die wissen, was gut und was böse ist. Sie brauchen für ihr Tun – unbewusst – eine Idee, einen Vorwand, im Englischen pretext genannt. Und passende Texte und Ideen finden sich immer. Sei es die Bibel, der Koran, sei es Marx. Ideologien und Religionen lösen das Problem, weil sie sagen: Du tötest nicht, du richtest. Da ist etwas Böses, Ungläubiges, das ausgetilgt werden muss. Und die jungen Männer töten für ein frommes Land, für ein gerechtes Land, für ein grosses Land.

Islamismus, Sozialismus – das ist, marxistisch gesprochen, der Überbau? Die alles gestaltende Triebkraft ist die demographische Situation?

So ist es. Eine passende Idee für die Gewalt junger Männer hat sich noch immer gefunden. Auch die Bibel taugt dazu. Als die Spanier damals für Gold, Ruhm und Evangelium nach Südamerika gingen, hielten sie dem Inka-Führer Atahualpa die Bibel hin und sagten: Das ist das Wort Gottes, nimm es an, sonst stehst du im Krieg mit dem Hause Habsburg. Er horcht am Buch und schmeisst es in den Staub, worauf 180 Spanier ziemlich selbstmörderisch 5000 Inkas niedermetzeln. Ja glauben Sie denn, wenn Atahualpa übergetreten wäre zum Katholizismus, wären die Spanier mit seligem Lächeln über die Bekehrung nach Hause gesegelt?

Und heute sind es nicht Bibel-, sondern Koran-Schändungen, die als Anlass für Youth-Bulge-motivierte Gewalt und Tötungen dienen?

Hier ist die Parallele sehr auffällig. Als damals über Koran-Schändungen berichtet wurde, hat ja die gesamte westliche Presse sofort gesagt: Wenn ein heiliges Buch so geschändet wird, dann müssen die im Irak und in Afghanistan natürlich nochmals verschärft Attentate und Morde begehen, das ist ja selbstverständlich. Es wird einfach nicht erkannt, dass der Islamismus nur Vorwand ist.

Sie glauben also, der heutige Nahe Osten wäre auch ohne Öl, ohne Islam und ohne koloniale Vergangenheit eine unruhige Gegend?

Natürlich. Usama bin Ladin erwähnt ja neuerdings nur noch die Jugend Allahs. Er hat auch mitgekriegt, dass die Muslime sich von 1,5 Millionen auf 1,5 Milliarden verzehnfacht haben – innerhalb von 100 Jahren. In der islamischen Welt gab es etwa um 1950 herum durchschnittlich 6 bis 8 Kinder pro Frau. Das heisst, 3 bis 4 Söhne pro Frau. Wenn die 1950 geboren worden sind, sind sie 1970 zwanzig Jahre alt. In diesem Zeitraum, zwischen 1970 und 1990, da beginnen in diesen Ländern die grossen internen Unruhen, da beginnt das Töten in den islamischen Ländern. Libanon zeigt dies geradezu klassisch: Da gibt es zwischen 1975 und 1990 einen Bürgerkrieg mit 150 000 Toten in einem Land mit 3 Millionen Einwohnern. Klar existieren dort rund sechs verschiedene Religionsgruppen, welche die Jungmännerwut noch zusätzlich zugespitzt haben. Aber die gab es vorher, und die gibt es nachher. Wieso kommt das Töten 1990 an ein Ende? Die hohen Sohneszahlen gingen zurück. Die Geburtenrate ist von fast 6 auf heute 1,95 Kinder pro Frau gesunken. Es ist kein Personal mehr da zum Toben und Kriegen.

In den palästinensischen Gebieten ist dagegen das Personal weiterhin da?

Der palästinensische Youth Bulge ist einer der heftigsten überhaupt. Aus einem Sondergrund: Alle Palästinenser, die in Lagern wohnen, sind Flüchtlinge. Und alle ihre Kinder, die dort geboren werden, ein erstes oder ein zehntes, sind automatisch auch Flüchtlinge und werden vom Flüchtlingswerk der Weltgemeinschaft gefüttert, ausgebildet und medizinisch versorgt. Aber was der Westen bei seiner freundlichen Haltung nicht bedenkt: Dass er zwar die Entbindungskliniken bezahlt, aber keine Strukturen besorgen kann, wo die jungen Männer unterkommen können. Das heisst, es stehen dort junge Männer bereit, gut gebildet und genährt, die in einer aussichtslosen Lage sind. Der interne Konflikt blieb bis jetzt relativ unblutig, weil das Gewaltpotenzial zwar gegen Israel gelenkt werden kann, Israel aber nicht wahllos draufschlägt, sondern einigermassen gezielt. Mit dem Rückzug Israels aus dem Gazastreifen gibt es bereits Anzeichen, dass die Gewalt sich künftig vermehrt intern in einem Bürgerkrieg unter Palästinensern entladen könnte.

Kann ein Youth Bulge nicht einfach auch unblutig absorbiert werden, etwa wenn durch Wirtschaftswachstum genügend neue Positionen entstehen?

Meist geht es umgekehrt. Die wirtschaftliche Entwicklung führt zu einem Rückgang der Geburtenrate. Es gibt kein effektiveres Verhütungsmittel als die Verlohnarbeiterung – der Männer, aber auch der Frauen.

Sie sprechen kommende Woche vor britischen Militärspitzen zu den strategischen Herausforderungen bis 2020. Was werden Sie ihnen sagen?

In den islamischen Ländern gibt es heute 300 Millionen Söhne, die unter 15 sind. Die sind alle schon geboren, das ist keine Prognose. Die werden in den nächsten 15 Jahren 15 bis 30 Jahre alt. Von denen werden im besten Fall 100 Millionen zu Hause unterkommen. 200 Millionen bilden aber ein Gewaltpotenzial. Höchstwahrscheinlich in den Ländern selbst, eventuell aber auch international. Das ist die Lage in den nächsten 15 Jahren. Danach wird sich die Lage entspannen.

Wenn die Geburtenrate sinkt.

Natürlich, dafür gibt es Anzeichen. Ein säkularer Trend hat die Geburtenrate auch in einigen islamischen Ländern gedrückt. In Tunesien etwa. Oder in Algerien, wo die Rate von 7 auf 2 Kinder pro Frau gesunken ist – übrigens ein Grund dafür, wieso der Youth-Bulge-befeuerte Bürgerkrieg in Algerien zwischen Islamisten und Militärregierung zu Ende ging. Auch in Iran ist die Geburtenrate von 7 auf 2 gesunken. Im Irak noch nicht. Da liegt sie bei 5, in Afghanistan bei 7, in Pakistan bei knapp 5 Kindern pro Frau. Diese Länder bleiben neben Jemen und Saudiarabien vorderhand die heissen Gebiete.

Was raten Sie den britischen Generälen denn konkret?

Sich ja nicht einzumischen, wenn irgendwo ein Youth-Bulge-Konflikt abgeht. Das tut der Westen ja bereits. In Darfur etwa, wo viele meinen, es laufe ein Rassenkrieg, Schwarz gegen Arabisch. Die Trennungen in Rassen und Religionen sind jedoch Vorwand. Auch aus Liberia und Sierra Leone hat man sich eisern rausgehalten. In einem Youth-Bulge-Konflikt können die Guten von heute schnell die Bösen von morgen sein. Man müsste zur Beruhigung der Lage dauerhaft sehr viele Soldaten hinstellen – und die hat der Westen nicht. Er hat pro Familie maximal einen Sohn, und den kann er überhaupt nicht, nicht eine Sekunde, entbehren. Wenn der stirbt, hat er keinen mehr. Aber die Dritte Welt erwartet, dass die Erste Welt ihren einzigen Sohn schickt, um dort dritte und vierte Brüder vom Töten abzuhalten. Eine kühne Forderung.

Das klingt ziemlich zynisch.

Das klingt nicht nur zynisch. Es ist sogar gefährlich, weil die Menschheit seit 1948 ein internationales Gesetz gegen Völkermord kennt, das jede einzelne Nation verpflichtet, einen Völkermord zu verhindern. Ein Abseitsstehen ist streng genommen sogar eine Rechtsverletzung. Deshalb werden Genozide lieber als Bürgerkriege bezeichnet und laut, aber folgenlos verurteilt.

Im Irak und in Afghanistan ist der Westen einmarschiert. Es sollten auch Staaten repariert und Demokratien errichtet werden. Bis heute sieht es danach aus, als ob das scheitern würde. Warum?

Man hatte die schöne Politik des runden Tisches vor Augen, so wie in der Ukraine, in Georgien oder in andern osteuropäischen Ländern. Dort gab es ermutigende Fortschritte, und man dachte: Mensch, wir brauchen nur einen deutschen Philosophen wie Habermas mit seiner Dialog-Theorie, dann geht das. Es lag aber nicht an Habermas und auch nicht an der Mentalität oder der Klugheit der Osteuropäer. Es lag daran, dass dies implodierende und vergreisende Völker sind. Jeder, der dort an den runden Tisch kam, der hatte später auch einen Spitzenjob im Land. Im Irak oder in Afghanistan kämpfen aber schon fünf junge Männer darum, überhaupt am runden Tisch zu sitzen. Hat sich ein Youth Bulge aber einmal abgebaut, dann kommt die Demokratie fast wie von selbst. Das hat man gut in Lateinamerika gesehen, nachdem sich Marxisten und Faschisten gegenseitig dezimiert hatten und die Geburtenrate wieder gesunken war.

Wie sieht es denn in Europa aus? Ist Europa derzeit nur so friedlich, weil es so wenige junge Männer gibt?

Wenn wir uns in Deutschland vermehrt hätten wie die Palästinenser im Gazastreifen, gäbe es heute 550 Millionen Deutsche. Und es wären 80 Millionen Jünglinge zwischen 15 und 30 Jahren. Glauben Sie denn, die 80 Millionen jungen deutschen Männer wären zehnmal so pazifistisch wie die 7 Millionen, die wir heute haben? Oder würden die nicht viel eher in Prag und Danzig und Breslau Bomben werfen und – ähnlich wie die Palästinenser – sagen: Das ist doch unser Gebiet, das hat man uns weggenommen wegen historischer Ereignisse, für die wir nichts können?

Dann haben Sie also keine Angst vor deutschen Neonazis?

Nein, gar nicht. Die sorgen zwar für Schlagzeilen auf der ganzen Welt. Aber das liegt daran, dass man den alten Faschismus schon nicht verstanden hat. Man meinte, der sei durch böse Gedanken entstanden. Obwohl es der letzte deutsche Youth Bulge von 1900 bis 1914 war, der die Ereignisse auf den Strassen der Weimarer Republik befeuerte. Heute gibt es in Deutschland etwa 7000 aktive Neonazis und 270 000 Mann bei der Polizei, da kann nicht mehr viel passieren.

Sie haben den letzten deutschen Youth Bulge von 1900 bis 1914 erwähnt. Gab es denn nicht noch später einen Youth Bulge, der die 1968 ausgelöst hat?

Natürlich waren es 1968 auch junge Männer, die auf Positionen vorrücken wollten. Und ein kleines bisschen wurde auch getötet, etwa bei den Baader-Meinhof-Leuten. Aber es war ein Babyboom, nur ein ganz kleiner Youth Bulge. Die zornigen jungen Männer von 1968 haben schnell gemerkt, dass es für alle genügend akzeptable Positionen im gesellschaftlichen Geflecht gibt. Sie haben das Kämpfen eingestellt – und das Töten erst recht.

Ende

Gunnar Heinsohn, 63, promovierte mit Bestnote sowohl in Soziologie und Wirtschaftswissenschaften. 1984 wurde er für eine Professur auf Lebenszeit an die Universität Bremen berufen, wo er 1993 mit dem Raphael-Lemkin-Institut für Xenophobie- und Genozidforschung die vergleichende Völkermordforschung in Europa etablierte. Heinsohn beschäftigt sich mit Theorie und Geschichte der Zivilisation, in neuerer Zeit vor allem mit dem Phänomen des Youth Bulge. Der Franzose Gaston Bouthoul (1970), der Amerikaner Jack Goldstone (1991) und der Deutsche Hartmut Diessenbacher (1998) waren Pioniere dieser Denkrichtung. Heinsohn hat sie mit reichem empirischem Material weiterentwickelt.
Gunnar Heinsohns Buch «Söhne und Weltmacht» (bei Orell Füssli) von 2003 gewinnt an Schuss. Es hat jüngst in sechs Wochen vier neue Auflagen erfahren. Heinsohns Auftritt vom Oktober in der TV-Sendung «Das philosophische Quartett» mit Peter Sloterdijk dürfte da mitgeholfen haben. (tis.)